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Osthannoversche Eisenbahnen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) ist ein in Celle ansässiges Eisenbahnunternehmen mit eigenem Streckennetz im nordöstlichen Niedersachsen.

Die OHE führt heute hauptsächlich Gütertransporte durch, sowohl auf eigenen Strecken als auch im Netz der Deutschen Bahn AG. Der schienengebundene Personenverkehr auf dem eigenen Netz ruht seit 1977 vollständig, nachdem es vorher bereits Teilstilllegungen gegeben hatte. Im Zuge der marktwirtschaftlichen Öffnung des Eisenbahnverkehrs in Deutschland hat die OHE mit der Beteiligung an der metronom Eisenbahngesellschaft wieder ein Standbein in der schienengebundenen Personenbeförderung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Die OHE entstanden 1944 durch den Zusammenschluss mehrerer Kleinbahngesellschaften im Raum Nordostniedersachsen. Die Gründung einer einzigen Bahngesellschaft war nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern auch stark politisch gefordert. Im nationalsozialistischen Deutschland war das Netz der zukünftigen OHE im Regierungsbezirk Lüneburg gelegen, der dem Gau Osthannover angehörte und auch namensgebend für die Gesellschaft wurde.

Die Osthannoverschen Eisenbahnen AG (OHE) in Celle sind aus der am 21. Juni 1902 gegründeten Kleinbahn Celle-Wittingen AG hervorgegangen, die sich ab 23. Februar 1940 Eisenbahn Celle-Wittingen AG nannte. Diese übernahm am 27. März 1944 die Kleinbahn Celle-Soltau, Celle-Munster GmbH, mit der sie in der „Betriebsgemeinschaft der Celler Kleinbahnen“ verbunden war, und führte fortan die Firma Celler Eisenbahnen AG.

Am 10. Juli 1944 wurden noch die folgenden Bahngesellschaften eingegliedert, für die seit den frühen zwanziger Jahren – bei den beiden Winsener Bahnen seit 1933 – das Landeskleinbahnamt der Provinz Hannover (LKA) den Betrieb geführt hatte:

Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die

Mit dieser Fusion sollte – vor allem angesichts der schwierigen Kriegslage – durch eine einheitliche Leitung und gemeinsame Betriebsmittel die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der beteiligten Kleinbahnen gesteigert werden.

Das neue Unternehmen Osthannoversche Eisenbahnen AG besaß 1944 ein vollspuriges Streckennetz von fast 340 Kilometern Länge. Es war jahrzehntelang das umfangreichste aller nichtbundeseigenen Eisenbahnen.

[Bearbeiten] Die Strecken der OHE

Das zusammenhängende Hauptnetz bilden folgende Strecken:

Strecke Länge Name Kategorie Anmerkung
Celle – Wietzenbruch 4,3 km 1998 von der DB übernommen, 2005 stillgelegt, 2006 abgebaut
Celle – Soltau 58,9 km Falkenbergbahn F1
BeckedorfMunster 23,9 km Örtzetalbahn Z2
Soltau – Neuenkirchen 12,0 km 1996 stillgelegt, 2006 komplett abgebaut
Lüneburg Süd – Soltau 57,1 km Gebirgsbahn Z1
Lüneburg Nord – Bleckede 23,8 km Geestrandbahn Z2 durch die Gleise der DB vom übrigen Netz der OHE abgetrennt
Winsen (Luhe) – Hützel 41,1 km Luhebahn Z1
Winsen (Luhe) – Niedermarschacht 18,2 km Elbmarschbahn Z2
Celle – Wittingen 35,1 km Lachtetalbahn Z1
Beedenbostel – Mariaglück 5,6 km Salzbahn 2005 stillgelegt
Wittingen – Rühen 34,7 km Ohretalbahn Z2 gesperrt; der weiterführende Abschnitt nach Oebisfelde bereits 1945 stillgelegt
WunstorfBokeloh 5,9 km Z3 ehemalig Steinhuder Meer-Bahn StMB
gesamt 320,6 km

Im November 2005 wurde der OHE durch das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr die dauerhafte Einstellung des Verkehrs auf der Ohretalbahn ab Streckenkilometer 14,2 (Radenbeck) erteilt. Der verbleibende Streckenabschnitt ist weiterhin gesperrt. Abzüglich der weiteren stillgelegten Strecken beträgt die Länge der OHE-Strecken im Jahr 2006 zusammen 278,2 km.

