SkyTrain Vancouver
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Der Vancouver SkyTrain ist ein fahrerloses, schienengebundenes Nahverkehrssystem in Vancouver, auf dem Züge mit Linearmotoren verkehren. Die erste Strecke wurde am 3. Januar 1986 im Hinblick auf die Weltausstellung des gleichen Jahres eröffnet. Der Name (übersetzt Himmelszug) bezieht sich auf die überwiegend als Hochbahn realisierte Bauweise des SkyTrain-Netzes. Mit 33 Stationen und einer Länge von 49,6 Kilometern ist SkyTrain das längste automatische Transportsystem der Welt. Die Expo Line und die Millennium Line erschließen neben dem Stadtzentrum auch die Vororte Burnaby, New Westminster und Surrey.
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[Bearbeiten] Liniennetz
Linie | Strecke | Eröffnung | Länge | Stationen |
---|---|---|---|---|
Expo-Line | Waterfront ↔ King George | 1986 | 28,6 km | 20 |
Millennium Line | Waterfront ↔ VCC-Clark | 2000 | 22 km | 29 |
Die Expo Line verbindet Waterfront, den ehemaligen Bahnhof der Canadian Pacific Railway (CPR), mit der Station King George in Surrey. Im Stadtzentrum verläuft die Strecke unterirdisch durch Dunsmuir-Tunnel, der früher die transkontinentale Eisenbahnlinie der Canadian Pacific Railway mit dem Güterbahnhof am False Creek verband. Ab der Station Stadium-Chinatown ist die Strecke zum größten Teil aufgeständert, mit Ausnahme kurzer ebenerdiger Abschnitte zwischen den Stationen Nanaimo und Joyce im Osten Vancouvers sowie in der Nähe des SkyTrain-Depots bei der Station Edmonds in Burnaby. Nach New Westminster folgt ein kurzer Tunnel bis zur Station Columbia. Anschließend überquert die Strecke über die Skybridge den Fraser River und erreicht Surrey. Dort verläuft die Expo Line wiederum aufgeständert bis zur Endstation. Zwischen den Stationen Nanaimo und New Westminster werwendet die Expo Line die alte Trasse der in den 1950er Jahren stillgelegten Überlandstraßenbahn.
Die Millennium Line ist eine Quasi-Ringlinie. Sie befährt gemeinsam mit der Expo Line den Abschnitt zwischen Waterfront und Columbia. Dort zweigt sie in Richtung Norden ab und führt nach Lougheed Town Centre. Sie macht dort einen großen Schwenk in Richtung Westen und erschließt die nördlichen Stadttteile von Burnaby. Sie kreuzt dann bei der Station Commercial Drive die Stammstrecke und endet schließlich in der Station VCC-Clark. Der nicht mit der Expo Line gemeinsam befahrene Abschnitt ist vollständig aufgeständert.
[Bearbeiten] Geschichte
Erste elektrische Straßenbahnen fuhren bereits 1890 in Vancouver, das Streckennetz dehnte sich in der Folge in die Vororte aus. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde dieses jedoch komplett eingestellt und durch Diesel- und Oberleitungsbusse ersetzt. Die letzte Straßenbahn der British Columbia Electric Railway verkehrte 1958. Im Jahr 1971 erschien der „Kelly-Report“, eine Verkehrsstudie für die Region Greater Vancouver, die unter anderem den Bau eines Nahverkehrsschienensystems empfahl. Der grundsätzliche Beschluss zum Bau eines schienengebundenen Verkehrsmittels wurde im Jahr 1975 gefällt.
Vancouver erhielt 1980 den Zuschlag für die Ausrichtung der Weltausstellung Expo 86. Dies bewirkte eine Beschleunigung der Projektierungs- und Bauarbeiten, da das System bis 1986 betriebsbereit sein musste. Die British Columbia Rapid Transit Company (BC Transit) orientierte sich stark an vorhandenen Systemen auf dem europäischen Kontinent. Unter anderem wurden Gestaltungsmerkmale und -vorgehensweisen der Wiener U-Bahn übernommen. So ist beispielsweise das Eingangsgebäude und der Bahnsteig der Station Burrard von der österreichischen Architektengruppe U-Bahn gestaltet worden.
Rechtzeitig zur Weltausstellung war die Expo Line fertig und wurde am 3. Januar 1986 zwischen dem Bahnhof Waterfront und der Station New Westminster in Betrieb genommen. Im Juli gleichen Jahres begannen die Arbeiten für eine bereits im Mai 1984 beschlossene Verlängerung von New Westminster nach Scotts Road. Diese aus einem 0,3 km langen Tunnelstück und einer Viaduktstrecke von 2,2 km Länge bestehende Verlängerung befährt die Skybridge, einer Schrägseilbrücke über den Fraser River. Die Erweiterung wurde am 16. März 1990 in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr begannen die Bauarbeiten für eine weitere Verlängerung des Expo Line. Eine vier Kilometer lange Strecke mit drei Bahnhöfen von Scott Road bis King George wurde 1994 für den Verkehr freigegeben.
