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Naturmuseum Senckenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

T. rex erobert Frankfurt a.M.
T. rex erobert Frankfurt a.M.

Das Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main gilt als das größte naturkundliche Museum in Deutschland mit vielen sehenswerten Exponaten aus den Bereichen Biologie und Geologie. Kult-Status, vor allem bei Kindern, genießen die Dinosaurier-Skelette: Senckenberg präsentiert eine der umfangreichsten Ausstellungen von Großgruppensauriern in Europa. Ein besonderer Schatz ist das Original eines versteinerten Sauriers mit erhaltener, schuppiger Haut. Das Museum beherbergt aber auch die mit rund 1000 Präparaten weltweit größte und zugleich artenreichste Schausammlung von ausgestopften Vögeln. 2006 wurden 305.729 Besucher registriert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gründung

das Senckenbergmuseum
das Senckenbergmuseum

Das Gebäude des Senckenbergmuseums wurde in den Jahren 1904 - 1907 auf freier Fläche außerhalb der Frankfurter Kernstadt errichtet, in unmittelbarer Nähe der erst 1914 gegründeten Johann Wolfgang Goethe-Universität. Bauherr und bis heute Träger (sowie Mitbegründer der Universität) war und ist die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, die nur indirekt auf die Stiftung von Johann Christian Senckenberg aus dem Jahr 1763 zurückgeht. Der 1817 von 32 Frankfurter Bürgern gegründete Naturforschende Verein erhielt, unter anderem auf Anregung von Goethe, die Erlaubnis der Dr. Senckenbergischen Stiftung den Namen Senckenbergs für seine Arbeit zu führen. Bereits 1821 wurde als Vorläufer des späteren Museumsbaus ein "Öffentliches Naturalienkabinett" südöstlich des Eschenheimer Tors gegründet. Der neue Verein übernahm von der Stiftung Teile der Bibliothek und den Grundstock der Naturaliensammlung. Am ursprünglichen Standort musste das Museum Anfang des 20. Jahrhunderts auf Druck der Frankfurter Stadtverwaltung weichen. Das Senckenbergische Gelände, auf dem u.a. auch das ursprüngliche Bürgerhospital, der Frankfurter Botanische Garten und ein anatomisches Institut errichtet worden war, sollte mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut werden.

[Bearbeiten] Die heutigen Schausammlungen

Dinosaurier am Alleenring vor dem Museum
Dinosaurier am Alleenring vor dem Museum

Heute wird der Besucher bereits vor dem Gebäude von zwei Nachbildungen großer Dinosaurier empfangen, deren Äußeres anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und in Originalgröße modelliert wurde. Im Gebäude folgt man dann alsbald der rekonstruierten, in den Boden eingelassenen Fährte eines Titanosaurus in das Reich der Riesenechsen - in den überdachten Lichthof mit seinen beeindruckenden Saurierskeletten.

[Bearbeiten] Originale Dinosaurier und Messel-Pferdchen

T. rex im 1. Lichthof
T. rex im 1. Lichthof

Der Parasaurolophus mit dem klingenden Horn, der fossile Psittacosaurus mit der deutlich herauspräparierten Beborstung im Schwanzbereich sowie dem gut sichtbaren fossilen Mageninhalt und der Oviraptor auf den originalen Sauriergelegen gehören zu Europas größter Ausstellung an Großgruppensauriern, zu der seit Kurzem auch der Abguss eines Quetzalcoatlus (genannt: Quetzi), des größten Flugsauriers der Welt zählt. Weitere Publikumsmagnete sind der Tyrannosaurus rex, ein Original des gleichfalls riesigen Iguanodon und das Wappentier des Museums, der Triceratops.

Original-Schädel von Triceratops
Original-Schädel von Triceratops

Zwar ziehen die Saurier schon wegen ihrer Größe die meisten Besucher an, das Senckenbergmuseum hat jedoch eine große Sammlung von Exponaten ausgestorbener Tieren aus allen erdgeschichtlichen Epochen: Zum Beispiel auch eine große Anzahl von Originalen aus der Ölschiefergrube Messel: Fledermäuse, Reptilien, Fische und die frühe Pferdeart Propalaeotherium hassiacum, die vor ca. 50 Millionen Jahren lebte und eine Schulterhöhe von nur 55 bis 60 Zentimetern hatte.

Eine Nachbildung von Lucys Skelett im Senckenberg-Museum
Eine Nachbildung von Lucys Skelett im Senckenberg-Museum

Einzigartig in Europa ist zudem der in aufrechter Körperhaltung montierte Abguss vom Original der berühmten Lucy, des fast komplett erhaltenen Skeletts eines Australopithecus afarensis.

[Bearbeiten] Die Bewegung der Kontinente

Die Ausstellung zur Entwicklungsgeschichte der Erde und des Lebens wird durch eine "Zeitmaschine" ergänzt: Mit Hilfe eines großen Zeitrades kann man 750 Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen - oder 250 Millionen Jahre in die Zukunft, was dem Besucher eine Vorstellung davon gibt, wie sich unser Planet verändern wird. Der schnelle Überblick über die Bewegungen der Kontinente lässt sich zu den umgebenden Stationen der Erdgeschichte in Bezug setzen, so dass u.a. gut nachvollziehbar wird, warum heute in Gesteinen im Binnenland fossile Meerestiere zu finden sind.

