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Giotto (Sonde)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Giotto ist der Name einer unbemannten europäischen Raumsonde, welche 1985 zur Erforschung des Kometen Halley ins All gesandt wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Mission

Die Raumsonde Giotto der europäischen Raumfahrtagentur ESA diente der Erforschung des Halleyschen Kometen. Benannt ist die Sonde nach dem italienischen Maler Giotto di Bondone aus dem Hochmittelalter. Dieser beobachtete den Kometen Halley im Jahre 1301 und benutzte ihn als Modell für seine Darstellung der Weihnachtsgeschichte auf einem seiner Gemälde.

Ursprünglich war eine US-amerikanische Partnersonde angedacht, die Giotto auf der Reise begleiten sollte, doch fiel diese Budgetkürzungen bei der NASA zum Opfer. So kam eine Kooperation mit der Sowjetunion und Japan zustande, die mit Vega 1 und 2 bzw. Sakigake und Suisei ebenfalls Sonden entsandten. Da Giotto sehr dicht an dem Kometen vorbeifliegen würde, gingen die ESA-Verantwortlichen davon aus, dass die Sonde das Rendezvous aufgrund der „Bombardierung“ durch Kometenpartikel nicht überleben würde. Deshalb wurden sämtliche wissenschaftlichen Daten Live zur Erde übertragen.

[Bearbeiten] Verlauf

Giotto startete am 2. Juli 1985 um 11:23:16 UTC mit einer Ariane 1 Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou. Die Passage bei Halley erfolgte am 14. März 1986 um 00:03:02 UTC in 596 km Abstand mit einer Vorbeifluggeschwindigkeit von 68,7 km/s (247.320 km/h). Dabei überlebte Giotto überraschenderweise den engen Vorbeiflug an dem Kometen, wurde jedoch 7,6 Sekunden vor der dichtesten Annäherung an Halley schwer getroffen. Die Kamera und einige andere Instrumente waren sofort unbrauchbar oder zerstört, jedoch konnte sich die ins Schlingern geratene Raumsonde wieder fangen und binnen 30 Minuten stabilisieren. Die Sonde wurde auf einen Rückflug zur Erde programmiert und zunächst abgeschaltet.

Im Jahr 1990 wurde die Sonde dann reaktiviert; ein Vorbeiflug an der Erde fand am 2. Juli 1990, genau fünf Jahre nach dem Start statt. Am 10. Juli 1992 passierte die Sonde einen zweiten Kometen, Grigg-Skjellerup (Abstand: 200 Kilometer), danach wurde die Sonde erneut zur Erde zurückgelenkt und am 23. Juli 1992 (endgültig) deaktiviert. Der zweite Erdvorbeiflug fand am 1. Juli 1999 statt, doch wurde die Sonde wegen des nahezu erschöpften Treibstoffvorrats nicht mehr reaktiviert.

[Bearbeiten] Ergebnisse

Kern des Halleyschen Kometen (Giotto, 1986)
Kern des Halleyschen Kometen (Giotto, 1986)

[Bearbeiten] Erkenntnisse zum Halleyschen Kometen

Die von Giotto gemachten Aufnahmen zeigen den Kern des Halleyschen Kometen als erdnußförmigen, dunklen Körper von 15 km Länge und 7-10 km Breite. Lediglich 10 % der Oberfläche sind aktiv, darunter wenigstens drei Gasausbrüche auf der sonnenzugewandten Seite. Die Analysen ergaben, dass der Komet vor 4,5 Milliarden Jahren aus Eis entstanden ist, das an interstellaren Staubpartikeln kondensierte. Seitdem hat sich seine Gestalt im wesentlichen nicht mehr geändert.

Das vom Kometen ausgestoßene Material besteht aus 80 % Wasser, 10 % Kohlenstoffmonooxid und 2,5 % Methan und Ammoniak. Der Rest beinhaltet Spuren von Kohlenwasserstoffe, Eisen und Natrium.

Mit einer Albedo von nur 0,04 ist der Kometenkern dunkler als Kohle und gehört zu den dunkelsten Objekten des Sonnensystems, die uns bisher bekannt sind. Seine Farbe lässt auf sehr große angelagerte Staubmengen auf der Oberfläche schließen.

Die Oberfläche des Kerns ist rau und porös. Seine Dichte beträgt nur 0,3 kg/m³. Die Menge der durch sieben Gasjets ausgestoßenen Materie beträgt etwa 3 t/s. Dieser Masseaustoß führt zu taumelnden Drehbewegungen, die über lange Zeiträume stabil sein können.

Der Großteil der ausgestoßenen Staubteilchen hat etwa die Größe von Zigarettenrauchpartikeln und eine Masse von durchschnittlich 40 mg. Es finden sich aber auch einige wenige größere Teile. So wurde aus der Einschlagsenergie eines Teilchens und der daraus resultierenden Kursabweichung der Sonde eine Masse zwischen 100 und 1.000 mg berechnet.

Von der chemischen Zusammensetzung her lässt sich der Staub in zwei Gruppen einteilen. Die erste, die so genannte CHON-Gruppe besteht vor allem aus leichten Elementen wie Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Sauerstoff (O) und Stickstoff (N). Die zweite Gruppe weist dagegen Elemente auf, die typischerweise in Gesteinen und Mineralien gefunden werden: Natrium, Magnesium, Silizium, Eisen und Calcium.

Auffallend ist, dass das Verhältnis der leichten Elemente zu Silizium dem der Sonne entspricht. Man nimmt daher an, dass der Halleysche Komet aus dem ältesten, nicht umgewandelten Material des Sonnensystems besteht.

[Bearbeiten] Erfolge aus Sicht der Raumfahrt

Giotto war nach den beiden deutsch-US-amerikanischen Sonden des Helios-Programmes die erste eigentliche „europäische“ Sonde.

  • Giotto flog am dichtesten am Kometen Halley vorbei und übermittelte die bislang besten Daten und Bilder des Kometen.
  • Der Vorbeiflug am Kometen Grigg-Skjellerup war der dichteste Kometenvorbeiflug der Raumfahrtgeschichte. Er ermöglichte einen Vergleich dieses alten Kometen mit dem jungen, aktiven Halley. Daneben war Giotto die erste Sonde, die an zwei verschiedenen Kometen vorbeiflog
  • Giotto war die erste Sonde, die aus dem interplanetaren Raum zur Erde zurückkehrte und die Erde für ein Swing-by-Manöver nutzte.
  • Giotto war auch die erste Raumsonde die während ihrer Mission zweitweise abgeschaltet war und sich selbst überlassen wurde. Dadurch wurden Überwachungskosten gespart.
  • Giotto gilt als Vorbild für zukünftige Kometenmissionen. So flossen die mit ihr gesammelten Erfahrungen auch in die am 2. März 2004 gestartete Kometensonde Rosetta und ihren Lander Philae ein.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

Nigel Calder: Jenseits von Halley, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg (1994) ISBN 3-540-57585-5


Siehe auch: Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen

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