Diskussion:Thomas Bernhard
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Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Ich habe eben den Abschnitt Auszeichnungen eingefügt. Leider gibt es viele der Preise noch nicht in der Wikipedia. Und bei einem konnte ich mir auch durch intensive Google-Recherchen nicht klar darüber werden, welcher er nun war: 1968 der "Kleine Österreichische Staatspreis", also ich habe zumindest soviel herausgefunden, dass es nicht der Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur war, da den im selben Jahr Ingeborg Bachmann erhalten hat, aber ist es nun der Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik oder ganz ein anderer?
--addicted 22:23, 21. Jun 2004 (CEST)
[Bearbeiten] Bernhards Tod?
Ist doch interessant, dass ausgerechnet von einem schriftsteller, dem jeder seinen "Todesschwerpunkt" attestiert, nie geschrieben wird, woran er selbst eigentlich gestorben ist. War es selbstmord aus lebensfrust?
- Je älter Thomas Bernhard wurde, desto weniger hat er an Selbstmord gedacht und desto mehr Freude am Leben entwickelt. Das zeigen auch seine Bücher, die, wie Reich-Ranicki sagte, von mal zu mal "menschenfreundlicher" wurden. Bernhard lebte seit seiner Jugend in einem kranken und hinfälligen Körper. Er hat sich zuletzt unter Einsatz aller verfügbaren ärztlichen Mittel am Leben erhalten und ist nach Aussage seines Arztes und Halbbruders Fabjan eines natürlichen Todes gestorben. --robby 20:55, 14. Okt 2004 (CEST)
- Man könnte noch hinzufügen, dass sich der Prozess des Sterbens über mehrere Stunden in der Nacht vom 11. auf den 12. Februar vollzogen hat. Im Beisein seines Bruders muss Bernhard nicht nur mehrere Schwächeanfalle, sondern auch mehrere Fälle akuter Atemnot erlitten haben. Schon einige Wochen vorher hatte er einen starken Herzanfall erlitten. Thomas Bernhard ist demnach also an Herzversagen durch mangelhafte Lungentätigkeit gestorben und hat keinen Selbstmord begangen. Der "Lebensfrust" des Thomas Bernhard existierte überwiegend im Literarischen; der reale Bernhard war dagegen offenbar ein eher lebensfroher Mensch, auch bereits in jüngeren Jahren (man beachte hierzu "Ein Jahr mit Thomas Bernhard" von Karl I. Hennetmaier).
[Bearbeiten] Kommentierte Literaturliste ?
Mich stören diese teilweise sehr subjektiven Kommentare! In die Literaturlisten gehören doch ohnehin im besten Sinne das Leben oder das Werk "erhellende" Titel, das ist doch selbstverständlich. Natürlich könnten solch kommentierte Listen dem schnellen Überblick Suchenden weiterhelfen, aber dann sollten sie sachlicher sein, und es sollte konsequent auch generell gemacht werden. Andrerseits machen solche Listen neugierig und verführen zum Recherchieren, zum Sichbeschäftigen mit weiterführender Literatur, und dazu würde bei herausgegebener Literatur gehören, daß die Beiträger mit den jeweiligen Beiträgen genannt würden. Ein weites Feld! Das ganz schön aufbläht und Mühen macht, und die wunderbaren Mühen des Selbstentdeckens verhindert? Was meint Ihr? Gruß --a1 10:29, 27. Mär 2005 (CEST)albrecht1
