Jagdflugzeug
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Ein Jagdflugzeug ist ein in erster Linie zur Bekämpfung anderer Flugzeuge eingesetztes Kampfflugzeug. Jagdflugzeuge haben meist eine Besatzung von ein oder zwei Mann.
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[Bearbeiten] Moderne Typen von Jagdflugzeugen
[Bearbeiten] Abfangjäger
Ein Abfangjäger ist ein sehr schnelles Flugzeug mit hoher Steigleistung. Seine Aufgabe ist es, eindringende gegnerische Bomber und Aufklärer abzufangen. Wendigkeit kann bei diesem Typ vernachlässigt werden.
Zur Zeit des Kalten Krieges waren jedoch in Mitteleuropa eher Kurzstreckenabfangjäger mit extremer Steigleistung, Beschleunigung und den zusätzlichen Fähigkeiten eines Luftüberlegenheitsjägers gefordert worden, um im Konfliktfall Kampfmaschinen des Warschauer Paktes nach dem Überfliegen der innerdeutschen Grenze nach Möglichkeit noch vor dem Erreichen der bundesdeutschen Ballungsgebiete abfangen zu können. Auf dieses Anforderungsprofil hin wurde der EADS Eurofighter Typhoon entwickelt.
Typische Abfangjäger waren bzw. sind Messerschmitt Me 163, Messerschmitt Me 262, Lockheed F-104 oder Mikojan-Gurewitsch MiG-31.
[Bearbeiten] Luftüberlegenheitsjäger
Jäger, die in der Lage sein sollen, die Luftüberlegenheit zu erkämpfen, wenn erforderlich auch tief in feindlichem Territorium. Die dafür nötige Reichweite wird heute oft durch Luftbetankung oder auch durch abwerfbare Zusatztanks erreicht. Einige Luftüberlegenheitsjäger sind auch gleichzeitig Abfangjäger.
Beispiele: McDonnell Douglas F-15, Grumman F-14 (Tomcat), Lockheed F/A-22, Mikojan-Gurewitsch MiG-29, Suchoi Su-27, EADS Eurofighter Typhoon und Dassault Rafale.
[Bearbeiten] Jagdbomber
Fast alle Jagdflugzeuge lassen sich durch Anbringung von Bombenschlössern als Jagdbomber einsetzen. Häufig wurden Flugzeuge, die als Jagdflugzeug nicht mehr die geforderte Leistung brachten, als Jagdbomber eingesetzt, so Hawker Typhoon, Bell P-39 und Messerschmitt Bf 110.
Andere Beispiele für Jagdbomber sind Panavia Tornado, Suchoi Su-24 oder SEPECAT Jaguar.
[Bearbeiten] Trägergestütztes Jagdflugzeug
Diese Jagdflugzeuge sind speziell für den Einsatz auf Flugzeugträgern ausgelegt. Besondere Konstruktionsmerkmale umfassen: verstärktes Fahrwerk, um die harten Landestöße abzufangen; ein Fanghaken, um sich in das quer über die verkürzte Landebahn gespannte Landeseil einzuhaken; (oft) Klappflügel, da der Raum in einem Flugzeugträgerhangar beschränkt ist. Große Reichweite ist für ein Flugzeug mit beschränkter Landeplatzauswahl ebenfalls von Vorteil. Die Briten waren in den 30ern und Anfang der 40er sogar der Ansicht, dass ein zweites Besatzungsmitglied als Navigator für den Einsatz auf See unabdingbar ist (Fairey Fulmar, Fairey Firefly). Mit der Weiterentwicklung der Funk- und Peilgeräte konnte aber der Pilot auch allein nach Hause finden. Seit der Entwicklung von Senkrechtstartern gibt es bei den Briten spezielle, kleinere Träger für Jagdflugzeuge wie die Hawker Siddeley Harrier.
Typische moderne Jagdflugzeuge der USN (United States Navy) sind die Grumman F-14 Tomcat, die aber seit Herbst 2006 ausgemustert ist, sowie die F/A-18 Hornet, respektive Su-27K (Su-33) und Jak-38 für die russische Marine.
[Bearbeiten] Historische Jagdflugzeugtypen
[Bearbeiten] Allwetterjäger
Im 2. Weltkrieg wurden konventionelle Jagdeinsitzer durch eine verbesserten Avionik-Ausrüstung (Fluginstrumente, Funknavigation, Autopilot) zu Allwetterjägern. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Allwetterjäger mit Radar ausgerüstet, so dass diese Flugzeugklasse mit der der ebenfalls radarbestückten Nachtjäger verschmolz. Solange es noch reine Tagjäger gab, bezeichnete der Begriff Allwetterjäger auch mit verbesserter Avionik und Bewaffnung für den Schlechtwettereinsatz nachgerüstete ehemalige Tagjäger. Da heute jedes Jagdflugzeug über die für Schlechtwetter- und Nachtjagd erforderliche Avionik verfügt, ist die Bezeichnung Allwetterjäger veraltet.
