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Zeitfahren

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Jan Ullrich beim Zeitfahren der Tour de France 2003
Jan Ullrich beim Zeitfahren der Tour de France 2003

Das Zeitfahren (engl: time trial, kurz TT) ist eine Disziplin des Radrennsports, bei der die Fahrer oder Teams einzeln eine bestimmte, normalerweise relativ flache Strecke zurücklegen müssen. Im Gegensatz dazu finden auf sehr bergigen, kürzeren Strecken sog. Bergzeitfahren statt. Die Zeit wird für jeden einzelnen Fahrer bzw. für jede einzelne Mannschaft gestoppt. Durch einen gestaffelten Start sind die Fahrer bzw. Teams auf sich allein gestellt, der Kampf gegen die Konkurrenz findet nur indirekt auf der Uhr statt.

Windschattenfahren ist außer im Team untereinander strengstens verboten und wird mit Zeitstrafen, in schweren Fällen mit Ausschluss bestraft. Im Straßen-Radsport gibt es Einzelzeitfahren, Paarzeitfahren und Mannschaftszeitfahren. Im Bahnradsport gibt es Zeitfahren über verschiedene Distanzen. Zeitfahren bilden in Variationen seit langem einen zentralen Bestandteil der großen Etappenrennen.

Startrampe für das Einzelzeitfahren bei der Tour de France
Startrampe für das Einzelzeitfahren bei der Tour de France

Auch die Raddisziplin beim Triathlon stellt eine leicht abgewandelte Form des Einzelzeitfahrens dar. Allerdings sind hier die Regeln welche das Material betreffen geringfügig anders und Windschattenfahren ist auf einigen Kurzdistanzen auch erlaubt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Einzeldisziplinen

[Bearbeiten] Einzelzeitfahren

Einzelzeitfahren (EZF, engl: individual time trial, kurz ITT) finden entweder als Eintagesrennen statt oder sind Bestandteil einer Rundfahrt, bei der ganze Mannschaften teilnehmen. Windschattenfahren ist strengstens verboten und wird mit Zeitstrafen, Distanzierung (Fahrer wird auf den letzten Platz gesetzt; nur bei Einzelzeitfahren außerhalb von Rundfahrten) oder Ausschluss bestraft. Jeder Fahrer fährt für sich alleine und bekommt seine gefahrene Zeit angerechnet.

Bei der Tour de France wurde erstmals 1934 ein Einzelzeitfahren ausgetragen. Heute sind neben einem als Prolog bezeichneten kurzen (meistens 2 bis 8 km ) Einzelzeitfahren zu Beginn der Rundfahrt zwei lange Einzelzeitfahren während der Tour üblich.

Eine spezielle Art des Einzelzeitfahrens stellt der Stundenweltrekord dar, dieser wird allerdings auf der Bahn ausgetragen.

Seit 1995 findet ein Einzelzeitfahren bei der Straßenrad-Weltmeisterschaft statt, ein Jahr später wurde wurde das Einzelzeitfahren olympisch. Zuvor galt der prestigträchtige Grand Prix des Nations als inoffizielle Zeitfahr-Weltmeisterschaft. Auch bei den deutschen Straßenrad-Meisterschaften wird jährlich der deutsche Meister im Einzelzeitfahren ermittelt.

[Bearbeiten] Bergzeitfahren

Profil des 15,5 km langen Bergzeitfahrens nach L'Alpe d'Huez
Profil des 15,5 km langen Bergzeitfahrens nach L'Alpe d'Huez

Das Bergzeitfahren stellt eine Spezialdisziplin des Einzelzeitfahrens dar. Hierbei wird meistens eine relativ kurze Strecke befahren welche allerdings fast durchgängig mit hohen Steigungsprozenten versehen ist. Das Ziel liegt nicht – wie bei den flachen Zeitfahren meistens der Fall – auf dem Niveau des Starts, so dass diese Strecken keine Abfahrten enthalten. In manchen Fällen enthalten sie aber kurze Flachstücke.

Große Bergzeitfahren gab es bei der 16. Etappe der Tour de France 2004 von Le Bourg-d'Oisans nach L'Alpe d'Huez und bei der Dauphiné Libéré 2004, als der Mont Ventoux erklommen wurde.

