Edward Marsh
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Sir Edward 'Eddie' Howard Marsh (* 18. November 1872 in London; † 13. Januar 1953; Pseudonym Edward Moore) war ein britischer Staatsbeamter, Übersetzer, Herausgeber, Schriftsteller und Kunstförderer.
[Bearbeiten] Biografie
Sir Edward Marsh wurde als Edward Howard Marsh am 18. November 1872 als Sohn von Frederick Howard Marsh und Jane Marsh (geborene Perceval) in London geboren. Sein Vater war ein renommierter Chirug und Dozent am Downing College (Cambridge), seine Mutter eine Enkeltochter von Spencer Perceval, jenem britischen Premier, der 1812 in der Lobby des Unterhauses ermordet worden war, und außerdem Gründerin des Alexanderklink für Kinder mit Hüfterkrankungen (Alexander Hospital for Children with Hip Disease).
March besuchte die Westminster School und Trinity College der Universität Cambridge. Nach seiner Ausbildung ging Marsh in den Staatsdienst. Seit 1896 arbeitete er als Beamter des gehobenen Dienstes (2nd Class Clerk) tätig wurde. Von 1900 bis 1903 fungierte er als ein untergeordneter Sekretär von Joseph Chamberlain, von 1903 bis 1905/06 von Alfred Lyttelton. 1905 wurde er zum Beamten des höheren Dienstes erhoben (1st Class Clerk).
1905 engagierte der junge Unterhausabgeordnete Winston Churchill, der nach dem Rücktritt der Regierung von Arthur James Balfour und der Übertragung der Regierungsverantwortung an die Liberale Partei unter Henry Campbell-Bannerman, vom designierten Premierminister Bannerman für das Amt des Unterstaatssekretärs für die Kolonien vorgesehen war, Marsh als seinen Privatsekretär. Da Marsh, seiner homosexuellen Neigungen wegen, bekannt war, standen viele Leute aus Churchills persönlichem Umfeld, wie dessen Mutter Jennie Churchill, dieser Entscheidung kritisch gegenüber.
Er sekundierte Churchill, mit Unterbrechungen (1915-1917 und 1922-1924), als dessen Privatsekretär, von 1905/06 bis 1929 bis zu dessen scheinbar endgültigen Ausscheiden aus der britischen Regierung. Als persönlicher Staatssekretär des Regierungsmitglieds Churchill begleitete Marsh diesen, über Amtswechsel hinweg, in jedes von ihm geleitete Ministerium während dessen Amtszeiten als: Unterstaatssekretär für die Kolonien (1906-1908), als Handelsminister (1908-1910), Innenminister (1910-1911), Marineminister (1911-1915), Kanzler des Herzogtums Lancaster (1915), Munitionsminister (1917-1919), Kriegs- und Luftfahrtsminister (1919-1921), Kolonialminister (1922) und Schatzkanzler (1924-1929). Zu jenen Zeiten, als Churchill keine offiziellen Staatsämter innehatte, arbeitete Marsh, der als Staatsangestellter nur im Dienst von staatlichen Einrichtungen und staatlichen Amtsträgern, nicht aber von Privatpersonen und Oppositionspolitikern, stehen durfte, dementsprechend in anderen Funktionen innerhalb des Staatsapparates. So agierte er als Hilfs-Privatsekretär von Premierminister Asquith (1915-16), als Privatsekretär des Kolonialministers, dem Herzog von Devonshire (1922-1924), des Ministers für die Dominons J.H. Thomas (1929-1936) und dessen Nachfolgers Malcolm MacDonald (1936-1937). Seine Arbeit bestand in der Begleitung Churchills auf Reisen, Oberverwaltung und -koordination von dessen persönlichem Büro, Durchsicht und Exzerpierung von Zeitungsartikeln zur zeitsparenden Vorlage bei seinem Chef und ähnlichen traditionellen administrativen Funktionen.
Nach seiner Pensionierung bekleidete Marsh die Ämter des Kurators der Tate Gallery (1937 bis 1944), des Vizepräsidenten der „Königlichen literarischen Gesellschaft“ (1943; Royal Society of Literature) und des Vorsitzenden der „Gesellschaft für Zeitgenössische Kunst“ (1937-1952; Chairman of the Contemporary Art Society). Marsh starb am 13. Januar 1953.
[Bearbeiten] Wirken als Übersetzer, Herausgeber, Lektor und Schriftsteller
Als Übersetzer veröffentlichte March unter anderem englische Übertragungen der Fabeln von Jean de Lafontaine (1933; aus dem Französischen), der Oden des Horaz (1941; aus dem Lateinischen). Als Schriftsteller verfasste er seine persönlichen Erinnerungen an „Rupert Brooke“ (1918), sowie den Memoirenband „A Number of People“ (1938), in dem er Denkwürdigkeiten zu beachtenswerten Personen der politischen wie literarischen Sphäre berichtet, mit denen er im Laufe seines Lebens zu tun hatte.
Zwischen 1912 und 1922 editierte Marsh, der als ein maßgeblicher Förderer der Georgianischen Schule der Dichtkunst („Georgian School of Poets“) gilt, fünf einflussreiche Anthologie-Bände mit zeitgenössischer lyrischer Dichtkunst unter dem schlichten und selbstzeugnishaften Titel „Georgian Poetry“, darunter auch die Werke seines engen Freundes Rupert Brooke, der das Projekt angeregt hatte. Weiterer Beiträger dieses Werkes waren Harold Monro, James Flecker, Walter de la Mare und D. H. Lawrence. 1917 folgten ihnen Siegfried Sassoon, Robert Graves und Robert Nichols nach. Außerdem verwaltete Marsh, nach dessen Tod im 1. Weltkrieg, Brookes literarischen Nachlass und veröffentlichte auch dessen „Collective Poems“ , die gesammelten Werke (1918). Für seinen Vorgesetzten Winston Churchill besorgte Marsh nebenbei die lektorenmäßige Durchsicht von dessen literarischen Werken in Hinsicht auf Grammatik, Rechtschreibung, Interpunktion, Stil, Doppelungen u.ä.. Außerdem überlieferte Marsh zahlreiche von Churchills berühmten Bonmots und Kalauern.