[Bearbeiten] Nachtjäger
Die Versuche der Deutschen, im Zweiten Weltkrieg die nächtlichen britischen Bomberströme mithilfe durch Bodenradarstationen geführter konventioneller Jäger wie der Messerschmitt Bf 109 nach Sicht zu bekämpfen, waren zuerst nur mäßig erfolgreich. Es gab mehr Flugunfälle als Kampfverluste. Die ersten Bordradargeräte (z.B. das Lichtenstein B/C ) und die benötigten Antennen waren groß und benötigten ein eigenes Besatzungsmitglied für die Bedienung. Deshalb waren die ersten mit Radar ausgestatteten Nachtjäger meistens zweimotorige Maschinen mit mindestens zwei Mann Besatzung. Diese Maschinen verfügten normalerweise auch über die nötige größere Reichweite. Zuerst wurden Modifikationen an vorhandenen Baumustern vorgenommen (Bristol Beaufighter, De Havilland D.H.98 Mosquito, Messerschmitt Bf 110, Junkers Ju 88); die Änderungen umfassten normalerweise den Einbau eines Bordradargerätes, Flammendämpfer (als Blendschutz für die Besatzung und als Sichtschutz gegenüber feindlichen Flugzeugen) für die Triebwerke, und meistens eine modifizierte Bewaffnung. Gegen Ende des Krieges wurden speziell konstruierte Flugzeuge eingesetzt (Heinkel He 219, Northrop P-61).
Mit der Weiterentwicklung des Radars verschwamm die Grenze zwischen »normalen« und Nachtjägern, da fast jedes Kampfflugzeug inzwischen in der Lage war, nachts oder bei schlechtem Wetter zu fliegen und zu kämpfen.
[Bearbeiten] Begleitjäger
Ein Typ, der vor allem im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Die Bomber der Alliierten benötigten auf ihren Einsätzen über Europa Begleitmaschinen, die in der Lage waren, die Bomber auf der gesamten Strecke vor gegnerischen Jägern zu schützen. Die damaligen Standardmodelle (Messerschmitt Bf 109, Focke-Wulf Fw 190, Supermarine Spitfire) hatten eine normale Reichweite von weniger als 1000 km. Erst Typen wie Lockheed P-38 und P-51 Mustang waren in der Lage, effektiven Jagdschutz zu bieten.
In den 30er Jahren wurden in der Sowjetunion (Projekt Sweno) und den 50er Jahren in den USA sogar Versuche unternommen, Begleitjäger »an Bord« mitzuführen. Die Probleme beim Wiederandocken ließen sich jedoch kaum lösen.
[Bearbeiten] Zerstörer
Die Flugzeuggattung Zerstörer wurde von der deutschen und niederländischen Luftwaffe vor dem Zweiten Weltkrieg geschaffen und umfasste schnelle, zweimotorige Mehrzweckflugzeuge mit besonderer Eignung zum Jäger. Die Zerstörer zeichneten sich durch große Reichweite und hohe Feuerkraft aus und waren daher zum Langstreckenbegleitjäger und zum Abfangjäger gegen feindliche Bomber geeignet. In der Praxis waren die eingesetzten Zerstörertypen aufgrund ihres relativ hohen Gewichtes leistungsmäßig modernen einmotorigen Jagdflugzeugen unterlegen und erlitten schwere Verluste, wenn sie gegen solche Typen eingesetzt wurden. Gegen feindliche Bomber bewährten sich die Zerstörer im Kampf, aber feindliche Langstreckenbegleitjäger machten im späteren Kriegsverlauf ihren Einsatz trotzdem unmöglich. Die Zerstörer wurden daraufhin überwiegend als Jagdbomber und als Nachtjäger eingesetzt.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Erster Weltkrieg
Die ersten Jagdflugzeuge wurden im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Ihre Aufgabe war es zunächst, gegnerische Aufklärungsflugzeuge abzuwehren.
Während die ersten Luftkämpfe der Geschichte mit improvisierten Waffen bestritten wurden, war das erste ausdrücklich zur Bekämpfung von Luftzielen gedachtes Flugzeug ein französischer Einsitzer, der mit einem durch den Propellerkreis feuernden Maschinengewehr ausgerüstet war. Das Unterbrechergetriebe, das die Beschädigung des eigenen Propellers verhindern sollte, arbeitete so schlecht, dass es außer Funktion gesetzt wurde. Stattdessen schützten stählerne Abweisbleche den Propeller. Mit dieser Maschine zerstörte der französische Pilot Roland Garros mehrere deutsche Flugzeuge.
Als er am 18. April 1915 von Infanteriefeuer abgeschossen wurde und hinter den deutschen Linien notlanden musste, führte das zur Entwicklung eines funktionssicheren Unterbrechergetriebes durch die Firma Anton Fokkers. Der mit Fokkers Unterbrechergetriebe ausgerüstete Fokker E.I wurde zum ersten serienmäßigen Jagdflugzeug der Welt.
