Hörnum (Sylt)
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Nordfriesland | |
Amt: | Landschaft Sylt | |
Koordinaten: | Koordinaten: 54° 46′ N, 8° 17′ O54° 46′ N, 8° 17′ O | |
Höhe: | 4 m ü. NN | |
Fläche: | 6 km² | |
Einwohner: | 934 (30. Sep. 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 156 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 25997 | |
Vorwahl: | 04651 | |
Kfz-Kennzeichen: | NF | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 54 046 | |
Adresse der Amtsverwaltung: |
C.-P.-Hansen Allee 9 25980 Keitum |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Rolf Speth | |
Lage der Gemeinde Hörnum (Sylt) im Kreis Nordfriesland | ||
Hörnum (Sylt) (dänisch: Hørnum, friesisch: Hörnem) in Schleswig-Holstein ist eine im Kreis Nordfriesland gelegene Gemeinde. Sie liegt auf dem südlichen Nehrungshaken der Insel Sylt an deren Südspitze. Wesentliche Verwaltungsfunktionen der amtsangehörigen Gemeinde Hörnum werden durch das Amt Landschaft Sylt wahrgenommen.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Obwohl sich bereits um 1425 Fischer erstmals in der Gegend ansiedelten, erfolgte die urkundliche Erwähnung jedoch erst 1649, damals noch unter dem Namen Hornum. Die Ortsbezeichnung Hörnum kannte bereits der Chronist Muchel–Madis (* 11. November 1572 in Morsum; † 21. Januar 1651), der in seiner Chronik von einem Schiffsuntergang „1571 ... vor Hörnum" berichtete. 1648 wurde der Ort auch auf einer Karte von Johannes Mejer (1606-1674) als „Hörnum“ erwähnt. Die Südspitze der Insel blieb aber noch lange Zeit unbesiedelt, denn problematisch waren für die Besiedlung des Ortes nicht nur Sturmfluten, sondern auch die Wanderdünen, die immer wieder dazu führten, dass Häuser unter dem feinen Sand verschwanden. Erst Ende des 18. Jahrhunderts konnte dem durch gezielte Bepflanzungen der Dünen weitgehend Einhalt geboten werden.
„Auf Hörnum", wie die gesamte Südhalbinsel Sylts genannt wurde, lebten nur einige Fischer. Von 1765 bis etwa 1785 stand ein Haus in den Dünen beim „Budersand“. Es diente zur Bergung von Strandgut, wurde aber bald darauf von Amrumern und Rantumern abgetragen. 1787 waren nur noch die Grundsteine zu sehen. Die ersten festen Gebäude entstanden erst mit dem Bau des HAPAG-Anlegers und der Inselbahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts, es handelte sich um den 1970 abgerissenen Inselbahnhof und das HAPAG-Haus, später „Hotel Bettina“ - heute „Fischreuse“.
Lange Zeit bereits verfügte Hörnum über einen tidenunabhängigen Naturhafen, der jedoch kaum Beachtung fand. Erst am 29. Juni 1901 wurde eine regelmäßige Verbindung ab Hamburg mit Zwischenstopp in Cuxhaven aufgenommen. Leben kam erst 1901 mit der neuen Anlegebrücke für den HAPAG-Seebäderdienst Hamburg-Helgoland-Hörnum auf die Landzunge Hörnum. Damit stieg auch die Bedeutung als Hafenort. Von nun an verkehrte auch die Inselbahn zwischen Hörnum und Westerland.
Da die Insel erst 1927 durch den Bau des Hindenburgdamms mit dem Festland verbunden wurde, erfreute sich diese Verbindung allgemeiner Beliebtheit. 91 % der Touristen nutzten so den Hafen Hörnum bei ihrer Anreise. Da jedoch zunächst eine Verbindungsstraße in Richtung Norden nach Westerland fehlte, wurde eine Schmalspurbahn gebaut, die bis 1970 im Betrieb war und über Westerland hinaus bis zum nördlichsten Ort Deutschlands, List, am Nordostende von Sylt führte. Die Schienentrasse wurde rückgebaut und ist seitdem Radweg.
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1906 wurde mit dem Hörnumer Wasserturm im damals populärem „Ruinendesign“ wohl eines der kuriosesten Bauwerke der Insel Sylt errichtet. Er wurde 1967 abgebrochen.
Am 8. August 1907 erhielt Hörnum einen 33,5 Meter hohen Leuchtturm, der in so genannter Serienbauweise erstellt wurde. Die Insel Pellworm und Westerhever erhielten einen Leuchtturm gleicher Bauart. Zwischen 1918 und 1933 diente der Leuchtturm Hörnum auch als Schule, der Unterricht fand in 30 Metern Höhe statt. Am Ende des Ersten Weltkrieges zählte Hörnum 21 Einwohner, die von Rantum mitverwaltet wurden. In beiden Weltkriegen galt Hörnum als strategisch wichtiges Ziel, das besonderer Verteidigung bedurfte.
Für die Soldaten der so genannten Inselwache entstanden 1914 die ersten Baracken in den Dünen. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden auf den Inseln Sylt, Amrum und Rømø Inselwachen aufgestellt, die sich mit Blinkzeichen untereinander verständigten. Vom Lister Ellenbogen bis zur Hörnumer Südspitze wurden Bunker und Unterstände in die Sylter Dünen gegraben und telefonisch miteinander verbunden. Meist ältere, einheimische Soldaten hatten die Aufgabe, den Horizont nach feindlichen Truppen abzusuchen, doch einen Feind bekamen sie nie zu sehen. Die Insel blieb von unmittelbaren Kampfhandlungen verschont.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Ort Soldaten stationiert. Der Hafen wurde überwiegend von der Marine genutzt und ein Landeplatz für kleinere Flugzeuge eingerichtet. 1935 errichtete die Luftwaffe einen Seefliegerhorst und die „militärische Siedlung Hörnum“ zur Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg. Die Wohnsiedlung (Architekt: Ferdinand Keilmann) setzt sich stadtplanerisch betrachtet aus zwei Teilen zusammen: Der so genannten „Roten Siedlung“, die in rotem Ziegelmauerwerk errichtet ist und der „Weißen Siedlung“, deren Häuser aus weiß getünchten Ziegeln errichtet sind. Der Zweite Weltkrieg verhinderte, dass die Wohnsiedlungen entsprechend den Planungen der Nationalsozialisten fertiggestellt wurden, so dass die Lücken der im Stil der Gartenstadt angelegten Siedlungen heute durch Gebäude aus der Zeit nach dem Krieg gefüllt wurden, die in ihrer städtebaulichen Qualität jedoch nicht an das Niveau der Weißen Siedlung und der Roten Siedlung heranreichen.
Die Bevölkerungszahl Hörnums explodierte mit Errichtung des Seefliegerhorstes und der zugehörigen Siedlungen, stieg auf über 1000 an, als die Soldaten und Zivilbediensteten ihre Familien mitbrachten. Kurz darauf gab es den ersten Strom aus dem eigenen Kraftwerk und 1942 wurde Hörnum an die Trinkwasserversorgung Westerlands angeschlossen.
1947 trennte sich Hörnum von Rantum ab, wurde eigenständige Gemeinde und zwei Jahre danach mit dem Prädikat Nordseebad ausgezeichnet. Der Zustrom an Badegästen und „Neuhörnumern“ begann. 1947 bot Hörnum kurzfristig für über 2000 Heimatvertriebene Unterschlupf und ca. 40 Helgoländer Familien ließen sich nach der Evakuierung ihrer Insel in Hörnum nieder.
1948 wurde mit Hilfe von Spendengeldern der norwegischen Europahilfe eine Holzhütte als Kirche eingerichtet. Sie bekam den Namen Sankt Martin. Nachdem 1970 die Sankt Thomas-Kirche eingeweiht worden war, diente Sankt Martin kurzzeitig als Kindergarten und Abstellraum für Strandkörbe. Seit 1974 ist sie Sitz der Schutzstation Wattenmeer und seit 1989 auch des Jugendtreffs Hörnum. 1985 wurde die Holzhütte nach dem Hörnumer Lehrer und Naturschützer Kuno Ehlfeldt benannt.
1948 erhielt Hörnum Anschluss an das Straßennetz; die zunächst einspurige Betonplatten-Fahrbahn wurde 1969 um eine zweite Spur erweitert.
1960 errichtete man die heute wegen ihrer Reetdächer bekannte Kersigsiedlung in den Hörnumern Dünen. 1962 folgte die katholische Sankt-Josef-Kirche und 1969/1970 die evangelische Sankt-Thomas-Kirche, nach dem Entwurf des Niebüller Architekten Martin-Bernhard Christiansen. Bei letztgenannter handelt es sich um Schleswig-Holsteins jüngste denkmalgeschützte Kirche. Sie ist in Form eines weißen Segels gebaut. Eine weitere Besonderheit dieser Kirche ist das Votivschiff, welches im Kirchenraum hängt: Es handelt sich um ein Modell des Raddampfers „Cobra“, welcher ab 1901 auf der Linie Hamburg-Hörnum verkehrte und zusammen mit der Inselbahn einen wesentlichen Beitrag zur Erschließung des Raumes Hörnum leistete.
Mitte der 1970er Jahre wurde das Kurmittelhaus errichtet (Eröffnung: 1977), 2002 erhielt der Hörnumer Hafen eine kleine Verjüngungskur. Es entstanden der Hörnumer Yachtclub und eine neue Verkaufsstelle der Adler-Reederei. 2003 wurde die Budersandstraße und ein Teil der Straße Steintal neugepflastert, ferner begann die Sanierung des Anlegers mit Unterbau am Hafenbecken. 2004 wurde die Straße vom Hafen in Richtung Ortsmitte neugepflastert und die Arbeiten am Hafen abgeschlossen. Im Herbst 2005 wurden die Strandstraße und der Einkaufsbereich der Rantumer Straße saniert.
