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Georg I. (Großbritannien) - Wikipedia

Georg I. (Großbritannien)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Georg I. als Ritter des Hosenbandordens
Georg I. als Ritter des Hosenbandordens

Georg Ludwig (* 28. Mai 1660 in Hannover; † 11. Juni 1727 in Osnabrück) war ab 1698 Herzog von Braunschweig-Lüneburg (Calenberg) und ab 1714 bis zu seinem Tod König von Großbritannien und Irland. Darüber hinaus war er Erzbannerträger (später Erzschatzmeister) und Kurfürst des Heiligen Römischen Reichs.

Georg Ludwig bekannte sich als Lutheraner klar zum Protestantismus. Dies war aus britischer Perspektive sein wichtigster Vorzug, da es 1714 galt, eine katholische Thronfolge abzuwenden. So vermochte er als Georg I. zum ersten britischen König des Hauses Hannover aufsteigen. Bis heute wird ihm nicht verziehen, dass er in der Öffentlichkeit Französisch - die internationale Verkehrssprache der Zeit - vorzog, denn die vornehme Gesellschaft am Londoner Hofe beherrschte in der Regel keine Fremdsprachen. Seine ungefestigte und wiederholt durch bewaffnete Aufstände herausgeforderte Position begünstigte eine Verschiebung der Machtbalance im politischen System. So konnte sich während seiner Herrschaft Robert Walpole faktisch zum ersten britischen Premierminister aufschwingen, offiziell erhielt er den Titel allerdings erst 1730 unter Georgs Nachfolger.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Heirat und Scheidung

Georg Ludwig wurde in Hannover geboren. Er war der älteste Sohn von Ernst August und dessen Ehefrau Sophie von der Pfalz. 1682 heiratete er seine Cousine Sophia Dorothea von Celle, das einzige Kind des älteren Bruders seines Vaters. Das Paar hatte zwei Kinder, Georg August (* 1683) und Sophie Dorothea (* 1687). Der einzige Zweck der Heirat war die Vereinigung der Territorien von Hannover und Celle, denn das Paar entfremdete sich zusehends. Georg Ludwig zog die Gesellschaft seiner Mätresse Ehrengard Melusine von der Schulenburg vor, die er später zur Gräfin von Kendal und Munster in Großbritannien machte und mit der er mindestens drei uneheliche Kinder hatte.

Unvorsichtige Bevorzugung des Grafen Philipp Christoph von Königsmarck, der am Hof ihres Vaters als Page aufgewachsen war, gab dem hannoverschen Hof den Vorwand, Sophie Dorothea eines anstößigen Verhältnisses mit Königsmarck zu beschuldigen. Der Graf wurde am 1. Juli 1694 ermordet und seine Leiche in einen Fluss geworfen. Der Mord scheint von vier Höflingen Georgs ausgeführt worden sein; einer davon soll dafür 150.000 Taler erhalten haben, was etwa dem hundertfachen des Gehalts eines ranghohen Ministers entsprach.

Die Ehe wurde am 28. Dezember 1694 aufgelöst und Sophia Dorothea auf das Schloss Ahlden verbannt, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1726 gefangen gehalten wurde. Dass sie ihrem Ehemann untreu geworden war, ist nicht erwiesen; ihr Briefwechsel mit Königsmarck ist gefälscht worden. Der Zugang zu ihren Kindern und zu ihrem Vater wurde ihr verboten, ebenso war es ihr nicht erlaubt, wieder zu heiraten. Sie erhielt ein regelmäßiges Einkommen und Diener, durfte das Schloss aber nur bei streng überwachten Ausritten verlassen.

[Bearbeiten] Herzog und Kurfürst

Ernst August starb am 23. Januar 1698 und Georg Ludwig erbte alle Ländereien, mit Ausnahme des nichterblichen Fürstbistums Osnabrück. Dadurch wurde er Herzog von Braunschweig-Lüneburg sowie Erzbannerträger und Kurfürst. An seinem Hof in Hannover verkehrten zahlreiche Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur, wie z.B. der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz oder der Komponist Georg Friedrich Händel.

