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Robinson Crusoe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Robinson Crusoe ist ein Roman von Daniel Defoe, der die Geschichte eines Seemannes erzählt, der mehrere Jahre auf einer Insel als Schiffbrüchiger verbringt. Das Buch erschien 1719 und gilt als der erste englische Roman. Das literarische Motiv des Eingeschlossenseins auf einer Insel bezeichnet man nach ihm auch als Robinsonade.

Der vollständige Titel des englischen Originals lautet: The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner: who lived Eight and Twenty Years, all alone in an uninhabited Island on the coast of America, near the Mouth of the Great River of Oroonoque; Having been cast on Shore by Shipwreck, wherein all the Men perished but himself. With An Account how he was at last as strangely deliver'd by Pirates. Written by Himself. („Das Leben und die seltsamen überraschenden Abenteuer des Robinson Crusoe aus York, Seemann: der 28 Jahre allein auf einer unbewohnten Insel an der Küste von Amerika lebte, in der Nähe der Mündung des großen Flusses Oroonoque; Durch einen Schiffbruch an Land gespült, bei dem alle außer ihm um's Leben kamen. Mit einer Aufzeichnung, wie er endlich seltsam aus den Händen von Piraten befreit wurde. Geschrieben von ihm selbst.“)

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Inhalt

Robinson Crusoe und Freitag auf einem Gemälde von Carl Offterdinger (1829-89)
Robinson Crusoe und Freitag auf einem Gemälde von Carl Offterdinger (1829-89)

Robinson Crusoe, Sohn eines nach England ausgewanderten Bremer Kaufmanns mit dem ursprünglichen Namen Kreutznaer, strandet nach einem Sturm als einziger Überlebender auf einer einsamen Insel. Sein Vater hatte den noch jungen Robinson davor gewarnt, zur See zu gehen und gemeint, er würde dort seinen Untergang finden. Diese Ermahnungen missachtend wird Robinson Crusoe auf einer seiner ersten Fahrten von Piraten gefangen genommen. Erst nach zweijähriger Gefangenschaft gelingt ihm die Flucht.

Als er dabei von einem portugiesischen Kapitän auf hoher See gerettet wird, bringt dieser Robinson nach Brasilien, wo er durch geschicktes Handeln schnell zu Geld kommt. Er erwirbt eine eigene Plantage und bewirtschaftet diese so gut er es vermag. Doch bald treibt es ihn erneut zur See, um Sklaven für seine und andere Plantagen aus Afrika zu holen. Auf dieser Fahrt erleidet er Schiffbruch und strandet an einer einsamen Insel. Er kann noch verschiedene Ausrüstungsgegenstände von seinem Schiff retten und richtet sich damit auf der Insel ein.

Robinson baut sich eine kleine „Festung“, wo er lebt und anfängt, Getreide anzubauen, zu jagen und Kleidung aus Ziegenfellen herzustellen. Seine Festung rüstet er mit geretteten Musketen aus. All dies tut er mit äußerster Vorsicht, da er sich auf der Insel nicht sicher fühlt. Auch rettet er aus dem Schiff eine Bibel und liest jeden Morgen aus dieser. Zuvor nicht religiös gewesen, erstarkt sein Glaube an Gott zunehmend, dem er nach seiner Ansicht auch sein Leben und alles verdankt, was er auf der Insel besitzt.

Die Insel wird gelegentlich von Kannibalen besucht, die dort ihre Festmahle abhalten. Bei einer solchen Gelegenheit gelingt es Robinson, eines der vorgesehenen Schlachtopfer zu befreien, das später sein Freund und Diener Freitag wird. Er bringt Freitag die englische Sprache bei und macht ihn vertraut mit der europäischen Lebensweise. Stark religiös geworden, führt er auch den einstigen „Wilden“ an die christliche Lehre heran.

Bevor Robinson nach 28 Jahren schließlich gerettet wird, gelingt es ihm und Freitag noch, einen schiffbrüchigen Spanier und einen anderen Eingeborenen aus den Klauen der Kannibalen zu befreien, die wieder einmal einen Festschmaus auf Robinsons Insel abhalten wollen. Der gerettete Eingeborene stellte sich als Freitags Vater heraus, während der Spanier von weiteren, mit ihm zusammen gestrandeten Spaniern berichtet, die alle auf Freitags Heimatinsel ein bedauerliches Dasein führen. So wird beschlossen, dass Freitags Vater mit dem Spanier losfahren soll, um die anderen Europäer zu Robinsons Insel zu bringen.