[Bearbeiten] Das Museum im Museum

Als „Museum im Museum“ gestaltet sind in den oberen Etagen einige Bereiche mit historischen Schränken voller ausgestopfter Tiere – u.a. kann man dort eines von 20 noch erhaltenen Exemplaren des seit 1883 ausgestorbenen Quaggas sehen.

[Bearbeiten] Sonderausstellungen und Events

Die zur Wiederöffnung nach dem Umbau 2003 neu konzipierte Reptilienausstellung nimmt sich, neben der Artenvielfalt der Reptilien und Amphibien, auch dem Thema Naturschutz an: Ein von Senckenberg-Wissenschaftlern initiiertes Leguan-Schutzprojekt in Utila, Honduras wird ebenso dargestellt, wie die Möglichkeiten im eigenen Garten Lebensbedingungen für heimische Reptilien und Amphibien zu schaffen. Ein begehbarer Regenwaldbaum bietet Einblicke in verschieden Zonen des Regendwaldes vom Bodengrund bis zur Baumkrone um die Lebensräume der exotischen Kriechtiere erfahrbar zu machen.

Mehrere kleinere Dauerausstellungen beschäftigen sich u.a. mit der Entwicklungsgeschichte der Pflanzen, unter dem Motto „Riesen und Zwerge“ mit besonders großen und besonders winzigen Tieren und Pflanzen sowie mit Maria Sibylla Merian - Von der Naturgeschichte zur Naturwissenschaft.

Das Senckenbergmuseum bietet regelmäßig abends Vorträge und Führungen (in der Regel kein Aufpreis zum Eintritt) über naturwissenschaftliche Themen an. Zu besonderen Anlässen finden in den Dinosaurier-Lichthöfen abends Disko-Partys oder Betriebsfeste statt, in wahrhaft pittoresker Umgebung.

[Bearbeiten] Ausbaupläne

Ab 2008 ist geplant, die Ausstellungsflächen des Museums erheblich zu erweitern, da dann sowohl das bisherige Universitätshauptgebäude als auch das Gebäude des Physikalischen Vereins teilweise durch das Museum genutzt werden können. Im Universitätshauptgebäude soll u.a. eine Dauerausstellung zur Paläoanthropologie entstehen. Im Gebäude des Physikalischen Vereins soll eine Schau zum Thema Urknall untergebracht werden. Ferner sollen ca. tausend Quadratmeter zusätzliche Fläche für Sonderausstellungen hergerichtet werden.

[Bearbeiten] Die mythologische Dekoration des Giebels

Die auf der Fassade über dem Haupteingang dargestellten Figuren sind sowohl der griechischen als auch der römischen Mythologie entlehnt. Ganz oben, über der gesamten Fassade, thront Chronos. Er wird von zwei Putten begleitet und ist als Greis mit Stundenglas und Sichel dargestellt - als Sinnbild für das Verrinnen der Zeit und für den Tod.

Links und rechts neben Chronos befinden sich - auf der Wölbung des Giebels - zwei Knaben, die Tiere in der Hand halten: der linke Knabe einen Vogel, der rechte einen Fisch - dies als Sinnbild für die Unterteilung der Welt in eine terrestrische und eine marine Sphäre.

Links neben den drei Giebelfenstern sitzt Europa auf einem Stier. Europa war eine Geliebte des Göttervaters Zeus, der sich in sie verliebte und sich ihr in Form eines Stiers näherte. Dieser Stier entführte Europa auf seinem Rücken nach Kreta, wo er sich in Zeus zurückverwandelte und mit ihr etliche Nachkommen zeugte. Europa ließ sich auf der Insel nieder, so dass die ihre Geschichte als Sinnbild für „Ankunft“, „Niederkunft“ und „Besiedlung der Erde“ gedeutet werden kann und somit auch als Sinnbild für den terrestrischen Bereich.

Rechts neben den drei Giebelfenstern, auf der gleichen Ebene wie Europa, thront Triton, der Gott des Meeres, auf einem Flusspferd: Er wird dargestellt als Kentaur - vorne als ein Mensch, aber statt der Arme mit den Vorderläufen eines Pferdes, hinten als ein Delphin.

Unmittelbar unter Chronos, innerhalb des halbrunden Reliefs aus rotem Sandstein, befindet sich u.a. eine sitzende Frauengestalt, die auf ihrer Schreibtafel etwas notiert: Kalliope, eine der neun Musen. Sie war die Muse der epischen Dichtung, des Saitenspiels - und der Wissenschaft.

[Bearbeiten] Literatur

  • Wolf-Christian Setzepfandt: Architekturführer Frankfurt am Main. 3. Auflage. Dietrich Reimer Verlag, Berlin August 2002, S. 38, ISBN 3496012366.

[Bearbeiten] Weblinks


Koordinaten: 50° 7' 3" N, 8° 39' 6" O

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