Todesschwadron
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Eine Todesschwadron ist eine paramilitärische oder terroristische Gruppe, die im Auftrag des Staates oder mit dessen Billigung oder Duldung politische oder religiöse Gegner verfolgt und ermordet.
Todesschwadronen sind offiziell meist illegal. Inoffiziell werden sie von der jeweiligen Regierung jedoch geduldet, unterstützt oder sogar gesteuert. In Ländern mit einer schwachen Zivilregierung kann diese Unterstützung auch durch die eigentlichen Machthaber erfolgen, in der Regel das Militär.
Die Grenzen zu Militär – offiziellen (regulären) und Privatarmeen – und Polizei sind oft fließend; personelle Überschneidungen sind nicht ungewöhnlich.
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[Bearbeiten] Geschichte
Todesschwadronen kamen im 20. Jahrhundert in vielen Ländern vor.
[Bearbeiten] Deutschland
Beim Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion im Jahre 1941 setzten die Invasoren so genannte Einsatzgruppen als Todesschwadronen ein, deren Aufgabe darin bestand, Juden in den eroberten Gebieten festzunehmen und zu töten (siehe Holocaust). In der Regel wurden die Opfer zu Massengräbern getrieben und dort erschossen. 1941 bis 1944 ermordeten Einsatzgruppen über 1,2 Millionen sowjetische Juden, ebenso Zehntausende leitende sowjetische Persönlichkeiten, Kriegsgefangene sowie Roma und Sinti.
[Bearbeiten] Asien
Die Roten Khmer begannen nach ihrer Machtübernahme 1975 mit dem Einsatz von Todesschwadronen zur Säuberung Kambodschas von angeblichen Antikommunisten. Sie erschossen oder erschlugen ihre Opfer auf den Killing Fields. Über 1,6 Millionen Kambodschaner wurden Opfer der Herrschaft der Roten Khmer.
[Bearbeiten] Lateinamerika
Besonders in den 1980er Jahren waren Todesschwadronen in Lateinamerika verbreitet. Verschiedene Regierungen haben sich ihrer bedient. Oft setzten sie sich aus Mitgliedern nationaler Streitkräfte zusammen und kooperierten meist eng mit hochrangigen Militärs. Meist verfolgten sie linksgerichtete Rebellen und deren vermutete Sympathisanten im Land, ermordeten ihre Opfer und vernichteten teilweise ganze Dörfer. Ausbildungsstätte für solche Anführer war auch die School of the Americas.
[Bearbeiten] El Salvador
In El Salvador wurde die Existenz der Todesschwadronen bekannt durch deren Ermordung des Erzbischofs Oscar Romero sowie von vier US-amerikanischen Ordensschwestern. Dies löste große Auseinandersetzungen und Proteste in den USA aus, da die Todesschwadronen in enger Beziehung zum US-gestützen Regime El Salvadors standen.
Die Todesschwadrone sollten eine Revolution durch die Ausschaltung der geistigen Elite und möglicher Führungspersönlichkeiten verhindern. Da die Anführer meist aus der Mittelschicht kamen und die breite Masse aber meist Campesinos, Bauern waren, sollte dadurch ein Lenken des Widerstandes unmöglich gemacht werden.
Diese Taktik wurde unter anderem auch von den "Military Advisors", den Militärberatern der USA, nicht nur vorgeschlagen sondern deren Umsetzung sogar aktiv mitgeplant. So wurden unter anderem über San Salvador von Hubschraubern aus Zettel mit dem Slogan "Sei ein Patriot - Töte einen Priester" abgeworfen und Prämien angeboten: für den Mord an einem Bauern erhielten Todesschützen der Todesschwadrone 5.000 Collon (die einheimische Währung), für einen Professor oder Intellektuellen 10.000 Collon und für den Mord an einem Priester 25.000 Collon.
[Bearbeiten] Brasilien
In Brasilien gingen Todeschwadronen gewaltsam im Auftrag der Ländereibesitzer gegen Reformbestrebungen vor. Ähnliche Schwadronen haben sich in letzter Zeit vermehrt Straßenkinder zum Ziel genommen.
[Bearbeiten] Guatemala
In Guatemala ließ die Oberschicht Reformbewegungen der indianischen Mehrheit im Land durch Todesschwadronen unterdrücken.
[Bearbeiten] Afrika
[Bearbeiten] Ruanda
Der Völkermord in Ruanda 1994 wurde durch zahlreiche Todeschwadronen namens Interahamwe verübt (siehe Geschichte Ruandas). Sie nahmen Tutsis und gemäßigte Hutus in vielen Städten und Dörfern fest. Die Interahamwe schlitzten in der Regel ihre Opfer mit Macheten auf oder erschossen sie aus nächster Nähe. Die Streitkräfte Ruandas gewährten der Interahamwe bei diesen Massakern oftmals Unterstützung, die 800.000 bis 1.000.000 Menschen, innerhalb von 90 Tagen, töteten, bis die Rwandan Patriotic Front die Macht übernahm. Frankreich belieferte die Armee zu Beginn der Ausschreitungen mit Waffen und Munition.
[Bearbeiten] Naher Osten
Im Irak tötete die als Saddam-Fedajin bekannte Todesschwadron 1988 und 1991 zehntausende Schiiten und Kurden.
Im Februar 2006 wurde bekannt, dass in jüngster Zeit auch Mitarbeiter des irakischen, schiitisch dominierten Innenministeriums Todeschwadronen bilden, die nachts in den sunnitischen Vierteln Bagdads Morde und Terroranschläge verüben.
In Palästina beschuldigen Palästinenser-Organisationen Israel seit Jahren, radikale oder des Terrorismus verdächtige Palästinenser von Todessschwadronen liquidieren zu lassen.
[Bearbeiten] Türkei
Die Grauen Wölfe (Bozkurt) verübten zahlreiche Massaker an der kurdischen Zivilbevölkerung im PKK-Krieg gegen den türkischen Staat (1984-1999); dabei kamen mehr als 30.000 Kurden ums Leben.
[Bearbeiten] Ähnliche Gruppen
Beispiel für Gruppen, die unter ähnlichen Bedingungen wie Todesschwadronen arbeiteten, sind der 1865 in den USA gegründete Ku-Klux-Klan, der unter Einsatz terroristischer Mittel die Gleichberechtigung der Schwarzen zu verhindern suchte, und manche deutschen Freikorps in der frühen Weimarer Republik, die mit politischen Morden die Demokratie bekämpften.