Muttergottesoktave
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Jedes Jahr findet in den Wochen zwischen dem 4. und dem 6. Sonntag der Osterzeit in der Luxemburger Kathedrale die Muttergottesoktave (eigentlich eine Doppel-Oktave), d. h. die Wallfahrt zum Gnadenbild der Muttergottes als Trösterin der Betrübten statt. Diese Wallfahrt geht zurück auf den Jesuitenpater Jacques Brocquart (1588-1660). Ihm gelang es, vor den Toren der Stadt, auf dem heutigen Glacis-Feld, ein Grundstück zu erwerben. Hier errichtete er am 8. Dezember 1624 zusammen mit den Studenten des Jesuitenkollegs ein aus Lindenholz geschnitztes Bild Marias, das von nun an dort verehrt werden sollte. Schon im folgenden Jahr konnte infolge der reichlich fließenden Beiträge der Grundstein zu einer kleinen Marienkapelle gelegt werden. Als 1626 die Pest ausbrach und Pater Brocquart selbst von der Seuche ergriffen wurde, legte er das Gelübde ab, dass er, falls er je wieder gesund würde, die Kapelle vollenden, barfuß dorthin pilgern und eine zweipfündige Kerze opfern werde. Der Statue gab er den Namen „Trösterin der Betrübten“ („Consolatrix Afflictorum“ / „Tréischterin am Leed“). Nachdem er in wenigen Tagen vollständig genesen war, löste er sein Versprechen ein, und so konnte das Heiligtum am 10. Mai 1626 feierlich eingeweiht werden.
Das etwa 95 cm große Gnadenbild, aus Lindenholz geschnitzt, ist eine Marienstatue, die das Jesuskind auf dem linken Arm trägt. Der rechte Fuß zertritt den Kopf der Schlange und zu ihren Füßen liegt der sichelförmige Mond. Die Statue stammt wahrscheinlich aus Montaigu in Belgien.
Bald pilgerten Tausende aus allen Teilen des Landes zu der Statue. Maria wurde die Trösterin der Betrübten, als das Volk von Krieg, Hunger und Pest heimgesucht wurde. Es sollen sich auch verschiedene Wunder ereignet haben. 1639 wird die Statue vom Glacis in die Jesuitenkirche – die heutige Kathedrale – übertragen, dort acht Tage lang verehrt (deshalb der Name „Oktave“) und in feierlicher Schlussprozession zur Kapelle auf dem Glacis zurück getragen. Das war die erste Oktave. 1666 drohte erneut Pest und Kriegsgefahr. Da erwählten der Provinzialrat, der Stadtmagistrat und die Stände am 10. Oktober 1666 die Trösterin der Betrübten zur Schutzpatronin der Stadt Luxemburg. Deshalb wurde die Oktave am 2. Sonntag im Oktober gefeiert. Als Ludwig XIV. im Jahr 1672 den Aachener Frieden gebrochen und die Städte Bitburg und Remich zerstört hatte, erwählte man die Muttergottes zur Schutzpatronin des ganzen Landes (20. Februar 1678). Zwei Jahre später wurde die Oktave in die Woche vom 4. – 5. Ostersonntag verlegt.
1766 ließ man einen kunstreichen „Votivaltar“ anfertigen, auf dem das Gnadenbild – bis auf den heutigen Tag – während der Oktav aufgestellt wird. In der Zeit der Französischen Revolution wurde die Glacis-Kapelle zerstört. Deshalb beschloss man 1794, die Statue endgültig in der Jesuitenkirche (die 1870 zur Kathedrale erhoben wurde) unterzubringen. Im 19. Jahrhundert erlebte die Oktave eine Wiederbelebung und 1922, unter Bischof Nommesch, wurde die alljährliche Wallfahrt der „Oktave“ auf zwei Wochen ausgedehnt. Es wurden deutsche und luxemburgische Wallfahrtslieder komponiert, die bis auf den heutigen Tag gesungen werden.
Während des zweiten Weltkriegs suchten besonders viele Menschen bei der „Trösterin der Betrübten“ Trost und Hoffnung. Auch heute noch, 350 Jahre nach ihren Anfängen, ist die Muttergottesoktave ein Höhepunkt und ein fester Bestandteil des kirchlichen Lebens in Luxemburg.