Geduld
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Das Wort Geduld (auch altertümlich: Langmut) bezeichnet die Fähigkeit, warten zu können. Oft gilt Geduld als eine Tugend; ihr Gegenteil ist die Ungeduld. Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen. Diese Fähigkeit ist eng mit der Fähigkeit zur Hoffnung verbunden. Geduldig ist auch, wer Schwierigkeiten und Leiden mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt.
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[Bearbeiten] Herkunft
Geduld geht auf das urgermanische Verbalabstraktum ga-thuldis zurück. Das Verb ist längst verloren gegangen. Es hatte vermutlich die indogermanische Verbwurzel tol bzw. tla (tragen, ertragen). Wir finden die Wurzel im lateinischen Verb fero, tuli, latum (aus ferre), das bringen und tragen bedeutet. Auch die griechischen Wörter tlänai (ertragen), tolman (wagen) und polytlas (standhaft) gehören hierher. Unser deutsches Verb dulden darf jedoch nicht in die Reihe dieser alten Formen gestellt werden; es wurde erst später von Geduld abgeleitet. Der Begriff Dulden hat übrigens als Fremdwort Eingang in das wissenschaftliche Italienisch gefunden.
[Bearbeiten] Das Wort „Geduld“ in der Bibelübersetzung Martin Luthers
Martin Luther hat in seiner Übersetzung des Neuen Testaments das griechische Wort hypomonä (wörtlich: "Darunterbleibe") stets mit Geduld wiedergegeben. An einigen Stellen (Röm 2,4; 1 Tim 1,16; 2 Petr 3,9.15; Hebr 6,12; Jak 5,10) gebraucht Luther das Wort Geduld auch als Übersetzung des griechischen makrothymia (wörtlich: Langmut, im übertragenen Sinne: Ausdauer). Beide griechischen Wörter haben lautgeschichtlich nichts mit Geduld zu tun, beschreiben aber anschaulich, worum es bei Geduld geht.
[Bearbeiten] Ableitungen
Während die von Geduld abgeleiteten Begriffe Duldung und duldsam schon im 17. Jahrhundert nachzuweisen sind, wird das Wort Duldsamkeit erst im 18. Jahrhundert als Übersetzung des Fremdwortes Toleranz kreiert. Die Bezeichnung Dulder kommt ebenfalls erst im 18. Jahrhundert auf. Sie findet sich zunächst vornehmlich bei Friedrich Gottlieb Klopstock, später dann auch in Kirchenliedern, in denen vor allem Jesus Christus als Dulder bezeichnet wird. In den allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff Dulder durch Johann Heinrich Voß eingeführt. In seiner Übersetzung der Homerschen Odyssee benennt er Odysseus als "herrlichen Dulder". Kaiser Friedrich der Dritte wurde als "Dulder auf dem Thron" bezeichnet.
[Bearbeiten] Zitate zum Stichwort "Geduld"
- Es ist ein köstlich Ding, geduldig zu sein. (Klagelieder 3,21)
- Die Liebe duldet alles! (1. Korintherbrief 13,7)
- Ein Geduldiger ist besser als ein Starker, und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt (Sprüche 16,32)
- Was du, Herr, hast erduldet, ist alles meine Last. (Paul Gerhardt in seinem bekannten Passionslied "O Haupt, voll Blut und Wunden")
- "Eine gewisse Art von Mut entspringt aus einer Wurzel mit der Herzensgüte, nämlich daraus, daß der damit begabte Mensch sich seines Daseins in den andern Individuen fast so deutlich bewusst ist als in dem eigenen. Wie hieraus die Herzensgüte hervorgeht, habe ich oft gezeigt. Den Mut bringt dieses Bewusstsein dadurch hervor, daß der Mensch weniger an seinem individuellen Dasein hängt, da er fast ebensosehr im allgemeinen Dasein aller Wesen lebt und deshalb für sein Leben und was dem anhängt, wenig besorgt ist. Dies ist keineswegs jedesmal die Quelle des Muts: denn er ist ein Phänomen verschiedener Ursachen. Aber es ist die edelste Art des Mutes, welches sich darin zeigt, dass er hier mit großer Sanftmut und Geduld verbunden ist." (Arthur Schopenhauer)
- Gut Ding will Weile haben.
- Geduld ist eine Tugend.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Friso Melzer: Vom christlichen Sprachschatz deutscher Zunge, in: Forschungen der Evangelischen Akademie, Tübingen 1947