Bruhrainbahn
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Stationen und Hochbauten | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Kursbuchstrecke: | 704 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Bruhrainbahn ist eine Eisenbahnstrecke von Bruchsal nach Germersheim in den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Während sie früher Teil einer überregionalen Magistrale war und somit auch dem Fernverkehr diente, wird die Strecke heute ausschließlich vom Nahverkehr verwendet.
Den Namen erhielt sie von dem Bruhrain, einer Landschaft, die sich im nordwestlichen Landkreis Karlsruhe befindet und die sie durchquert.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Streckenverlauf
Die Strecke verläuft komplett innerhalb der Rheinebene; zwischen Bruchsal und Graben-Neudorf ist sie fast geradlinig. Die beiden größten Kunstbauten sind die Überführung über die Rheinbahn nördlich von Graben-Neudorf und die Rheinbrücke zwischen Rheinsheim und Germersheim
Passiert werden Bruchsal, die Gemeinden Karlsdorf-Neuthard und Graben-Neudorf, von Huttenheim bis Rheinsheim verläuft die Strecke auf der Gemarkung der Stadt Philippsburg, bevor sie schließlich Germersheim erreicht. Von Bruchsal bis Rheinsheim verläuft die Strecke dabei innerhalb des Landkreis Karlsruhe; Germersheim gehört zum gleichnamigen Landkreis.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Planung, Bau und Entwicklung bis 1900
Der Staatsvertrag zwischen Baden und Bayern hatte den Bau einer Bahnlinie von Bruchsal nach Germersheim festgelegt.
Am 15. August 1870 wurde zwischen beiden Städten eine provisorische „Kriegsbahn“ eingeweiht, die ab dem 12. August 1871 jedoch wieder abgebrochen wurde. Zum Teil benutzte sie die später verwendete Trasse, zum Teil aber auch bestehende Straßen.
Der Streckenabschnitt Bruchsal–Rheinsheim wurde am 23. November 1874 eröffnet. Die Verlängerung nach Germersheim verzögerte sich zunächst um einige Jahre, da die Militärbehörden darauf beharrten, dass die Brücke einen Standort erhalten sollte, der das Schussfeld der Festung Germersheim nicht behindert. Im August 1874 wurde, nachdem man sich auf den Standort Rheinbrücke geeinigt hatte, der Plan zur Verlängerung der Strecke nach Germersheim genehmigt, sodass am 9. April 1875 die Arbeiten beginnen konnten.
Am 15. Mai 1877 wurde dann die Lücke zwischen Rheinsheim und Germersheim geschlossen. Die Bruhrainbahn war fortan durchgängig befahrbar. Während die Rheinbrücke bei der Streckeneröffnung zunächst nur eingleisig betrieben wurde, wurde bereits einige Jahre später auf ihr auch das zweite Gleis in Betrieb genommen.
Die Bruhrainbahn war ab 1890 zunächst Teil der überregionalen Verbindung Bruchsal–Germersheim–Landau–Biebermühle–Zweibrücken–Rohrbach–Saarbrücken, die heute zwischen Germersheim und Landau stillgelegt ist (siehe auch Untere Queichtalbahn, Queichtalbahn und Schwarzbachtalbahn (Pfalz)). So fuhren ab dieser Zeit auch Fernzüge der Relation München–Saarbrücken über die Bruhrainbahn.
[Bearbeiten] Entwicklung bis zum Zweiten Weltkrieg
Der Fernverkehr gewann noch weiter an Bedeutung, als im Jahr 1909 eine niveaufreie Einfädelung der Bruhrainbahn nördlich von Graben-Neudorf in die Rheintalbahn in Betrieb genommen wurde. Die alte Trasse zwischen Huttenheim und Graben-Neudorf ist heute noch durch die Straßenführung und anhand zweier Bahnwärterhäuschen erkennbar.
Da die Zuggewichte auf der Strecke stetig zugenommen hatten, wurde es notwendig, die Brückenkonstruktion der Rheinbrücke zu verstärken. Dies wurde im Zeitraum von 1927 bis 1930 vorgenommen.
1938 wurden die über die Bruhrainbahn verkehrenden Schnellzüge der Relation Saarbrücken–München allerdings eingestellt. Die Bruhrainbahn sollte fortan im Fernverkehr nur noch den Güterverkehr bewältigen, während der Personenfernverkehr anstattdessen künftig über Karlsruhe und Wörth und dann weiter über Landau und Zweibrücken bis nach Saarbrücken geführt werden sollte.
