Kindfrau
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Kindfrau oder Lolita sind Begriffe für Mädchen oder Frauen, die sowohl Merkmale der Kindlichkeit, als auch der geistigen und körperlichen Reife tragen, oder sich entsprechend darstellen oder dargestellt werden, um dadurch erotische Attraktivität zu gewinnen.
Während Kindfrau als Ausdruck der Synthese von Kind und Frau zu verstehen ist, hat die Bezeichnung Lolita ihren Ursprung im gleichnamigen Roman Vladimir Nabokovs, in dem die 12-jährige Dolores („Lolita“) dem Protagonisten den Kopf verdreht.
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[Bearbeiten] Attraktivität
Naheliegend ist, dass Männer mit pädophiler oder neoterophiler Neigung besonderes sexuelles Interesse an Kindfrauen haben. Es werden aber auch biologische und soziologische Erklärungsversuche dafür angeführt, dass Lolitas auch auf Männer ohne diese Neigungen einen gewissen erotischen Reiz ausüben.
[Bearbeiten] Biologische Erklärung
Im Evolutionsprozess wurde die Wahrnehmung von weiblicher Schönheit mit den sekundären Geschlechtsmerkmalen der Frau verknüpft. Nicht geschlechtsreife Mädchen sollten nicht zwingend attraktiv für den Geschlechtspartner sein, da diese für die Fortpflanzung noch nicht geeignet sind.
Dennoch tragen sie Merkmale, die Teil des Stereotyps der idealen Sexualpartnerin sind. Jugendliches Aussehen einer Frau signalisiert dem Betrachter, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit noch Fruchtbarkeit aufweist, und es ist ein Symbol für Gesundheit, die in Form der Gene auch an den Nachwuchs weitergegeben wird. Das Weiterbestehen des Kindchenschemas bei Frauen bis ins Erwachsenenalter hinein ist auf diese Weise durch die Wahrnehmung der Männer unterstützt worden.
[Bearbeiten] Sozialpsychologische Erklärung
Weiterhin ist zu vermuten, dass die Auswahl eines Sexualpartners zumindest gedanklich mit der Wahl eines Lebensgefährten verknüpft ist. Zur Attraktivität einer Frau gehört daher auch der Eindruck von geistiger Reife. Dieser Eindruck ist wiederum an bestimmte Merkmale in Auftreten, Sprache, Kleidung gekoppelt.
Auf der anderen Seite findet sich in der Gesellschaft das Schönheitsideal der Jugendlichkeit. Kindfrauen weisen ein jugendliches Aussehen auf, wie es die meisten Frauen anstreben. Siehe dazu auch: Jugendwahn.
[Bearbeiten] Fiktion und Realität
Kindfrau ist ursprünglich kein Begriff für reale Personen, sondern es handelte sich um Figuren in Romanen, die meist überspitzt dargestellt wurden. Anzunehmen ist sogar, dass die Idee einer Kindfrau am mythologischen Bild der Nymphe orientiert ist.
Zwar gibt es Frauen, deren kindliche Körpermerkmale in besonderer Weise erhalten bleiben, und bei frühreifen Mädchen tritt oft eine Überlagerung der jeweils kindlichen und reifen Merkmale auf, doch finden sich Kindfrauen vor allem als Produkte geschickter Darstellung von Frauen oder Mädchen in verschiedenen Medien.
[Bearbeiten] Kindfrauen in den modernen Medien
Im Medium Roman brauchte es lediglich die Phantasie des Autors, der die Kindfrau schuf. Im Zeitalter des Fernsehens jedoch ist es nötig, dass konkrete Personen präsentiert werden. Es kommt zu einer regelrechten Vermarktung von Frauen und Mädchen, die auf lolitahaftes Verhalten trainiert und mit den Mitteln von Kosmetik, Photographie und Film entsprechend dargestellt werden. Der Begriff Lolita verdrängt hier zunehmend den der Kindfrau.
Zurück zur – inzwischen noch überzogeneren – Fiktion geht der Lolitakult im Rahmen der Lolicon-Kunst in Japan.
[Bearbeiten] Lolitamacher und ihre Modelle
Zu den Organisatoren, die gezielt jungen Frauen und Mädchen das Image einer Kindfrau/Lolita verschaffen, zählen unter anderen Jacques Bourboulon und David Hamilton.
In Lolita-Rollen begannen als Jungschauspielerinnen oder Fotomodelle in den 1970er Jahren unter anderem Eva Ionesco, Lara Wendel, Anja Schüte und Brooke Shields ihre Karriere.
[Bearbeiten] Mode
Neben dem Effekt, dass das lolitahafte Verhalten von Mädchen und jungen Frauen imitiert wird, bildet sich ein bestimmter Kleidungsstil, mit dem das Bild der Kindfrau assoziiert wird. Man spricht hier vom Lolitatyp und vom Lolitalook.
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Sachliteratur
- Marianne Sinclair. Hollywood Lolita. Der Nymphchen-Mythos (1989)
- Andrea Bramberger: Die Kindfrau. Lust, Provokation, Spiel (2002)
- Sina Aline Geissler: Der Lolita-Komplex (1993)
- Beate Hochholdinger-Reiterer: Vom Erschaffen der Kindfrau (1999)
- Alexandra Lavizzari: Lulu, Lolita und Alice - Das Leben berühmter Kindsmusen (2005)
[Bearbeiten] Belletristik
- Arthur Schnitzler: Traumnovelle (1926)
- Curt Goetz: Tatjana (1944)
- Vladimir Nabokov: Lolita (1955)
- Melissa Panarello alias Melissa P.: Mit geschlossenen Augen (2004)
[Bearbeiten] Fotografie
- David Hamilton
- Jacques Bourboulon
- Petter Hegre: Russian Lolita (2002)
[Bearbeiten] Film
- Baby Doll (USA 1956; Regie Elia Kazan)
- Lolita (USA 1962; Regie Stanley Kubrick)
- Der Amerikaner (Twinky; Italien/GB 1968; Regie Richard Donner)
- Léon – Der Profi (Frankreich/USA 1994; Regie Luc Besson)
- Lolita (USA/Frankreich 1997; Regie Adrian Lyne)