Fadenspiel
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Das Fadenspiel (im deutschsprachigen Raum auch Hexenspiel, Abnehmen oder Abhebespiel genannt) ist ein Geschicklichkeitsspiel für eine oder mehrere Personen. Dabei werden mit einer geschlossenen Kordel Figuren, die sich aus der Natur ableiten, geknüpft.
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[Bearbeiten] Ursprung
Das Spiel besitzt keinen eindeutig nachvollziehbaren Ursprung (wie zum Beispiel Tangram). Es wird bei Naturvölkern auf allen Kontinenten gespielt: Nordamerikanische Indianer, Eskimos, Papuas, usw. erzielen dabei auch die gleichen Figuren. Einführung in die 'zivilisierte' westliche Welt erhielt es unter anderem durch den Anthropologen Franz Boas.
[Bearbeiten] Bedeutung
Die Fadenspiele haben sowohl die Aufgabe der Vorbereitung auf den geschickten Umgang mit Nähzeug oder den zur Jagd benötigten Harpunenleinen, als auch zum Teil eine rituelle Bedeutung. Die Mädchen der Chugacheskimos spielen es vorzugsweise im Herbst, weil man glaubt, damit die Strahlen der Herbstsonne einweben zu können und den Winterbeginn hinauszuzögern. Die Entstehung der Geflechtfiguren wird oft durch Reime oder Lieder begleitet, in denen Geschichten, Märchen und Legenden erzählt werden.
[Bearbeiten] Die Kordel
Als Kordel kommen Tiersehnen, Menschenhaare, Naturfasern usw zum Einsatz. Am praktikabelsten ist allerdings eine Nylon- oder Baumwollschnur von etwa 3 mm Durchmesser. Die Länge hängt von der Komplexität der Figuren ab, allerdings sind 2 Meter eine gute Richtzahl.
[Bearbeiten] Spielweisen
[Bearbeiten] ein Spieler
In aller Regel wird das Fadenspiel alleine gespielt. Es geht darum, durch bestimmte Techniken die Kordel so um die Finger zu legen, dass zum Schluss ein Bild entsteht. Der Alleinspieler nutzt dazu auch seine Zähne oder seine Zehen als "dritte Hand".
[Bearbeiten] zwei Spieler
Die in Europa bekannteste Form des Fadenspiels ist das 'Abnehmspiel'. Es geht darum, aus einem bestimmten Anfangsbild neue Figuren zu entwickeln, indem die Kordel vom Mitspieler abgenommen und auf die eigenen Hände aufgenommen wird.
[Bearbeiten] Anfang des Abnehmspiels
- man wickelt die Kordel einmal um jedes Handgelenk, wobei die langen Schnüre parallel bleiben müssen
- man steckt den Mittelfinger der einen Hand unter die Schnur, die vor der Handfläche der anderen verläuft, und zieht die Hände auseinander
- mit der anderen Hand verfährt man gegengleich
[Bearbeiten] das erste Abnehmen
- man steckt Daumen und Zeigefinger beider Hände von außen durch die sich kreuzenden Schnüre (wobei der Daumen auf der einen und der Zeigefinger auf der anderen Seite sein muss)
- man zieht die gekreuzten Schnüre nach außen, unter den parallelen Schnüren vorbei wieder nach oben, wobei diese mit abgehoben werden, und zieht die Hände auseinander
- jetzt sollte man ein doppeltes, eingerahmtes X sehen
[Bearbeiten] zwei und mehr Spieler
bei mehreren Spielern wird eine längere Kordel benötigt. In aller Regel handelt es sich um Webspiele.
[Bearbeiten] Figuren
Die Geflecht- oder Webfiguren tragen Namen wie
- Katzenwiege (unter diesem Figurennamen ist das Spiel auch in englischsprachigen Ländern verbreitet [Cat's cradle])
- Harpune
- Ausleger(boot)
- Maus
- Kämpfende Kopfjäger
- Hexenbesen
- Badewanne
- etc.
Navajoindianer sind sehr geschickte Fadenspieler. Ethnologen haben ihnen daher einen neuen Ausdruck gewidmet: Ist während des Fadenspiels an einem Finger eine untere Schlinge über eine obere zu bringen, sagt man: "Mach einen Navajo!"
[Bearbeiten] Weblinks
Fadenspiele und Fadenfiguren für eine Person mit Videoclips: