St. Blasiuskirche (Balve)
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Die Pfarrkirche in Balve ist seit dem 13. Jahrhundert dem Heiligen Blasius geweiht. Davor war die Kirche vermutlich der Gottesmutter Maria geweiht. Im Besitz der Pfarrgemeinde befindet sich auch noch ein Reliquiar des Heiligen Benedikt.
Die Pfarrkirche besteht heute aus zwei Teilen, einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert und dem großen Erweiterungsanbau aus dem Jahr 1910. Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei Balve stammt aus dem Jahr 1196.
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[Bearbeiten] Die Pfarrkirche
[Bearbeiten] Die alte Kirche
Erbaut wurde das dreischiffige Langhaus von dem Besitzer eines Oberhofes in Balve. In Frage kommen hier entweder Graf Heinrich I. von Arnsberg oder der Graf Ruprecht II. von Nassau. Die Apsis wird bestimmt durch eine kunstvolle Freskenmalerei aus dem 13. Jahrhundert und soll ursprünglich um das Jahr 1000 entstanden sein. Die Kirche wurde dann ab dem 12. Jahrhundert immer wieder erweitert und enthält einige Besonderheiten, die sich nicht auf den ersten Blick erschliessen.
So befindet sich rechts der Apsis eine kulturhistorisch bedeutsame Darstellung der Legende des Nikolaus von Myra. Das heute nicht mehr genutzte, nach Westen ausgerichtete Portal beherbergt heute eine Turmkapelle mit einer Darstellung des Heiligen Josef von 1960, eine Marienstatue mit Kind sowie einige Priestergrabplatten.
Die Fenster der alten Kirche zeigen in der Apsis die Leidenswerkzeuge und in dem Seitenschiff den Heiligen Liborius, die Heilige Agatha und den Heiligen Antonius von Padua.
1430 erhält Balve durch Kurfürst Dietrich II. von Köln die Stadtrechte. Die in diesen Jahren entstehende Stadtmauer schließt die Balver Pfarrkirche allerdings nicht mit ein.
Die alte Orgel, deren Holzprospekt 1786 gebaut wurde, kann mit ihren zehn Registern vom eigenen Spieltisch oder vom Zentralspieltisch der neuen Orgel aus bedient werden.
Hermann von Hatzfeld ist das im Jahr 1603 entstandene Epitaph gewidmet.
[Bearbeiten] Der neoromanische Neubau
Heute bestimmt der große Kuppelraum mit dem Oktogon den ausladenden Neubau.
Unter Dechant Franz Amecke, wurde der Anbau von Professor Joseph Buchkremer, Dombaumeister zu Aachen entworfen und unter seiner Leitung ausgeführt. Der Kuppelbau wurde nach seinen Vorbildern wie dem Felsendom in Jerusalem in der Form eines ungleichseitigen Achtecks mit unregelmäßigem Sechseck als seitenschiffartigem Umgang entworfen. An den acht Ecken befinden sich kräftige Rundpfeiler. Die Fenster der Kuppel enthalten die acht Seligpreisungen.
Der nach Norden ausgerichtete Altarraum wird beherrscht vom Barockaltar, der ursprünglich in der Apsis der alten Kirche stand und in früheren Jahrhunderten noch vier, nicht mehr existierende Seitenaltäre aufwies. Rechts vom Altar beherrscht eine kostbare Renaissancekanzel die Szenerie, links die Pietà.
Im Süden, gleichsam als Übergang zur alten Kirche, befindet sich eine große Orgel, die 1912 von der Firma Feith aus Paderborn unter Mithilfe von Kirchenmusikdirektor Theodor Pröpper, dem damaligen Organisten, erbaut wurde. Umbauten erfolgten in den Jahre 1932, 1952 (jeweils Fa. Feith) und 1962 (Fa. Stockmann). Ferner wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten in den 80er Jahren des 20. Jh. die Orgel von der Firm Stockmann aus Werl nochmals umgebaut und als Schwalbennestorgel an die heutige Position versetzt und am 6. November 1983 eingeweiht. Die Orgel beinhaltet als Besonderheit ein Register "Celesta" (Glockenspiel), das nach den Wünschen Theodor Pröppers installiert wurde.
Ein Glockenspiel findet sich auch im Gebäude des ehemaligen Rathauses, in dem nun die Volksbank untergebracht ist.