1994 wurde die Pidder-Lüng-Kaserne, die aus dem Seefliegerhorst hervorgegangen war, endgültig geschlossen. Versuche, das 73 ha große Kasernenareal anderen Zwecken zuzuführen, blieben über viele Jahre erfolglos. Seit 2005 ist die Gemeinde Hörnum (Sylt) zusammen mit der privatem Projektentwicklungsgesellschaft Budersand bemüht, das Kasernenareal zu einem naturnah gestalteten Golfplatz auszubauen. Inzwischen hat eine Privatinvestorin das Kasernengelände erworben. Die Abbrucharbeiten auf dem Gelände der Pidder-Lüng-Kaserne haben am 10. September 2005 begonnen und waren bis Jahresende 2005 abgeschlossen. Zusätzlich wird auf dem Areal der ehemaligen Kläranlage Hörnum ein Golfhotel im Fünf-Sterne-Standard errichtet.
1999 schloss das Kurmittelhaus Haus des Kurgastes, weil es einem zeitgemäßen Kurbetrieb nicht mehr entsprach und zudem defizitär arbeitete. Die Entwicklung eines Hotelprojektes, der sog. Blaue Vogel, kam nicht zur Realisierung, so dass sich das Kurhaus nach fünf Jahren Leerstand heute in einem desolaten Zustand präsentiert. Die Gemeinde hat 2004 mit der Schweizer Hapimag-Gruppe einen neuen Projektentwickler und gleichzeitig Investor gefunden, der das Gelände erwerben und hier eine Hotelanlage errichten möchte. Das geplante Hotel wird auch die Flächen beanspruchen, auf denen sich die Gebäude der Gemeinde- und Kurverwaltung aus den 1950er Jahren befinden. Für sie wird in der Nähe des bisherigen Standorts ein zeitgemäßer Ersatz geschaffen. Mit dem Baubeginn wird für 2007 gerechnet.
Viele der Gebäude der oben erwähnten Roten Siedlung und Weißen Siedlung präsentieren sich heute leider in verwahrlostem Zustand. Die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin zahlreicher ehemals militärischer Immobilien auf Sylt veräußert nach und nach die Wohnungen. Somit besteht Hoffnung auf eine Verbesserung des Erscheinungsbildes der genannten Militärsiedlungen. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass der einheitliche Charakter der Siedlungen bei zersplittertem Grundbesitz verloren geht. Zudem drängen immer mehr Zweitwohungsbesitzer in den landschaftlich attraktiven Ort, die Zahl der dauerhaft in Hörnum lebenden Menschen sinkt, was wieder Probleme für die Aufrechterhaltung wichtiger Infrastruktureinrichtungen wie Kindergarten und Schule, aber auch des Einzelhandels mit sich bringt.
Politik
Wappen
Blasonierung: „Über blauem Schildfuß, darin ein linksgewendetes goldenes Muschelhorn, in Gold ein roter Leuchtturm mit silbernem Mittelteil, von dessen Laterne beidseitig Blitzsignale in Form vierstrahliger roter Sterne ausgehen.“[1]
Tourismus und Sehenswürdigkeiten
Wurde von Hörnum aus ursprünglich nur die Fischerei, später auch der Walfang betrieben, so ist heute der Tourismus Haupteinnahmequelle. Eine beliebte Route für Wattwanderungen führt entlang der Ostseite der Insel bis nach Rantum. Die Schutzstation Wattenmeer, die in Hörnum eine Niederlassung betreibt, organisiert Informationsveranstaltungen über das Wattenmeer, die Salzwiesen und sensibilisiert die Touristen für den Schutz dieser einmaligen Landschaft. Eine Attraktion der etwas anderen Art ist im Hörnumer Hafen zu bestaunen: seit Jahren zeigt sich dort regelmäßig Willi, eine Kegelrobbe. Da sie ungewöhnlich zutraulich ist, erfreut sie sich, besonders bei Touristen, großer Beliebtheit.
Eine der bedeutendsten Attraktionen Hörnums ist sicherlich eine Rundwanderung um die Hörnum-Odde, die Südspitze der Insel Sylt, die in den letzten Jahren durch Erosion ständig schrumpft. Nach dem Sturmtief Erwin im Winter/Frühjahr 2005 schrumpfte die Hörnum Odde erneut um rund 20 m. Von der Südspitze bieten sich dem Besucher phantastische Ausblicke auf die Nachbarinseln Föhr und insbesondere Amrum.
Eine Hörnumer Besonderheit auf Sylt ist das Vorhandensein von Stränden auf der Ost- und Westseite der Insel. Während der Oststrand aufgrund seiner dem offenen Meer abgewandten Seite sich eher familienfreundlich darstellt, können am Weststrand Brandung und der freie Blick über die Nordsee genossen werden.
Sagen
Die Chronik von Hörnum geht mit zahlreichen Sagen einher. So ist immer wieder die Rede von Hexen, die auf Dünen tanzten, aber auch von Geistern ehemaliger Schiffbrüchiger, die von See- und Strandräubern erschlagen worden waren, allen voran der so genannte Dikjendälmann.
Quellen
Weblinks
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