[Bearbeiten] Marsh als Kunstsammler und -förderer
Auf Anregung seines Freund Neville Lytton entwickelte Marsh ein reges Interesse an moderner Kunst und wurde in der Folge einer der bedeutendsten privaten Kunstsammler Großbritanniens. Mit Hilfe von Robert Ross, dem Besitzer der Carfax Gallery, erwarb er die Horne Collection, eine Sammlung von Bleistiftzeichungen, die den Grundstock seiner Sammlung bildeten. Für zeitgenössische britische Kunst begann Marsh sich verstärkt zu interessieren nachdem er 1911 ein modernes Gemälde des Malers Duncan Grant erwarb. Seither trat er auch als Förderer von Künstlern wie Mark Gertler, Paul Nash und Stanley Spencer auf.
[Bearbeiten] Beziehung zu Brooke, Churchill, Novello und Sassoon
Im Zuge seiner Tätigkeit als Herausgeber literarischer Werke kam Marsh in engen Kontak mit verschiedenen bedeutenden Dichern des Edwardianischen, vor allem aber des Georgianischen Zeitalters, so mit dem „britischen Apollo“ Rupert Brooke und dem amerikanischen Schriftsteller Siegfried Sassoon. Brooke, mit dem er seither eng verbunden war, hatte er 1906 in Cambridge kennengelernt. Marsh war einer der frühesten Förderer von Sassoons literarischem Fortkommen. Neben seinen Kontakten zur literarischen Welt des postviktorianischen Englands pflegte der Musikliebhaber Marsh auch enge Beziehungen mit verschiedenen Künstlern der Musikszene des Londoner West Ends, so zu Lily Elsie, Godfrey Winn (den er von der Amateurbühne ins professionelle Spiel einführte) und Ivor Novello, dem er nach ihrer Bekanntschaft 1915 im „His Majesty's Theatre“ seine Räumlichkeiten für dessen Arbeit als Komponist zur Verüfgung stellte. Für Novello schrieb Marsh auch - unter dem Pseudonym Edward Moore - den Text für dessen Song „The Land of Might Have Been“ (1924). Seinem Chef Winston Churchill stand March nicht nur beruflich sondern auch privat außerordentlich nahe, so dass er auch nach ihrer beruflichen trennung ein häufiger Gast auf dessen Landsitz Chartwell und mit dem späteren Premierminister bis zu seinem Tod in intimer (aber platonischer) Freundschaft verbunden blieb.
[Bearbeiten] Charakter
Marsh wird in Briefen und Memoirenwerken, in denen Bezug auf ihn genommen wird, nahezu einvernehmlich als ein temperamentvoller, charmanter intelligenter, geistvoll-gebildeter und gewitzter, aber auch sensibler Mann beschrieben. Als sein hervorstechendstes körperliche Merkmal wird seine piepsige Stimme vermerkt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen und Ehrungen
Anlässlich seines Ausscheidens aus dem öffentlichen Dienst wurde March in Anerkennung seiner Leistungen zum Ritter geschlagen. In den Jahren nach seiner Pensionierung tat Marsh sich als Übersetzer verschiedener griechischer und römischer Klassiker sowie von Werken bedeutender französischer Autoren hervor.
[Bearbeiten] Werke und Arbeiten (chronologisch)
- Rupert Brooke, 1918 [Memoirenband].
- The Fables of Jean de la Fontaine, 1933 [Übersetzung von Jean de la Fontaine].
- A Number of People, 1938 [Memoirenband].
- The Odes of Horace, 1941 [Übersetzung nach Horaz].
- Minima, 1947 [Übersetzung].
- Dominique, 1948, [Übersetzung].
[Bearbeiten] Korrespondenz
- Hassall, Christopher (Hg.): Ambrosia and Small Beer: The Record of Correspondence between Edward Marsh and Christopher Hassall, 373 S., London 1964 (Longmans).
[Bearbeiten] Nachlass
- Titel: The Papers of Sir Edward Marsh (genannt 'Marsh Papers')
- Aufbewahrungsort (seit 1972): Churchill Archives Centre/ Churchill Archives Centre/ Churchill College/ Cambridge/ CB3 0DS/ United Kingdom
- Dokumentarische Kennung: GBR/0014/EMAR
- Umfang: Eine Archiv-Box.
- Inhalt: Photokopische Vervielfältigungen von Briefen und Dokumenten die überwiegend in Zusammenhang mit Winston Churchill stehen.
- Zeitraum: Die Dokumente behandeln überwiegend die Jahre 1900-1962.
[Bearbeiten] Bibliographien
- C. Hassall: Edward Marsh, patron of the arts, 1959.
[Bearbeiten] Literatur
- Eddie Marsh - Sketches for a Composite Literary Portrait, 1953.
- Hassall, Christopher: Edward Marsh, 1959.
Personendaten | |
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NAME | Marsh, Edward |
ALTERNATIVNAMEN | Marsh, Sir Edward Howard; Marsh, Eddie; Moore, Edward (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Staatsbeamter, Übersetzer, Herausgeber, Schriftsteller und Kunstförderer |
GEBURTSDATUM | 18. November 1872 |
GEBURTSORT | London |
STERBEDATUM | 13. Januar 1953 |