Repräsentativität
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Unter Repräsentativität versteht man in der Empirie die grundlegende Eigenschaft von Erhebungen, dass sie Aussagen über eine Grundgesamtheit zulassen. Umgangssprachlich wird unter Repräsentativität z.B. ein "verkleinertes Abbild der Bevölkerung" verstanden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Empirie
Für die Analyse von Sozialstruktur, Prognose von Wählerverhalten sind sog. "repräsentative" Stichproben zumindest für die konkrete Fragestellung von Bedeutung. Es kann also durchaus vorkommen, dass bei der Auswertung einer repräsentativen Erhebung über ihren ursprünglichen Zweck hinaus, z.B. bei nicht vorgesehener kleiner räumlichen Differenzierung, nur eine unbefriedigende Genauigkeit erreicht wird. Wichtig sind sie in der Praxis außerdem für die Schätzung von Verteilungen (z.B. Anteils- oder Mittelwerte). Für die Prüfung von Zusammenhangshypothesen ist Repräsentativität nicht von zentraler Bedeutung. Hier sind Designs der Varianzkontrolle und die Ausschaltung von Störfaktoren wichtiger.
Für die empirische Wissenschaft sind die Angabe folgender Charakteristika der Stichprobentechnik und Erhebungsmethode wichtig:
- Angabe der Stichprobentechnik (des Auswahlverfahrens)
- Zufallsstichprobe: dann auch Ausschöpfungsquote
- oder Quotenstichprobe: dann auch die Quotenmerkmale
- Zahl der realisierten Elemente (nach Abzug von Verweigerung (Non response))
- Die Erhebungsmethode (telefonisch, persönlich)
- Gewichtungsverfahren
- Es sollte ein Vergleich zwischen Theorie und Praxis stattfinden, z.B. durch Überprüfung der Interviewer
Wichtig ist, dass sich die Einschlusswahrscheinlichkeit eines Elements angeben lässt. Eine Aussage über die Genauigkeit der Erhebung ist hilfreich. Ob eine genügende Genauigkeit erreicht worden ist, kann oft mit einem Vergleich zwischen den geschätzten Werten und aus anderen Quellen bekannten Werten beurteilt werden. Auf die Befragung von Personen bezogen bedeutet das z.B., dass die Schätzungen von Altersstruktur, Bildungsniveau, Familienstand o.ä. den Ergebnissen der amtlichen Veröffentlichungen entspricht.
[Bearbeiten] Statistik
Unter sonst gleichen Bedingungen wirkt sich ein größerer Stichprobenumfang positiv auf die sog. "Repräsentativität" aus. Allsätze benötigen demnach theoretisch als Stichprobe die gesamte Menschheit. Die Statistik geht in der Regel von einer einfachen Zufallstichprobe aus, das Urnenmodell, bei dem alle Einschlusswahrscheinlichkeiten gleich sind. Eine Erhebung ist immer repräsentativ, wenn sie auf einer solchen Zufallsstichprobe basiert.
Nach dem Gesetz der großen Zahlen lässt sich die Genauigkeit einer Erhebung erhöhen, wenn die Zahl der Elemente einer Stichprobe, die Stichprobengröße, erhöht wird. Die Festlegung der Genauigkeit der Erhebung muss dem Zweck der Erhebung entsprechen. Der Stichprobenplan, welcher auch die Größe festlegt, muss dann unter Berücksichtigung der Variabilität in der Grundgesamtheit und der erwarteten Antwortausfälle erstellt werden.
[Bearbeiten] Praxis
Deutsche Marktforschungsunternehmen arbeiten bei ihren Studien häufig mit einer mehrfach geschichteten Zufallsauswahl nach dem ADM-Mastersample des Arbeitskreises Deutscher Marktforschungsunternehmen. Eine grobe Faustregel besagt: Um deutschlandweit repräsentative Ergebnisse zu erhalten, müssen mindestens 1000 Personen befragt werden.
In der Praxis werden oft komplexe Stichprobenpläne angewandt. Es ist fast nie möglich, eine Erhebung genau nach den theoretischen Vorgaben durchzuführen. Beispielsweise gibt es in der Praxis fast immer Einheiten, bei denen keine Daten gesammelt werden können (Antwortausfälle).
[Bearbeiten] Probleme
- Internet: Große Probleme bestehen bei Erhebungen im Internet, da die Grundgesamtheit hier oft nicht abgegrenzt werden kann (wenn man darunter alle Internetnutzer versteht), und da zudem bei der Verwendung passiver Auswahlverfahren das Problem der Selbstselektivität auftritt. Zudem ist die Identität der Teilnehmer meist nicht zweifelsfrei überprüfbar, so dass auf Grund der geringen Kosten für den Teilnehmer in großem Maße Mehrfachabstimmungen möglich sind. Dies gilt allerdings nur teilweise, da es auch Internet-Abstimmungen gibt, die technisch derart eingestellt sind, daß nur eine einmalige Abstimmung pro Person möglich ist.
- Telefon: Etwas einfacher ist es bei der Stichprobenziehung über das Telefonbuch, weil man, zumindest in Deutschland, davon ausgehen darf, dass nahezu jeder Haushalt über eine Telefonanschluss verfügt. Somit ist (nahezu) jedes Element der Grundgesamtheit medial erreichbar. Das Problem der nicht eingetragenen Nummern versucht man durch die computergestützte zufällige Erzeugung von Telefonnummern (Random Digit Dialing, RDD) zu mildern. Das Problem der Mehrfach-Erreichbarkeit von Personen ist schon schwieriger zu lösen, weil es oft schwierig ist, festzustellen über wie viele Nummern eine Person erreichbar ist.
- Mobiltelefone: Das in Zukunft sicher zunehmende Problem der Personen, die nur über ein Mobiltelefon erreichbar sind, ist zwar erkannt, aber methodisch noch nicht überzeugend gelöst, weil sich nur sehr wenige Personen in Verzeichnisse eintragen lassen. Diese Elemente der Grundgesamtheit könnten zwar prinzipiell durch zufallsgesteuertes Anrufen aller denkbaren Mobiltelefonie-Nummern erreicht werden; bei diesem Vorgehen ist der Kosten- und Zeitaufwand allerdings sehr hoch.
[Bearbeiten] Literatur
A. Diekmann: Empirische Sozialforschung. S. 368ff, ISBN 3499555514
Hartmann, P. (1990): Wie repräsentativ sind Bevölkerungsumfragen? Ein Vergleich des Allbus und des Mikrozensus, Zuma-Nachrichten 26. Jg. (1990) o. Nr., S. 7-30.
Rothe, G., Wiedenbeck, M. (1987): Stichprobengewichtung: Ist Repräsentativität machbar?, ZUMA-Nachrichten 21. Jg. (1987) o. Nr., S. 43-58.
Schnell, R. (1993): Die Homogenität sozialer Kategorien als Voraussetzung für "Repräsentativität" und Gewichtungsverfahren, Zeitschrift für Soziologie 22. Jg. (1993) Nr. 1, S. 16-32.
[Bearbeiten] Weblinks
http://www.vwl.uni-essen.de/dt/stat/dokumente/Repraesentativitaet.pdf