Eine nicht kommentierte Bücherliste ist per se überflüssig. Die Literaturliste sollte dem Interessierten in die Sekundärliteratur einführen und ihm weiterhelfen, das Buch zu finden, das ihm weiterhelfen soll. Dass die Sekundärliteratur nur "erhellende" Titel aufweist ist doch absurd. "die wunderbaren Mühen des Selbstentdeckens verhindert": Das ist die abstruseste Behauptung, die ich je in einer Möchtegernenzyklopädie gelesen habe. So à la: Informiere Niemanden, die sollten das selbst herausfinden! Eine Ansammlung von Titelnamen bringt gar nichts, denn Titel sagen möglicherweise gar nichts aus, und schon gar nicht über die Quelität. Eine andere Frage ist natürlich die nach der Qualität des Kommentars. Es ist allerdings dieselbe, die sich für den Artikel selbst stellt. Und: Der Thomas Berhard-Artikel ist wohl eines der besten Beispiele für Blabla von Menschen, die das Werk nicht gelesen haben. Abschließend: Die (zugegeben nicht gerade genialen ) Kommentare mit hämischen Kommentaren zu löschen muss wohl einfacher sein, als einen vernünftigen Kommentar selbst zu schreiben. Mit etwas harschen Worten: Wenn du nicht fähig bist, die Kommentare zu "verbessern", dann lass wenigstens die alten stehen. --Cornischong 10:55, 27. Mär 2005 (CEST)
1.Die gelöschten "Kommentare" bezogen sich auf Titel, die sich selbst erklären, daher meine Begründung "redundant", die keinesfalls hämisch gemeint war. 2.Die hier aufgeführten Listen sind doch eine Auswahl aus der Fülle der Sekundärliteratur. Und hier greifen die Kriterien "erhellend", weiterführend. 3.Gute Sekundärliteratur-Titelbezeichnungen sind selbsterklärend, aber viele wichtige Titel führen in der Titelbezeichnung allein den Autorennamen, und da geht's los: Welcher Briefwechsel ist erhellend auch für den Einsteiger, welcher monographische Titel ist für Fortgeschrittene, usw. Das geht oft nur aus den Autoren und Titeln der nicht im Haupttitel aufgeführten Beiträge hervor; denn hier werden ja oft nur die Herausgeber genannt. Gute Beispiele hierfür die Sammelbände in der Literatur zu Paul Celan: Hamacher/Menninghaus, Paul Celan und Meinecke, Über Paul Celan; beide sind hervorragende Sammlungen für Einsteiger wie für Fortgeschrittene (hier war ich fast verführt, zu kommentieren, dachte aber, stell's erstmal in den Raum zur Diskussion) 4.Den Artikel über Th. Bernhard bewerte ich ähnlich kritisch wie Du. Drum beginne ich ja, mich mit ihm zu beschäftigen, weil ich durchaus mehr als ein Stück von ihm gesehn habe, und gar mehr als ein Büchlein... 5.Die von Dir polemisch zitierten "wunderbaren Mühen" beziehen sich eindeutig auf umfassende Herausgebertitel mit vielen erhellenden Beiträgen, siehe Punkt 3, nicht auf die Gesamtheit der Sekundärliteratur, ist eigentlich klar, oder? 6.Warum schlägst Du so apodiktisch um Dich? Ich habe eine Frage gestellt um eine Lösung zu finden, die allen nützlich ist. Frohe Ostergrüße, --a1 11:31, 27. Mär 2005 (CEST)albrecht1
[Bearbeiten] Geburtstag
Nur als Hinweis: der Geburtstag 9. Februar ist umstritten. Des öfteren wird auch der 10. Februar genannt. Erstaunlich, dass offenbar nicht einmal bei einer Persönlichkeit wie Thomas Bernhard so etwas eindeutig geklärt ist. -- Harro von Wuff 14:39, 9. Apr 2005 (CEST)
Interessant Harro, war mir neu. Im doch sehr maßgeblichen KLG steht der 9., auch in "Th.B. und seine Lebensmenschen" und in "Bernhard - Freumbichler - Stavianicek", die ich für sehr gut recherchiert halte. Wo hast Du den 10. entdeckt? lg--Albrecht1 22:08, 9. Apr 2005 (CEST)
- Neben zahlreichen Google-Fundstellen meine ich es ausgerechnet bei [1] so gelesen zu haben (leider zur Zeit nicht erreichbar ?!). Schwarz auf weiß habe ich es aus Autoren in Wort und Bild vom Bertelsmann-Verlag, aber dass es scheinbar wirklich nicht ganz klar ist, habe ich von der Wiener Zeitung (im Text, nicht die Lebensdaten). Gruß -- Harro von Wuff 11:56, 10. Apr 2005 (CEST)
Bei solchen Zweifelsfragen ist Huguet, Chronologie als akribisches Standartwerk zurate zu ziehen. Dort steht für den 9.2.: Montag, 20.45 Uhr: Geburt von Thomas Nicolaas Bernhard... in Heerlen. 10.2.: Thomas Bernhard wird vom "Rektor" des Entbindungsheims, dem Anstaltsgeistlichen J. Nijsen, nach katholischem Ritus auf den Namen Niklaus getauft. "Patroni fuerunt: Cisca van Herpen." [Register Nr. 498.]... Wer diese Daten bezweifelt, sollte es (noch wissenschaftlicher) begründen... --robby 16:11, 10. Apr 2005 (CEST)
- Großartig, danke, das lässt wohl keinen Zweifel offen. Also würde ich festhalten: Des Öfteren wird fälschlicherweise als Geburtstag der 10. Februar genannt. Gruß -- Harro von Wuff 21:24, 10. Apr 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Fragen zum Roman “Wittgensteins Neffe” von Thomas Bernhard
Aus dem Artikel eingefügt. Vielleicht kann man ja einen eigenen Artikel draus machen. --Rafl 20:28, 12. Jun 2005 (CEST)
Fragen zum Roman “Wittgensteins Neffe” von Thomas Bernhard
1.) Verfasse eine knappe Inhaltsangabe 2.) Erarbeite die Beziehung zwischen Fiktionalität und Realität anhand von einigen zentralen Textstellen 3.) Welches Verhältnis besteht zwischen dem Erzähler und den Schreibanlässen bzw. dem Motiv des Schreibens? Wer ist das literarische Ich? Wer das erlebende Ich? 4.) Skizziere die Motive: Verrücktheit, Krankheit, Gesundheit, Österreich, Kunst, Freundschaft. Welche Bedeutung haben sie, in welcher Form tauchen sie auf?
1.) Der Roman „Wittgensteins Neffe“ von Thomas Bernhard wurde 1982 veröffentlicht. Der Autor thematisiert in diesem Werk die tiefe Freundschaft zwischen ihm und seinem Freund Paul Wittgenstein, dem Neffen Ludwig Wittgensteins. Die beiden treffen sich bei einem Sanatoriumsaufenthalt auf der Baumgartnerhöhe wieder, Thomas befindet sich in der Lungenheilabteilung (Pavillon Hermann), weil ihm gerade ein Tumor entfernt wurde, Paul hingegen liegt in der Irrenanstalt (Pavillon Ludwig). Diesen gleichzeitigen Krankenhausaufenthalt nimmt Thomas zum Anlass, um den Lebensmenschen Paul anhand von gemeinsamen Erlebnissen und Erinnerungen zu charakterisieren, und uns gleichzeitig ein Porträt seiner selbst zu vermitteln. Anfänglich durch die Reichtümer der Familie Wittgenstein gesichert, kann Paul ein begütetes Leben in Wien führen: er ist ein Musikfanatiker und besucht beinahe täglich die Oper, auch der Automobilrennsport und das Segeln gehören zu seinen Leidenschaften. Doch in den letzten zwölf Lebensjahren dringt immer mehr seine Nervenkrankheit durch, außerdem stirbt seine Frau Edith, die er über alles geliebt hat. Dieser Schicksalsschlag trifft ihn noch heftiger als die unmenschlichen Behandlungen, die er bei den ständigen Aufenthalten in der Irrenanstalt über sich ergehen lassen musste, und führt dazu, dass Paul zu einem Schatten wird, der nur mehr auf den Tod wartet, und der auch anschließend eintritt. Die Aufzeichnungen von Thomas Bernhard, der seinen Freund durch diese zwölf Jahre hindurch begleitet hat, geben uns somit Einblick nicht nur in Paul Wittgensteins Leben, aber auch in seine Leidens -und Sterbegeschichte.