Die Kategorisierung folgt dem Trassenpreissystem 2005 der OHE, die damit interessierten EVU den Zugang zu ihrem Netz gewährt. Die Kategorie F1 steht für Fernsteuerstrecke, Z1 für Strecken im Zugleitverfahren, Z2 für Randstrecken, die im vereinfachten Zugleitverfahren betrieben werden und Z3 für Inselstrecken im vereinfachten Zugleitverfahren.

Auf folgenden Strecken ist die OHE als Betriebsführungsbahn tätig:

[Bearbeiten] Die weitere Entwicklung

[Bearbeiten] Güterverkehr

Der Güterverkehr hat stets eine bedeutende Rolle gespielt, und noch heute steht ihm ein Netz von 292 km Länge zur Verfügung, auf dem im Jahr 2005 1,5 Millionen Tonnen an Baustoffen, chemischen Produkten, Düngemitteln, Holz aber auch militärisches Gerät für Truppenübungsplätze befördert werden.

Außerdem bedient die OHE auch auf Strecken der Deutschen Bahn von knapp 100 km Länge Güterverkehrstellen im Einzelwagenverkehr:

Strecke Länge
Munster – Uelzen 34 km
Celle – Uelzen 53 km
Soltau – Visselhövede 18 km
gesamt 105 km

Diese Strecken grenzen an das Streckennetz der OHE und werden meist in der Funktion als regionaler Partner der DB bedient. In der Vergangenheit wurden auch andere Strecken befahren, deren Bedienung heute unrentabel ist oder wieder durch die DB selbst erfolgt.

[Bearbeiten] Personenverkehr

Der Personenverkehr nahm vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und in den folgenden Jahren einen vorher nie gekannten Umfang an. Er behielt auf einigen Strecken auch noch bis in die 1970er Jahre seine Bedeutung. Das zeigt sich an den Eilzugverbindungen, die u. a. dem sonntäglichen Ausflugsverkehr dienten. Doch im Sommer 1977 waren im Kursbuch keine Personenzüge der OHE mehr zu finden.

Die Stilllegungsdaten des Personenverkehrs:

1. Juli 1945 Rühen – Oebisfelde
22. Mai1955 Beedenbostel – Mariaglück (Werksverkehr verblieb noch bis 1958)
28. Mai 1961 Soltau – Neuenkirchen
22. Mai 1966 Winsen – Niedermarschacht
31. Mai 1970 Hermannsburg – Munster (Lager) und Salzhausen – Hützel
3. Juni 1973 Bleckede – Alt Garge
26. Mai 1974 Steinhorst – Wittingen und Wittingen – Rühen
5. Juli 1974 Winsen – Salzhausen
1. Juni 1975 Bergen – Soltau
26. Juni 1975 Soltau – Hützel – Schwindebeck
30. Mai 1976 Celle Nord – Bergen und Beckedorf – Hermannsburg
23. Juni 1976 Celle Nord – Steinhorst
22. Mai 1977 Lüneburg – Bleckede und Lüneburg – Schwindebeck

Als Ersatz für den Schienenverkehr richtete die OHE Omnibuslinien ein. Schon 1927/28 hatte die Direktion der Celler Kleinbahnen die Geschäftsführung des Kraftverkehrs Celle-Stadt und Land GmbH (KVC) übernommen; dieser betrieb damals vier Omnibuslinien von insgesamt 87 km Länge mit sechs KOM. Heute gehören der OHE 61 % der Anteile. Dazu kamen im Laufe der Jahre bei der OHE noch der Verkehrsbetrieb Osthannover GmbH (VOG) als hundertprozentige Tochter, die Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn (VLG) (25 %) und die 50 %-Beteiligung an der Kraftverkehr GmbH (KVG) in Stade, die u. a. im Raum Lüneburg Stadt- und Überlandverkehr bedient.

