Hermann Boßdorf
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Hermann Boßdorf (* 29. Oktober 1877 in Wiesenburg bei Belzig; † 24. September 1921 in Hamburg) war ein deutscher Dramatiker und Balladendichter.
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[Bearbeiten] Leben
Als Sohn des Oberpostschaffners Friedrich Boßdorf (1847-1914) geboren, besuchte er die Volksschule seines Heimatortes und später die Schule in Hamburg. Von seinem Lehrer künstlerisch angeregt, absolvierte er eine Ausbildung zum Telegraphenassistent. Dabei lernte er Dänisch und Schwedisch und war dadurch in die Lage versetzt, die nordischen Dichter im Original zu lesen. Aufgrund dessen, dass sein Dienst ihn stark beansprucht hatte und dabei seine Gesundheit litt, wurde er 1917 in den Ruhestand versetzt.
1899 hatte Boßdorf seine für die übersinnliche Welt sehr interessierte Frau kennengelernt. Unter ihrem Einfluss beschäftigte er sich mit Astrologie und Telepathie. Er begann schon in früher Jugend mit hochdeutschen Dramen, insbesondere anhand von biblischen Stoffen. 1900 schrieb er seine ersten hochdeutschen Gedichte. Die Beschäftigung mit dem Nordischen weckte sein Interesse für seine niederdeutsche Heimatsprache. Er wurde ein Vorkämpfer der niederdeutschen Kulturbewegung.
Der starke Erfolg seines ersten niederdeutschen Dramas 1919 veranlasste die hamburgische „Gesellschaft für dramatische Kunst”, sich als „Niederdeutsche Bühne” künftig ausschließlich der Heimatkunst zu widmen. Boßdorf ist neben Fritz Stavenhagen der Begründer dieser neuen Bühnenkunst.
Auch auf dem Gebiete der niederdeutschen Lyrik hat er Beachtliches geleistet. Sein künstlerisches Schaffen zeigt vier Hauptmotive: Die verlorene Jugendgeliebte, die Sehnsucht nach dem Kinde, den Ehebruch und den Tod. Von den Zeitgenossen hatte August Strindberg ganz besonderen Einfluss auf Boßdorfs Werk. Der an Rückenmarksschwindsucht leidende todkranke Mann vollendete nun in schneller Folge seine großen Bühnenwerke. Im Nachlass befindet sich außerdem eine Reihe von vielversprechenden Fragmenten und Entwürfen.
Boßdorf schrieb in plattdeutscher Mundart, noch heute werden seine Werke aufgeführt, unter anderem im bekannten "Ohnsorg-Theater". Er starb im Alter von 43 Jahren und wurde in Hamburg, Friedhof Ohlsdorf, beigesetzt.
[Bearbeiten] Werke
- Eekboom, plattdeutsche Ballade 1911
- De Fährkrog, niederdeutsches Mysterium 1919
- Bahnmeester Dod, niederdeutsches Tragödie 1919
- Ole Klocken, niederdeutsche Balladen
- Eichen im Sturm, hochdeutsche Balladen
- De verhexte Karnickelbuck, lustige niederdeutsche Geschichten
- Der Postinspektor, hochdeutsche Humoresken
- Der Schädel vom Grasbrock, kuriose unheimliche Geschichten
- Kramer Kray, niederdeutsches Lustspiel
- Simson und die Philister, eine biblische Tragödie
- Dat Schattenspel, plattdütsche Komeedie in een Akt
- De rode Ünneerrrock, niederdeutsches Lustspiel
- Rode Licht (Morgenrot), übersinnliche Geschichten des Dichters letztes Buch
- Letzte Ernte, erster Nachlassband, Lieder, Balladen Prosa
- Kramer Kray, Komödie, 1920
- De rode Ünnerrodc, Komödie,1921
- Fragmente: Bernd Beseke, Tragödie, 1923
- Schane Hagenah, Schau-spiel. 1925
- Störtebeker, Tragödie, 1928
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Boßdorf: 1877-1921, hrsg. v. Friedrich W. Michelsen. Hamburg: Arbeitsgemeinschaft Niederdt. Tage in Hamburg e.V. 1977.
- Carl Budich: Boßdorf als Lyriker und Balladendichter. Hamburg: Univ. Diss. 1927.
- Heinrich Detjen: Hermann Boßdorf als Dramatiker. Hamburg: Pröpper 1936.
- Albrecht Janssen: Hermann Boßdorf. Der Mensch, das Werk, der Dichter. Hamburg: Hermes 1927. (= Niederdeutsche Bücherei; 111)
- Willy Krogmann: Die Jugendgeliebte. Ein unbeachtetes Motiv im Schaffen Hermann Boßdorfs. Hamburg: Hermes 1948. (= Niederdeutsche Bücherei; 207)
- Johann Tietjen: Der dichterische Gebrauch der neuniederdeutschen Sprache im Drama anhand der plattdeutschen Dramen von Stavenhagen und Boßdorf. Hamburg: Univ. Diss. 1949.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Boßdorf, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dramatiker und Balladendichter |
GEBURTSDATUM | 29. Oktober 1877 |
GEBURTSORT | Wiesenburg bei Belzig |
STERBEDATUM | 24. September 1921 |
STERBEORT | Hamburg |