Osthannoversche Eisenbahnen
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Die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) ist ein in Celle ansässiges Eisenbahnunternehmen mit eigenem Streckennetz im nordöstlichen Niedersachsen.
Die OHE führt heute hauptsächlich Gütertransporte durch, sowohl auf eigenen Strecken als auch im Netz der Deutschen Bahn AG. Der schienengebundene Personenverkehr auf dem eigenen Netz ruht seit 1977 vollständig, nachdem es vorher bereits Teilstilllegungen gegeben hatte. Im Zuge der marktwirtschaftlichen Öffnung des Eisenbahnverkehrs in Deutschland hat die OHE mit der Beteiligung an der metronom Eisenbahngesellschaft wieder ein Standbein in der schienengebundenen Personenbeförderung.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die OHE entstanden 1944 durch den Zusammenschluss mehrerer Kleinbahngesellschaften im Raum Nordostniedersachsen. Die Gründung einer einzigen Bahngesellschaft war nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern auch stark politisch gefordert. Im nationalsozialistischen Deutschland war das Netz der zukünftigen OHE im Regierungsbezirk Lüneburg gelegen, der dem Gau Osthannover angehörte und auch namensgebend für die Gesellschaft wurde.
Die Osthannoverschen Eisenbahnen AG (OHE) in Celle sind aus der am 21. Juni 1902 gegründeten Kleinbahn Celle-Wittingen AG hervorgegangen, die sich ab 23. Februar 1940 Eisenbahn Celle-Wittingen AG nannte. Diese übernahm am 27. März 1944 die Kleinbahn Celle-Soltau, Celle-Munster GmbH, mit der sie in der „Betriebsgemeinschaft der Celler Kleinbahnen“ verbunden war, und führte fortan die Firma Celler Eisenbahnen AG.
Am 10. Juli 1944 wurden noch die folgenden Bahngesellschaften eingegliedert, für die seit den frühen zwanziger Jahren – bei den beiden Winsener Bahnen seit 1933 – das Landeskleinbahnamt der Provinz Hannover (LKA) den Betrieb geführt hatte:
- Bleckeder Kleinbahn GmbH (Lüneburg-Bleckeder Eisenbahn)
- Kleinbahn Lüneburg-Soltau GmbH (Lüneburg-Soltauer Eisenbahn)
- Kleinbahn Soltau-Neuenkirchen GmbH
- Kleinbahn Winsen-Evendorf-Hützel GmbH (Winsener Eisenbahn)
- Kleinbahn Winsen-Niedermarschacht GmbH (Winsener Eisenbahn)
Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die
- Kleinbahn Wittingen-Oebisfelde GmbH (Wittingen-Oebisfelder Eisenbahn) in die OHE aufgenommen.
Mit dieser Fusion sollte – vor allem angesichts der schwierigen Kriegslage – durch eine einheitliche Leitung und gemeinsame Betriebsmittel die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der beteiligten Kleinbahnen gesteigert werden.
Das neue Unternehmen Osthannoversche Eisenbahnen AG besaß 1944 ein vollspuriges Streckennetz von fast 340 Kilometern Länge. Es war jahrzehntelang das umfangreichste aller nichtbundeseigenen Eisenbahnen.
[Bearbeiten] Die Strecken der OHE
Das zusammenhängende Hauptnetz bilden folgende Strecken:
Strecke | Länge | Name | Kategorie | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
Celle – Wietzenbruch | 4,3 km | 1998 von der DB übernommen, 2005 stillgelegt, 2006 abgebaut | ||
Celle – Soltau | 58,9 km | Falkenbergbahn | F1 | |
Beckedorf – Munster | 23,9 km | Örtzetalbahn | Z2 | |
Soltau – Neuenkirchen | 12,0 km | 1996 stillgelegt, 2006 komplett abgebaut | ||
Lüneburg Süd – Soltau | 57,1 km | Gebirgsbahn | Z1 | |
Lüneburg Nord – Bleckede | 23,8 km | Geestrandbahn | Z2 | durch die Gleise der DB vom übrigen Netz der OHE abgetrennt |
Winsen (Luhe) – Hützel | 41,1 km | Luhebahn | Z1 | |
Winsen (Luhe) – Niedermarschacht | 18,2 km | Elbmarschbahn | Z2 | |
Celle – Wittingen | 35,1 km | Lachtetalbahn | Z1 | |
Beedenbostel – Mariaglück | 5,6 km | Salzbahn | 2005 stillgelegt | |
Wittingen – Rühen | 34,7 km | Ohretalbahn | Z2 | gesperrt; der weiterführende Abschnitt nach Oebisfelde bereits 1945 stillgelegt |
Wunstorf – Bokeloh | 5,9 km | Z3 | ehemalig Steinhuder Meer-Bahn StMB | |
gesamt | 320,6 km |
Im November 2005 wurde der OHE durch das niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr die dauerhafte Einstellung des Verkehrs auf der Ohretalbahn ab Streckenkilometer 14,2 (Radenbeck) erteilt. Der verbleibende Streckenabschnitt ist weiterhin gesperrt. Abzüglich der weiteren stillgelegten Strecken beträgt die Länge der OHE-Strecken im Jahr 2006 zusammen 278,2 km.
