Utz Claassen
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Utz Claassen (* 7. Mai 1963 in Hannover) ist seit Mai 2003 Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, dem drittgrößten Stromkonzern in Deutschland. Er ist seit November 2001 Honorarprofessor der Universität Hannover.
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[Bearbeiten] Karriere
Mit 17 legte Claassen an seiner Schule in Hannover ein sehr gutes Abitur ab. Nach Studium an der Universität Hannover (Diplom-Ökonom, 1985) und an der University of Oxford (1985-1987) und Promotion (1989) in Hannover war Claassen bei McKinsey (1987-1989), Ford Europa (1989-1992), Volkswagen AG (1992-1994), SEAT (1994-1997) und der Sartorius AG (1997-2003) tätig.
[Bearbeiten] EnBW
Claassen gilt als harter Sanierer mit polarisierender Persönlichkeit. Bei EnBW löste er den vorherigen Vorstandsvorsitzenden Gerhard Goll mit dem Auftrag ab, das defizitäre Unternehmen auf die Kerngeschäfte auszurichten und zurück in die Gewinnzone zu führen.
Claassen wurde vorgeworfen, nach seinem Amtsantritt die Lage des Konzerns bewusst schlechtgerechnet haben zu lassen. Er geriet ins Visier der Staatsanwaltschaft, nachdem er nach seiner Amtsübernahme im Mai 2003 im Zwischenbericht Abschreibungen von einer Milliarde Euro auf Beteiligungen gebildet hatte, um nach eigenen Angaben die „Altlasten“ seines Vorgängers Gerhard Goll zu bereinigen. Als Claassen seine erste Halbjahresbilanz im August 2003 vorlegte, klaffte darin plötzlich ein Milliardenloch. Geschuldet sei es den neuen internationalen Bilanzregeln und diversen Altlasten, erläuterte der neue Vorstandschef der überraschten Öffentlichkeit. Bei dem Vorwurf, die Lage des Konzerns übertrieben negativ dargestellt zu haben, um die eigene Leistung als Sanierer in besserem Licht erscheinen zu lassen, ging es u. a. um eine 29,9-Prozent-Beteiligung an den Stadtwerken Düsseldorf, die 2001 noch unter Goll für knapp 450 Millionen Euro erworben wurde. Nach seinem Amtsantritt ließ Claassen diesen ursprünglich cleveren Coup plötzlich in einem völlig anderen Licht erscheinen und die Beteiligung um 208 Millionen Euro, nahezu die Hälfte, abwerten.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim leitete darauf hin ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Claassen wegen des Verdachts der Bilanzfälschung ein. Auch gegen Goll wurde aufgrund des Verdachts der Untreue ermittelt, weil er die Zahlen für das Jahr 2003 geschönt haben könnte. Die Ermittlungen gegen Goll wurden im Februar 2006 eingestellt, die gegen Claassen am 17. Mai 2006.
Im April 2005 sorgte Claassen erneut für Unmut, als bekannt wurde, dass er 2004 ca. 4,17 Millionen Euro Gehalt erhielt. Er bezog damit mehr als der Vorstandsvorsitzende der RWE (ca. 4 Mio. Euro) und E.ON (ca. 3,1 Mio. Euro), obwohl die EnBW nach Umsatz und Ertrag vier- bis fünfmal kleiner ist. Seine fixe Jahresvergütung 2005 betrug € 727.118,-. Hinzu kommen rund 4 Millionen variable Gehaltsbestandteile.
Weiteren Ärger um Claasen gab es, als bekannt wurde, dass die EnBW ehemalige leitende Angestellte, mit denen sie im Zwist liegt, durch Detektive überwachen ließ. Bei einer Pressekonferenz am 16. März 2005 musste die EnBW einräumen, dass eine solche Überwachung beim früheren technischen Leiter des Kernkraftwerks Neckarwestheim, Eberhard Grauf, stattgefunden hat, nachdem dieser entlassen worden war. Laut "Südwest-Presse" gab es mindestens zwei weitere derartige Fälle, seitdem Utz Claassen als Konzernchef amtiert. Nach Informationen der "Stuttgarter Nachrichten" war einer davon Claassens Amtsvorgänger Gerhard Goll. Wie schon bei der Entlassung des Fußballtrainers Reinhold Fanz behauptete die EnBW auch in diesem Fall, der Vorstandsvorsitzende Utz Claassen sei "in keiner Weise in diese Vorgänge eingebunden" gewesen. Nach Informationen der "Südwest-Presse" trifft diese Aussage nicht zu. Utz Claassen habe "selbstverständlich" von dem Ausspähungsauftrag gegen Grauf gewusst.
