Verzuiling
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Verzuiling (Versäulung) ist ein soziologischer Begriff. Er bezeichnet die vertikale Gliederung der Gesellschaften in den Niederlanden und in Belgien. Diese Gliederung ist keine Einteilung in ethnische Gruppen, sondern eine Einteilung in religiöse und politische Gruppen.
Jede Säule hatte dabei ihre eigene Kirche, ihren eigenen Rundfunk, eigene Zeitungen, Gewerkschaften, politische Parteien, Wohnungsbauvereine, Schulen, soziale Einrichtungen, Sportvereine und sogar Betriebe. In der Mitte des 20. Jahrhunderts war dies so ausgeprägt, dass z.B. bestimmte Geschäfte nur Personal einstellten, das Mitglied einer bestimmten Kirche war. Dies führte zu großen kulturellen Unterschieden, nicht nur in den großen Städten, sondern teilweise auch auf dem Lande. Ganze Bevölkerungsgruppen lebten nebeneinander, ohne viel Kontakt miteinander zu haben.
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[Bearbeiten] Niederlande
Es ist nicht immer möglich, Säulen genau zu definieren. Trotzdem kann man in den Niederlanden zwischen einer protestantischen, einer katholischen und einer sozialistischen Säule unterscheiden. Man kann auch von einer "allgemeinen" oder liberalen Säule sprechen, obwohl manche Liberale den Standpunkt vertreten, dass es niemals eine liberale Säule gegeben hat. Dies kommt daher, dass die Liberalen gegen die Versäulung waren.
In den 60er Jahren setzte die Entsäulung ein. Heute (2006) ist die Versäulung so gut wie verschwunden, obwohl es immer noch einige Reste davon gibt, z.B. die Vielfalt der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaften.
Manche sind der Meinung, dass bestimmte niederländische Moslems sich bewusst dafür entscheiden, sich in eine eigene Säule zurückzuziehen.
[Bearbeiten] Entstehen der Versäulung
Die erste niederländische Säule entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich die orthodoxen Protestanten von der Niederländisch-reformierten Kirche (Nederlandse Hervormde Kerk) loslösten und emanzipierten. Die Kirchen, die die orthodoxen Protestanten gründeten, waren die Gereformeerde Kerken in Nederland. Das Trennende war hier also ein religiöser Gegensatz innerhalb des Protestantismus.
Auch die sozialistische Arbeiterbewegung fing an, eine eigene Gegenkultur zu organisieren.
Die Katholiken organisierten ebenfalls eine eigene Säule. Das Trennende war hier der religiöse Gegensatz zwischen dem protestantisch geprägten Staat und dem katholischen Bevölkerungsteil.
Nachdem sich große Teile der niederländischen Bevölkerung in Säulen organisiert hatten, waren die nicht-versäulten Niederländer kulturell und politisch homogener geworden, nämlich nicht-sozialistisch, nicht-katholisch und nicht-protestantisch-orthodox, und eher liberal. Diesen unversäulten Rest könnte die "allgemeine Säule" oder die "liberale Säule" nennen. Wenn diese Gruppe eine Säule war, dann war sie das eher wider Willen, denn viele Liberale lehnten die Versäulung der niederländischen Gesellschaft ab.
Siehe auch: Niederlande, Religion
[Bearbeiten] Entsäulung
Nach dem 2. Weltkrieg setzte die Entsäulung ein.
Dies war zum Teil eine Folge des 2. Weltkrieges. In dieser Zeit hatten sich Menschen aus unterschiedlichen Säulen zusammengefunden, um gemeinsam gegen den Faschismus zu kämpfen.
Ein Beispiel dafür waren die persönlichen Kontakte und Gespräche im Gefangenenlager Beekvliet in Sint-Michielsgestel.
[Bearbeiten] Belgien
In Belgien gibt es keine protestantische Säule, dort gibt es eine katholische Säule, eine sozialistische Säule und eine liberale Säule.
[Bearbeiten] Andere Länder
Eine ähnliche Entwicklung war auch in Nordirland bemerkbar.
