Claudio Abbado
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Claudio Abbado (* 26. Juni 1933 in Mailand) ist ein italienischer Dirigent.
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[Bearbeiten] Künstlerischer Werdegang
Abbado wurde als Sohn des Geigers Michelangelo Abbado (* 22. September 1900; † 24. September 1979) geboren. Früh erhielt er musikalischen Unterricht beim Vater. 1955 ging er zum Studium der Fächer Dirigieren und Komposition ans Mailänder Konservatorium, 1957 beendete er seine Dirigentenausbildung bei Hans Swarowsky in Wien. 1958 gewann er den Kussewitzky-Preis für Dirigenten in Tanglewood, erhielt einen Lehrauftrag für Kammermusik am Konservatorium in Parma und leitete in Triest seine erste Opernaufführung (Die Liebe zu den drei Orangen von Sergej Prokofjew).
1961 gab er sein Debüt an der Mailänder Scala im Rahmen der Festwochen zum 300. Geburtstag Alessandro Scarlattis. 1963 gewann Abbado den ersten Preis beim Mitropoulos-Wettbewerb (New York), zum Preis gehört eine fünfmonatige Assistenzzeit beim Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker Leonard Bernstein. 1965 war er auf Einladung Herbert von Karajans Gastdirigent der Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen. 1966 dirigierte er erstmals die Berliner Philharmoniker. 1968 eröffnet er die Opernsaison der Mailänder Scala, dirigierte seine ersten Opernproduktionen bei den Salzburger Festspielen (Il barbiere di Siviglia von Gioachino Rossini, Regie Jean-Pierre Ponnelle) und an der Covent Garden Opera in London (Don Carlos von Verdi).
Von 1968 bis 1986 war er Musikdirektor der Mailänder Scala, von 1979 bis 1988 leitete er überdies das London Symphony Orchestra. 1984 dirigierte Abbado erstmals an der Wiener Staatsoper (Simon Boccanegra von Giuseppe Verdi, Regie Giorgio Strehler). 1986 wechselte Abbado als Musikdirektor zur Staatsoper (bis 1991) und bekleidete ab 1987 außerdem den Titel des Generalmusikdirektors der Stadt Wien.
Im Jahr 1989 wurde er zum Dirigenten der Berliner Philharmoniker gewählt. Dabei wurde erstmals eine geheime Wahl unter den Musikern des Orchesters durchgeführt. Die Arbeit mit den Berliner Philharmonikern wurde neben seiner Tätigkeit für die Salzburger Osterfestspiele zu Abbados zentraler Aufgabe in den neunziger Jahren. Im Jahr 2002 verabschiedete er sich aus diesem Amt.
[Bearbeiten] Künstlerische Bedeutung
Im Laufe der Jahre rief er zahlreiche Festivals und Wettbewerbe für den musikalischen Nachwuchs ins Leben. Unter anderem schuf er 1978 das Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft, 1988 das Festival Wien Modern sowie 1991 den Wiener Kompositionswettbewerb. Das von ihm gegründete Gustav-Mahler-Jugendorchester sowie das Chamber Orchestra of Europe unterstützte er als Künstlerischer Leiter und Dirigent. Weitere von Claudio Abbado gegründete Orchester sind das Mahler Chamber Orchestra (hervorgegangen aus dem Gustav-Mahler-Jugendorchester) und als letztes das in Bologna gegründete Orchestra Mozart.
Im Opernrepertoire werden besonders seine Interpretationen von Werken Rossinis, Verdis und Mussorgskys geschätzt, außerdem von Kompositionen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Janacek, Debussy, Strauss, Ravel, Berg). In seinen Orchesterkonzerten zählen die Werke von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johannes Brahms und Gustav Mahler zu seinen Schwerpunkten, außerdem Musik des 20. Jahrhunderts. Intensiv hat er sich für die Kompositionen seines Freundes Luigi Nono eingesetzt. Einen wichtigen Teil der Arbeit Abbados stellt die Einspielung von Schallplatten dar. Bereits 1967 entstanden seine ersten Aufnahmen für die Deutsche Grammophon. Er spielte u. a. Gesamtaufnahmen der sinfonischen Werke von Beethoven, Brahms, Mahler, Mendelssohn, Schubert und Ravel ein und nahm mehr als zwanzig Opern auf.
[Bearbeiten] Ehrungen und Auszeichnungen
Für sein Werk erhielt Abbado zahlreiche Auszeichnungen. Er ist Träger des italienischen Gran Croce. Vom französischen Kultusminister erhielt er das Kreuz der Ehrenlegion, vom Regierenden Bürgermeister Berlins das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 2004 die Ernst-Reuter-Plakette. Die Wiener Philharmoniker verliehen ihm bereits 1973 den Ehrenring und 1980 die Goldene Nicolai-Medaille; 1985 erhielt er ebenda die Goldmedaille der Internationalen Gustav-Mahler-Gesellschaft für seine Verdienste um die Musik Gustav Mahlers, 1994 den renommierten Ernst von Siemens Musikpreis, 2003 das Praemium Imperiale. Er hat Ehrendoktorate der Universitäten von Aberdeen, Ferrara und Cambridge und ist Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und der Wiener Konzerthausgesellschaft. Im Sommer 2005 bekam er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Luzern verliehen, da er an der Gestaltung des dortigen Kongresszentrums beteiligt war und 2003 das Lucerne Festival Orchestra wieder ins Leben gerufen hatte. Mit diesem Orchester verbindet Abbado noch bis 2010 ein Vertrag als Leiter.
[Bearbeiten] Literatur
- Cordula Groth: Das Berliner Philharmonische Orchester mit Claudio Abbado. Berlin: Nicolai, 1994.
- Frithjof Hager: Claudio Abbado: Die anderen in der Stille hören. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2000. ISBN 3-518-39662-5
- Musik über Berlin. Claudio Abbado im Gespräch mit Lidia Bramani. 2. Aufl. Frankfurt/M.: Dielmann, 2002. ISBN 3-929232-82-0
- Ulrich Eckhardt (Hrsg.): Claudio Abbado. Dirigent. Berlin: Nicolai, 2003.
- Annemarie Kleinert: Berliner Philharmoniker von Karajan bis Rattle, pp. 1--189, Jaron Verlag, Berlin, 2005; Paperback ISBN 3-89773-131-2 (online lesbar: hier)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Claudio Abbado im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie und Diskografie bei KlassikAkzente (Universal Music)
Personendaten | |
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NAME | Abbado, Claudio |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Dirigent |
GEBURTSDATUM | 26. Juni 1933 |
GEBURTSORT | Mailand |