Aribonen
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Aribonen ist der Name einer adeligen Sippe, die zwischen ca. 850 und 1100 in Bayern und Österreich wichtige Ämter innehatte.
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[Bearbeiten] Genealogie
Die Ursprünge lassen sich in den Raum von Freising (wohl bei den Huosi und Fagana des 8. Jahrhunderts) und von Mainz zurückverfolgen.
Ihre Bekanntheit hängt mit ihrer Rolle im Ostland zusammen, in das Graf Ar(i)bo von Freising 871 nach dem Tod der Grenzgrafen Wilhelm II. und Engelschalk I. als Verwalter in die Donaugrafschaften und in den Traungau ging und dabei den Titel des Markgrafen und Pfalzgrafen führte. Dabei führte er lange Jahre Kriege gegen die Nachkommen seiner Vorgänger. Als einer der wenigen überlebte er 907 die Niederlage von Pressburg. Er gilt daher als "Spitzenahn" der Aribonen.
Nach den Ungarnkämpfen fanden sich die Aribonen nicht mehr im östlichen Donauraum, dafür aber jetzt im Inn- und Zillertal und in der späteren Steiermark. Nach Heirat einer Aribonentochter mit Pfalzgraf Hartwig hatten die Aribonen eine gewichtige Rolle beim mit Hartwig verwandten Erzbischof Odalbert von Salzburg.
Aribo I., Schwiegersohn Hartwigs, folgte ihm als Pfalzgraf und gründete um 997 die Abtei Michaelbeuern bei Salzburg, 999 das Kloster Seeon im Chiemgau als Hauskloster. Er konnte dafür Reliquien des heiligen Lambert von Lüttich gewinnen, der als Hauspatron gilt. Aribos Gattin Adele gründete um 1020 nach seinem Tod gemeinsam mit Sohn Aribo auch das Stift Göss in der Steiermark. Dieser Sohn wurde 1021 Erzbischof von Mainz und gleichzeitig königlicher Erzkaplan. 1025 wurde er außerdem Erzkanzler für Italien. Diese Macht hatten sie im Wesentlichen durch die Sachsen-Kaiser gewonnen.
Erst als 1053 Pfalzgraf Aribo II. und sein Bruder Botho/Boto/Poto sich mit dem Bayern-Herzog Konrad von Zütphen gegen Kaiser Heinrich III. verbündeten, verloren sie nach dem Scheitern der Rebellion die Pfalzgrafenwürde (sie ging an Kuno von Rott über), alle Reichslehen und Teile ihrer Eigengüter in Kärnten/Steiermark und Bayern.
Erst im Reformzeitalter kam es zu einem neuen Aufschwung. Die Aribonen gründeten das Kloster Millstatt, das Kloster Moggio/Mosach an der Felle zwischen Villach und Aquileia und das Stift Eberndorf im Jauntal. 1099 ging die Pfalzgrafenwürde von Rapoto von Vohburg wieder an die Aribonen in der Person Engelberts, bevor sie 1116/1120 von den Wittelsbachern übernommen wurde, nachdem 1104/1120 die pfalzgräfliche Linie der Aribonen ausgestorben (?) war.
Weitere Leitnamen der Sippe sind Engelbert, Pilgrim, Hartwig, Egilolf, Dietmar und Kadalhoh. Zu den Aribonen werden in der Regel folgende Personen gezählt:
- Arbeo, Bischof von Freising († 783)
- Arbo, Graf (um 860)
- Engilprecht, Graf (um 863)
- Aribo, Graf (um 876)
- Engelbert, Graf († 890)
- Isanrich, Graf († nach 903)
- Aribo II., Graf zu Göss-Schladnitz (Leoben) (um 904)
- Dietmar I., Erzbischof von Salzburg († 907)
- Otakar, Graf in Karantanien († 907/23)
- Aribo I., Graf im Traungau, Markgraf der Ostmark († nach 909)
- Pilgrim, Erzbischof von Salzburg († 923)
- Kadalhoh I., auch Chadalhoch, Graf († nach 930)
- Hartwig, Vogt von Salzburg († 930)
- Rihni, Gräfin im Leobental (um 930)
- Pilgrim, Graf (um 934)
- Drusunda, Gräfin († 933)
- Diotmar, erzbischöflicher Gutsverwalter († 933)
- Diotmar, Vogt von Salzburg († 935)
- Odalbert, Erzbischof von Salzburg († 935)
- Engelbert, Graf im Salzburggau († 937)
- Egilolf, Erzbischof von Salzburg († 939)
- Aribo, Graf (um 957)
- Chadalhoch, Graf im Isengau († vor 958)
