Großröhrsdorf
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
|
||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Regierungsbezirk: | Dresden | |
Landkreis: | Kamenz | |
Verwaltungsge- meinschaft: |
Großröhrsdorf | |
Koordinaten: | Koordinaten: 51° 9′ N, 14° 1′ O51° 9′ N, 14° 1′ O | |
Höhe: | 279 m ü. NN | |
Fläche: | 26,45 km² | |
Einwohner: | 7302 (30. Sep. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 276 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 01900 | |
Vorwahl: | 035952 | |
Kfz-Kennzeichen: | KM | |
Gemeindeschlüssel: | 14 2 92 180 | |
Stadtgliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rathausplatz 1 01900 Großröhrsdorf |
|
Webpräsenz: | ||
Bürgermeisterin: | Kerstin Ternes (parteilos) |
Großröhrsdorf ist eine Stadt im Landkreis Kamenz, Sachsen. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Großröhrsdorf.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Großröhrsdorf ist eine Stadt in Ostsachsen südlich von Pulsnitz an der Alten Poststraße, an der der Ort auf beiden Seiten der Straße etwa 4 Kilometer entlang verläuft. Die etwa 7300 Einwohner zählende Stadt an der Großen Röder verfügt zudem über die nahe gelegenen Anschlussstellen Ohorn und Pulsnitz der A 4. Die Landeshauptstadt Dresden ist etwa 20 Kilometer entfernt.
Die nächstgelegenen Ortschaften im Umkreis der Stadt sind das unmittelbar östlich anschließende Bretnig-Hauswalde, zu dem seit 2002 eine Verwaltungsgemeinschaft besteht, weiterhin der Ortsteil Kleinröhrsdorf, die Orte Leppersdorf, Lichtenberg, Ohorn, sowie die Städte Radeberg und Pulsnitz.
Der bis heute in der Form eines Waldhufendorfes bestehende Ort am Rande des Landschaftsschutzgebietes Westlausitz ist teils von landwirtschaftlich genutzten Flächen und ausgedehnten Waldgebieten umgeben, dem Niederforst nördlich des Ortes und der etwa 1500 ha großen Massenei am südlichen Ortsende. Diese besteht überwiegend aus dem alten Landeswald, der bis 1892 sächsisch-kurfürstliches Jagdgebiet war. „Massenei“ entstammt vermutlich dem mittelhochdeutschen „mastunge“, etwa dem heutigen Wort „Schweinemast“ entsprechend. Früher trieb man angeblich die Schweine der Umgebung zur Mast in den Wald.
[Bearbeiten] Geschichte
Die bereits um 1250 gegründete Ansiedlung wurde erstmals urkundlich als Kirchdorf Grozen-Rudigersdorf (nach dem Lokatornamen Rüdiger) im Jahre 1349 erwähnt. Die Wahl des Ortsnamens resultiert aus der mittelalterlichen Verfahrensweise, neue Siedlungsgründungen nach den Kolonistenführern zu benennen. Ursprünglich zur Herrschaft Pulsnitz gehörend, fiel Großröhrsdorf um etwa 1400 an das markgräfliche Amt Radeberg.
Der Dreißigjährige Krieg sowie schwere Pestepidemien forderten der Stadt und ihren Einwohnern erhebliche Belastungen ab. Allein in den Jahren 1631–1633 fielen dem Schwarzen Tod 304 Menschen zum Opfer.
In dem einstigen Bauerndorf siedelten seit dem 16. Jahrhundert kleine Gewerbebetriebe. Im Jahre 1680 führte George Hans die Bandweberei in Großröhrsdorf ein. Die Einführung dieses Industriezweiges beschleunigte den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und sollte über Jahrhunderte das prägende Gewerbe für die Region bleiben. Seit 1768 werden erste Bandfabrikanten in Pulsnitzer Gerichtsakten erwähnt.
Der Ort erlangte große Bedeutung als wichtiger Zulieferer für zahlreiche Industriezweige sogar bis über die Grenzen des Landes hinaus. Mitte des 19. Jahrhunderts war Großröhrsdorf mit 32 Bandfabriken und mehr als 1000 Bandwebstühlen eines der größten Zentren der Band- und Gurtweberei in Deutschland. 1834 zählte Großröhrsdorf bereits 2742 Einwohner. Im Zuge der Industrialisierung der Bandmacherei im Jahre 1855 wurden auch erste produktionstechnische Neuerungen eingeführt, 1857 nahm der erste mechanische Bandwebstuhl englischer Produktion seinen Betrieb auf.
