Eduard Engel
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Eduard Engel (* 12. November 1851 in Stolp; † 23. November 1938) war ein deutscher Literaturwissenschaftler.
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[Bearbeiten] Leben
Eduard Engel studierte ab 1870 Indogermanistik und Philologie in Berlin. Ab 1871 arbeitete er im Stenografenbüro des Reichstags und promovierte 1874 in Rostock. 1875 heiratete er eine Spanierin. 1879 wurde er Herausgeber des Magazins für die Literatur des Auslandes. Engel gab Bücher zur französischen, englischen und nordamerikanischen Literatur heraus und war mit seinen wohlwollenden Kritiken ein Förderer von Schriftstellern wie Emile Zola, Edgar Allan Poe und Theodor Fontane. Seine 1906 erschienene Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart erlebte achtunddreißig Auflagen. Nach dem Machtantritt der NSDAP 1933 wurde Engel seine Zugehörigkeit zum Judentum zum Verhängnis. Seine Pension wurde gestrichen und seine erfolgreichen Werke diffamiert und nicht mehr gedruckt. Nachdem er nur noch durch finzanzielle Unterstützung von Freunden weiterleben konnte, starb er in Armut im Jahr 1938. Selbst nach dem Krieg fanden seine Publikationen keine Neuauflagen.
[Bearbeiten] Der Sprachpurist
Engel veröffentlichte 1911 sein berühmtestes Werk, die Deutsche Stilkunst, in der er sich für ein fremdwortfreies Deutsch einsetzte. Die Stilkunst fand enormen Anklang als Lehrbuch des Ausdrucks und wurde bis 1932 zigmal neu aufgelegt. 1943 erschien von Ludwig Reiners ein Plagiat [nach Angabe von Stefan Stirnemann; siehe Weblinks], Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa, das bis in die 1990er Jahre zahlreiche Auflagen erlebte. Die Tatsache, dass Reiners bei dem jüdischen Schriftsteller Engel in weitesten Teilen abschrieb und einen äußerst geringen eigenen Beitrag leistete, war 1943 und kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs bekannt, geriet aber, ebenso wie Eduard Engel selbst, in den nachfolgenden Jahren in Vergessenheit.
[Bearbeiten] Werke
- Geschichte der französischen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1882
- Geschichte der englischen Literatur, 1883
- Psychologie der französischen Literatur, 1884
- Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1906, 2-bändig
- Goethe. Der Mann und das Werk, 1909
- Deutsche Stilkunst, 1911
- Entwelschung, Verdeutschungswörterbuch für Amt, Schule, Haus und Leben, 1917
- Sprich Deutsch! Zum Hilfsdienst am Vaterland, 1918
- Was bleibt? Die Weltliteratur, 1928
[Bearbeiten] Literatur
- Ludwig Wagler: Ein Danaergeschenk Eduard Engels an die Kaspar-Hauser-Literatur. Ansbach: Brügel 1931.
- Gerhard Baumann: Jüdische und völkische Literaturwissenschaft. Ein Vergleich zwischen Eduard Engel und Adolf Bartels. München: Eher 1936.
- Anke Sauter: Eduard Engel. Literaturhistoriker, Stillehrer, Sprachreiniger. Ein Beitrag zur Geschichte des Purismus in Deutschland. Zugleich: Dissertation Universität Bamberg, 1999. Bamberg: Collibri-Verlag, 2000, XVIII, 500 S., ISBN 3-926946-43-1 (= Dr. Rabes Doktorhüte; 4)
Fischer, Gottfried: Dem Sprachpfleger Eduard Engel zum 150. Geburtstag, in: Wiener Sprachbätter 1/2002, S. 3-5. Muttersprache: Wien 2002
[Bearbeiten] Weblinks
Wikisource: Eduard Engel – Quellentexte |
- Literatur von und über Eduard Engel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christian Pentzold - Das tragische Leben des Sprachpuristen Eduard Engel
- Stefan Stirnemann - Ein Betrüger als Klassiker. Eduard Engels Deutsche Stilkunst und Ludwig Reiners
- Florian Coulmas: "Xenophobie des feinen Mannes" (NZZ, 19. August 2000)
- Stilistische Überprüfung von Textdokumenten nach den Regeln von Reiners/Engel
- Ein Eduard-Engel-Aufsatz und verschiedene Eduard-Engel-Buchzitate Magazin PotZdam, Oktober 2004
Personendaten | |
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NAME | Engel, Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Literaturwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 12. November 1851 |
GEBURTSORT | Stolp |
STERBEDATUM | 23. November 1938 |