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HMS Agincourt (1914)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Baudaten
In Auftrag gegeben: 1910
Auf Kiel gelegt: 14. September 1911
Stapellauf: 22. Januar 1913
Indienststellung: 20. August 1914
Schicksal: Aufgrund des Washingtoner Flottenabkommens gestrichen und ab 1924 abgewrackt.
Außerdienststellung: 1919
Allgemeine Daten
Wasserverdrängung: 27.500 ts
Länge: 204,5 m (über alles)
Breite: 27,1 m (über Alles)
Tiefgang: 8,2 m
Antrieb: 2 Turbinen mit 22 kohle- und
ölgefeuerten Kesseln auf 4 Wellen, Leistung 40.000 shp
Geschwindigkeit: 22,4 Knoten
Besatzung: 1.115 bis 1.267
Bewaffnung: vierzehn 30,5 cm L/45 Geschütze in Doppeltürmen, 20 x 15,2 cm
L/50 Geschütze, meist in Kasematten;
10 x 7,62 cm einzeln; drei 53,3 cm-Torpedorohre
Panzerung: Seiten bis zu 229 mm,
Deck bis zu 38 mm,
Türme bis zu 203 mm

Die HMS Agincourt war ein britisches Schlachtschiff während des ersten Weltkrieges. Als einziges Schlachtschiff der Geschichte besaß die Agincourt sieben Hauptgeschütztürme. Den Namen erhielt es im Andenken an die siegreiche Schlacht von Azincourt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte

Das Schiff war 1910 von der brasilianischen Regierung bei der britischen Armstrong-Werft in Newcastle in Auftrag gegeben worden. Es waren keine Schwesterschiffe vorgesehen. Bereits die ersten beiden brasilianischen Dreadnoughts der Minas-Gerais-Klasse waren auf britischen Werften gebaut worden. Mit dem Schiff sollte die brasilianische Überlegenheit gegenüber Argentinien gewahrt bleiben, für das im selben Jahr zwei Dreadnoughts der Rivadavia-Klasse auf US-amerikanischen Werften begonnen wurden.

Skizze der HMS Agincourt
Skizze der HMS Agincourt

Zunächst hatte die brasilianische Marine mehrere Entwürfe eingeholt, bei denen auch Pläne mit höherem Kaliber vertreten waren. Nach monatelangen Diskussionen war dann ein Entwurf mit zwölf 35,6 cm-Geschützen und stärkerer Panzerung favorisiert und auch in Auftrag gegeben worden. Nach einem Regierungswechsel wurde dieser annulliert und der Entwurf mit den sieben 30,5 cm-Doppeltürmen durchgesetzt. Ausschlaggebend dürfte neben finanziellen Problemen gewesen sein, dass auch die bereits vorhandenen brasilianischen Dreadnoughts Minas Gerais und São Paulo dieses Kaliber nutzten und auch die deutsche Marine noch an diesem Kaliber festhielt.

Der Baubeginn war am 14. September 1911. Am 22. Januar 1913 lief das Schiff als Rio de Janeiro vom Stapel. Ende 1913 bot Brasilien das unfertige Schiff zum Verkauf an, da inzwischen der Markt für Natur-Kautschuk zusammengebrochen war und man davon ausging, das Schiff nicht bezahlen zu können. Das Schiff wurde am 9. Januar 1914 für einen Preis von 2,75 Mio. Pfund von der türkischen Marine übernommen und unter dem Namen Sultan Osman I. weitergebaut. Für die Türkei befand sich bereits das Schlachtschiff Reshadije in Bau. Am 3. August 1914 sollte die türkische Besatzung die beiden Schiffe übernehmen. Einen Tag vorher wurden sie aber von britischen Truppen besetzt und von der Royal Navy beschlagnahmt. Diese stellte die Sultan Osman I., ex Rio de Janeiro, am 20. August als HMS Agincourt in Dienst. Die Reshadije erhielt den Namen HMS Erin.

HMS Agincourt und HMS Erin 1918
HMS Agincourt und HMS Erin 1918

Bereits bei Indienststellung galt das Schiff aus Sicht der Royal Navy als überholt. Das Kaliber der Hauptbewaffnung war zu gering, die Panzerung zu schwach und die Zahl der wasserdicht abschließbaren Abteilungen zu klein. Wegen der vielen Decksdurchbrüche für die Türme, der vielen Magazine und der ungewöhnlichen, auf die Hierarchie in der brasilianischen Marine zugeschnittenen Innenausstattung galt das Design der Agincourt als ziemlich unglücklich. Für die von den Brasilianern gewünschten luxuriösen Offiziersmessen erhielt sie den Spitznamen "Gin Palace".

Die Beschlagnahme der beiden türkischen Schlachtschiffe durch die Briten trug maßgeblich zu der Entscheidung der deutschen Regierung bei, die SMS Goeben und Breslau dem Osmanischen Reich zur Verfügung zu stellen. Dies wiederum beschleunigte den Eintritt des Osmanischen Reichs in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte.

[Bearbeiten] Einsatz im Ersten Weltkrieg

Die Agincourt wurde zunächst in das vierte Geschwader der Grand Fleet eingereiht, später bildete sie gemeinsam mit HMS Marlborough, HMS Revenge und HMS Hercules die 6th Division der 1st Battle Squadron, mit der sie an der Skagerrakschlacht teilnahm. In der Schlacht eröffnete sie als eines der ersten Schiffe der Hauptstreitmacht Jellicoes das Feuer auf die deutsche Hochseeflotte. Die Agincourt erhielt keine Treffer und erlitt keine Verluste. Im Laufe der Schlacht feuerte sie mehrere komplette Breitseiten einschließlich der Mittelartillerie – es hatte zuvor Gerüchte gegeben, dass das Schiff bei einem solchen Versuch vermutlich kentern oder auseinanderreißen würde. Ein britischer Zerstörerkommandant kommentierte diesen Anblick mit den Worten: "It was awe-inspiring, looking like a battlecruiser blowing up!".

Für den Rest des Krieges nahm die Agincourt noch an vereinzelten Vorstößen teil, hatte aber keine Gefechtsberührung mehr.

[Bearbeiten] Schicksal der HMS Agincourt

Nach Kriegsende wurde das Schiff aus Kostengründen schnell von der Liste der aktiven Schiffe gestrichen. Die Royal Navy bot den Brasilianern an, das Schiff zurückzukaufen, nachdem die Navy auf eigene Kosten diverse Modernisierungen durchgeführt hatte. Dabei wurden die Kessel auf reine Ölfeuerung umgestellt und der Horizontalpanzer leicht verstärkt. Die brasilianische Regierung lehnte 1921 ab.

Daraufhin entstand der Plan, die Agincourt zu einem Depotschiff umzubauen. Fünf der sieben Türme sollten dafür entfernt und ihre Magazine zur Lagerung von Munition verwendet werden. 1921 sollte der Umbau in der Rosyth-Werft begonnen werden. Mit dem Abschluss des Washingtoner Flottenabkommens im Februar 1922 wurde die weitere Nutzung des Schiffes untersagt, woraufhin die Agincourt ab 1924 in Rosyth abgewrackt wurde.

[Bearbeiten] Literatur

  • Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970, München 1970

[Bearbeiten] Weblinks

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