Tiefenkasus
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Der Tiefenkasus ist ein Bestandteil der von Charles J. Fillmore entwickelten Tiefengrammatik.
Die Tiefengrammatik unterscheidet zwischen einem morphologisch markierten, das heißt unmittelbar an der Wortform ablesbaren Kasus (Dativ, Akkusativ etc.) und einer inhaltlichen Kategorie, die durch diesen Kasus repräsentiert wird.
Beispiel: "Alfred backt den Kuchen." - "Alfred serviert den Kuchen."
"Kuchen" steht in beiden Sätzen im Akkusativ, gehört aber verschiedenen Tiefenkasus an. Im ersten Fall ist der Kuchen das aus der Handlung resultierende Objekt, sein Tiefenkasus ist der Faktitiv. Im zweiten Satz ist er schlichtweg ein Objekt, mit dem etwas getan wird (Objektiv - dieser Kasus ist höchst vage und einer der Kritikpunkte an der Fillmore'schen Tiefengrammatik).
Die Anzahl und die Kataloge der Tiefenkasus sind Gegenstand verschiedener Studien, sie schwanken je nach Autor zwischen 15 und 25. Einige Beispiele sind hier aufgeführt: Agentiv, Instrumental, Dativ, Faktitiv, Lokativ, Objektiv.
[Bearbeiten] Literatur
Ch. Fillmore, The Case for Case. In: E. Bach & R.T. Harms (eds.). Universals in Linguistic Theory. N.Y. 1968. Dt.: Plädoyer für Kasus. In: W. Abraham (Hg.), Kasustheorie. Ffm. 1971, 1-118.
Ch. Fillmore, Some Problems for Case Grammar. In: R.J. O'Brien (ed.), Monograph Series in Language and Linguistics 24, Georgetown University. Washington D.C. 1971, 35.