Im Zweiten Weltkrieg fuhren außerdem mehrere Militärzüge über die Strecke. Im Kriegsverlauf wuchs die Bedeutung der Strecke, da nach und nach alle Rheinbrücken – mit Ausnahme der Rheinbrücke zwischen Rheinsheim und Germersheim – von deutschen Truppen gesprengt wurden, um den alliierten Truppen den Gang über den Rhein zu erschweren. Die erwähnte Rheinbrücke wurde allerdings am 24. März 1945 ebenfalls gesprengt.
[Bearbeiten] Seit 1945: Betrieb unter der Deutschen Bahn
Im Zuge von Reparationszahlungen, die Deutschland aufgrund des verlorenen Weltkrieges leisten musste, wurde die Bruhrainbahn zwischen Graben-Neudorf und Germersheim eingleisig zurückgebaut. Da der Streckenabschnitt zwischen Graben-Neudorf und Bruchsal allerdings große Bedeutung im Bahnverkehr besaß, behielt er sein zweites Gleis und wurde in den fünfziger Jahren auch elektrifiziert, sodass zum 1. Juni 1958 dort der elektrische Betrieb aufgenommen werden konnte.
Ab den sechziger Jahren diskutierte man heftig über den Wiederaufbau der Rheinbrücke. Gegner des Wiederaufbaus verwiesen auf die geringe verkehrliche Bedeutung der Brücke; nichtsdestotrotz wurde der Bau im Jahr 1964 ausgeschrieben. Drei Jahre später, am 23. Oktober 1967 wurde die Rheinbrücke dann wiedereröffnet. Allerdings erlangte sie, entgegen der Erwartungen, trotzdem keinerlei überregionale Bedeutung mehr.
Ende der achtziger Jahre verkehrten für wenige Wochen überregionale Züge der Relation Saarbrücken–Zweibrücken–Landau–Karlsruhe über die Bruhrainbahn, da die Rheinbrücke zwischen Karlsruhe und Wörth nach einem Schiffsunglück repariert werden musste und die Schnellzüge somit über die Bruhrainbahn umgeleitet werden mussten.
1994 wurde die Rheinbrücke zwischen Rheinsheim und Germersheim nur noch eingleisig betrieben; ebenso wurde zur selben Zeit Bahnhof Rheinsheim zum Haltepunkt zurückgebaut. 1996 wurde zwischen dem Bahnhof Graben-Neudorf und Huttenheim der Haltepunkt Graben-Neudorf Nord in Betrieb genommen, der seither den Ortsteil Neudorf erschließt. Ab Mai 2000 wurde zusätzlich die Regionalexpress-Linie Mainz–Germersheim–Karlsruhe im Zweistundentakt eingeführt, die den Bruhrainbahn-Abschnitt Germersheim–Graben-Neudorf befährt.
[Bearbeiten] Betrieb
[Bearbeiten] Fahrplan
Die Bruhrainbahn ist als KBS 704 im Kursbuch der Deutschen Bahn verzeichnet. Ab Mai 1994 profitierte die Bruhrainbahn außerdem von zwei Attraktivitätssteigerungen im Nahverkehr: Zum einen durch die Gründung des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV), der seither auf der gesamten Strecke gilt und wodurch sie die Bezeichnung „R9“ erhielt und zum anderen durch den ebenfalls im Mai 1994 eingeführten „Rheinland-Pfalz-Takt“. So wurde ein Stundentakt eingeführt, außerdem verkehrten erstmals seit 1945 durchgehende Züge an Sonntagen.
Auf der Strecke verkehren Regionalbahnen (RB) mit rot lackierten Dieseltriebwagen der Baureihe 628, die bisher bis nach Speyer durchgebunden wurden, allerdings seit der Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar nach Germersheim am 10. Dezember 2006 auch dort enden. Im Abschnitt Graben-Neudorf–Germersheim fahren zweistündlich Regionalexpresse (RE) der Relation Karlsruhe–Germersheim–Speyer–Ludwigshafen–Worms–Mainz, die mit Neigetechnikzügen der Baureihe 612 ausgestattet sind. Einziger Zwischenhalt der RE ist Philippsburg.
Die Fahrt mit der Regionalbahn von Bruchsal nach Germersheim beträgt insgesamt 34 Minuten, eine Fahrt im Regionalexpress von Graben-Neudorf nach Germersheim dauert 16 Minuten.
[Bearbeiten] Verkehr
Zwischen Graben-Neudorf und Bruchsal ist die Strecke elektrifiziert, da auf diesem Abschnitt überregionale Güterzüge Richtung Stuttgart verkehren. Auf dem Abschnitt Graben-Neudorf–Germersheim ist der Güterverkehr in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen; es besteht zwischen Philippsburg und Rheinsheim allerdings ein Anschlussgleis zum Atomkraftwerk von Philippsburg, zu dem noch einige Güterzüge verkehren.