Die Kategorisierung folgt dem Trassenpreissystem 2005 der OHE, die damit interessierten EVU den Zugang zu ihrem Netz gewährt. Die Kategorie F1 steht für Fernsteuerstrecke, Z1 für Strecken im Zugleitverfahren, Z2 für Randstrecken, die im vereinfachten Zugleitverfahren betrieben werden und Z3 für Inselstrecken im vereinfachten Zugleitverfahren.
Auf folgenden Strecken ist die OHE als Betriebsführungsbahn tätig:
- Werkbahn des Industrieparks Walsrode
[Bearbeiten] Die weitere Entwicklung
[Bearbeiten] Güterverkehr
Der Güterverkehr hat stets eine bedeutende Rolle gespielt, und noch heute steht ihm ein Netz von 292 km Länge zur Verfügung, auf dem im Jahr 2005 1,5 Millionen Tonnen an Baustoffen, chemischen Produkten, Düngemitteln, Holz aber auch militärisches Gerät für Truppenübungsplätze befördert werden.
Außerdem bedient die OHE auch auf Strecken der Deutschen Bahn von knapp 100 km Länge Güterverkehrstellen im Einzelwagenverkehr:
Strecke | Länge |
---|---|
Munster – Uelzen | 34 km |
Celle – Uelzen | 53 km |
Soltau – Visselhövede | 18 km |
gesamt | 105 km |
Diese Strecken grenzen an das Streckennetz der OHE und werden meist in der Funktion als regionaler Partner der DB bedient. In der Vergangenheit wurden auch andere Strecken befahren, deren Bedienung heute unrentabel ist oder wieder durch die DB selbst erfolgt.
[Bearbeiten] Personenverkehr
Der Personenverkehr nahm vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und in den folgenden Jahren einen vorher nie gekannten Umfang an. Er behielt auf einigen Strecken auch noch bis in die 1970er Jahre seine Bedeutung. Das zeigt sich an den Eilzugverbindungen, die u. a. dem sonntäglichen Ausflugsverkehr dienten. Doch im Sommer 1977 waren im Kursbuch keine Personenzüge der OHE mehr zu finden.
Die Stilllegungsdaten des Personenverkehrs:
1. Juli 1945 | Rühen – Oebisfelde |
22. Mai1955 | Beedenbostel – Mariaglück (Werksverkehr verblieb noch bis 1958) |
28. Mai 1961 | Soltau – Neuenkirchen |
22. Mai 1966 | Winsen – Niedermarschacht |
31. Mai 1970 | Hermannsburg – Munster (Lager) und Salzhausen – Hützel |
3. Juni 1973 | Bleckede – Alt Garge |
26. Mai 1974 | Steinhorst – Wittingen und Wittingen – Rühen |
5. Juli 1974 | Winsen – Salzhausen |
1. Juni 1975 | Bergen – Soltau |
26. Juni 1975 | Soltau – Hützel – Schwindebeck |
30. Mai 1976 | Celle Nord – Bergen und Beckedorf – Hermannsburg |
23. Juni 1976 | Celle Nord – Steinhorst |
22. Mai 1977 | Lüneburg – Bleckede und Lüneburg – Schwindebeck |
Als Ersatz für den Schienenverkehr richtete die OHE Omnibuslinien ein. Schon 1927/28 hatte die Direktion der Celler Kleinbahnen die Geschäftsführung des Kraftverkehrs Celle-Stadt und Land GmbH (KVC) übernommen; dieser betrieb damals vier Omnibuslinien von insgesamt 87 km Länge mit sechs KOM. Heute gehören der OHE 61 % der Anteile. Dazu kamen im Laufe der Jahre bei der OHE noch der Verkehrsbetrieb Osthannover GmbH (VOG) als hundertprozentige Tochter, die Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn (VLG) (25 %) und die 50 %-Beteiligung an der Kraftverkehr GmbH (KVG) in Stade, die u. a. im Raum Lüneburg Stadt- und Überlandverkehr bedient.