1701, drei Jahre nachdem Georg Herzog und Kurfürst geworden war, verabschiedete das englische Parlament den Act of Settlement. Dieses Gesetz sah vor, dass Georgs Mutter Sophie von der Pfalz auf den britischen Thron folgen sollte, falls der damals regierende Monarch Wilhelm III. und dessen Schwägerin Anne ohne Nachkommen sterben sollten. Die Wahl fiel auf Sophie, weil sie die nächste protestantische Verwandte der britischen Königsfamilie war; zahlreiche Katholiken mit übergeordnetem Erbanspruch wurden von der Thronfolge ausgeschlossen. Die Tories waren gegen einen Ausländer als Monarchen, während die Whigs (die damals die Mehrheit im Parlament besaßen) auf jeden Fall einen Protestanten wünschten, egal welcher Nationalität.

Ebenfalls im Jahr 1701 brach der Spanische Erbfolgekrieg aus. Karl II., der letzte König aus der spanischen Linie der Habsburger, hatte in seinem Testament verfügt, dass Philipp von Anjou, ein Enkel von Ludwig XIV., die Thronfolge antreten sollte. Das Heilige Römische Reich, die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, England, Hannover und zahlreiche weitere deutsche Staaten bekämpften diesen Plan. Sie fürchteten, dass Frankreich zu mächtig werden würde, sollte es auch Spanien kontrollieren.

Schottland war zu diesem Zeitpunkt ein unabhängiger Staat, war aber durch Personalunion mit England verbunden. Das englische Parlament hatte sich ohne Zustimmung der „Estates of Scotland“, dem schottischen Parlament, auf Sophie von der Pfalz als Thronfolgerin geeinigt. Als Reaktion darauf verabschiedete das schottische Parlament 1704 den Act of Security: Sollte Anne ohne Nachkommen sterben, würde das schottische Parlament unter den Abkömmlingen der schottischen Könige einen protestantischen Nachfolger wählen. Nur wenn bestimmte wirtschaftliche, politische und religiöse Bedingungen erfüllt wurden, würde es auch den englischen Nachfolger akzeptieren. Nach der Zurückweisung der Vorlage durch den Generalgouverneur drohten die Schotten, keine Steuern mehr zu erheben und die schottischen Heeresteile aus dem Spanischen Erbfolgekrieg abzuziehen. Das englische Parlament antwortete 1705 mit dem Alien Act, das zahlreiche Beschränkungen der schottischen Wirtschaft vorsah. Schließlich blieb dem schottischen Parlament nichts anderes übrig, als dem Act of Union 1707 zuzustimmen, mit dem England und Schottland zum Vereinigten Königreich verschmolzen wurden.

Als 1706 den Herzögen von Bayern wegen der Unterstützung Frankreichs der Titel des Kurfürsten aberkannt wurde, erhielt Georg den Ehrentitel des Erzschatzmeisters des Heiligen Römischen Reiches. 1710 bestätigte der Reichstag formell Georgs Kurfürstenwürde. Der Spanische Erbfolgekrieg dauerte bis 1713 und wurde mit dem Frieden von Utrecht beendet. Philipp von Anjou wurde als spanischer König anerkannt. Im Gegenzug verzichteten Spanien und Frankreich auf sämtliche Ansprüche auf den Thron des jeweils anderen Staates.

Im Zuge des Großen Nordischen Krieges erwarb Georg I. vom verbündeten Dänemark 1715 das schwedische Herzogtum Verden, das von Dänemark 1712 besetzt worden war. Schweden erkannte diese Gebietsabtretung im Hamburger Vergleich (1729) an.

[Bearbeiten] Thronfolge in Großbritannien

Georgs Mutter Sophie von der Pfalz starb wenige Wochen vor der britischen Königin Anne von Großbritannien. Gemäß dem Act of Union wurde Georg nach Annes Tod am 1. August 1714 König von Großbritannien und Irland. Bis zu Georgs Ankunft in Großbritannien am 18. September herrschte der Lord Chief Justice in seinem Namen. Die Krönung erfolgte am 20. Oktober in der Westminster Abbey.

Der neue König lebte hauptsächlich in Großbritannien, kehrte jedoch zu wiederholten Besuchen nach Hannover zurück. Während seiner Abwesenheit wurde die königliche Macht entweder seinem Sohn Georg August, dem Prince of Wales, übertragen oder einem „Komitee der Wächter und Richter des Königreiches“ (Committee of Guardians and Justices of the Kingdom). Auch wenn er in Großbritannien weilte, verlor der König nie aus den Augen, dass er weiterhin zugleich Kurfürst zu Hannover blieb. Obwohl erwiesen ist, dass Georg I. neben Deutsch vier Fremdsprachen beherrschte (Latein, Französisch, Italienisch und auch leidlich Englisch), hält sich bis heute hartnäckig die Behauptung, er habe nur Deutsch gesprochen und kaum ein Wort Englisch verstanden. Auf diese Weise wirkt selbst in wissenschaftlichen Werken die extrem einseitige Sicht britischer Historiker des 19. Jahrhunderts wie Jesse oder Thackeray nach.

1715, nicht einmal ein Jahr nach der Thronbesteigung, brach der erste Aufstand der Jakobiten aus. Das Ziel der Aufständischen war es, Georg zu stürzen und stattdessen Annes katholischen Bruder James Francis Edward Stuart als König „Jakob III.“ einzusetzen. Der „Alte Prätendent“ (Old Pretender), wie er von den Engländern genannt wurde, zettelte in Schottland einen Aufstand an, wo die Unterstützung für die Jakobiten weitaus größer war als in England. John Erskine, ein schottischer Adliger, der einst die Glorious Revolution unterstützt hatte, führte die Rebellen an. Nach mehreren verlorenen Schlachten flohen Erskine und Stuart im Februar 1716 nach Frankreich. Die britische Regierung ging hart gegen die Rebellen vor; die Gefangenen wurden exekutiert oder als Sklaven in die Kolonien gebracht. Zahlreiche schottische Adelsfamilien büßten ihre Ländereien ein.

Viele Mitglieder der Tory-Partei hatten mit den Jakobiten sympathisiert. Georg misstraute den Tories und stellte sicher, dass die Whigs an Einfluss gewannen. Die Dominanz der Whigs im Parlament war danach derart groß, dass es über ein halbes Jahrhundert dauern sollte, bis die Tories wieder an die Macht gelangten.

[Bearbeiten] Krieg und Aufstand

Nach der Thronbesteigung verschlechterte sich das Verhältnis des Königs zu seinem Sohn Georg August zusehends. Der Prince of Wales war stets darauf bedacht, die Opposition zu seinem Vater zu unterstützen. Leicester House, die Residenz des Prinzen in London, wurde zu einem Treffpunkt der politischen Gegner des Königs, darunter Robert Walpole und Viscount Townshend. Nachdem Schwiegertochter Caroline von Ansbach im Jahr 1717 Enkel Georg Wilhelm zur Welt gebracht hatte, brach bei der Taufe ein Familienstreit aus. Der Prince of Wales bestand auf den Taufpaten seiner Wahl, doch der König wählte einen anderen aus. Nachdem der König in aller Öffentlichkeit von seinem Sohn wüst beschimpft worden war, stellte er ihn für kurze Zeit unter Arrest, verbannte ihn aus dem St. James's Palace, der königlichen Residenz und schloss ihn von allen öffentlichen Zeremonien aus. Robert Walpole erreichte zwar 1720, dass sich Vater und Sohn aussöhnten, doch das Verhältnis zueinander war nie mehr freundschaftlich.

Während seiner ersten Herrschaftsjahre spielte Georg I. eine aktive Rolle in der britischen Außenpolitik. 1717 war er maßgeblich an der Bildung der Dreierallianz beteiligt, einem antispanischen Bund bestehend aus Großbritannien, Frankreich und der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande. 1718 trat auch das Heilige Römische Reich dem Bündnis bei, das zur Quadrupelallianz wurde. Der nachfolgende Krieg der Quadrupelallianz begann, als Philipp von Anjou nach dem Tod Ludwigs XIV. erneut Anspruch auf den französischen Thron erhob, womit er den Frieden von Utrecht missachtete. Doch als selbst die Franzosen gegen die Truppen des spanischen Königs kämpften, nahm der Krieg ein rasches Ende und beide Königshäuser blieben getrennt.

Im Jahr 1719 wurde Georg I. mit einem zweiten Aufstand der Jakobiten konfrontiert. James Francis Edward Stuart wollte mit spanischer Unterstützung wieder auf den britischen Thron gelangen. Doch wegen stürmischer See gelangten nur gerade dreihundert spanische Soldaten nach Schottland. Der Prätendent richtete im Eilean Donan Castle an der Westküste eine Gegenregierung ein, doch das Schloss wurde wenig später von britischen Fregatten zerstört. Danach konnte der Prätendent nur etwa tausend schottische Soldaten anwerben, die aber schlecht ausgerüstet und gegen die britische Artillerie chancenlos waren. Die Schotten flüchteten in die Highlands und die Spanier ergaben sich. Letztlich stellte dieser Aufstand keine ernsthafte Bedrohung für den König dar.

[Bearbeiten] Zunehmender Machtverlust

Als im Jahr 1717 die Whigs an die Macht gelangten, waren Robert Walpole, Viscount Townshend, Earl Stanhope und der Earl of Sunderland Georgs wichtigste Minister. Im selben Jahr traten Townshend und Walpole zurück; Stanhope übernahm eine führende Rolle in der Außenpolitik, Sunderland hingegen in der Innenpolitik.

1719 Sunderlands Macht begann zurückzugehen. Er legte einen Gesetzesentwurf vor, mit dem die Größe des House of Lords (mehrheitlich aus Tory-Aristokraten bestehend) reduziert werden sollte; das Gesetz wurde aber abgelehnt. Ein noch größeres Problem war die South Sea Bubble. Die South Sea Company bot an, knapp 31 Millionen Pfund der britischen Staatsschulden umzuwandeln. Damals war es aufgrund unrealistischer Einschränkungen extrem schwierig, mit Staatsanleihen zu handeln. Beispielsweise war es nicht möglich, bestimmte Anleihen abzuzahlen, solange der Schuldner noch lebte. Jede Anleihe repräsentierte eine sehr große Summe und konnte nicht aufgeteilt und verkauft werden. Aus diesem Grund machte die South Sea Company den Vorschlag, hochverzinsliche und nicht einlösbare Anleihen in tiefverzinsliche und leicht handelbare Anleihen umzuwandeln. Die Gesellschaft bestach Stanhope, damit dieser ihren Plan unterstützte; auch durch Sutherland wurde sie unterstützt. Der Wert der Gesellschaft stieg rasant an. Betrug der Preis einer Aktie im Januar 1720 noch 128 Pfund, so waren sie im August bereits 1000 Pfund wert. Unkontrollierte Verkäufe führten jedoch zu einem Kurssturz auf 150 Pfund Ende September. Viele Anleger, darunter auch Aristokraten, waren völlig ruiniert.

Die South Sea Bubble führte dazu, dass Georg I. und seine Minister äußerst unbeliebt waren. Lord Stanhope starb und Lord Sunderland trat 1721 zurück; dadurch ermöglichte er den Aufstieg von Robert Walpole. Dieser war zuerst faktisch erster Premierminister Großbritanniens. Dieser Titel wurde 1730 auch formell anerkannt; zuvor war Walpole offiziell Erster Schatzkanzler. Walpoles Bewältigung der Krise war so wirkungsvoll, dass ein offener Konflikt zwischen dem König und dem House of Commons abgewendet werden konnte.

Mittels Bestechung stärkte Walpole seinen Einfluss im House of Commons. Er bat Georg darum, einen neuen Ritterorden zu gründen, den Order of the Bath. Walpole belohnte seine politischen Freunde, indem er ihnen die Mitgliedschaft in dieser prestigeträchtigen Organisation anbot. Walpole erlangte dadurch eine große Macht. Er kontrollierte die Regierung, nicht etwa der König. Walpole konnte Minister nach Belieben einsetzen oder entlassen. Georg nahm nicht einmal an den Sitzungen des Kabinetts teil, nur in der Außenpolitik übte er einen gewissen Einfluss aus. Einige von Georgs Nachfahren, insbesondere sein Urenkel Georg III., waren bestrebt, die Machtbalance wieder zugunsten des Königshauses zu verschieben, letztlich jedoch ohne Erfolg.

1727 wollte Georg zum sechsten (und letzten) Mal seine Heimat Hannover besuchen, doch auf dem Weg dorthin starb er am 11. Juni in Osnabrück. Er wurde in der Kapelle des Schlosses Herrenhausen beigesetzt. Sein Sohn trat als Georg II. die Nachfolge an.

[Bearbeiten] Nachkommen

Von 1682 bis 1694 war Georg I. mit Sophie Dorothea von Celle verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte:

Zudem war er Vater der unehelichen Töchter Anna Luise Sophie (* 1. Januar 1692; † 2. Januar 1773), Melusine (* 1. April 1693; † 16. September 1778) und Margarete Gertrud (* 1701; † 1728).

[Bearbeiten] Literatur

  • John M. Beattie The English Court in the Reign of George I Cambridge 1967
  • Ragnhild Marie Hatton Georg der Erste. Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron Frankfurt a.M. 1982 (2. Auflage)


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