Baumsarg
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Ein Baumsarg oder Totenbaum (dän. Egekistegrav) ist ein Sarg, der ähnlich einem Einbaum, aus einem Stück Baumstamm gefertigt wird, das längs gespalten und ausgehöhlt wurde.
Baumsärge wurden schon vor der nordischen Bronzezeit verwendet. Im Hügel von Eldsberga (Schweden) wurden zwei Baumsärge auf dem Dach eines Ganggrabes deponiert und mit einer Röse überdeckt, die letztlich von einem Erdhügel bedeckt wurde. Oft gibt nur noch durch eine Verfärbung im Erdreich bzw. in oder unter Hügeln wie in der Nekropole von Sodersdorf einen Hinweis auf eine Bestattung in einem Baumsarg. Die bekannteste Baumsargleiche ist das Mädchen von Egtved aus Dänemark.
Baumsärge, die sich auch als Totenschiffe interpretieren lassen, erlebten in der Wikinger- und Völkerwanderungszeit eine zweite Blüte. Sie finden sich in Bülach, im Münster zu Bern, in der Merowingerkapelle St. Stephan in Biel-Mett (6.Jh.) und Zillis/GR (8.Jh.). Besonders gut erhalten sind eine Reihe von Baumsärgen aus dem alamannischen Gräberfeld von Oberflacht bei Tuttlingen aus dem 6. Jahrhundert. Auf den Deckeln sind figürliche Darstellungen von Schlangen oder Drachen eingeschnitten. In Magdeburg wurde neben dem Dom gegraben. Der Platz, der Standort einer Pfalz gewesen sein könnte, erbrachte zahlreiche Grabfunde darunter auch solche in Baumsärgen.
Aus Frankreich ist bisher nur ein Fund mit einer Kopfaussparung im Baumstamm auf dem alten Friedhof des Priorates Sainte-Foy in Coulomiers (Seine-et-Marne) bekannt. In den Niederlanden gibt es in Walcheren (Seeland) Fundplätze, welche mit der Wikingerzeit zusammenfallen (6.-10 Jh.). In Großbritannien wurden in Selby (Yorkshire) in the Church Hill, wo einst die Kirche stand 14 Eichenbaumsärge gefunden. Eine andere Fundstelle liegt auf dem Schlosshügel von Edinburgh (Schottland). In der Domkirche von Skara (Schweden) wurden 1889 bei Kanalisationsarbeiten knapp außerhalb des Kirchenschiffes vier Baumsärge entdeckt. 72 West-Ost gerichtete Baumsärge wurden in Wernigerode am (Harz) gefunden. Die Forschungsergebnisse über fränkische Baumsargbeisetzungen von Wesel/Bislich, wo rund 800 Baumsärge liegen, Eick (Gemeinde Rheinkamp, Kreis Moers/D), Junkerdorf bei Köln und Hohenfels (Daun) sind erst teilweise veröffentlicht.
[Bearbeiten] Literatur
K. Zimmermann: Baumsarg und Totenbaum: Zu einer Bestattung unter dem Berner Münster (Acta Bernensia) 1992.