Film-dienst
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
![]() |
Der korrekte Titel dieses Artikels lautet „film-dienst“. Diese Schreibweise ist aufgrund technischer Einschränkungen nicht möglich. |
|
Der film-dienst ist ein Fachmagazin zum deutschen und internationalen Kino. Es erscheint alle 14 Tage und enthält ausführliche Kritiken zu sämtlichen aktuellen Kinofilmen, die in diesem Zeitraum in Deutschland anlaufen – vom US-Blockbuster bis zum Experimentalfilm – und eine umfangreiche Fernsehbeilage. Der film-dienst gilt neben epd Film als eine der beiden führenden Zeitschriften für Filmkritik in Deutschland.
Die Redaktion setzt sich zusammen aus Chefredakteur Horst Peter Koll, Felicitas Kleiner, Josef Lederle und Hans Messias.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Im Oktober 1947 erschien zum erstenmal der Filmdienst der Jugend, der von Studenten aus der katholischen Jugendarbeit herausgegeben wurde. 1949 entstand die Katholische Filmkommission für Deutschland, die für die Filmbewertung der Katholischen Kirche zuständig war. Die Kommission übernahm den Filmdienst der Jugend und benannte die Zeitschrift 1949 in film-dienst um, sie ist damit die älteste Zeitschrift für Filmkritik in Deutschland.
„Die Legitimation der kirchlichen Filmpublizistik nach dem Krieg ergab sich aus den Empfehlungen des Papstes Pius XI., die er in seiner Enzyklika "Vigilanti cura" [1]1936 veröffentlicht hatte, die aber wegen der Beschränkungen kirchlicher Filmarbeit in der NS-Zeit nicht durchzusetzen gewesen waren.“
– Peter Hasenberg: Katholische Filmarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg [2]
1953 entstand das Katholische Rundfunk-Institut, das sich ab 1973 Katholisches Institut für Medieninformation (KIM) nannte und den film-dienst als Herausgeber bis heute übernahm. Die Kritiken wurden auch jeweils zusammengefasst in Buchform veröffentlicht. Zwischen 1951 und 1965 erschienen sie als Handbuch der katholischen Filmkritik in sieben Bänden im Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf.
Der film-dienst war in den ersten 20 Jahren ein Organ, das sich an den katholischen Gläubigen richtete. Seine Kritiken kamen in den Schaukästen der Pfarreien zum Aushang. Die Kritiken konnten dadurch erheblichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Films nehmen. Die Filmindustrie ging dazu über, ihre Kinofilme den Kritikern des film-dienst vorab zu zeigen. Die politisch eher links orientierte Zeitschrift Filmkritik sah 1962 gar eine katholische Filmzensur heraufziehen.
Im Laufe der 1960er Jahre kam es aber zu einer zunehmenden Unabhängigkeit der katholischen Filmkritik und damit auch des film-dienst von der Meinung der Deutschen Bischofskonferenz. Dies zeigte die unterschiedliche Einschätzung des Kinofilms von Ingmar Bergman Das Schweigen von 1963 und den Skandal um die Prämierung des Films Teorema – Geometrie der Liebe von Pier Paolo Pasolini 1968 beim Filmfestival Venedig durch die katholische Jury.
Das zunehmend unabhängige Urteil des film-dienst hat sein Ansehen in der Öffentlichkeit eher gesteigert. So kam es 1987 zur Herausgabe der gesammelten film-dienst-Kritiken als Lexikon des internationalen Films durch den Rowohlt Verlag. Dabei wurden auch Einschätzungen aus früheren Jahrzehnten teilweise revidiert oder in neuer Textform dargelegt.
Die katholische Filmarbeit war in wichtigen Gremien der Filmwirtschaft (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) und wichtigen staatlichen Organen (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Filmbewertungsstelle der Länder, Filmkommission beim Bundesinnenministerium) durch ihre Filmfachleute beteiligt (siehe auch: Filmbewertungsstelle Wiesbaden, Filmförderungsanstalt). [3]
[Bearbeiten] Inhalt
Das Magazin versteht sich als Publikation, die das Medium Kinofilm in all seinen Erscheinungsformen beschreiben und kritisch bewerten soll. Das gilt für das Mainstream-Kino, in besonderer Weise aber auch für Filme und Filmkünstler, die ohne finanzstarke Produktions- und Verleihfirmen im sonstigen Medienangebot wenig wahrgenommen werden.
Wie dargestellt, können im Jahre 2006 vereinzelt auch progressive Horrorfilme oder leichte Unterhaltungsfilme wohlwollend besprochen werden. Eine ausgesprochen katholische Interpretation kommt nur in punktuellen Streitfällen (Die letzte Versuchung Christi, 1988, Die Passion Christi, 2004) zum Tragen. In neuen Heften wird der Inhalt und die filmtheoretische Bedeutung eines Werkes schlussendlich mit einer Synopse („Kurzkritik“, „Stellungnahme der Katholischen Filmkommission für Deutschland“) in zwei oder drei Sätzen beurteilt. In etwa fünf bis zehn Prozent aller Fälle spricht die katholische Filmkritik ein „Sehenswert“ oder ein „Wir raten ab“ aus, in anderem Zusammenhang wird auch von „sehens- und diskussionswerten“ Filmen gesprochen. Nicht in jeder Ausgabe, aber meist, wird ein neu erschienener Film zum „Kinotipp der katholischen Filmkritik“. Besonders lohnende DVDs („außergewöhnliche Fassung“, „überdurchschnittliches Sekundärmaterial“) können seit einigen Jahren das Gütesiegel „Silberling“ erhalten.