[Bearbeiten] Mannschaftszeitfahren

Das Phonak-Team während des Mannschaftszeitfahrens der Tour de France 2004
Das Phonak-Team während des Mannschaftszeitfahrens der Tour de France 2004

Bei der Tour de France wurde erstmals 1935 ein Mannschaftszeitfahren (MZF, engl: team time trial, kurz TTT) ausgetragen. Dieses wurde aber über lange Zeit nicht mit ins Programm aufgenommen, da Fahrer mit einem schwächeren Team benachteiligt sind. Seit 1999 wird aber wegen der spektakulären Fernsehbilder wieder ein Mannschaftszeitfahren ausgetragen. Allerdings gibt es seit 2004 eine spezielle Regel, wonach das zweitplazierte Team maximal 30 Sekunden auf das Erstplatzierte verlieren kann. Die nachfolgenden Mannschaften können dann maximal noch 20 Sekunden pro Platz zusätzlich verlieren. Hierbei fährt das gesamte Team entweder hintereinander oder im belgischen Kreisel die Zeitfahrstrecke ab. Die einzelnen Teammitglieder erhalten bei der Tour de France die Zeit des Fünftplazierten (9 Fahrer pro Team). Fahrer die nach der Gruppe des Fünftplazierten ins Ziel kommen erhalten die Zeit, mit der sie ins Ziel gefahren sind.
Bei den Olympischen Spielen wurde von 1960 bis 1992 ein 100-km-Mannschaftszeitfahren ausgetragen, welches 1996 nach der Zulassung von Profis durch ein Einzelzeitfahren ersetzt wurde.
Seit Beginn der UCI Pro Tour gehört auch das als Einzelrennen ausgetragene UCI Pro Tour-Mannschaftszeitfahren zum offiziellen Rennkalender.

[Bearbeiten] Paarzeitfahren

Das Paarzeitfahren stellt eine spezielle Form des Mannschaftszeitfahrens dar. Hierbei fahren nur zwei Radfahrer in einem Team. Das bekannteste Paarzeitfahren, welches manchmal auch als Zweier Mannschaftszeitfahren bezeichnet wird ist die LuK Challenge in Bühl, welche auch als inoffizielle Weltmeisterschaft im Paarzeitfahren angesehen wird. Über viele Jahre fand dieses Paarzeitfahren in Karlsruhe statt.

[Bearbeiten] Zeitfahren im Bahnradsport

Im Bahnradsport werden Zeitfahren sowohl über Kurzzeitdistanzen wie auch im Ausdauerbereich gefahren. Es handelt sich hierbei um

[Bearbeiten] Material und Bekleidung

Alexander Winokurow auf einem speziellen Zeitfahrrad mit Aerolenker, einem Scheibenrad hinten und einem Fourspoke mit Hochprofilfelge vorne, bekleidet mit einem einteiligen Rennanzug und einem Aerohelm, gut zu erkennen sind außerdem die weißen Überschuhe
Alexander Winokurow auf einem speziellen Zeitfahrrad mit Aerolenker, einem Scheibenrad hinten und einem Fourspoke mit Hochprofilfelge vorne, bekleidet mit einem einteiligen Rennanzug und einem Aerohelm, gut zu erkennen sind außerdem die weißen Überschuhe