[Bearbeiten] Zwischen den Weltkriegen
Das Standardjagdflugzeug am Ende des Ersten Weltkrieges war ein einmotoriger, einsitziger Doppeldecker mit zwei Maschinengewehren und starrem Fahrgestell. Die Umlaufmotoren hatten das Ende ihrer Entwicklungsfähigkeit erreicht; wassergekühlte Reihen- und V-Motoren und die neu entwickelten Sternmotoren mit 160 bis 220 PS wurden zum Standard.
Daran änderte sich bis in die 30er Jahre kaum etwas. Als einen Höhepunkt dieser Entwicklung könnte man die Gloster Gladiator betrachten: ein einsitziger Doppeldecker mit einem 840 PS starken Sternmotor, starrem Fahrgestell und vier 7,7-mm-Maschinengewehren. Er wurde noch (mit anderen Doppeldeckern von Fiat und Polikarpow) im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.
Die wichtigste Entwicklung dieser Zeit war aber wahrscheinlich die Vervollkommnung der trägergestützten Flugzeuge. Landehaken, stabile Fahrwerke und die Fortschritte in der Avionik ließen eine ganz eigene Klasse von Jagdflugzeugen entstehen.
Bei landgestützten Flugzeugen führte erst die Entwicklung von schnellen Bombern in Eindecker-Auslegung zur Entwicklung von schnellen Eindecker-Jägern, die in der Lage sein sollten, auch moderne Schnellbomber abzufangen. Die Messerschmitt Bf 109 war ein typisches Jagdflugzeug der ersten Generation der Ganzmetalleindecker. Als »Übungsfeld« diente da vor allem der Spanische Bürgerkrieg 1936–1939.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Schon zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zeigte sich, dass der Kampf um die Luftüberlegenheit von den schnellen, einmotorigen, einsitzigen Jägern neuen Typs entschieden wurde. Bis auf wenige Ausnahmen entsprachen alle erfolgreichen Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkriegs dieser Auslegung.
Versuche mit Mehrzweckflugzeugen, die noch im Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle gespielt hatten (z. B. der Bristol Fighter), hatten in Deutschland zur Entwicklung der Zerstörer geführt. Die Messerschmitt Bf 110, die diese Klasse begründet hatte, erwies sich aber (wie verschiedene andere Mehrzweckflugzeuge des Zweiten Weltkriegs auch) wegen der in der Auslegung notwendigen Kompromisse als ungeeignet für die geplante Rolle als schwerer Jäger.
Die Entwicklung der ersten brauchbaren Bordradargeräte führte zur Entwicklung spezieller Nachtjägertypen. Die schweren Jäger boten dem Bordradar und dem für die Bedienung des Radars erforderlichen zusätzlichen Besatzungsmitglied den nötigen Platz und waren aufgrund ihrer großen Flugdauer gut für die langwierige Abfangjagd bei Nacht geeignet. Neben als Mehrzweckflugzeugen konzipierten Typen wie der Messerschmitt Bf 110 und der Bristol Type 156 Beaufighter wurden auch ursprünglich für andere Rollen entwickelte Flugzeuge wie z. B. die De Havilland D.H.98 Mosquito (ursprünglich ein Schnellbomber) erfolgreich als Nachtjäger eingesetzt.
Der Zweite Weltkrieg brachte auch die Höhenpunkte in der Entwicklung der konventionellen Jäger: Maschinen mit über 2000 PS, über 700 km/h schnell, mit sehr schwerer Bewaffnung und einer strategischen Reichweite (North American P-51, Republic P-47, Supermarine Spitfire, Hawker Tempest, Focke-Wulf Fw 190). Doch alle diese Spitzenmodelle wurden von den neuen Strahlflugzeugen deklassiert.
[Bearbeiten] Düsenjäger
Die ersten strahlgetriebenen Jäger gab es bereits im Zweiten Weltkrieg - die Deutschen setzten ab 1944 die Messerschmitt Me 262 ein, die Briten folgten mit der Gloster Meteor. Doch es war der Korea-Krieg, in dem die Düsenjäger die Herrschaft am Himmel endgültig übernahmen.
Vor allem das Auftreten der sowjetischen MiG-15 - eines relativ kleinen, aber sehr leistungsfähigen Musters (dessen Triebwerk pikanterweise eine Lizenzversion des britischen Nene-Triebwerks war), versetzte den Amerikanern einen Schock. Der schwerbewaffnete Jäger konnte höher steigen und war schneller als alles, was sie aufbieten konnten. Erst mit der North American F-86 war in etwa ein gleichwertiges Muster verfügbar.
Das Design der beiden Kontrahenten - Pfeilflügel, im Rumpf eingebettetes Triebwerk, schwere Kanonenbewaffnung - war für die ganze Generation der nachfolgenden Muster beispielhaft (Hawker Hunter, North American F-100 Super Sabre, Fiat G.91, Saab Lansen).