Bonndorf im Schwarzwald
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Waldshut | |
Koordinaten: | Koordinaten: 47° 49′ N, 8° 21′ O47° 49′ N, 8° 21′ O | |
Höhe: | 845 m ü. NN | |
Fläche: | 76,03 km² | |
Einwohner: | 6856 (31. Dez. 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 90 Einwohner je km² | |
Postleitzahlen: | 79844–79848 | |
Vorwahl: | 07703 | |
Kfz-Kennzeichen: | WT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 37 022 | |
Stadtgliederung: | 8 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Martinstraße 8 79848 Bonndorf im Schwarzwald |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Michael Scharf |
Die 'Löwenstadt' Bonndorf im Schwarzwald ist eine Stadt im Kreis Waldshut in Baden-Württemberg. Sie ist bekannt für ihr Schloss mit den Narrenstuben und den Japanischen Garten. Sie beherbergt die zweitälteste Sparkasse Deutschlands, die 1765 von Fürstabt Martin II. Gerbert gegründet wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Bonndorf liegt im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland in 700 bis 900 Meter Höhe. Die Gemeinde liegt 18 Kilometer von der Schweizer Grenze (Stühlingen/Schleitheim) entfernt. Sie liegt im Nordosten des Landkreises Waldshut und südlich der Wutach, zu der sie über die Wutachschlucht im Ortsteil Boll Zugang hat. Der Schluchsee liegt etwa 15 Kilometer westlich von Bonndorf.
Der Bonndorfer Hausberg ist der Lindenbuck.
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Die Gemeinde Bonndorf grenzt im Westen an die Gemeinde Schluchsee, im Nordwesten an die Gemeinde Lenzkirch und im Norden an die Gemeinde Löffingen (alle Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Im Osten grenzt sie an die Gemeinde Wutach, im Südosten an Stühlingen und im Süden an Grafenhausen (alle Landkreis Waldshut).
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Bevölkerung insgesamt (Stand: 30. Juni 2005): 6.876
Stadtteil Bonndorf 4.814, Stadtteil Brunnadern 83, Stadtteil Boll 125, Stadtteil Ebnet 91, Stadtteil Dillendorf 297, Stadtteil Gündelwangen 557, Stadtteil Holzschlag 176, Stadtteil Wellendingen 530, Stadtteil Wittlekofen 203
[Bearbeiten] Geschichte
Das Gebiet um Bonndorf war schon in der Steinzeit besiedelt, worauf Funde in der Gemarkung Bonndorf hinweisen.
Nach der Besiedelung durch Kelten und Germanen wurde um 260 das Gebiet von den Alemannen in Besitz genommen. 1877 wurde in Bettmaringen, das heute zur Stadt Stühlingen gehört, eine Fibel aus dieser Zeit gefunden, daneben wurden alemannische Plattengräber mit Grabbeilagen entdeckt.
496 gerieten die Alemannen in die Abhängigkeit fränkischer Könige, woraufhin ihr Stammesgebiete in Gaue unterteilt wurde. Bonndorf gehörte zum Albgau, dessen Gaugrafen von Gurtweil aus regierten.
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1223. Sie befindet sich heute im Staatsarchiv in Basel. Die Gaugrafen waren mit den Herren von Bonndorf durch das Lehnswesen verbunden. Nach 1290 ging Bonndorf durch Heirat oder Verkauf in den Besitz verschiedener fremder Herren über. Mit dem Aussterben des Geschlechts derer von Lupfen 1582 entstand eine Erbstreitigkeit über das Gebiet, die schließlich von Kaiser Rudolf II. entschieden wurde.
1609 bereits wurde Bonndorf vom Kloster St. Blasien gekauft. Durch diesen Erwerb der reichsunmittelbaren Herrschaft Bonndorf wurde der Abt des Klosters weltlicher Herrscher und erhielt Sitz und Stimme im Schwäbischen Reichstag (1638).
1699 wurden die Herrschaften Bonndorf, Gutenburg (1480 von St. Blasien gekauft), Bettmaringen (1418 an St. Blasien verschenkt) und Blumegg (1433 durch St. Blasien gekauft) zur Grafschaft Bonndorf vereinigt.
1746 wurde der Abt von St. Blasien in den Reichsfürstenstand erhoben. Die Grafschaft Bonndorf wurde damit zum Fürstentum.
1803 wurde das Eigentum des Klosters St. Blasien säkularisiert. 1806 kam Bonndorf schließlich - nach kurzer Herrschaft des Malteserordens (1803-1805) und des Königreichs Württemberg (1805-1806) - an das Großherzogtum Baden.