Über die ausführlichen Rezensionen hinaus gibt es weitere Berichte rund ums Kino: Porträts von Filmemachern und Schauspielern, thematische Analysen, Interviews mit Filmschaffenden, filmgeschichtliche Zusammenfassungen, aktuelle Kurzmeldungen aus der Filmbranche, Blicke auf das Schaffen einzelner Filmnationen sowie auf die großen internationalen Filmfestivals, Besprechungen zu Ausstellungen, neuen Filmbüchern und Filmmusiken. Zusätzlich werden ausgewählte DVD- bzw. Videopremieren vorgestellt. Mehrmals im Jahr widmen sich besondere Themenhefte unterschiedlichen cineastischen Schwerpunkten. In einem ständigen Focus begleitet der film-dienst das aktuelle Filmgeschehen in der Schweiz [4]. Die ständige Beilage Film im Fernsehen bietet einen Überblick über alle Kinofilme und Dokumentationen, die im Berichtszeitraum im deutschsprachigen Fernsehen ausgestrahlt werden, mit Wiedergabe der Kurzkritik.
[Bearbeiten] Onlineangebot
Im Internet sind Filmkritiken und ausgewählte Texte der aktuellen Ausgaben jeweils auch online zugänglich. Abonnenten des Filmmagazins haben außerdem Zugang zum cinOmat, der umfänglichsten deutschen Filmdatenbank, die Informationen und Wertungen zu mehr als 60.000 Filmen enthält, die seit 1946 in den deutschen Kinos und/oder auf Video bzw. DVD und im Fernsehen veröffentlicht wurden, und beinhaltet als Bonus Zugriff auf die Bestände der FUNKkorrespondenz. Die Webseite www.film-dienst.de erreicht 130.000 Besucher (516.000 Seiten und 1.300.000 Hits) pro Monat (Stand Oktober 2005). [5]
[Bearbeiten] Lexikon des internationalen Films
Zusätzlich zum Filmmagazin erarbeitet der film-dienst das Lexikon des internationalen Films. Es erschien erstmals 1987 – in Fortführung der bisherigen Einzelbände – als zehnbändige Publikation; deren ergänzte und überarbeitete Neuauflage wurde im Oktober 2001 (Verlag Zweitausendeins, Frankfurt/Main) publiziert. Im Rahmen der „Jahrbücher Film“ im Schüren Verlag (Marburg) wird das Lexikon jährlich in Buchform ergänzt und erweitert.
„Das Lexikon ist nicht einfach eine Auflistung von Filmen, sondern repräsentiert in gewissem Sinn die Ziele katholischer Filmarbeit. Die Erfassung des gesamten Filmangebots in seiner ganzen Breite spiegelt die Intention, die kulturelle Vielfalt des Films nachdrücklich zu unterstützen. (...) Auch das Anliegen, neben der künstlerischen Form die vermittelten Werte kritisch zu befragen, hat seine Berechtigung, die durch immer wieder neu entfachte Diskussionen über problematische Medienwirkungen unterstrichen wird.“
– Peter Hasenberg, Richard W. Orth: Lexikon des internationalen Films, Geleitwort der Herausgeber [6]
[Bearbeiten] Notizen und Referenzen
- ↑ Papst Pius XI.: Vigilanti cura (Online-Ressource, abgerufen am 11. Oktober 2006)
- ↑ Die als Quelle 2 angegebene Online-Ressource (PDF), Seite 11, abgerufen am 11. Oktober 2006
- ↑ Die als Quelle 2 angegebene Online-Ressource (PDF), Seite 17, abgerufen am 11. Oktober 2006
- ↑ Siehe auch: Katholischer Mediendienst / Reformierte Medien (Hrsg.): Medienheft Schweiz
- ↑ Preisliste Nr. 3, gültig ab 1. Januar 2006 (Online-Ressource, abgerufen am 11. Oktober 2006)
- ↑ Lexikon des internationalen Films, Band 1, Seite VIII
[Bearbeiten] Quellen
- Katholisches Institut für Medieninformation, Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.): Film-Dienst : Das Film-Magazin. Verl. Deutsche Zeitung Christ und Welt, Bonn 1949- , ISSN 0720-0781
- Wolf Götz: Schneiden für die Kirche, in Filmkritik, 6. Jg., H. 1/1962. S. 1. (zitiert nach einem Artikel von Peter Hasenberg : Katholische Filmarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg [1])
- Thomas Schatten: 50 Jahre film-dienst: Ein Beispiel für das Verhältnis von Kirche und Kultur in der Bundesrepublik. Düsseldorf/Köln 1997, ISBN 3-9805688-0-6
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Seite des film-dienst
- Offizielle Seite der Katholischen Filmkommission
- Roland Wicher: Literatur und Materialliste zu Theologie, Film und Religion, Liste von Internetadressen und Literaturhinweisen, private Homepage