Erdschein
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Erdschein, Erdlicht oder aschgraues Mondlicht nennt man das Sonnenlicht, das von der Erde auf die von der Sonne unbeleuchteten Seite des Mondes geworfen wird. Dadurch wird dessen dunkle Seite fahl beleuchtet, was bei günstigem Wetter auch mit bloßem Auge deutlich zu erkennen ist. Am besten ist es bei schmaler Mondsichel kurz vor und kurz nach Neumond sichtbar, bei merklichem Winkelabstand zur blendenden Sonne. Aus der Zeit vor der richtigen Deutung dieser Erscheinung stammt auch die poetische Umschreibung der alte Mond in den Armen des neuen.
Bei Neumond steht der Mond ungefähr zwischen Erde und Sonne, so dass man von der Erde aus auf die Nachtseite des Mondes blickt. Ein Beobachter auf dem Mond würde zu dieser Zeit gerade auf die beleuchtete Seite der Erde blicken: Die Erde steht in diesem Moment als „Vollerde“ am Mondhimmel. Sie erscheint dort wegen ihres größeren Durchmessers und des höheren Rückstrahlungsvermögens etwa 50 Mal so hell wie der Vollmond von der Erde aus gesehen. Wenn man bedenkt, dass schon Vollmondlicht hell genug ist, um deutliche Schatten zu erzeugen, dann bekommt man eine Vorstellung davon, wie hell der Schein der Vollerde die Mondlandschaft ausleuchten muss. Mit einem Prismenfernglas erkennt man sogar Einzelheiten.
Messungen des aschgrauen Mondlichts erlauben Rückschlüsse auf Veränderungen der Erdalbedo, die zum Beispiel durch veränderte Bewölkung entstehen.
Die erste korrekte Deutung des aschgrauen Mondlichts wird neben Leonardo da Vinci (Codex Leicester, zwischen 1506 und 1510) mitunter auch Jahrzehnte später Michael Mästlin zugeschrieben. Früher glaubten manche Beobachter, dass der Mond selbst etwas Licht ausstrahlt; andere meinten, er sei transparent und es schummere ein wenig Sonnenlicht hindurch.