Während die beiden noch unterwegs sind, ankert eines Tages ein englisches Schiff vor der Insel, dessen Mannschaft gemeutert und beschlossen hat, den Kapitän und noch zwei Unglückliche auf dieser scheinbar unbewohnten Insel auszusetzen. Es gelingt Robinson, nach harten und verlustreichen Kämpfen mit den Meuterern das Schiff zurückzuerobern. Nun werden die Rädelsführer der Meuterer auf der Insel ausgesetzt und Robinson kehrt nach England zurück.

Nach ein paar Jahren besucht er seine Insel erneut und lässt sich von den Bewohnern ihre Geschichte berichten. Die Spanier haben sich nach zunächst heftigen Kämpfen mit den Meuterern geeinigt, da die Insel von Kannibalen angegriffen wurde. Die Bewohner bilden inzwischen eine friedliche Kolonie, zu der Robinson bei späteren Besuchen sogar Neuansiedler bringen kann. Bei einem dieser letzten Besuche wurde Freitag auf See getötet.

Robinson ist während seiner Abwesenheit zu einem wohlhabenden Mann geworden, da seine Plantage schon ein kleines Vermögen angehäuft hat und es ihm gelingt, aus dem Schiffswrack viel Gold zu bergen. Zurück in Europa legt er das Geld in England an und heiratet schließlich noch.

[Bearbeiten] Hintergrund der Geschichte

Die Geschichte von Robinson Crusoe kann auf das Leben des Abenteuerers Alexander Selkirk zurückgeführt werden. Dieser ließ sich 1704 nach einem Streit mit seinem Kapitän auf der zum Juan-Fernández-Archipel gehörigen Insel Mas a Tierra, die heute Isla Robinsón Crusoe heißt, aussetzen. Selkirk blieb vier Jahre und vier Monate auf der Insel, bis er gerettet wurde. Nach seiner Rückkehr nach England zeichnete Richard Steele Selkirks Geschichte auf, die von Steele in seiner Zeitschrift „The Englishman“ 1713 veröffentlicht wurde. Durch diesen Text ließ sich Daniel Defoe vermutlich zu seinem Roman Robinson Crusoe anregen. Angeblich soll Defoe Selkirk auch in einem noch heute existierenden Pub in Bristol getroffen haben. Steeles Erzählungen von Selkirks Abenteuer und Defoes Fantasie vereinten sich zu einem Werk, das heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört.

Dieser Klassiker wurde bereits kurz nach seinem Erscheinen auf einen gut gemachten, aber wenig aussagenden Abenteuerroman reduziert –- Defoes Original ist eigentlich eine zweiteilige Gesellschaftskritik, von denen nur der erste von Robinsons Zeit auf der Insel handelt.

Die chilenische Regierung benannte 1970 die Insel Mas a Tierra in Isla Robinsón Crusoe, die benachbarte Insel in Selkirk um. Die Überreste von Alexander Selkirks Hütte auf der Isla Robinsón Crusoe (Mas a Tierra) sind von dem japanischen Forscher Daisuke Takahashi und seinem Team entdeckt worden. Sie fanden dort ein bläuliches Metallstück, das die Spitze eines bronzenen Stechzirkels war. Dieses Navigationsgerät kann nur Robinson (bzw. Alexander Selkirk) gehört haben.

[Bearbeiten] Verfilmungen

Die Geschichte von Robinson Crusoe wurde mehrfach verfilmt. Im Rahmen der Abenteuervierteiler des ZDF wurde die Geschichte um Robinson Crusoe 1964 als erster Stoff ausgewählt, siehe Robinson Crusoe (1964). Die Hauptrolle spielte der bis dahin unbekannte Robert Hoffmann, den Freitag spielte Fabian Cevallos. Die Musik schrieben Georges van Paris (deutsche und französische Fassung), Robert Mellin und Gian Piero Reverberi (englische Fassung). Diese Fassung gilt als die bisher werkgetreueste Verfilmung.

Aus den Kinofilmen ist besonders die russische Fassung Robinzon Kruzo von 1947 zu erwähnen, mit Pavel Kadochnikov als Crusoe und Y. Lyubimov als Freitag. Dieser Film wurde als 3D-Film in Farbe gedreht und als erster Spielfilm auf einer Drahtraster-Leinwand vorgeführt. Dies ermöglichte es, ihn räumlich ohne die sonst üblichen 3D-Brillen anzusehen.