Weil Claassen sechs Mitglieder der baden-württembergischen Landesregierung sowie einen Staatssekretär des Bundes, die sämtlich im Amt mit der EnBW in Kontakt standen, persönlich zu Spielen der Fußballweltmeisterschaft 2006 einlud, ermittelte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegen ihn wegen Vorteilsgewährung. Die Verfahren gegen die beiden Politiker, die das Angebot annahmen, wurden gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt, während die Staatsanwaltschaft in Juli 2006 die Eröffnung des Hauptverfahrens bei der Großen Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe beantragte. Das Hauptverfahren wurde jedoch nur in Hinblick auf die Übersendung an den Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eröffnet.[1]
[Bearbeiten] Sportfunktionär
Claassen war im Jahr 1997 für einige Monate Präsident von Hannover 96. Bei Trainer, Spielern und Fans stieß Claassen auf starken Widerstand. Die Mannschaft rief unter anderem den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder zu Hilfe, um den Verein vor seinem Präsidenten zu schützen. Der Streit ging so weit, dass Claassen gegen einige Vereinsmitarbeiter Geschäftsstellen- und Stadionverbote verhängte, die die Vereinsmitarbeiter jedoch nicht durchsetzten. Claassen selber kam mit Bodyguards ins Stadion, wurde aber nicht nur von den Fans, sondern auch von bürgerlichen Zuschauern im VIP-Bereich angefeindet. Im Herbst 1997 trat Claassen erst zurück, nachdem es zu einer Masseneintrittswelle aus der Fanszene gekommen war, mit dem einzigen Zweck, eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu erwirken, auf der Claassen abgewählt werden konnte. Claassen war es zuvor nicht gelungen, die neuen Mitglieder für noch nicht stimmberechtigt zu erklären und wich einer Abstimmung durch plötzlichen Rücktritt aus.
Unter Claassen zwang die EnBW im Januar 2005 den Karlsruher SC (KSC), seinen neuen Cheftrainer Reinhold Fanz zu entlassen. Der Cheftrainer war erst eine Woche zuvor vom KSC berufen worden. Die EnBW hatte damit gedroht, den laufenden Sponsorenvertrag nicht mehr zu erneuern, falls Fanz weiter für den KSC tätig bleibe. Den Hintergrund bildet eine sieben Jahre zurückliegende Auseinandersetzung zwischen Fanz und EnBW-Chef Claassen beim Fußballclub Hannover 96: Fanz war damals Trainer und Claassen der Präsident des Fußballclubs. Im Zuge personalpolitischer Entscheidungen hatte Fanz in einem Interview dem Clubpräsidenten sämtlichen Fußball-Sachverstand abgesprochen. Claassen hatte daraufhin einen Gerichtsbeschluss erwirkt, der Fanz die Wiederholung dieser Äußerung untersagte.
[Bearbeiten] Privates
Utz Claassen ist verheiratet mit Annette Claassen, geb. Lewer.
[Bearbeiten] Zitate
- Über die Sperrung der Erdölpipeline Druschba im Januar 2007: "Wir müssen uns keine Sorgen machen! Dieser Konflikt um Weltmarktpreise zwischen Russland und Weißrussland hat keine spürbaren Auswirkungen auf Deutschland. Anders als beim Gas haben wir beim Öl viele alternative Bezugsquellen und vielfältige Lager- und Transportmöglichkeiten." [2]
- Über seinen Plan, Deutschland zu reformieren: "Wir leben als Gesellschaft schon seit Langem über unsere Verhältnisse."[3].
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ WM-Tickets an Politiker - EnBW-Chef Claassen muss vor Gericht; SPIEGEL ONLINE Meldung vom 9. November 2006.
- ↑ Bild.de Interview mit Claasen zum Pipelinestreit
- ↑ Ein Manager rettet Deutschland!
[Bearbeiten] Literatur
- Claassen, Utz: Mut zur Wahrheit. Wie wir Deutschland sanieren können. Murmann-Verlag, Hamburg, 2007. ISBN 3393801783X
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Utz Claassen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie auf Arbeitgeberhomepage
- Universitätshomepage
Personendaten | |
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NAME | Claassen, Utz |
KURZBESCHREIBUNG | Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG |
GEBURTSDATUM | 7. Mai 1963 |
GEBURTSORT | Hannover |
Kategorien: Mann | Deutscher | Geboren 1963 | Manager