Leoluca Orlando
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Leoluca Orlando (* 1947 in Palermo, Italien) war - mit kurzer Unterbrechung - von 1985 bis 2000 Bürgermeister von Palermo und wurde durch seinen Kampf gegen die Mafia bekannt.
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[Bearbeiten] Leben
Leoluca Orlando studierte Rechtswissenschaft in Palermo und Heidelberg und war dann in Palermo als Anwalt und als Professor tätig. Ab 1985 war er Bürgermeister von Palermo und durch den Kampf gegen die organisierte Kriminalität an Leib und Leben bedroht. Orlando galt über Jahre als höchstplatziert auf einer sogenannten „Abschussliste“. Sein Festhalten an der Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Korruption konnte zuletzt das diesem Phänomenen zugrunde liegende Schweigen, die "omertà", brechen. In einem „Kampf der Frauen“ fand Orlando ungewöhnlich breite Unterstützung in der weiblichen Bevölkerung - Palermitanerinnen boten ihm an, dass ihre eigenen Kinder ihn auf jeder Autofahrt begleiten sollten, damit die Mafia wisse, dass ein Bombenanschlag auf seinen Wagen auch unschuldige Kinder träfe. 1994 wurde er für La Rete in das Europäische Parlament gewählt und war dort bis 1999 Abgeordneter. Nachdem er 2000 aus dem Amt als Bürgermeister schied, wurde Orlando dann Präsident des Sicilian Renaissance Institute.
Orlando ist verheiratet und hat zwei Töchter. 2002 veröffentlichte er seine Autobiografie Ich sollte der Nächste sein und zuletzt auch eine Sammlung von Erzählungen unter dem Titel Der sizilianische Karren (2004). Im selben Jahr ehrte ihn die Universität Trier mit der Ehrendoktorwürde. 2005 erhielt Orlando den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück. Im Jahr 2006 wurde er in das italienische Parlament gewählt.
In dem Film Palermo flüstert des Münchner Regisseurs Wolf Gaudlitz hat Leoluca Orlando einen Auftritt, in dem er gezeigt wird, wie er symbolträchtig die Rathausuhr von Palermo repariert.
[Bearbeiten] Einzigartige Politische Karriere in Europa
- Von 1980 bis 1985 war Leoluca Orlando Stadtrat von Palermo. Dabei führte er die linksgerichteten Parteien im Stadtrat von Palermo an. Damals war er Mitglied der italienischen Partei der Christdemokraten.
- 1985 wurde Leoluca Orlando Bürgermeister von Palermo und hatte dieses Amt während 16 Jahren bis Ende 2000 inne. Seine Regierungszeit in Palermo stellte einen politischen Bruch mit der Vergangenheit dar und wurde als "Frühling von Palermo" bekannt.
- 1990 brach Leoluca Orlando mit der italienischen Partei der Christdemokraten und gründete die Demokratiebewegung "La Rete" (Das Netzwerk).
- 1991 wurde Leoluca Orlando für "La Rete" in das Sizilianische Parlament gewählt.
- 1992 wurde Leoluca Orlando für "La Rete" in das Italienische Parlament gewählt.
- 1993 wurde Leoluca Orlando in der ersten direkten Bürgermeister-Wahl Italiens mit 75% als Bürgermeister von Palermo bestätigt. In der Folge hob er sämtliche Verträge der Stadt Palermo mit Unternehmungen auf, welche unter Verdacht standen, unter der Kontrolle von Mafia-Familien zu stehen.
- 1994 wurde Leoluca Orlando in das Europäische Parlament gewählt. Dabei gehörte er den folgenden Kommissionen an:
- - Eintritt Maltas in die Europäische Union. (Vizepräsident)
- - "Public Liberties and Home Affairs" (Mitglied)
- - Regionalpolitik (Mitglied)
- - Sicherheit und Abrüstung (Stellvertretendes Mitglied)
- 1997 wurde Leoluca Orlando mit 59% als Bürgermeister von Palermo bestätigt. Damit trat er seine vierte und damit die nach dem Italienischen Wahlgesetz letztmögliche vierjährige Amtszeit als Bürgermeister an.
- 1999 trat Leoluca Orlando der demokratischen Partei Italiens bei, welche von Romano Prodi gegründet wurde und bis heute von Romano Prodi angeführt wird.
- Im Dezember 2000 trat Leoluca Orlando als Bürgermeister von Palermo zurück, um später für das Sizilianische Parlament zu kandidieren.
- Im Juni 2001 würde Leoluca Orlando mit über einer Million Stimmen ins Sizilianische Parlament gewählt. Damit erreichte er ein Glanzresultat und wurde Oppositionsführer.
- Seit April 2006 ist Leoluca Orlando Abgeordneter im italienischen Parlament für die italienische Partei "Italia dei Valori", welche vom Anti-Korruptions-Richter Antonio di Pietro angeführt wird.
- Seit Juli 2006 ist Leoluca Orlando Sprecher der Italienischen Partei "Italia dei Valori".
- Seit Oktober 2006 ist Leoluca Orlando Präsident der Kommission für Regionale Angelegenheiten des Italienischen Parlaments.
[Bearbeiten] Werke
- Leoluca Orlando: Ich sollte der Nächste sein. Zivilcourage - die Chance gegen Korruption und Terror. 2002, ISBN 3-451-27985-1
- im Original englisch: Fighting the Mafia and Renewing Sicilian Culture
- Der sizilianische Karren. Impressionen aus einem bewegten Leben. 2004, ISBN 3250600636
[Bearbeiten] Literatur
- Emanuele Giudice: L'utopia possibile : Leoluca Orlando e il caso Palermo. 1990, ISBN 88-7704-088-2
- Monika Lustig: Leoluca Orlando. 1994 ISBN 3404613147
- Hanspeter Oschwald: Einer gegen die Mafia. Leoluca Orlando, Bürgermeister von Palermo. 1997
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Orlando, Leoluca |
KURZBESCHREIBUNG | Bürgermeister von Palermo |
GEBURTSDATUM | 1947 |
GEBURTSORT | Palermo (Italien) |