Preußische Landesaufnahme
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Preußische Landesaufnahme (auch als Uraufnahme bezeichnet) war die erste umfassende kartografisch-geodätische Vermessung des preußischen Staatsgebietes.
Sie erfolgte anfangs durch grafische Triangulation - d.h. durch Winkelmessung direkt auf den Kartenskizzen, ohne Verwendung von Theodoliten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte der preußischen Landesaufnahme
[Bearbeiten] Erste Landesaufnahme zwischen 1816 und 1830
Die erste Vermessung wurde durch den preußischen Generalstab geleitet und von jungen Offizieren (Ingenieur-Topografen) durchgeführt.
Diese ersten Aufnahmen (in den Maßstäben 1:25.000 oder 1:20.000 kartiert) stellten eher geografische Skizzen, als topografisch genaue Karten dar. Damaligen militärischen Zwecken genügten sie jedoch. Diese Karten wurden nicht veröffentlicht, sie dienten als Grundlage für die Preußischen Generalstabskarten (militärischen Operationskarten des Generalstabs) in den Maßstäben 1:80.000 und 1:100.000.
[Bearbeiten] Zweite Landesaufnahme zwischen 1830 und 1865
Diese Aufnahme diente einzig der Fortführung der Generalstabskarten, sie wurde jedoch mit verbesserten Aufnahmeverfahren (genauere Winkelmessung) und im einheitlichen Maßstab 1:25.000 durchgeführt. Ab 1868 wurden die Karten veröffentlicht, unter anderem auf Druck von ziviler Seite, die diese Kartenwerke zur besseren Planung für den Straßen- und Eisenbahnbau forderte.
[Bearbeiten] Dritte Landesaufnahme (Neuaufnahme) zwischen 1877 und 1915
Aufgenommen durch die 1875 gebildete Königlich Preußische Landesaufnahme. Aufgrund verbesserter Darstellungsformen (Höhenlinien, einheitliche Längenangaben in Metern, Einführung einheitlicher Höhenangaben auf das Normalnullniveau) und höheren Ansprüchen an die Genauigkeit der Karten wurde eine Neuaufnahme erforderlich.
Bei dieser Neuaufnahme wurden insgesamt 3.307 Kartenblätter im Maßstab 1:25.000 angefertigt. Neben dem preußischen Staatsgebiet wurden auch kleinere selbstständige deutsche Staaten aufgenommen (zum Beispiel das Großherzogtum Oldenburg und das Herzogtum Braunschweig), die den Aufwand einer eigenen Landesaufnahme scheuten. Diese Landesaufnahme ist der Ursprung der heutigen Topografischen Karte 1:25.000 (TK 25).
[Bearbeiten] Blattschnitt
Die Karten der letzten Landesaufnahme werden auch als Messtischblätter bezeichnet. Sie wurden einheitlich nach dem geografischen Koordinatensystem gedruckt bzw. zugeschnitten. Der Blattschnitt ist mit 6x10' annähernd quadratisch - 6 Bogenminuten in Breite, 10 Bogenminuten Länge). Genau betrachtet, sind die Blätter nicht rechteckig, sondern trapezförmig (mit zunehmender geografischer Breite wird der Abstand der Meridiane zueinander kleiner). Dies ist auf den Blättern jedoch kaum wahrzunehmen, da der Nordrand nur um etwa 1 mm kürzer als der Südrand ist.
Die geografische Länge aller Karten bzw. Messtischblätter bezog sich auf den Ferro-Meridian, d.h. auf die westlichste der kanarischen Inseln (El Hierro), wodurch ganz Europa östliche Längen hat. Dieser damaligen Nullmeridian des deutschen Reiches (und auch von Österreich-Ungarn) liegt etwa 17°40' westlich von Greenwich). Erst bei der Fortführung der Kartenblätter wurde dies geändert und seit 1924 beziehen sich die Längen auf den Greenwich-Meridian.
[Bearbeiten] Blattbezeichnung
Ursprünglich waren die Meßtischblätter zeilenweise von West nach Ost im Norden beginnend fortlaufen durchnummeriert. Erst ab 1937 wurde einheitlich eine vierstellige Nummer eingeführt, basierend auf einem Raster. Die ersten zwei Ziffern benennen die Zeile des Rasters, die nächsten zwei die Spalte.
Beispiele der aktuellen TK 25:
Nummer | Name | Bundesland | Lage in Deutschland |
---|---|---|---|
0916 | List (Sylt) | Schleswig Holtstein | nördlichstes Blatt |
8727 | Biberkopf | Bayern | südlichstes Blatt |
4901 | Selfkant | Nordrhein-Westfalen | westlichstes Blatt |
4755 | Niesky Ost | Sachsen | östlichstes Blatt |
Das Beispiel zeigt einen Ausschnitt im Nordwesten Deutschlands in Ostfriesland. Die oberste rote Zahl nennt das Jahr der Erstausgabe des jeweiligen Kartenblattes. Darunter befindet sich der ursprüngliche Name des Kartenblattes (ebenfalls in rot), falls er sich vom heutigen Namen unterscheidet. Als nächstes wird die aktuelle Nummer des Kartenblattes genannt, darunter befindet sich der heute aktuelle Name des Kartenblattes.
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Grothenn: Die Preussischen Messtischblätter 1:25.000 in Niedersachsen Hannover 1994
- Das Reichsamt für Landesaufnahme und seine Kartenwerke, Berlin 1931
- J. Schroeder-Hohenwarth: Die Preußische Landesaufnahme von 1816-1875, Frankfurt/Main 1958
[Bearbeiten] Siehe auch
- Gaußsche Landesaufnahme, [Kurhannoversche Landesaufnahme]], Anfelderung
- Generalstabskarte, Messtischblatt, Grafische Triangulierung
- Carl Friedrich Gauß, General Baeyer, Oskar Schreiber,