[Bearbeiten] Kirchturm
Der Turm mit seinem über 20 m hohen Mauerwerk ist über der Turmkapelle, dem ehemaligen Hauptportal, errichtet. Sechs Glocken, zum Teil über 200 Jahre alt, sind im Glockenstuhl angebracht. Darüber befindet sich der 28 m hohe Turmhelm. Die Entstehungszeit des Turmes wird um 1480 angenommen. (Radiocarbon-Datierung C14, Universität Köln, November 2006)
Der in früheren Zeiten auch als Wehrturm benutzte Turm ist zusammen mit der gesamtem Anlage der alten Kirche ein typisches Zeugnis der westfälischen Romanik.
[Bearbeiten] Der Kirchplatz
Der Kirchhof war jahrhundertelang der Friedhof der Pfarrgemeinde. Nach vorsichtigen Berechnungen wurden hier 50.000 Menschen beerdigt, bis dann 1857 ein neuer Friedhof eingeweiht wurde.
Zwischen Kirche und Pfarrhaus steht seit über 400 Jahren das alte Mausoleum, die Begräbnisstätte der Familie des Landdrosten Henneke-Schüngel. Im siebenjährigen Krieg wurde Balve zehn Tage lang von den Franzosen besetzt, die am 24. Juni 1761 auf dem Kirchhof eine Feldbäckerei und Metzgerei anlegten. Dazu wurde die 2,5 m hohe Kirchhofsmauer "aus dem Grund gebrochen", die Kirchenbänke aus der Kirche gerissen, das Mehlmagazin in die Kirche verlegt. Sämtliche Bäume wurden gefällt. Es wurden 42 große Backöfen errichtet, jeder Ofen mit drei Schornsteinen. Der Gottesdienst fand in dieser Zeit im Mausoleum statt, dem sog. "Wocklumer Häuschen". Die französische Besatzung nahm teil. Auf die Balver machte es einen "besonderen Effekt", als das ganze französische Regiment das veni creator spiritus sang. [1]
Abgeschlossen wird der Kirchplatz vom Kriegerehrenmal und zwei Gebäuden (Altentagesstätte und "alte Mädchenschule"), die heute als Treffpunkt der örtlichen Schützenbruderschaft dienen.
[Bearbeiten] Piuskapelle
Im Besitz der Pfarrgemeinde befindet sich ebenfalls die sogenannte Piuskapelle. Sie liegt auf dem Balver Husenberg und wurde Papst Pius IX. geweiht. Eingesegnet im Jahr 1877 ging der Bau auf eine Initiative des Vikars Christoph Adrian zurück, der auch unter Einsatz seines Privatvermögens dieses Bauwerk vorangetrieben hat. Neben der Piuskapelle befindet sich ein russischer Soldatenfriedhof.
[Bearbeiten] Gemeindeleben
Die Gemeindemitglieder der katholischen Gemeinde organisieren sich in verschiedenen Vereinen und Verbänden. Die größte katholische Gruppierung ist hier die Kolpingsfamilie Balve, die regelmäßig verschiedene Veranstaltungen anbietet. Die fest im Gemeindeleben integrierte Hilfsorganisation ist der Malteser Hilfsdienst.
Die Menschen in Balve sind seit Jahrhunderten mit der Kirche eng verbunden, auch Gläubige anderer Religionsgemeinschaften unterstützten den Katholizismus in Balve. So wurde die von weitem sichtbare Uhr am Kirchturm vom ersten Ehrenbürger der Stadt Balve, dem jüdischen Kaufmann Hermann Schüler gestiftet.
Eine umfassende Renovierung steht der Kirche bevor.
[Bearbeiten] Literatur
- Werner Ahrens, Balve und sein romanisches Erbe, Heimwacht Balve, Balve 2006, ISBN 3-89053-109-1
- Theodor Pröpper, Ein Tag ruft es dem andern zu. 100 Jahre Kirchenmusik der St.-Blasius-Pfarrei Balve, Balve 1968
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Balve - Buch vom Werden und Sein der Stadt. Dr. Hans Menne: Beiträge zur Kulturgeschichte der Pfarrei Balve, p. 228 ff. Herausgegeben zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 1930. Hrsg. Theodor Pröpper. Druck: Breer & Thiemann, Hamm 1930]