Diener
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Ein Diener (auch Hausdiener oder Kammerdiener, beim Adel oft Leibdiener, bei Monarchen auch Kammerhusar) ist im herkömmlichen Sinne ein Mitglied des Hausgesindes, also ein abhängig Arbeitender, der für seinen Arbeitgeber oder Dienstherrn bestimmte häusliche Pflichten erfüllt, die dieser nicht ausüben kann bzw. möchte.
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[Bearbeiten] Kennzeichnung
Dazu gehören üblicherweise das Vorlegen, Reinigen und Bügeln der Kleidung, Rasur, Frisur, Maniküre, der Einkauf sowie diverse Botengänge; teilweise auch das Putzen, Waschen und Kochen. Manchmal führten Diener auch den Haushalt ihres Herren (als „Wirtschafter“) oder waren als Kämmerer, als Kammerherren oder Kammerdiener beschäftigt – alles Tätigkeiten, die von in der gesellschaftlichen Rangordnung höherstehenden Menschen als „nicht standesgemäß“ eingestuft wurden.
Der Arbeitstag eines Dieners dauerte üblicherweise 17 oder mehr Stunden. Frei hatte er einen halben Tag pro Woche, zumeist am Sonntag Nachmittag.
Seit den Zeiten der ersten Früh- und Hochkulturen hat es Hausdiener gegeben, die in der Regel im Abhängigkeitsverhältnis der Sklaverei untergeordnet waren, allerdings auch den sozialen Aufstieg als Freigelassene erlangen konnten.
Ein gewisses Vertrautheits- oder Vertrauensverhältnis und die Einhaltung zeremonieller, höfischer Etikette haben dabei stets eine große Rolle gespielt. Für Hausdiener, die direkten Kontakt mit ihrer Herrschaft hatten, waren Eigenschaften wie Höflichkeit, Treue, Aufrichtigkeit, Diskretion und Unterwürfigkeit wichtig. An manchen Kaiser- oder Königshöfen waren die Kammerherren oder Kammerdiener diejenigen, die direkten Zugang zu ihrem Herrn hatten und die das Privatleben des Herrschers bis ins kleinste Detail kannten. Seit der Neuzeit weitgehend in ein Lohnverhältnis umgewandelt, änderte sich an den Aspekten des Dienstverhältnisses nicht mehr viel zum Positiven. Das Sprichwort „der Diener seines Herrn“ beschreibt immer noch die zum Teil sklavische Verbundenheit bzw. das Unterwürfigkeitsgepräge des Verhältnisses.
In der Opera buffa (etwa Leporello in Don Giovanni oder Figaro in Die Hochzeit des Figaro und Der Barbier von Sevilla) oder der italienischen Komödie (etwa Carlo Goldonis Der Diener zweier Herren) spielen die Diener häufig den komischen, karikierenden Gegenpart zu ihren Herren. Im Theater stellt er als bevormundender Butler die Verhältnisse auf den Kopf.
[Bearbeiten] Übertragene Bedeutung
Als Diener (einen Diener machen) wird auch die veraltete männliche Höflichkeitsform einer tiefen Verbeugung bezeichnet, die heute nur bei großen Rangunterschieden noch vorkommt (etwa - angedeutet - als Zeichen hoher Ehrerbietung oder - stärker - bei kleinen Jungen gegenüber Erwachsenen). Ihr entspricht bei Mädchen der Knicks.
Ein „Stummer Diener“ ist ein Möbelstück in Form eines kleinen Gestells im Schlaf- oder Ankleidezimmer, auf dem man ein Jackett oder einen kompletten Anzug hängen kann, ohne dass die Bügelform verloren geht.
Diener! wird als gesprochene Grußformel im Itzgründischen verwendet.
[Bearbeiten] Verwandte Themen
[Bearbeiten] Literatur
- Thorsten Heese: Von Mohren und Menschen. Der afrikanische Diener der Äbtissin Johanna Charlotte. In: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 1997, S. 67-78
- Dorothea Klenke: Herr und Diener in der französischen Komödie des 17. und 18. Jahrhunderts. Eine ideologiekritische Studie. Lang, Frankfurt u. a. 1992, ISBN 3-631-44456-7
- Heinrich XXVIII. Prinz Reuß zu Köstritz: Der korrekte Diener. Handbuch für Herrschaften und deren Diener. Parey, Berlin 1900 (Volltext bei Wikisource)