Eine Beachtung fand auch die von Jack Gold 1975 realisierte Verfilmung unter dem Titel Freitag und Robinson (Man Friday) mit Peter O’Toole (als Robinson) und Richard Roundtree (Freitag) in den Hauptrollen. Jack Gold hielt sich an die Geschichte, benutzte sie jedoch gleichzeitig dazu, die damaligen Vorstellungen vom "zivilisiertem weißen Mann" zu karikieren und somit gleichzeitig eine harsche Kritik am Kolonialismus, Missionarentum, Rassismus und ähnlichen Begebenheiten zu führen.

1976 drehte Sergio Corbucci mit Robinson jr. (auch Robinson Junior genannt) eine im Heute angesiedelte Parodie auf den Defoe-Stoff, in der ein luxusverwöhnter Mailänder Modedesigner (Paolo Villaggio) auf eine einsame Insel gespült wird und später einen weiblichen Freitag (Zeudi Araya) zur Seite bekommt.

1988 gab es eine Fassung aus Großbritannien von Caleb Deschanel, in der Hauptrolle Aidan Quinn, Originaltitel „Crusoe“, deutscher Titel „Robinson Crusoe - Reise ins Abenteuer“. Die Filmmusik wurde von Michael Kamen komponiert.

In den USA gab es 1996 eine weitere Verfilmung mit Pierce Brosnan als Robinson Crusoe und William Takaku als Freitag, die jedoch der Originalerzählung nicht so nah ist, wie die anderen. Die Regie führten George Miller und Rodney K. Hardey.

2002 drehte Thierry Chabert eine französische Fassung (16:9) (Originaltitel: "L'île de Robinson") mit Pierre Richard als Robinson (ca. 190 Min). Auch diese Fassung ist gesellschaftskritisch. So verlangt Robinson von seinem Diener Freitag zivilisiertes Verhalten und begründet es als Fortschritt gegenüber Freitags Volk, den Wilden. Jedoch zeigen sich die zivilisierten Europäer in diesem Film häufig als Feiglinge, Lügner und Mörder, wohingegen Freitag als Wilder eher die typischen Tugenden wie Mut, Charakterstärke, Treue und Ehrlichkeit aufweist. Abweichend von der Romanfassung begleitet Freitag Robinson am Ende zu seiner Plantage zurück und erlebt dort die Unterdrückung und Ausbeutung der Sklaven. Als Dunkelhäutiger wird er von den Weißen nicht respektiert. Sowohl Robinson als auch Freitag versuchen die Sklaven zu beschützen. Die anderen Plantagenbesitzer zünden daraufhin Robinsons Haus an. Robinson und Freitag flüchten nach Europa. Dort will Robinson die Idee verbreiten, dass alle Menschen gleich sind.

Das Motiv der Geschichte bildet die Basis für weitere Filme. So weist unter anderem Robert Zemeckis Film Cast Away – Verschollen, mit Tom Hanks als Verschollenem, unverkennbare Parallelen zur Darstellung des Crusoe auf.

Bereits 1964 schon drehte der US-amerikanische Regisseur Byron Haskin unter dem Titel Robinson Crusoe on Mars, vom deutschen Verleih unsinniger Weise Notlandung im Weltraum betitelt, eine Variante mit einer Science-Fiction-Version.

Im Jahr 2005 drehte die Private Media Group eine Porno-Adaption namens Robinson Crusoe on Sin Island die mit einem AVN Award ausgezeichnet wurde.

In Deutschland sind zusätzlich einige Hörspiele und Lesungen erschienen. Besonders erwähnenswert sind hierbei eine Lesung von Rufus Beck, erschienen bei „Hörbuch Hamburg“ und ein Hörspiel in der Bearbeitung und unter der Regie von Sven Stricker, erschienen 2005 beim Münchner „Hörverlag“. Das Hörspiel bezieht sich auf die Urfassung des Stoffes.

[Bearbeiten] Literatur

Titelseiten von Defoes Robinson Crusoe (Erstausgabe London: W. Taylor, 1719) und einer der zeitgenössischen Parallelausgaben von Fénelons Telemach (London: E. Curll, 1715)
Titelseiten von Defoes Robinson Crusoe (Erstausgabe London: W. Taylor, 1719) und einer der zeitgenössischen Parallelausgaben von Fénelons Telemach (London: E. Curll, 1715)

Der Klassiker ist auch heute noch in verschiedenen Ausgaben im Buchhandel erhältlich. Hier nur eine Auswahl:

[Bearbeiten] Weblinks

s:
Wikisource
Wikisource: Robinson Crusoe – Quellentexte
commons:Hauptseite
Commons
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