Altenburger Prinzenraub
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Altenburger Prinzenraub war ein Ereignis des Sächsischen Bruderkrieges im 15. Jahrhundert.
Die Differenzen zwischen Kunz von Kaufungen und dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen (1428–1464) gehen zurück auf den „Sächsischen Bruderkrieg“ 1446–1449. Von Kaufungen beteiligte sich, angeblich auf Bitten Friedrichs, auf der kursächsischen Seite an dem Krieg, wurde allerdings bald gefangen genommen und musste ein Lösegeld von 4000 Gulden für seine Freilassung zahlen. Nach dem Ende des Krieges (wahrscheinlich 1451–52) forderte er vom Kurfürsten eine Entschädigung für das Lösegeld und für Zerstörungen an seinen Gütern in Thüringen. Der Kurfürst wies die Forderungen jedoch mit dem Argument zurück, dass Kauffungen als freier Ritter auf eigenes Risiko in den Krieg eingetreten sei. Nach jahrelanger Debatte wurde 1455 schließlich die Überprüfung durch ein Schiedsgericht beschlossen.
Angesichts des zu erwartenden Urteils reifte bei Kunz von Kaufungen jedoch der Plan, sein vermeintliches Recht auf eigene Faust durchzusetzen. Zusammen mit den Rittern Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels, die ebenfalls eine Rechnung mit Kursachsen offen hatten, und einem Trupp aus 30 Reitern marschierte er in der Nacht zum 8. Juli 1455 auf die Burg des Kurfürsten, das heutige Altenburger Schloss, und entführte die beiden Söhne Friedrichs, die Prinzen Ernst und Albrecht. Dabei kam ihm seine Ortskenntnis als ehemaliger Kommandant des Schlosses zugute, sowie die Umstände, dass der Kurfürst auf Reisen und der übrige Hofstaat auf einer Hochzeitsfeier war. Am Tag zuvor hatten Kaufungen, Mosen und Schönfeld Fehdebriefe (formale Kriegserklärungen) an den Kurfürsten abgeschickt. Bei der Vorbereitung seines Planes half ihm ein Küchenjunge im Schloss Altenburg.
Nach vollbrachter Tat trennten sich die Entführer. Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels zogen mit dem Prinzen Ernst über das Vogtland nach Böhmen, während Kaufungen versuchte, mit Albrecht über eine östlichere Route,über Stollberg und Thalheim seine Güter in Böhmen zu erreichen. Von dort aus wollten sie Lösegeldforderungen stellen. Noch am selben Tage gelang es Albrecht jedoch zu entkommen und Hilfe zu holen. Die herbeigerufenen Männer (nach verschiedenen Quellen: Dorfbewohner, Köhler, Mönche) stellten und überwältigten Kunz von Kaufungen und seine Reiter in der Nähe des Klosters Grünhain im Erzgebirge.
Mosen und Schönfels kamen mit dem anderen Prinzen über Zwickau in Hartensteiner Flur. Dort versteckten sie Prinz Ernst in der Prinzenhöhle .Nachdem Mosen und Schönfels merkten ,daß ihr Plan zum Scheitern verurteilt war(es war die Kunde von der Festsetzung Kunz von Kaufungens in aller Munde) , nahmen sie Verhandlungen mit dem Hartensteiner Schloßherrn Friedrich von Schönburg auf und erreichten Straffreiheit und freien Abzug im Austausch gegen den anderen Prinzen
Kunz von Kaufungen jedoch wurde in Freiberg vor dem Gericht der Berggeschworenen wegen Landfriedensbruch angeklagt. In der Verhandlung berief er sich auf seine gerechtfertigte Forderung und auf den Fehdebrief, der nach damaligem Recht den Landfrieden außer Kraft setzte. Jedoch ging dieser Fehdebrief (angeblich) ebenso wie die Fehdebriefe von Mosen und Schönfeld erst am Tag nach der Entführung auf Schloss Altenburg ein.
Bereits am 13. Juli 1455, also nur 5 Tage nach der Tat, wurde Kaufungen für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Bereits am folgenden Tage wurde er auf dem Freiberger Obermarkt, ebenso wie einige seiner Helfer, enthauptet. Aufgrund von Zeitdruck und aus organisatorischen Gründen musste Kaufungen eine standesgemäße Henkersmahlzeit verwehrt bleiben, er soll statt dessen zwei Krug Freiberger Bier verlangt haben. Die Stelle, an die der enthauptete Kopf gerollt sein soll, ist heute noch mit einem blauen Pflasterstein gekennzeichnet. Die Augen des steinernen Kopfes am Rathauserker (siehe Abbildung) sind auf diese Stelle gerichtet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Theateraufführung
Seit dem 500. Jahrestag im Jahre 1955 wurde der Prinzenraub mehrfach von Laiendarstellern am Originalschauplatz im Altenburger Schlosshof dargestellt. Im Sommer 2005 übernahmen erstmals professionelle Schauspieler des Theaters Altenburg-Gera zusammen mit über 200 Laien-Darstellern diese Aufgabe. Die Premiere fand am 8. Juli 2005, dem 550. Jahrestag des Ereignisses, statt. Jährlich sollen nun Festivals dieses historische Ereignis würdigen, zumindest bis zur 555-Jahr-Feier.
[Bearbeiten] Literatur
- Regina Röhner: Der sächsische Prinzenraub. ISBN 3-928678-11-6
- Hans Schache: Kunz von Kauffungen. ISBN 3-910166-12-1
- Rolf Kirchner: Kaufungen und der sächsische Prinzenraub. ISBN 3-937517-12-X
- Uwe Schirmer: Kunz von Kaufungen und der Prinzenraub zu Altenburg (1455). Strukturen eines spätmittelalterlichen Konfliktes. Zeitschrift für Historische Forschung Bd. 32 (2005), Heft 3, S. 369–405.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- www.prinzenraub.de
- Stadt Hartenstein, der Prinzenraub und die Prinzenhöhle
- Burg Stein in Hartenstein als Ort, mittelalterliche Geschichte selbst zu erfahren