Leo von Thun-Hohenstein
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Leopold (genannt „Leo“) Graf von Thun und Hohenstein (* 7. April 1811 in Tetschen; † 17. Dezember 1888 in Wien) war österreichischer Politiker und Schriftsteller. Er war einer der Väter des politischen Katholizismus in Österreich.
Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Karls-Universität Prag ging von Thun 1836 in den österreichischen Staatsdienst. 1848 wurde der Sekretär an der Wiener Hofkanzlei zum Gubernialpräsidenten in Böhmen berufen. 1849 erfolgte seine Ernennung zum Minister für Cultus und Unterricht.
Während seiner bis 1860 dauernden Amtszeit reformierte von Thun das österreichische Bildungswesen. Grundlage dafür bildeten die Vorschläge von Franz Serafin Exner. Er führte die Hochschulautonomie in Österreich ein und strukturierte die Akademie der Wissenschaften zu Wien neu. Von Thuns Bildungspolitik war von Toleranz geprägt, auch Wissenschaftler evangelischer oder jüdischer Konfession erhielten Lehrbefugnis an den Universitäten und namhafte ausländische Gelehrte wurden ins Land berufen. Die Evangelisch-theologische Lehranstalt erhielt den Status einer Fakultät, das Institut für Österreichische Geschichtsforschung wurde zu einer modernen Ausbildungsstätte nach dem Vorbild der École nationale des chartes umgewandelt.
Von Thun gehörte 1855 zu den Vätern des Wiener Konkordats, das der katholischen Kirche umfangreiche Kompetenzen des Staates übertrug. Als Vorsitzender der Katholisch Konservativen engagierte er sich ab 1860 erfolglos für eine Schaffung eines föderalistischen österreichischen Staates mit weitgehender Autonomie der Teilstaaten. Zwischen 1865 und 1888 war von Thun verantwortlich für die Herausgabe des Organs „Das Vaterland“.
Von Thun gehörte von 1861 bis zu seinem Tode als erblichen Mitglied dem österreichischen Herrenhaus an und war Wortführer der Katholiken. Zwischen 1861 und 1867, 1870 und 1871 sowie von 1883 bis 1888 dem böhmischen Landtag an, wo er ab 1883 der tschechischen Autonomiefraktion angehörte.
Leopold Graf von Thun und Hohenstein war der Bruder des Diplomaten Friedrich Graf von Thun und Hohenstein dessen Sohn Franz Fürst von Thun und Hohenstein später Ministerpräsident wurde.
[Bearbeiten] Werke
- „Über den gegenwärtigen Stand der böhmischen Literatur“, 1842
- „Die Stellung der Slowaken in Ungarn“, 1843
[Bearbeiten] Literatur
- Jakub Josef Dominik Malý: Hraběte Lva Thuna úvahy o nynějších poměrech, hledíc zvláště k Čechám, 1848
- Christoph Thienen-Adlerflycht: Leo Thun im Vormärz
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Leo von Thun-Hohenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Leo von Thun-Hohenstein im Österreich-Lexikon von aeiou
- Thun-Hohenstein, Leo Leopold Graf in Constantin von Wurzbach Biographiesches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 45, Wien 1882, Elektronische Version. [1]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Thun und Hohenstein, Leopold Graf von |
ALTERNATIVNAMEN | Thun-Hohenstein, Leo Graf von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 7. April 1811 |
GEBURTSORT | Tetschen |
STERBEDATUM | 17. Dezember 1888 |
STERBEORT | Wien |