Über die Tochtergesellschaft NiedersachsenBahn GmbH ist die OHE an der metronom Eisenbahngesellschaft beteiligt und betreibt so seit 2003 SPNV in Norddeutschland auf den Gleisen der Deutschen Bahn.

[Bearbeiten] Aktien und Betriebsführung

Bei der Gründung im Jahre 1944 waren als Hauptaktionäre der preußische Staat und die Provinz Hannover mit zusammen 53 % beteiligt. Die Landkreise Celle, Fallingbostel, Gifhorn, Harburg (in Winsen) und Lüneburg besaßen Aktien in unterschiedlichem Maße entsprechend den dortigen Streckenabschnitten. Mit ganz geringen Quoten sind zu nennen das Land Braunschweig und die Provinz Sachsen sowie die Städte Celle und Lüneburg nebst einigen kleineren Gemeinden und wenigen Privatpersonen.

Die Aktien verteilten sich im Jahre 2007 auf folgende Eigentümer:

82,9 % Arriva-Bachstein GmbH
17,1 % Kreise und Gemeinden

Die OHE führten ab 1959, nachdem das Niedersächsische Landeseisenbahnamt aufgelöst worden war, jahrzehntelang den Betrieb einer Reihe von Eisenbahnunternehmungen im Lande Niedersachsen, nämlich der:

Derzeit führt die OHE den Betrieb ihrer Tochtergesellschaft, der RStVG – Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH in Obernkirchen, an der sie – neben dem Kreis Schaumburg und Kommunen – zu 74 % beteiligt ist.

Ferner führt sie den Betrieb der 15 km langen Strecke Walsrode – Bomlitz für die Werksbahn der Wolff Walsrode AG.

[Bearbeiten] Fahrzeuge

DE-AC33C – Blue Tiger der OHE.
DE-AC33C – Blue Tiger der OHE.

Die OHE betreibt einen Fuhrpark von über 20 Diesellokomotiven verschiedener Leistungsstufen, sodass man von der Rangierlok bis zur Großdiesellok für Fahrten auf dem DB Netz über alle Größen verfügt. In den letzten Jahren hat eine Vereinheitlichung der eingesetzten Loktypen stattgefunden, trotzdem verfügt man immer noch über eine Vielfalt verschiedener Lokomotiven. Während früher MaK-Stangenlokomotiven das Rückgrat des Fuhrparks bildeten, findet man heute modernere Varianten der MaK-Standardbaureihe (G1202, G1204 und G1205) im Dienst bei der OHE. Weiterhin im Einsatz sind die drei 1600 PS starken G1600, eine Weiterentwicklung auf Basis der DB Baureihe 290. Die ursprünglich drei zweimotorigen Deutz-Großdiesellokomotiven vom Typ DG2000CCM befinden sich heute nicht mehr bei der OHE, ihre Nachfolge traten die Lokomotiven vom Typ „Blue Tiger“ an.

Für den schweren Streckendienst setzt die OHE mittlerweile drei DH-1504 Lokomotiven mit 2000 PS, fünf DE-AC33C (Blue Tiger) mit 3300 PS sowie eine E-Lok der BR 185 ein. Zeitweise werden auch Mietlokomotiven eingesetzt, so z.B. 2005 eine dieselhydraulische Großdiesellok vom Typ G2000-3.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hütter, Bretschneider, Uhl, Kasper: Vom Kleinbahnnetz zu den Osthannoverschen Eisenbahnen. Verlag Kenning, Nordhorn 1997, ISBN 3-927587-71-0
  • H.W. Rogl: Die Osthannoverschen Eisenbahnen. Alba, Düsseldorf 1996, ISBN 3-87094-232-0

[Bearbeiten] Weblinks

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