Chuch'e-Ideologie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Koreanische Schreibweise | |
---|---|
Hangeul: | 주체사상 |
Hanja: | 主體思想 |
Revidiert: | Juche sasang |
McCune-R.: | Chuch'e sasang |
Die Chuch'e-Ideologie (auch Juche-Ideologie, von koreanisch: Chuch'e – „Selbstständigkeit“, „Autarkie“, sprich „Dschutsche“) ist eine Ideologie, die vom verstorbenen Präsidenten der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik (KDVR/Nordkorea) Kim Il-sung entwickelt wurde. Chuch'e ersetzte 1977 den Marxismus als Weltanschauung in der Verfassung der KDVR und gilt auch noch nach dem Tod Kim Il-sungs 1994 weiterhin als offizielle Weltanschauung der KDVR.
Die Chuch'e-Ideologie wird von ihren Anhängern als Ausrichtung des Marxismus-Leninismus verstanden. Sie wurde in den 1940ern – während der Revolution durch die Arbeiterpartei in Nordkorea – entwickelt. Kernpunkte der Ideologie sind, dass die Interessen der eigenen Nation über denen der internationalen kommunistischen Bewegung stehen würden, und dass ein „Arbeiterführer“ die Gesellschaft transformieren müsse. Zwar ist der Mensch Subjekt in der Chuch'e-Ideologie, doch es wird auch bedingungslose Loyalität gefordert. Der klassische Marxismus-Leninsmus sei in seinen „historischen Grenzen“ gefangen, die Chuch'e-Ideologie jedoch ewig. Während man im klassischen Marxismus-Leninismus nach einer klassenlosen, kommunistischen Gesellschaft strebt, fordert die Chuch'e-Ideologie nur eine „Freundschaft zwischen den Klassen“ (Anlehnung an das Kastensystem) und einen Sozialismus, der sich ewig weiterentwickelt.
Als weiteren Unterschied zum klassischen Marxismus-Leninismus betonen Chuch'e-Anhänger die Einbeziehung der Intellektuellen. So zeigt das Emblem der Koreanischen Arbeiterpartei Hammer, Sichel und Pinsel: den Hammer für die Arbeiter, die Sichel für die Bauern und den Pinsel für die Intellektuellen. Hierbei ist allerdings zu betonen, dass dieses Konzept keine "Erfindung" aus Nordkorea ist. Auch andere kommunistische Strömungen wandten sich an die Intellektuellen, was teilweise auch in den verschiedenen Symbolen jener Parteien und Bewegungen zum Ausdruck kommt.
Neun Jahre nach Kim Il-sungs Tod wurde in Nordkorea offiziell der Chuch'e-Kalender eingeführt. Er unterscheidet sich vom Gregorianischen Kalender durch die Jahreszählung, die mit dem Geburtsjahr Kims beginnt. So gilt seitdem das Jahr 1912 als „Chuch'e 1“.
Außerhalb der KDVR hat die Chuch'e-Ideologie kaum Bedeutung. Sie wird durch das Internationale Institut für Juche-Ideologie (IIJI), vertreten. In Deutschland gibt es drei Gruppen des „Freundeskreises der Juche-Ideologie in der Kommunistischen Partei Deutschlands“. Auch der rechtsradikale Kampfbund Deutscher Sozialisten bekennt sich im Rahmen seiner Querfrontstrategie zu dieser Ideologie.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
Colin Mackerras: The Juche idea and the thought of Kim Il Sung. In: Colin Mackerras, Nick Knight: Marxism in Asia (London, Croom Helm 1985; ISBN 0312518528), S. 151–175. (Colin Mackerras verbrachte Anfang der 1980er Jahre sechs Wochen in der DVRK.)
Alfred Pfabigan: Schlaflos in Pjöngjang. Vom gescheiterten Versuch, einen skeptischen Europäer zu einem Mitglied der Großen Roten Familie zu machen (Wien, Verlag Christian Brandstätter 1986; ISBN 3854472048; Alfred Pfabigan, Professor für Philosophie an der Universität Wien, reiste im Sommer 1982 auf Einladung des Pjöngjanger Chuch'e-Instituts nach Nordkorea)
[Bearbeiten] Weblinks
- The International Institute of the Juche Idea
- Kim Il-sung: Über die Beseitigung des Dogmatismus und des Formalismus sowie über die Herstellung des Juche in der ideologischen Arbeit (1955, auf Deutsch veröffentlicht 1971; PDF)