Milutin Milanković
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Milutin Milanković (* 28. Mai 1879 in Dalj (Kroatien, ehemals Österreich-Ungarn); † 12. Dezember 1958 in Belgrad) war ein serbischer Astrophysiker und Mathematiker.
Milanković, im deutschen Sprachraum meist Milankovic, Milankovitch oder Milankovich geschrieben, erlangte 1920 durch die Berechnung der Milanković-Zyklen große Bekanntheit in der Paläoklimatologie. Nach ihm sind der Asteroid (1605) Milankovitch und ein Mondkrater benannt.
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[Bearbeiten] Leben
Milutin Milanković studierte Tiefbau bis 1902 an der Technischen Hochschule in Wien. Im Jahr 1904 promovierte er in den technischen Wissenschaften. Später arbeitete Milanković in der Betonbau-Firma von Adolf Baron Pittel in Wien, welche Staudämme, Brücken, Viadukte, Aquädukte und andere Betonbauten in ganz Österreich-Ungarn errichtete. Im Jahr 1909 wurde ihm der Lehrstuhl für angewandte Mathematik and der Universität Belgrad angeboten. Dieses Jahr kennzeichnet auch einen Wendepunkt in seinem Leben. Obwohl er sich weiter mit ingenieur-technischen Betonbauproblemen auseinandersetzte, wendete er sich verstärkt der astronomisch-mathematischen Grundlagenforschung zu. Im Jahr 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde Milanković aufgrund seiner serbischen Nationalität interniert – zuerst in Neusiedl am See, später in Budapest. Dort wurde ihm erlaubt in der Bibliothek der ungarischen Akademie der Wissenschaften zu arbeiten, wo das erste Manuskript über den Einfluss astronomischer Zyklen auf das Klima der Erde entstand. Die „Mathematische Theorie der thermischen Phänomene verursacht durch Solarstrahlung“ veröffentlichte er erstmals in französischer Sprache im Jahr 1920. Durch die Aufnahme von Milankovićs Solarstrahlungskurve in das Werk „Die Klimate der geologischen Vorzeit“ (1924) der international renommierten Meteorologen Wladimir Köppen und Alfred Wegener wurde Milankovićs Theorie weltweit bekannt. Nach dieser ersten Anerkennung wurde er eingeladen an zwei grundlegenden Lehrbüchern mitzuwirken – dem „Handbuch der Klimatologie“ (1930), und dem „Handbuch der Geophysik“ (1933). Die Einführung „Mathematische Klimalehre und astronomische Theorie der Klimaschwankungen“ (1930) wurde 1939 ins Russische übersetzt. Die Zusammenfassung seiner Forschungen veröffentlichte Milankovic 1941 in deutscher Sprache unter dem Titel „Kanon der Erdbestrahlung und seine Anwendung auf das Eiszeitenproblem“. Das Werk wurde 1969 und nochmals 1998 ins Englische übersetzt.
[Bearbeiten] Milanković Strahlungskurven
Milanković versuchte mit seiner Theorie eine Verbindung zwischen dem Strahlungshaushalt der Erde und den in der Vergangenheit aufgetretenen Eiszeiten herzustellen. Der Strahlungshaushalt wird unter anderem durch geringfügige Änderungen (Präzession) der Neigung der Erdachse (Schiefe der Ekliptik) und die Exzentrizität der Erdbahn beeinflusst. Milanković selbst entwickelte erstmals eine Formel, mit der für jeden Breitengrad die so genannten Milanković-Strahlungskurven berechnet werden konnten. Die Schwankungen der jahreszeitlichen Sonneneinstrahlung sind für jeden Breitengrad unterschiedlich. Ebenso verhält es sich mit den Maxima und Minima der Strahlungskurven auf der Nord- und Südhalbkugel. 1924 versuchten erstmals Köppen und Wegener eine Parallelisierung der Strahlungskurven mit der von Penck aufgestellten Gliederung der Eiszeiten im süddeutschen Raum vorzunehmen und glaubten eine gute Übereinstimmung gefunden zu haben. Spätere Überprüfungen mit genauer berechneten Strahlungskurven konnten diese Korrelation jedoch nicht belegen. Die von Milanković aufgestellte Theorie, dass Unterschiede im Strahlungshaushalt der Erde, die durch die oben genannten veränderlichen Bahnparameter hervorgerufen werden, als alleinige Begründung für die Eiszeiten herangezogen werden können, haben sich als nicht richtig erwiesen. Gegner, wie auch Befürworter der Theorie haben keinen eindeutigen Beweis für die Falschheit bzw. Richtigkeit der Theorie. Unbestritten ist aber, dass die Unterschiede im Strahlungshaushalt der Erde einen maßgebenden Einfluss auf das Klima der Vergangenheit hatten und es auch in Zukunft haben werden. In diesem Zusammenhang spielen seine Thesen auch eine Rolle in der Argumentation vieler so genannter Klimaskeptiker in Bezug auf den Treibhauseffekt und die Globale Erwärmung.