Über die Tochtergesellschaft NiedersachsenBahn GmbH ist die OHE an der metronom Eisenbahngesellschaft beteiligt und betreibt so seit 2003 SPNV in Norddeutschland auf den Gleisen der Deutschen Bahn.
[Bearbeiten] Aktien und Betriebsführung
Bei der Gründung im Jahre 1944 waren als Hauptaktionäre der preußische Staat und die Provinz Hannover mit zusammen 53 % beteiligt. Die Landkreise Celle, Fallingbostel, Gifhorn, Harburg (in Winsen) und Lüneburg besaßen Aktien in unterschiedlichem Maße entsprechend den dortigen Streckenabschnitten. Mit ganz geringen Quoten sind zu nennen das Land Braunschweig und die Provinz Sachsen sowie die Städte Celle und Lüneburg nebst einigen kleineren Gemeinden und wenigen Privatpersonen.
Die Aktien verteilten sich im Jahre 2007 auf folgende Eigentümer:
82,9 % | Arriva-Bachstein GmbH |
17,1 % | Kreise und Gemeinden |
Die OHE führten ab 1959, nachdem das Niedersächsische Landeseisenbahnamt aufgelöst worden war, jahrzehntelang den Betrieb einer Reihe von Eisenbahnunternehmungen im Lande Niedersachsen, nämlich der:
- Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn GmbH
- Buxtehude-Harsefelder Eisenbahn GmbH
- Eisenbahn Gittelde-Bad Grund GmbH
- Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn GmbH
- Niederweserbahn GmbH
- Steinhuder Meer-Bahn GmbH
- Wilstedt-Zeven-Tostedter Eisenbahn GmbH
Derzeit führt die OHE den Betrieb ihrer Tochtergesellschaft, der RStVG – Rinteln-Stadthagener Verkehrs GmbH in Obernkirchen, an der sie – neben dem Kreis Schaumburg und Kommunen – zu 74 % beteiligt ist.
Ferner führt sie den Betrieb der 15 km langen Strecke Walsrode – Bomlitz für die Werksbahn der Wolff Walsrode AG.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Die OHE betreibt einen Fuhrpark von über 20 Diesellokomotiven verschiedener Leistungsstufen, sodass man von der Rangierlok bis zur Großdiesellok für Fahrten auf dem DB Netz über alle Größen verfügt. In den letzten Jahren hat eine Vereinheitlichung der eingesetzten Loktypen stattgefunden, trotzdem verfügt man immer noch über eine Vielfalt verschiedener Lokomotiven. Während früher MaK-Stangenlokomotiven das Rückgrat des Fuhrparks bildeten, findet man heute modernere Varianten der MaK-Standardbaureihe (G1202, G1204 und G1205) im Dienst bei der OHE. Weiterhin im Einsatz sind die drei 1600 PS starken G1600, eine Weiterentwicklung auf Basis der DB Baureihe 290. Die ursprünglich drei zweimotorigen Deutz-Großdiesellokomotiven vom Typ DG2000CCM befinden sich heute nicht mehr bei der OHE, ihre Nachfolge traten die Lokomotiven vom Typ „Blue Tiger“ an.
Für den schweren Streckendienst setzt die OHE mittlerweile drei DH-1504 Lokomotiven mit 2000 PS, fünf DE-AC33C (Blue Tiger) mit 3300 PS sowie eine E-Lok der BR 185 ein. Zeitweise werden auch Mietlokomotiven eingesetzt, so z.B. 2005 eine dieselhydraulische Großdiesellok vom Typ G2000-3.
[Bearbeiten] Literatur
- Hütter, Bretschneider, Uhl, Kasper: Vom Kleinbahnnetz zu den Osthannoverschen Eisenbahnen. Verlag Kenning, Nordhorn 1997, ISBN 3-927587-71-0
- H.W. Rogl: Die Osthannoverschen Eisenbahnen. Alba, Düsseldorf 1996, ISBN 3-87094-232-0