2.) Die Beziehung zwischen Fiktionalität und Realität kommt für mich nicht deutlich zum Vorschein, weil Thomas Bernhard autobiografische Elemente mit (angeblich) fiktiven vermischt. Wenn der Autor auf S.44 schreibt „Ein Jahrhundert haben die Wittgenstein Waffen und Maschinen erzeugt“, oder wenn sich die beiden bei einem Sanatoriumsaufenthalt besser kennenlernen, dann ist das auch tatsächlich so geschehen und in Bernhards Biografie genau datiert. Dass der Autor seine und Paul Wittgensteins Geschichte wahrscheinlich nicht ganz wahrheitsgetreu widergegeben hat liegt zum Einen an dem Umstand, dass Bernhard Paul aus seiner eigenen Sicht beschreibt, andererseits auch daran, dass nicht jedes von Bernhard erzählte Ereignis so stattgefunden haben kann. Die Geschichte mit der Neuen Züricher Zeitung, oder dass der Pavillon in dem Paul stationiert ist Ludwig heißt (von Bernhard wahrscheinlich nach Pauls Onkel Ludwig Wittgenstein benannt) werden so in der Realität nicht stattgefunden haben. Dennoch kann keiner sagen, was zwischen den beiden Freunden wirklich vorgefallen ist, welche Elemente fiktiv sind und welche den Tatsachen entsprechend von Bernhard aufgeschrieben worden sind. Wahrscheinlich möchte uns Bernhard ein vielschichtiges Bild der Realität geben, indem er die Frage aufwirft, welche Bedeutung das Wort Realität wirklich beinhaltet. Ist die Wirklichkeit das subjektive Empfinden eines Menschen, dann kann das Werk „Wittgensteins Neffe“ als vollständiges Tatsachenbericht angesehen werden, denn es werden die eigenen Gedanken und Vorstellungen Bernhards preisgegeben. Wenn man aber mit Wirklichkeit die äußere Realität meint, dann kann jeder Leser selbst für sich entscheiden, was er für sich als Realität gelten lassen will und was nicht.
3.) Das Verhältnis zwischen Erzähler und dem Motiv des Schreibens gehen weit über die einfache Beschreibung einer Freundschaft hinaus. Dieses Prosawerk ist vom Monolog eines Einzelgängers (in diesem Fall Thomas Bernhard) gekennzeichnet, der anlässlich einer konkreten Situation seine Sicht der Dinge darlegt. Dennoch kann man hier nicht von einer Autobiografie sprechen, auch wenn die Freundschaft zwischen Thomas Bernhard und Paul Wittgenstein tatsächlich bestand, und viele der Ereignisse im Roman auch wirklich stattgefunden haben. Diese Ungewissheit über den Wahrheitsgehalt der Erzählung wird durch die Einschaltung eines multiplen Ich erzielt, denn es gibt deutliche Unterschiede zwischen dem literarischen Ich und dem erlebenden Ich. Bernhard erzielt eine Distanzierung vom erlebenden Ich (obwohl er selbst derjenige ist, der die Geschichte miterlebt hat), indem er die Erzählung nicht selten aus zweiter Hand widergeben lässt. Mit Einschaltungen wie „sagte er“ oder „hatte der Paul gesagt“, wird das Monologisierende seiner Figur abgebrochen, und man kann nicht mehr sagen, ob das literarische oder das erlebende Ich in diesem Moment spricht. Auf diese Weise erzielt Bernhard eine Ungewissheit über den Handlungsablauf verschiedener Ereignisse, wobei wir Leser aber nie erfahren werden können, ob die Geschehnisse nun realer oder fiktiver Natur sind.