[Bearbeiten] Werke
- Théorie mathématique des phénomènes thermiques produits par la radiation solaire, XVI, 338 S. - Paris: Gauthier-Villars, 1920
- Reforma julijanskog kalendara. Srpska Kr. Akad. Pos. Izda´na 47: 52 S., Beograd: Sv. Sava, 1923
- Mathematische Klimalehre und astronomische Theorie der Klimaschwankungen. In: Köppen, W.; Geiger R. (Hrsg.): Handbuch der Klimatologie, Bd. 1: Allgemeine Klimalehre, Berlin: Borntraeger, 1930
- Mathematische Klimalehre. In: Gutenberg, B. (Hrsg.) Handbuch der Geophysik, Berlin: Borntraeger, 1933
- Durch ferne Welten und Zeiten, Briefe eines Weltallbummlers. 389 S. - Leipzig: Koehler & Amelang, 1936
- Kanon der Erdbestrahlung und seine Anwendung auf das Eiszeitenproblem. Académie royale serbe. Éditions speciales ; 132 [vielm. 133]): XX, 633, Belgrad, 1941
- Canon of insolation and the ice-age problem. English translation by the Israel Program for Scientific Translations, published for the U.S. Department of Commerce and National Science Foundation, Washington, D.C.: 633 S., 1969
- Canon of Insolation and the Ice-Age Problem. Pantic, N. (Hrsg.), Beograd: Zavod Nastavna Sredstva, 634 S., 1998
[Bearbeiten] Literatur
- Berger, A.: The Milankovitch astronomical theory of paleoclimates; a modern review. Vistas Astronomical 24: 103-122, 1980,
- Berger, A. (Hrsg.): Milankovitch and climate - Understanding the response to astronomical forcing. Proceedings of the NATO Advanced Research Workshop on Milankovitch and Climate, Palisades, N.Y., U.S.A., Nov. 30-Dec. 4, 1982. NATO ASI series ; Ser. C, 126 - Dordrecht: Reidel, 1984
- Köppen, W., Wegener, A.: Die Klimate der geologischen Vorzeit. 256 S.- Berlin: Borntraeger, 1924
- Milankovic, V. [Hrsg.]: Milutin Milankovic: 1879–1958, from his autobiographiy with comments by his son Vasko and a pref. by André Berger, 181 S. - Katlenburg-Lindau: Europ. Geophysical Soc., 1995
- Schwarzacher, W.: Cyclostratigraphy and the Milankovitch theory. Developments in sedimentology 52: XI, 225 S. - Amsterdam: Elsevier, 1993
- Spitaler, R.: Die Bestrahlungskurve in der Eiszeit, nach Milankovitch und Spitaler. Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Prag. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 13: 18, III S. - Prag, 1943
[Bearbeiten] Weblinks
- Kurze Einführung in die Milankovic-Theorie auf den Seiten der NASA
- Ehrung durch die Tesla Society
- Autograph Milankovic`s
Personendaten | |
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NAME | Milanković, Milutin |
KURZBESCHREIBUNG | serbischer Astrophysiker |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1879 |
GEBURTSORT | Dalj (Kroatien) |
STERBEDATUM | 12. Dezember 1958 |
STERBEORT | Belgrad |