Weiterhin entstanden metall- und holzverarbeitende Fabriken in der stetig wachsenden Industriegemeinde, die 1871 Anschluss an die Eisenbahnstrecke Radeberg–Kamenz erhielt. 1887 eröffnete eine Dampfbrauerei, das heutige Böhmisch Brauhaus. Am 11. Oktober 1924 wurde Großröhrsdorf das Stadtrecht verliehen.
Von 1972–1978 erfolgte die Verstaatlichung aller Bandindustriebetriebe und eine Zusammenfassung zum VEB Bandtex als Kombinat mit etwa 5000 Beschäftigten. Nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR kam auch die Bandherstellung größtenteils zum Erliegen, heute führen nur noch fünf Betriebe das traditionsreiche Gewerbe fort.
[Bearbeiten] Sehenswertes
Von Interesse ist insbesondere die barocke Stadtkirche von 1731/1736, Altar und Taufstein stammen aus dem Jahre 1745, die Bildnisse Martin Luthers und Philipp Melanchthons von 1614. Das im Jugendstil 1907/1908 errichtete Rathaus ist Ausdruck des besonders um die Jahrhundertwende industriell aufstrebenden Ortes. Zudem prägen zahlreiche, großzügig angelegte Jugendstilvillen und Herrenhäuser das Stadtbild.
In der Kulturfabrik befindet sich das Technische Museum, das einen Einblick in die umfangreiche Geschichte der Bandweberei in Großröhrsdorf gibt. Das Heimatmuseum in der Mühlstraße ist in einem Umgebindehaus von 1798 eingerichtet.
Am Rande der Massenei befindet sich das Massenei-Bad. Nach seiner Eröffnung im Jahre 1935 wurde es in den Jahren 1996 bis 1998 aufwendig saniert. Das Bad ist für seine ruhigen Lage und seiner Eingliederung in den Masseneiwald bekannt.
[Bearbeiten] Stadtwappen
Mit der Stadtrechtverleihung 1924 erhielt der Ort als Ergebnis eines Preisausschreibens das in seiner heutigen Form seit 1926 bestehende Stadtwappen. Es zeigt einen silbernen Bandwebschützen auf blauem Grund. Vor der Erlangung des Stadtrechtes führte Großröhrsdorf ein Gemeindesiegel, welches zwei gekreuzte Breitwebschützen, einen Bienenkorb und zwei Getreideähren zeigte. Sie versinnbildlichten das bestimmende Handwerk des Ortes und den Fleiß seiner Bewohner.
[Bearbeiten] Kleinröhrsdorf
Zur Stadt Großröhrsdorf gehört neben dem gleichnamigen Ort auch der 1 km südwestlich gelegene Ortsteil Kleinröhrsdorf mit etwa 900 Einwohnern. 1350 als Rudigersdorf erwähnt und 1445 zur Unterscheidung von Großröhrsdorf Cleinen bzw. Wenigen Rudigerstorf genannt. Das kleine Waldhufendorf an der Straße zwischen Leppersdorf und Wallroda wurde 1997 dem Gemeindegebiet von Großröhrsdorf angeschlossen.
Die Umfassungsmauern der kleinen Dorfkirche stammen noch aus dem 14. Jahrhundert. Der rechteckige Saalbau ist von einem ziegelgedeckten Satteldach mit achteckigem, verschiefertem Dachreiter gedeckt. Kanzel und Taufstein wurden im 16. Jahrhundert gefertigt. Die beiden sandsteinernen Epitaphe in der Vorhalle der Kirche stammen aus dem 18. Jahrhundert.
[Bearbeiten] Sonstiges
Unter den Einwohnern Großröhrsdorfs und Umgebung wird die Stadt umgangssprachlich auch als Gage bezeichnet. Eine Theorie zur Herkunft dieser Bezeichnung ist das besonders im Herbst vermehrte Auftreten von großen Krähen-Schwärmen, welche in der Region mundartlich als "Gagen" bezeichnet wurden. Dadurch wurde der Begriff Gage regional zum Synonym für Großröhrsdorf.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.grossroehrsdorf.de
- www.grossroehrsdorf.info (Bürgernetz)
- www.kleinroehrsdorf.de.vu
- Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium Großröhrsdorf
Arnsdorf | Bernsdorf | Bretnig-Hauswalde | Crostwitz | Elsterheide | Elstra | Großnaundorf | Großröhrsdorf | Haselbachtal | Kamenz | Königsbrück | Lauta | Laußnitz | Lichtenberg | Lohsa | Nebelschütz | Neukirch | Oberlichtenau | Ohorn | Ottendorf-Okrilla | Oßling | Panschwitz-Kuckau | Pulsnitz | Radeberg | Ralbitz-Rosenthal | Räckelwitz | Schwepnitz | Schönteichen | Spreetal | Steina | Wachau | Wiednitz | Wittichenau