4.) Verrücktheit: Die Verrücktheit ist eines der zentralen Motive im Roman. Bernhard beschreibt aus seiner Sicht die Umstände, die aus einem Geistesmenschen einen Verrückten machen. Paul, der selbst ständig in Nervenheilanstalten eingeliefert wurde, ist für Bernhard nicht der eigentliche Verrückte. Geisteskrank ist für ihn jene österreichische Gesellschaft, die zwar die Werke des Ludwig Wittgenstein verehrt und als höchste philosophische Ergüsse bezeichnet, aber umgekehrt die Verhaltensweisen von Paul als schlichtweg verrückt abstempelt. Der einzige Unterschied zwischen den beiden liegt laut dem Autor aber eigentlich nur darin, dass „der eine sein Gehirn publiziert hat, der andere hat sein Gehirn praktiziert“. Weiters sagt der Autor: „Der eine, Ludwig, war vielleicht philosophischer, der andere, Paul, vielleicht verrückter, aber möglicherweise glauben wir bei dem einen, philosophischen Wittgenstein nur deshalb, daß er der Philosoph sei, weil er seine Philosophie zu Papier gebracht hat und nicht seine Verrücktheit und von dem anderen, dem Paul, er sei ein Verrückter, weil der seine Philosophie unterdrückt und nicht veröffentlicht und nur seine Verrücktheit zur Schau gestellt hat.“ Die Grenze zwischen einem Geistesmenschen und einem Verrückten ist also laut Bernhard sehr schwer zu bestimmen, wobei das Verrücktsein nicht unbedingt etwas Negatives für den Autor darstellt. Für ihn ist diese Verhaltensweise nur eine andere Art der Auseinandersetzung mit der Realität und dem Alltäglichen, ein anders Handeln als die Konventionen der Gesellschaft es vorschreiben. Die Gesellschaft (als Symbol wird die Familie Wittgenstein genommen) ist für ihn aber so von sich eingenommen, stumpf und eigensinnig, dass sie dieses Andersdenken einfach als Verrücktheit bezeichnet und Bernahrds Freund Paul immer wieder Elektroschocks behandeln lässt, bis er innerlich vollkommen leer wird.
Krankheit/Gesundheit: Die Krankheit wird hingegen mit Thomas Bernhard assoziiert. Dieser, der wegen eines Tumor in einer Lungenheilanstalt liegt, beschreibt die Probleme, die bei der Benutzung dieses Wortes auftreten. Professor Salzer, ein Lungenchirurg, wird von Bernhard z.B. als zweideutig angesehen, obwohl er der eigentlich gesunde ist der die kranken heilen soll. Er weiß aber beim Anblick des Professors nicht, „ging er nun in den Operationssaal hinein, oder kam er aus diesem heraus, geht nun ein Genie hinein oder ein Mörder, kommt ein Mörder heraus oder ein Genie“. Auch bezichtigt Bernhard die Ärzte des Scharlatanismus, denn es war ihre Hilflosigkeit und jene der Wissenschaft die der Krankheit des Paul immer wieder die aufregendsten Bezeichnungen gegeben habe, aber naturgemäß niemals die richtige. Die Ärzte richten einen unüberwindbaren Wall gegenüber den Patienten auf, indem sie sich hinter lateinischen Wörtern verstecken ohne zugeben zu wollen, dass es „keine richtige Bezeichnung gibt, sondern immer nur die falsche, immer nur irreführenden, weil sie es sich letzten Endes,(...) wenigstens durch immer wieder falsche Krankheitsbezeichnungen leichter und schließlich auf mörderische Weise bequem gemacht haben.“ Auch bezeichnet er die psychiatrischen Ärzte als die „tatsächlichen Teufel unserer Zeit“ nach all den unmenschlichen Methoden, die Paul über sich ergehen lassen musste. Auch beschreibt Bernhard auf zynische Art und Weise das Verhältnis zwischen Gesunden und schwer Kranken, indem er sagt, dass der Gesunde eigentlich mit dem Kranken nichts zu tun haben will, denn „er will nicht an Krankheit und dadurch naturgemäß und folgerichtig an den Tod erinnert sein.“ In der Krankheitszeit wenden sich die Gesunden von den Kranken vollkommen ab, sie folgen ihrem Selbsterhaltungstrieb und nehmen ihren Platz ein, und empfinden es als vollkommene Unerhörtheit, wenn der Kranke, der nicht gestorben ist, seinen Platz wieder einnehmen will. Der Schwerkranke, der eigentlich nichts als Behutsamkeit braucht, wird aber mit einer brutalen Heuchelei empfunden, „die der Kranke, weil er der Hellsichtige ist, sofort durchschaut“.