Erste Überlegungen für die Millennium Line gab es im Jahr 1996 im „GVRD's Livable Region Strategic Plan”, der feststellte, dass im Korridor Lougheed -Broadway erhebliche Verkehrsströme vorliegen, die nicht durch Diesel- beziehungsweise O-Busse vollends aufgefangen werden konnten. Nur eine weitere Linie des SkyTrain war diesem Verkehrsaufkommen gewachsen. Den im Jahr 1998 von der Regierung der Provinz Britisch-Kolumbien ausgeschriebenen Wettbewerb gewann eine eigens zu diesem Zweck gegründete Tochtergesellschaft des SkyTrain-Betreibers TransLink, Rapid Transit Project 2000 Ltd (RTP 2000). Zum Bau der Linie gehörte auch die Neubeschaffung von 60 Zügen des Typs MKII von Bombardier.
Die Bauarbeiten für die Millennium Line begannen am 14. Oktober 1999. Der erste Abschnitt zwischen Columbia und Braid wurde nach einigen Verzögerungen am 31. August 2002 eröffnet. Etwas mehr als ein halbes Jahr später, am 31. August 2002, ging der Abschnitt zwischen Braid und Commercial Drive in Betrieb. Am 6. Januar 2006 folgte die Verlängerung zwischen Commercial Drive und VCC-Clark.
[Bearbeiten] Ausbau und Planungen
Seit Oktober 2005 wird eine dritte Linie gebaut, die Canada Line. Sie wird das Stadtzentrum von Vancouver mit Richmond verbinden, mit einem Abzweig zum Vancouver International Airport. Die Eröffnung der 19,5 km langen Linie ist für November 2009 vorgesehen, rund drei Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele 2010. Sie beginnt ebenfalls am Bahnhof Waterfront und verläuft unterirdisch bis zum Nordufer des Fraser River. Südlich des Flusses ist die Strecke aufgeständert, da in diesem Bereich der Boden für den Tunnelbau nicht geeignet ist. Neun Stationen befinden sich in Vancouver, vier auf Lulu Island und drei auf Sea Island. Obwohl auch diese Linie vollautomatisch ist, werden nicht die üblichen SkyTrain-Fahrzeuge mit Linearantrieb zum Einsatz gelangen, sondern solche mit einem konventionellerem System.
Für das Jahr 2011 ist die Eröffnung der 11 km langen Evergreen Line vorgesehen. Sie wird von der Station Lougheed Town Centre in Burnaby über Port Moody nach Coquitlam führen. Im Gegensatz zu den anderen Linien wird sie allerdings als Stadtbahn ausgeführt.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Auf der Expo Line kamen ursprünglich nur die 12 Meter langen ICTS-Wagen MK I/Mark I zum Einsatz. Diese sind ähnlich jenen auf dem Scarborough RT in Toronto und dem Detroit People Mover in Detroit eingesetzten Fahrzeugen. Für die Millennium Line baute Bombardier neue 18-Meter-Gelenkzüge vom Typ MK II/Mark II, baugleich mit denen des Nahverkehrssystems in Kuala Lumpur.
Die Züge beider Modelle verkehren als Doppeltriebwagen (also sind entweder zwei Wagen vom Typ MK I oder eine Einheit des MK II dauerhaft zusammengekoppelt). Für das Modell MK II existieren auch zusätzliche Mittelwagen, die aber nur sehr selten zum Einsatz kommen. In der Regel verkehrt der SkyTrain mit Zügen aus jeweils zwei Doppeltriebwagen, insgesamt also vier Wagen. Die Züge der unterschiedlichen Baureihen werden nicht gemischt betrieben. In Nebenzeiten kommen kurze Zwei-Wagen-Züge, zu Stoßzeiten oder bei Veranstaltungen auch Einheiten aus sechs Wagen zum Einsatz. Die Wagen vom Typ MK I werden derzeit in erster Linie als Verstärker zu Spitzenzeiten verwendet.
[Bearbeiten] Literatur
- Bob Egby: SkyTrain, a catalyst for development. B.C. Transit, 1989
- W. J. Hinkel, K. Treiber, G. Valenta und H. Liebsch: gestern-heute-morgen. U-Bahnen von 1863 bis 2010. Schmid Verlag, Wien 2004, ISBN 3-900-607-443 (Kapitel "Montréal")
- Tom Parkinson: SkyTrain high technology rapid transit in Vancouver (SAE). Society of Automotive Engineers, 1989
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Vancouver SkyTrain – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |