Mierscheid-Gesetz
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Das Mierscheid-Gesetz wurde am 14. Juli 1983 in der SPD-Parteizeitung Vorwärts veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein Wahlprognose-Verfahren, das dem Phantom-Bundestagsabgeordneten Jakob M. Mierscheid zugeordnet wird. Es lautet:
- Der Stimmenanteil der SPD [in Prozent] richtet sich nach dem Index der deutschen Rohstahlproduktion [der alten Bundesländer] – gemessen in Millionen Tonnen – im jeweiligen Jahr der Bundestagswahl.
Die Genauigkeit des Gesetzes wurde im Jahr 2002 ziemlich gut bestätigt. Die Rohstahlproduktion im Jahre 2002 betrug 38,6 Mio. Tonnen, der Stimmenanteil der SPD bei der Bundestagswahl 2002 lag bei 38,5 Prozent.
Auch in den Jahren davor traf das Mierscheid-Gesetz annähernd zu: Zur Zeit der Regierung Kohl war die Rohstahlproduktion sehr gering; ebenso erging es den Wählerstimmen der SPD. Erst im Jahr 1998 waren die Rohstahlerzeugnisse der alten Länder auf 38,45 Mio. Tonnen gestiegen; die SPD gewann die Wahl mit 40,9 Prozent.
Im Wahljahr 2005 lag die Produktion in den alten Bundesländern bei ca. 40 Mio. Tonnen. Das Mierscheid-Gesetz weist damit erstmals seit den 1970ern eine besonders große Abweichung auf (Wahlergebnis der SPD: 34,2%). Es bleibt abzuwarten, ob nicht eine Anpassung notwendig erscheint. Etwa „Stimmenanteil der SPD und Linkspartei“ statt „Stimmenanteil der SPD“, wie schon die Ausweitung des Gesetzes auf das gesamtdeutsche Bundesgebiet nach der Wiedervereinigung. Das politische Spektrum hat zur Bundestagswahl 2005 mit der Linkspartei eine neue Facette erhalten, die von Mierscheid noch nicht erahnt werden konnte.
Das Gesetz ist – vor allem bei kommerziellen Wahlforschern – methodisch umstritten, bisher empirisch aber nicht widerlegt worden.
Hervorzuheben ist, dass das Mierscheid-Gesetz im Gegensatz zu anderen Prognoseverfahren völlig ohne Fitparameter auskommt.
[Bearbeiten] Weblinks
- Bundestag.de – 19 Jahre Mierscheid-Gesetz (PDF-Datei)
- Helmut Norpoth/Thomas Gschwend – Against All Odds? (PDF-Datei)
- Wahlrecht.de-Lexikon – Mierscheid-Gesetz
- Wahlrecht.de vom 10. Januar 2003 – Mierscheid-Gesetz 2002 amtlich bestätigt
- Wahlrecht.de vom 11. Juli 2005 – Nach Mierscheid-Gesetz SPD bei 40%
- Mierscheid im taz-Interview (18. Juli 2005)