Österreich: Wie für Bernhard typisch in seinen Werken, greift er alles an, was Österreich heilig ist: den Staat und seine Institutionen wie das Wiener Burgtheater, allseits verehrte Künstler und Literaten usw. Der Monologisierende sieht die Stumpfsinnigkeit der österreichischen Gesellschaft, deren Werte angesichts des Todes aber relativiert werden. Bernhard beschreibt anhand der Literaten-Cafès aber auch der Familie Wittgenstein (die Wittgensteins waren als eine der reichsten Familien Österreichs ein Statussymbol geworden) die Oberflächlichkeit der österreichischen Gesellschaft, die jeden verurteilt der nicht den von ihr aufgestellten moralischen und ethischen Vorstellungen folgt. Diese Haltung kommt unter anderem bei der Übergabe des Grillparzerpreises zum Vorschein: der Minister sagt zum Staunen Bernhards, dass er auf Abenteuerromane spezialisiert sei (obwohl der Autor davon gar nichts gewusst hatte), außerdem bezeichnet er ihn in seiner Ansprache als Ausländer, der in Österreich zu Gast sei. Bernhard lässt die Ministerlaudatio ohne weiteres über sich ergehen, denn „dem Minister war ja die Dummheit wie ausnahmslos allen anderen Ministern ins Gesicht geschrieben.“ Er greift hier deutlich die Institutionen an, indem er sie als dumm bezeichnet, und beschreibt ihre Oberflächlichkeit, weil sie sich eigentlich gar nicht die Mühe gemacht haben, sich vor der Übergabe des Preises eingehender mit Bernhards Werk zu beschäftigen. Bernhards kritische Haltung gegenüber Österreich kommt auch in seiner Biografie deutlich zum Vorschein: sein Testament löste 1989 allgemeine Empörung aus, als er darin allgemeines Aufführungs- und Publikationsverbot eines jeglichen seiner Werke innerhalb der Grenzen Österreichs verfügt hatte.
Kunst: Die Kunst, allen voran die Musik, sind ein wichtiger Bestandteil in Bernhards und Pauls Leben. Man braucht daran nur an die kilometerlangen Fahrt der beiden zu denken, um in der Neuen Züricher Zeitung einen Aufsatz über die Mozartsche Zaide zu lesen, oder an die Aufführungen im Wiener Burgtheater, wo ein Bravoruf oder ein auspfeifen von Seiten Pauls den Erfolg oder den totalen Misserfolg einer Inszenierung ausmachen konnte. Pauls Kopf war ein Opernkopf, aber sein Wissen diente nicht dazu, sich anderen gegenüber überlegen zu fühlen. Für beide ist die Kunst ein Mittel des Austausches und der Auseinandersetzung mit der Welt und der Realität, nicht aber ein Mittel um anderen gegenüber als etwas Besseres darzustehen.