Beim Zeitfahren werden meistens Spezialräder verwendet. Sie haben eine andere Rahmengeometrie als die gewöhnlichen Straßenräder und sind durch Veränderungen etwa an den Rohrquerschnitten selbst schon aerodynamischer als die klassischen Rahmenformen. Vor allem aber bringt die spezielle Rahmengeometrie den Fahrer in eine wettkampfspezifisch günstigere Sitzposition, indem der Lenker deutlich tiefer als der Sattel ist und der Fahrer etwas weiter vorne über dem Tretlager sitzt. Der Lenker ist beim Straßenzeitfahren meistens ein Triathlonlenker, der die Arme des Fahrers eng zusammenbringt und damit eine noch aerodynamischere Haltung erlaubt. Für Attacken oder Sprints wäre die zeitfahrspezische Sitzposition hingegen ungeeignet. Die Laufräder eines Zeitfahrrades haben meistens nur wenige Speichen und ein hohes Felgenprofil, wodurch der Luftwiderstand zusätzlich reduziert wird. Hinten wird oft ein Scheibenrad verwendet. Laufräder für Zeitfahrwettbewerbe sind zumeist aus Carbon gefertigt. Die Fahrer tragen meistens Zeitfahrhelme, die wesentlich aerodynamischer sind als normale Sturzhelme, sie müssen aber seit einigen Jahren als Sicherheitshelme ausgeführt sein, früher reichte eine einfache ungepolsterte Schale. All diese Sonderteile dürfen wegen der Optik und aus Sicherheitsgründen nur beim Zeitfahren genutzt werden, da die UCI bestrebt ist, ein möglichst klassisches Bild des Radsports zu vermitteln.

Des Weiteren werden fast immer einteilige Rennanzüge benutzt, unter denen manche Rennfahrer einen Behälter zum Trinken tragen. Hinzukommen widerstandsoptimierte Überschuhe. Die Landesmeister und der aktuelle Weltmeister im Zeitfahren tragen beim Zeitfahren ihr jeweiliges Meistertrikot.

[Bearbeiten] Bekannte Zeitfahrer

Fast alle Sieger der Tour de France waren hervorragende Zeitfahrer. Besonders dominant in der Disziplin gegen die Uhr waren aber Monsieur Chrono Jacques Anquetil, der Kannibale Eddy Merckx und der Spanier Miguel Indurain sowie in den letzten Jahren Lance Armstrong und Jan Ullrich. Andere Spezialisten im Zeitfahren konnten hingegen nie eine größere Rundfahrt für sich entscheiden. So zum Beispiel der Engländer Chris Boardman oder der Tscheche Ondřej Sosenka. Oft fällt an dieser Stelle auch der Name Abraham Olano. Doch Olano hat trotz seines relativ hohen Körpergewichts und damit einer nicht optimalen gewichtsbezogenen Leistung (Watt/kg) konstant gute Leistungen am Berg erbracht. Er erreichte mehrere sehr gute Plazierungen bei den großen Rundfahrten und gewann im Jahre 1998 die Spanien-Rundfahrt.

Da die Einzelzeitfahren und das Mannschaftszeitfahren (heute i.d.R. ein kurzes, 15 - 25 km, und ein langes Einzelzeitfahren, 45 - 55 km; MZF: 60 - 70 km) integraler Bestandteil der Tour de France sind, hat sich ein bestimmter "Tour-Sieger-Typus" herausgebildet, der von den o.g. Fahrern, aber auch von den "Interims-Siegern" wie bspw. Bjarne Riis verkörpert wird: Diese Fahrer gehören zu den besten im Einzelzeitfahren und verfügen über gute, aber nicht überragende Kletterfähigkeiten. Fahrer, die die umgekehrte Konstellation aufweisen – mittelmäßige Zeitfahrerqualitäten, aber überragende Kletterer – gewinnen die Tour hingegen nur in Ausnahmefällen und oft nur, nachdem sie ihre Zeitfahr-Leistung deutlich verbessert haben wie der verstorbene Marco Pantani 1998. Das unterstreicht die zentrale Bedeutung der Zeitfahr-Leistung beim bedeutendsten Radrennen der Welt.

Üblicherweise sind große, kräftige Fahrer ein wenig im Vorteil: Da sich die Leistung in der Regel annähernd proportional zum Körpergewicht verhält, nicht aber der Luftwiderstand, können sie auf flachen Strecken höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielen. Anders als am Berg hat beim Zeitfahren das Gesamtgewicht Einfluss auf die Geschwindigkeit über die Masse, die ihrerseits je nach Verteilung die Wind-Angriffsfläche beeinflusst. Insofern beeinflusst die Körpermasse den Luftwiderstand über eine komplizierte Kette von Ursachen und Wirkungen. Deshalb ist ein im Verhältnis zur Leistung höheres Gewicht am Berg immer ein Nachteil, während im Flachen auch Vorteile für den schwereren Fahrer auszumachen sind.

[Bearbeiten] Siehe auch

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