Kreuzungsmöglichkeiten bestehen auf der Bruhrainbahn auf dem gesamten Streckenabschnitt Bruchsal–Graben-Neudorf sowie in den Bahnhöfen von Philippsburg und Germersheim.
Ab Anfang der neunziger Jahre bis zur Einführung der S-Bahn RheinNeckar verkehrten außerdem Zugläufe der Relation Bruchsal – Germersheim – Ludwigshafen am Rhein – Mannheim – Heidelberg – Neckargemünd – Meckesheim – Sinsheim – Steinsfurt – Eppingen/Heilbronn, die mit Lokomotiven der Baureihe 218 und Silberlingen verkehrten. Ende 2003 wurden die Rundkurse bis nach Eppingen bzw. Heilbronn mit der Eröffnung der S-Bahn RheinNeckar allerdings aufgegeben, seither verkehrten die Züge der Bruhrainbahn nur noch bis Speyer. Seit der Verlängerung der S-Bahn RheinNeckar über Speyer hinaus bis Germersheim im Dezember 2006 fahren die Züge der Bruhrainbahn nur noch bis Germersheim.
Ende 2004 wurden die mit Lokomotiven der Baureihe 218 bespannten Wendezüge vollständig durch Dieseltriebwagen der Baureihe 628 ersetzt, nachdem letztere seit Eröffnung der S-Bahn RheinNeckar bereits den größten Teil der Nahverkehrsleistungen auf der Bruhrainbahn bestritten hatten.
[Bearbeiten] Zukunftspläne
Die ursprüngliche Planung, die Strecke ins Karlsruher Stadtbahnnetz zu integrieren und so die S9 (Mühlacker–Bruchsal) nach Germersheim zu verlängern, wurde aufgegeben.
Anstatt dessen ist die Integration in das Netz der S-Bahn Rhein Neckar vorgesehen, da hierfür ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis ermittelt wurde. Die S2 wird dann von Bruchsal über Graben-Neudorf, Germersheim, Speyer und Schifferstadt weiter nach Mannheim verlaufen und dort über Heidelberg bis nach Osterburken durchgebunden. Mittlerweile ist allerdings geplant, in den Hauptverkehrszeiten vereinzelt Karlsruher Stadtbahnen der Linie S9 (Mühlacker-Bruchsal) bis nach Germersheim durchzubinden, wohingegen sonst die Anbindung von Germersheim an das Stadtbahnnetz der Stadt Karlsruhe durch eine Durchbindung der Linie S5 und evtl. S4 über die Strecke Wörth–Germersheim erfolgen soll.
In den kommenden Jahren ist hierfür eine grundlegende Modernisierung und vollständige Elektrifizierung geplant. Gleichzeitig werden alle Unterwegsbahnhöfe modernisiert und mit einer Bahnsteighöhe von 76 Zentimetern versehen werden, die einen barrierefreien Einstieg in die S-Bahn-Fahrzeuge ermöglicht. Diese Arbeiten sollen voraussichtlich bis 2009 abgeschlossen sein. Auf Rheinland-Pfälzischer Seite ist die Errichtung eines neuen Haltepunktes „Germersheim Ost“ vorgesehen, welcher bedeutend näher zur Stadt Germersheim liegt als der Bahnhof.
Mittelfristig soll dann auch die RE-Verbindung Karlsruhe–Germersheim–Speyer–Mainz auf elektrischen Betrieb umgestellt werden, wodurch sich eine weitere Kapazitätssteigerung auf dieser stark nachgefragten Verbindung erreichen lassen würde.
Des weiteren wurde eine Verlängerung der Hardtbahn (Stadtbahn S1/S11) über Linkenheim-Hochstetten hinaus mit einer Einfädelung im Phillippsburger Bahnhof in die Buhrainbahn in Erwägung gezogen, was allerdings unter den momentanen Umständen eher unrealistisch scheint.
Über den eventuell notwendig werdenden zweigleisigen Ausbau der westlichen Buhrainbahn wurden derzeit keine Aussagen getroffen, obwohl dieser Bereich das einzige eingleisige Nadelöhr im Netz der S-Bahn Rhein-Neckar darstellt und mit den vorhandenen und geplanten Verkehren einer immensen Last ausgesetzt ist.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Bruhrainbahn – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- www.kbs704.de – Infos zur Strecke