Freundschaft: Die Freundschaft ist – neben der Leidens-und Sterbegeschichte des Paul Wittgenstein – das wichtigste Thema in diesem Werk. Laut Bernhard war es die Freundschaft Pauls, die ihn aus einer tiefen Depression herausgerissen hat, denn er war - neben seinem Lebensmenschen - die wichtigste Person in seinem Leben. Er erlebt mit ihm so viele Dinge, die ihre Freundschaft vertiefen, sie sind sogar in ihrer Leidensgeschichte nicht getrennt, da beide, wenn auch in verschiedenen Pavillons, sich dennoch auf der Baumgartnerhöhe zur gleichen Zeit befinden. Als aber Pauls Frau Edith stirbt verändert sich Paul so sehr, dass er für Bernhard unerkennbar wird. Seine ganze Lebensfreude scheint verschwunden zu sein, er wird zu einer lebenden Leiche, die nur mehr auf den Tod wartet. Und gerade hier kann die Reaktion Bernhards zweideutig interpretiert werden: er wendet sich vollkommen vom Freund ab, nimmt nicht einmal an seinem Begräbnis teil. Dieser Umstand kann einerseits als vollkommene Gefühllosigkeit interpretiert werden, und es wird der vielleicht fälschlicherweise der Eindruck erweckt, dass Thomas Verbundenheit mit Paul nur so lange gehalten hat, als sie für ihn von Vorteil war. Eine andere Interpretation hingegen wäre zu behaupten, dass uns Bernhard verdeutlichen will, dass Freundschaft über das bloße Zusammensein hinausgeht. Thomas ist über Pauls Veränderung so enttäuscht, dass er in ihm gar nicht mehr den früheren Freund erkennt, mit dem er bis dahin zahlreiche schöne Momente erlebt hatte. Vielleicht wollte er ihn und die gemeinsam verbrachte Zeit in guter Erinnerung behalten, und gerade deshalb ist er nicht bei seinem Begräbnis erschienen, und hat auch niemals sein Grab aufgesucht. Sich Pauls Tod einzugestehen wäre vielleicht noch schmerzhafter für ihn gewesen als die bloße Aufzeichnung seiner Leidens - und Sterbegeschichte.
[Bearbeiten] Weblinks gestrafft
Ich habe von den insgesamt 13 Weblinks die umfangreichsten stehenlassen, im Sinne von Wikipedia:Verlinken.
Im Normalfall sollten nicht mehr als fünf externe Links zu einem Thema aufgelistet werden. Wikipedia ist eine Enzyklopädie und keine Linksammlung.
habe einen link zu einem interessanten artikel ueber bernhards autoliebhaberei hinzugefuegt. nach langem ueberlegen, denn er streift doch nur ein winziges teilgebiet, ist jedoch sehr gut geschrieben, vollstaendig und in keiner anderen aufgelisteten linkliste vorhanden. sollte er als ueberfluessig oder zuviel wahrgenommen werden, wuerde ich darum bitten ihn wenigstens in die diskussion hier einzufuegen, da das thema, obwohl haeufig thema in seinen buechern (zb wittgensteins neffe, ausloeschung), kaum in sekundaerliteratur behandelt wird. --Lop 02:38, 11. Sep 2006 (CEST)
[Bearbeiten] Rollen für bestimmte Schauspieler
Könnte vielleicht jemand, der das Thema besser im Griff hat als ich, die Schauspieler anführen, denen Bernhard Rollen auf den Leib geschrieben hat? Bernhard Minetti, Ilse Ritter, Kirsten Dene, Gert Voss, Traugott Buhre, und wohl noch mehrere. --Waldir 09:02, 5. Nov 2005 (CET)
[Bearbeiten] Charakterbild
Der Absatz ist arg subjektiv und kann so nicht stehen bleiben. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was ein Charakterbild sein soll. Bernhards notoriche Charaktere, von denen er sich allein durch die vielfach gebrochene Perspektive ("er habe gexxt, sagte er, dachte ich") distanziert, als Kronzeugen für eine Charakterbestimmung herzunehmen, ist äußerst fragwürdig und außerdem wenig erhellend. Wenn man schon sowas im Artikel haben will, dann doch eher unter der Rubrik "Bernhards Selbstdarstellung" bzw. "Das Bernhard-Bild in der Öffentlichkeit" etc.
- Ich empfinde den Inhalt zwar nicht falsch, die Darstellung aber nicht ganz wikigerecht. Entweder rausnehmen oder umformulieren, würde ich sagen. --robby 21:27, 28. Jan 2006 (CET)
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- Könntet ihr genauer sagen, welche Teile/Sätze euch konkret stören? --Dein Freund der Baum 23:34, 19. Dez. 2006 (CET)
[Bearbeiten] "Geschöpfe der Agonie?"