1815 wurde Bonndorf Badisches Bezirksamt; die hierzu erforderlichen Ämter wie das Amtsgericht, das Notariat oder das Forstamt kamen in den folgenden Jahren hinzu und nahmen größtenteils ihren Sitz im Bonndorfer Schloss.
Erst 1924 wurde das Bezirksamt Bonndorf aufgelöst und dem Landkreis Hochschwarzwald zugeordnet. Dieser Landkreis wurde im Zuge der Gebietsreform (1967-1975) wieder aufgelöst; Bonndorf fiel an den Landkreis Waldshut. Gleichzeitig kamen die heutigen (2004) Ortsteile zu Bonndorf.
Der Name der Stadt kommt - der Legende zufolge - von den Bohnen, mit denen die Bürger des Ortes in Abstimmungen ihre Meinung bekundet haben sollen. Andere Quellen gründen den Namen der Stadt auf das keltische buona, welches entweder vom Wort baunos (gebaut, bewohnt) oder von den Wörtern boum, bôm, bôn (vom keltischen bona - Baum) herrühren soll. Nach der zweiten Deutung ist Bonndorf also das Dorf bei den Bäumen.
Das Stadtrecht bekam Bonndorf 1891 verliehen, 1935 wurde es wieder entzogen. 1951 erhielt Bonndorf das Stadtrecht vom badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb zurück.
[Bearbeiten] Religionen
Bonndorf ist seit jeher katholisch. Erst seit dem 19. Jahrhundert gibt es Protestanten, ab 1875 wurden Israeliten gemeldet. Heute hat Bonndorf neben den beiden großen christlichen Gemeinden auch eine muslimische Gemeinde mit einem eigenen Gebetsraum. Zudem sind die Neuapostolische Kirche und die Zeugen Jehovas in Bonndorf vertreten.
1402 wurde der Stadt von Rudolf von Wohlfurt und seiner Gattin das Paulinerkloster gestiftet, dessen Angehörige die Seelsorge der Stadtbürger übernahmen. Das aus 10 bis 12 Patres bestehende und zum Bistum Konstanz gehörende Kloster lag im heutigen Martinsgarten in Bonndorf. Der Konstanzer Bischof befreite das Kloster von allen Lasten und Dienstleistungen. Diese Entscheidung wurde vom auf der Konstanzer Konzil gewählten Papst Martin V. 1417 bestätigt. Nach dem Kauf der Herrschaft Bonndorf durch das St. Blasier Kloster übernahm der St. Blasier Abt auch die Herrschaft über das Bonndorfer Kloster. 1731 wurde das Klostergebäude neu gebaut und auch erweitert. Anfang des 19. Jahrhunderts war das schon traditionell arme Kloster auch zunehmender Klosterfeindlichkeit ausgesetzt. Schließlich wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation 1807 aufgelöst. Heute erinnern die Paulinerstraße, die vom ehemaligen Kloster zum Schloss führt, und das 1975-1977 erbaute Paulinerheim oberhalb der katholischen Kirche an das Paulinerkloster.
Die evangelische Gemeinde wurde 1873 gegründet und war die größte evangelische Diaspora-Gemeinde Deutschlands. Sie hielt ihre Versammlungen zunächst in der 1727 erbauten Schlosskapelle im Stadtgarten ab. 1934 wurde die Gemeinde zur Pfarrei erhoben, 1953 die heutige Pauluskirche mit Gemeindesaal und Pfarrhaus errichtet.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
1855 hatte Bonndorf 1.212 Einwohner. Diese Zahl stieg im Laufe der Jahre stetig an (1.600 im Jahr 1900, 2.100 im Jahr 1950, 3.400 im Jahr 1970, 5.364 im Jahr 1980).
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Bürgermeister seit 1945
- 1945: Fritz Göggel
- 1. August 1945: Erwin Leser
- 1946-1957: Leo Speck
- 1958-1972: Oskar Stöckle
- 1973-1992: Peter Folkerts (* 19. Oktober 1946; † 16. Juni 1992)
- 1992-2007: Michael Scharf (* 1964)
[Bearbeiten] Wappen
Die ursprünglichen Herren von Bonndorf verwendeten als Schild einen Stern über einem Dreiberg.
Der silberne Löwe auf blauem Grund, der heute das Gemeindewappen darstellt, erschien erstmals im Jahr 1304. Zwischen 1434 und 1891 jedoch wurde als Siegel eine Puffbohne mit Schoten verwendet. Erst zur Verleihung der Stadtrechte 1891 erinnerte man sich wieder an das alte Wappen. Man nahm an, dass der Löwe von den Herren von Krenkingen komme, doch ein Löwe wurde von den Krenkingern in Wirklichkeit nie geführt. Vermutlich geht das Wappentier auf den Habsburger Löwen zurück.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Seit 1975 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Bains-les-Bains (fr), die im Süden der Vogesen liegt.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bonndorf ist eine Hochburg der Fastnacht, die Bonndorfer Pflumeschlucker sind eine bekannte Narrenzunft.
