Stubenberg (Adelsfamilie)
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Die Adelsfamilie Herren und Grafen von Stubenberg stammte aus der Steiermark, vermutlich aus Kapfenberg, und war erbliches Mitglied des ungarischen Magnatenhauses, Erbmundschenk und oberer Kämmerer..
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[Bearbeiten] Aufstieg in der Steiermark
Stammherr der Familie ist Otto von Stubenberg, der um 1160 die Burg Stubenberg errichtete. Sein Nachkomme Wulfing von Stubenberg beteiligte sich im Jahre 1268 an einem Aufstand des steirischen Adels gegen Přemysl Ottokar II., der das Land besetzt hielt. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, Wulfing von Stubenberg wurde für 26 Wochen arrestiert und die Burg Stubenberg von den Truppen Ottokars vollkommen zerstört. Verwaltungs- und Wohnsitz wurde ab diesem Zeitpunkt über vier Jahrhunderte lang die Burg Oberkapfenberg. Die Familie spielte bei der Übernahme der Herrschaft durch Rudolf von Habsburg eine bedeutende Rolle. Früheste Familiendokumente (ab 1041) liegen im Archiv der Stadt Graz.
Im 16. Jahrhundert konvertierte ein Teil der Familie zum protestantischen Glauben, verließ die Steiermark mit einem großen Teil des Familienvermögens und ließ sich in Bayern und in Böhmen nieder. Dadurch verloren sie politischen Einfluss in den österreichischen Erblanden. 1614 bis 1660 besaßen die Stubenberger auch die Schallaburg in Niederösterreich. 1691 erbaute Georg von Stubenberg in der Grazer Hans-Sachs-Gasse das Palais Stubenberg, das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde.
[Bearbeiten] Landeshauptleute
Landeshauptmänner führten in Österreich die Regierungsgeschäfte für den Kaiser.
- 1418/1419 Jakob von Stubenberg
- 1435-1450 Hans von Stubenberg
- 1453-1470 Leutold von Stubenberg
- 1687-1703 Georg Herr von Stubenberg
[Bearbeiten] Stubenberger in Böhmen
Wolfgang von Stubenberg erwarb im Jahre 1548 von Johann von Pernstein (Pernštejn) Stadt und Herrschaft Neustadt an der Mettau (Nové Město nad Metují) in Ostböhmen und ließ die Burg zu einem Renaissance-Schloss umbauen. Auch die Anlage des prächtigen Renaissance-Stadtplatzes, der bis heute weitgehend unverändert geblieben ist, geht auf die Stubenberger zurück. 1568 wurden Wolf von Stubenberg und seine Söhne "auf ewige Zeiten" zu böhmischen Landleuten ernannt. Die einzelnen Besitzer waren:
- 1548-1556: Wolfgang (Wolf) von Stubenberg
- 1557-1570: Johann (Hans) von Stubenberg
- 1570-1588: Wolfgang II. von Stubenberg
- 1588-1620: Rudolf von Stubenberg
Rudolfs Geburtsjahr ist unbekannt. Er war der erste der Familie, der seinen dauernden Wohnsitz auf Schloss Neustadt nahm. In erster Ehe heiratete der Katharina (Kateřina) aus der alten böhmischen Adelsfamilie Smiřický von Smiřice. Sie und auch seine zweite Frau starben nach kurzer Ehe, und Rudolf heiratete 1610 in Linz Justina von Zelking. 1619 wurde der einzige Sohn Johann Wilhelm von Stubenberg geboren, der ein bekannter Barockdichter wurde.
Rudolf soll sich aktiv an der böhmischen Ständepolitik beteiligt haben und auch am Prager Fenstersturz beteiligt gewesen sein. Er gehörte einer kaiserlichen Delegation an, die die Erbstreitigkeiten der Smiřický-Schwestern Elisabeth (Alžběta) und Margareta (Markéta), verh. Slavata um das Jičíner Schloss schlichten sollte. Während der Verhandlungen am 1. Februar 1620 sprengte Elisabeth das Schloss in die Luft. Unter den rd. 50 Getöteten war auch Rudolf von Stubenberg.
Trotzdem er nicht mehr am Leben war, wurde nach der Schlacht am Weißen Berge über sein gesamtes Vermögen die Konfiskation verhängt. Frau und Kind mussten Neustadt verlassen und suchten Hilfe bei Verwandten. Ihre Besitzungen gingen für kurze Zeit an Albrecht von Wallenstein über.
[Bearbeiten] Stubenberger in Bayern
Ein Teil der protestantisch gewordenen Stubenberger verließ schon im 16. Jahrhundert aus Glaubensgründen die Steiermark. Sie übersiedelten in die Freien Reichsstädte Nürnberg und Regensburg.
Im Jahre 1628 erschien ein kaiserliches Dekret, das die protestantischen Adeligen zur Konversion oder zum Verlassen des Landes aufforderte. Einer der angesehensten Stubenberger, Georg der Ältere, verließ 1629 die Steiermark und übersiedelte nach Nürnberg, wo er kurz darauf starb.
[Bearbeiten] Stubenberger Bischöfe
- Joseph Graf von Stubenberg - Erzbischof von Bamberg, Fürstbischof von Eichstätt
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Bircher, Johann Wilhelm von Stubenberg und sein Freundeskreis, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1968
- J. Loserth, Geschichte des altsteirischen Herren- und Grafenhauses Stubenberg, 1911
- Joachim Bahlcke u. a., Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8