- Jakob, Vogt des Bistums Freising († um 958)
- Aribo III., Graf von Freising (um 960)
- Eberhard Graf († 969)
- Albuin, Markgraf in Kärnten († vor 975)
- Bernhard, Vogt von Salzburg († 976)
- Chadalhoch, Graf rechts des Inn (um 978)
- Hartwig I., Pfalzgraf von Bayern († um 970/985)
- Pilgrim, Bischof von Passau († 991)
- Eberhard, Graf († 995)
- Willa, Gräfin im Chiemgau († 997)
- Aribo I., Pfalzgraf von Bayern († 1001/20), auch Graf in Leoben (Göss-Schladnitz)
- Aribo, Markgraf im Jauntal (Kärnten) († 1005)
- Albuin, Bischof von Brixen († 1006)
- Hildburg, Gräfin von Wels-Lambach (um 1010)
- Adele/Adula, Pfalzgräfin von Bayern († nach 1020), Gattin Aribos I., auch Gräfin in Leoben (Göss-Schladnitz)
- Kunigunde, Äbtissin von Göss († nach 1020), Tochter von Aribo I. und Adele
- Hartwig, Erzbischof von Salzburg († 1023)
- Hartwig II., Pfalzgraf von Bayern († 1027), Sohn von Aribo I. und Adele
- Friderun, Pfalzgräfin von Bayern († nach 1027)
- Chadalhoch, Graf im Isengau († 1030)
- Wichpurg, Gräfin im Lurngau († 1030)
- Aribo, Erzbischof von Mainz († 1031), Sohn von Aribo I. und Adele
- Pilgrim, Erzbischof von Köln († 1036)
- Hartwig, Bischof von Brixen († 1039)
- Kadalhoh, Bischof von Naumburg-Zeitz († 1045)
- Chadalhoch, Graf im Isengau († 1050)
- Aribo II., Pfalzgraf von Bayern bis 1053 († 1102/1110), Sohn von Hartwig II.
- Botho/Boto/Poto, Graf von Pottenstein, Riegersburg etc. († 1104), Sohn von Hartwig II.
- Judith von Schweinfurt, Gräfin von Pottenstein († 1104)
- Adelheid von Pottenstein, Herzogin von Limburg († nach 1106)
Außerdem:
- Egilolf, Priester
- Wigburg, Äbtissin von Altenmünster in Mainz
- Hiltigart, Gräfin
- Isangrim, Graf
- Rudpert, Graf von Aldersbach
- Siegfried, Graf
- Wigburg, Kind
- Wigburg von Bayern, Pfalzgräfin von Bayern
Die Genealogie dieses Personenkreises ist noch äußerst unklar und widersprüchlich.
[Bearbeiten] Bedeutende Aribonen
- Albuin († 5. Februar 1006), Heiliger und erster Bischof von Brixen
- Aribo von Mainz (* um 990, † 6. April 1031), Erzbischof von Mainz
- Hartwig III. († 5. Dezember 1023), Seliger und Erzbischof von Salzburg
[Bearbeiten] Literatur
- Lexikon des Mittelalters, Band I, Spalte 929
- Pflugk-Harttung, Julius von: Zur Geschichte Erzbischof Aribos von Mainz, [ca. 1880]
- Müller, Richard: Erzbischof Aribo von Mainz 1021-1031, 1880/1881
- Pfenninger, Max: Kaiser Konrads des Zweiten Beziehungen zu Aribo von Mainz, Pilgrim von Köln und Aribert von Mailand Quellenmäßig beleuchtet, 1891
- Egger, Josef: Das Aribonenhaus, in: AÖG 83, 1897, 385-525
- Dersch, Wilhelm: Die Kirchenpolitik des Erzbischofs Aribo von Mainz 1021-1031, 1899
- Kippenberger, Johannes: Beiträge zur Geschichte des Erzbischofs Aribo von Mainz (1021-1031), 1909
- Sträter, Ludwig: Aribo, Erzbischof von Mainz (1021-1031), 1953
- Mitterauer, M.: Karolingische Markgrafen im SO, 1963
- Diepolder Gertrud: Die Herkunft der Aribonen, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 27, 1964, S. 74-119
- Dopsch, Heinz: Die Aribonen. Ein führendes Adelsgeschlecht in Bayern u. Kärnten während d. Hochmittelalters [Staatsprüfungsarbeit masch., Inst. Für Österr. Gesch.-Forsch. Wien 1968]
- Störmer, W.: Früher Adel, 1973, S. 248, 306, 414.
- Prinz, Friedrich: Bayerns Adel im Hochmittelalter
- Trillmich, Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit, S. 95 und 103.
- Dopsch, Heinz: Die Aribonen, Stifter des Klosters Seeon, in: Kloster Seeon, 1993
- Heinzelmann, Josef: Genealogische Randnotizen zu Erzbischof Aribo von Mainz und zu den Aribonen[1], in: Archiv für Familiengeschichtsforschung, 2002