[Bearbeiten] Museen
Die im Bonndorfer Schloss befindlichen Narrenstuben beherbergen eine große Ausstellung von Narrenfiguren und anderen Ausstellungsstücken aus der Narrenzeit.
Kulturzentrum Schloss Bonndorf, in dem das ganze Jahr über bedeutende Ausstellungen, Konzerte und Lesungen stattfinden.
Im Ortsteil Boll findet sich eine Museumsmühle aus dem Jahr 1610, die einmal pro Woche und am Deutschen Mühlentag besichtigt werden kann.
[Bearbeiten] Bauwerke
Das Bonndorfer Schloss wurde 1592/1594 als Wasserschloss errichtet und 1723-1726 durch den Fürstabt des Klosters St. Blasien barockisiert. Das Gebäude wurde in den 1970er-Jahren restauriert und beherbergt heute die Narrenstuben, das Notariat, Kulturzentrum Schloß Bonndorf - Kreismuseum, Stadtbibliothek und einen Konzertraum.
Dem Schloss gegenüber liegt die Alte Sparkasse. Das im 19. Jahrhundert erbaute Haus beherbergte bis zum Umzug des Geldinstituts in einen Neubau neben dem Rathaus die Sparkasse.
Die heutige katholische Kirche war zunächst Klosterkirche des Paulinerklosters. In der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 1842 brannte sie ab und wurde 1850 von Josef Berckmüller im Auftrag des Großherzogtums Baden im spätromanischen-frühgotischen Stil neugebaut. Die 1906 vollendete Inneneinrichtung wurde von 1972 bis 1974 renoviert. Die Kirche liegt oberhalb der Stadt im Norden Bonndorfs.
Die Schlosskapelle wurde 1727 von Abt Blasius III. in der Nähe des Schlosses erbaut und vom Konstanzer Bischof geweiht. Als Patrone gelten der heilige Blasius von Sebaste und der heilige Nikolaus. Die Kapelle wurde Anfang des 19. Jahrhunderts abgebaut und an ihrem heutigen Standort in der Nähe der Grundschule wiederaufgebaut. Ab 1873 diente sie den Bonndorfer Protestanten als Raum für ihren Gottesdienst.
[Bearbeiten] Parks
Bei der Renovierung des Schlosses wurde der Schlossgarten neu angelegt, der heute in den Japanischen Garten übergeht.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Verkehr
Bonndorf liegt an der Bundesstraße 315. Zwischen 1907 und 1976 hatte Bonndorf auch einen Bahnanschluss, der beim Bahnhof Kappel-Gutachbrücke von der Höllentalbahn abzweigte. Der ehemalige Bahnhof steht noch heute.
[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen
Die Adler OHG, einer der wichtigsten Hersteller von Schwarzwälder Schinken, ist in Bonndorf beheimatet.
[Bearbeiten] Bildung
Bonndorf ist Standort einer Grundschule und einer Haupt- und Realschule. Der Einzugsbereich umfasst die Gemeinden Bonndorf und Wutach sowie Teile der Gemeinden Grafenhausen und Ühlingen-Birkendorf. Der Versuch, einen Teil der Unterstufe des Gymnasiums Kolleg St. Blasien nach Bonndorf zu holen, scheiterte um das Jahr 2000. Ferner gibt es eine Sonderschule in Bonndorf.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Ehrenbürger
Ehrenbürger sind der ehemalige stellvertretende Bürgermeister, Gerhard Schwörer, sowie der frühere Bürgermeister Oskar Stöckle.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Konstantin Fehrenbach (* 1852, † 1926), deutscher Reichskanzler von 1920 bis 1921, wurde in Wellendingen, heute ein Ortsteil von Bonndorf, geboren.
- Clemens Binninger, Politiker
[Bearbeiten] Literatur
- Stadt Bonndorf im Schwarzwald (Hrsg.): Bonndorf. Stadt auf dem Schwarzwald. Verlag Karl Schillinger, Freiburg, Bonndorf im Schwarzwald 1980, ISBN 3-921340-11-X
- Dietzenschmidt. Bonndorf, mein Bonndorf: Bonndorfs Gang durch die Geschichte. Ein Festspiel. Reprint der Erstausgabe von 1951 zum hundertsten Jahrestag der Verleihung des Stadtrechts. Bonndorfer Texte Nr. 1. Herausgeber: Stadt Bonndorf im Schwarzwald, 1991. ISBN 3-925016-84-8
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Bonndorf im Schwarzwald – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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