Mein Diskussionsbeitrag zu Bernhards Staatspreisrede vom 4.3.1968 wurde gelöscht, ohne dass der irreführende Hinweis im Artikeltext, was damals den Eklat bei der Preisverleihung verursacht hat, in irgendeiner Weise korrigiert worden wäre.
Zur Erinnerung: Bernhard nannte schon vor dem Festakt die Österreicher ein "Volk von Schleichhändlern und Dilettanten", in seiner Dankesrede nannte er sie dann "apathisch" und "Geschöpfe der Agonie", das Volk sei "ein solches, das ununterbrochen zur Infamie und Geistesschwäche verurteilt" sei etc. Als Antwort auf diese Art von Ausführungen, und nicht etwa wegen der im Artikel genannten philosophische Reflexion über den Tod verließ der damalige österreichische Kulturminister den Saal, mit dem zugegebenermaßen nicht sehr originellen Satz: "Wir sind trotzdem stolze Österreicher" (zitiert nach Jens Dittmar (Hsg): Sehr geschätzte Redaktion, Leserbriefe von und über Thomas Bernhard, Wien 1991, S 26). Mein Kommentar, solche Pauschalverurteilungen seien wenig sinnvoll und man möge sich derlei Schimpfkunst etwa gegenüber Zuwanderern angewendet vorstellen, haben offenbar den Grimm eines oder mehrerer "Bernhardiner" geweckt. Tatsache bleibt, dass trotz einer ausführlichen Ergänzung und Verbesserung des Artikels der Grund für den Eklat bei der Verleihung des "kleinen Staatspreises" weiterhin verunklart wird.
Robert Schediwy (Wien) (Vorstehender nicht signierter Beitrag stammt von 84.112.54.160 (Diskussion • Beiträge) 10:11, 9. Jun 2006)--the one who was addicted (#) 19:41, 13. Jul 2006 (CEST)
- Eine Erläuterung zu dem Thema wird dir niemand verbieten. --Braveheart Welcome to Project Mayhem 10:38, 9. Jun 2006 (CEST)
Habe eben - minimal invasiv - die Passage mit dem Skandal bei der Staatspreisverleihung geändert, weil sie einfach unlogisch war. Habe es dabei aber bewusst unterlassen, die eigentlichen Provokationen von Seiten Bernhards, nämlich die von mir oben zitierte "Schimpfkunst" in den Text zu nehmen. Vielleicht tut das ein anderer. Ich hoffe jedenfalls, mein Vorgehen bietet nicht wieder den Vorwand, kritische Diskussionsbeiträge zu eliminieren.
Robert Schediwy (9.7.2006) (Vorstehender nicht signierter Beitrag stammt von 84.112.54.160 (Diskussion • Beiträge) 14:07, 9. Jul 2006)--the one who was addicted (#) 19:41, 13. Jul 2006 (CEST)
- Wenn ich mir das so ansehen, wurden die eleminiert, nicht weil sie kritisch waren, sondern weil sie unverständlich, überlang und hier fehl am Platz waren. Das hier ist ein Wiki: Wikipedia:Sei mutig!. Aber ellenlange Essays sind auf der Diskussionsseite einfach nicht gefragt. --AndreasPraefcke ¿! 19:37, 13. Jul 2006 (CEST)
[Bearbeiten] Mildtätig
Titel gelöscht, da mir unbekannt. Bitte verifizieren. --Naim.Yht 17:36, 19. Nov. 2006 (CET)
Es gibt eine Erzählung mit dem Titel Mildtätigkeit in dem Werk Der Stimmenimitator (1978). Eine eigenständige Publikation mit dem Titel Mildtätig ist mir auch noch nie untergekommen. --Dein Freund der Baum 23:27, 19. Dez. 2006 (CET)
[Bearbeiten] Quellenangaben
Für welche Abschnitte fehlen Quellenangaben? --Dein Freund der Baum 23:42, 19. Dez. 2006 (CET)