Lega Nord
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Basisdaten | |
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Gründungsdatum: | 1991 |
Gründungsort: | ? |
Mitglieder: | ca. 150.000 |
Vorsitzender: | Umberto Bossi |
stellvertretende Vorsitzende: |
? |
Adresse: | Via Bellerio, 41 Milano |
Parteigliederung: | ? |
Website: | www.leganord.org |
E-Mail: | info@leganord.org |

Die Lega Nord ist eine rechtspopulistische, wertkonservative und sezessionistische Partei in Italien, die (1996) u. a. die Abspaltung Norditaliens vom wirtschaftlich schwächeren Süden forderte. Der derzeit (2006) zentrale Programmpunkt der Partei ist die Übertragung von Kompetenzen des italienischen Zentralstaates auf die Regionen ("Devolution") Dabei ist anzumerken, dass jener politische Standpunkt aus dem Wahlprogramm Tony Blairs genommen wurde, welcher einer der wenigen europäische Politiker ist, der von der Lega geschätzt wird. Vor dem Wahlsieg Tony Blairs war das Wort "Devolution" in Italien gänzlich unbekannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Programm
Der 2001 verstorbene Gianfranco Miglio, der die staatsrechtlichen und nationalökonomischen Theorien von Lorenz von Stein und Carl Schmitt propagierte, wird als "Chefdenker" der Lega Nord bezeichnet. .
Er galt als intellektuelles Aushängeschild eines Netzwerkes der Neuen Rechten, der Synergies Européennes.
Daneben wurde Bossi bekannt durch seine oft scharfe Polemik gegen Rom als Zentrum der Korruption, gegen die Bürokratie und den italienischen Süden überhaupt.
Dem italienischen Zentralstaat setzte Bossi (1996) die Vision eines unabhängigen norditalienischen Staates entgegen, den er "Bundesrepublik Padanien" (Repubblica federale della Padania) nennt.
Zentraler Programmpunkt der Partei ist derzeit (2007) die Verlagerung von Kompetenzen des italienischen Zentralstaates auf die Regionen ("Devolution" nach britischem Muster).
Daneben steht die Lega für eine an England und den USA orientierte Außenpolitik.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Vorläufer und Gründung
Ein elementarer Vorläufer der Lega Nord war die Anfang der 1980er Jahre gegründete lombardischen Autonomiebewegung Lega Lombarda, welche 1987 erstmals mediale Aufmerksamkeit erlangte, als ihr damaliger Vorsitzende Umberto Bossi in den italienischen Senat gewählt wurde. Aufgrund seiner Wahl in den Senat trägt Bossi seinen bis heute gültigen Beinamen Senatur, der das italienische Wort Senator in einem norditalienischen Dialekt darstellt.
1983 wurde für die Lega Veneto, einer in Venetien ansässigen Autonomiebewegung, Achille Tramarin in das italienische Abgeordnetenhaus und Graziano Girardi in den italienischen Senat gewählt.
Im Jahre 1991 verband sich die Lega Lombarda mit anderen Autonomiebewegungen, u.a. Liga Veneta, Piemont Autonomista, Uniun Ligure, Lega Emiliano-Romagnola, Alleanza Toscana, zur Partei Lega Nord, deren Vorsitzender Bossi seitdem ist. Die jeweiligen Parteien bestanden als "national sections" innerhalb der Lega Nord fort, was sich in den Listennamen der kommenden Regionalwahlen widerspiegelte, in denen die Partei als Lega Lombarda-Lega Nord, Liga Veneta-Lega Nord etc. antrat. Im gleichen Jahr wurde Bossi Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
Anfang der 1990er Jahre wurde die Lega Nord während des Untergangs des politischen Systems der ersten Italienischen Republik, infolge der Mani pulite-Ermittlungen, in Norditalien zur Massenpartei.
[Bearbeiten] Etablierung als als feste politische Kraft
Bei den italienischen Parlamentswahlen 1992 trat die Lega Nord in Norditalien als unabhängige Kraft an und gewann landesweit 8,7 % der Stimmen.
Nach den vorgezogenen Neuwahlen von 1994 kandidierte die Lega Nord als Reaktion auf eine Wahlrechtsreform, die ein Antreten in Parteibündnissen erzwang - 75 % der Parlamentssitze wurden durch das Mehrheitswahlrecht ermittelt -, zusammen mit der neugegründeten liberal-konservativen Forza Italia des Unternehmers Silvio Berlusconi, sowie der postfaschistischen Alleanza Nazionale unter Gianfranco Fini im Dreiparteienbündnis Polo delle Libertà.
Nach dem Wahlsieg des Polo delle Libertà trat die Lega Nord im Rahmen der Koalition Polo del Buon Governo in die erste Regierung von Silvio Berlusconi ein, in der die Lega fünf Ressorts kontrollierte:
Das Innenministerium mit Roberto Maroni, das Wirtschafts- und Budgetministerium (nicht das Finanzministerium) mit Giancarlo Pagliarini, das Ministerium für Industrie, Kommerz und Handwerk mit Vito Gnutti, das Ministerium für die Koordination der Europapolitik mit Domenico Comino und das Ministerium für institutionelle Reformen unter Francesco Speroni.
Ende des Jahres entzog Bossi jedoch Berlusconi - Bossi bezeichnete ihn als Berluscaz, eine Zusammensetzung mit cazzo ("Schwanz"), bzw. als "Berluskaiser" - das Vertrauen und es kam zum Sturz der Regierung. Ein wichtiger Grund für diesen Schritt war die Tatsache, dass die Lega ihren Stammwählern nicht vermitteln konnte trotz ihres Eintretens für die Sezession und ihre damit verbundene Kritik am italienischen Zentralstaat in Rom an der Regierung beteiligt zu sein.
In der Zeit zwischen dem Fall der Regierung Berlusconi und den Neuwahlen 1996 unterstützte die Lega Nord die Mitte-Links-Regierung unter Lamberto Dini.
Bei den Wahlen 1996 stellte sich die Lega ins politische Zentrum, in der Hoffnung das Zünglein an der Waage zu werden. Die Linke bekam circa 42 % der Stimmen und die Rechte nahezu den gleichen Prozentsatz, die Lega Nord 10,1 %. Jedoch fiel durch das stark vom Mehrheitswahlrecht geprägte Wahlsystem die Mehrheit der Parlamentssitze an die Linke.
[Bearbeiten] Die unabhängigen Jahre 1996-2001
In den Jahren nach der Wahlniederlage (1996-2000) verstärkte Bossi in der Opposition seine separatistischen Bestrebungen, die auf die Gründung eines unabhängigen italienischen Staates mit dem Namen Padanien und der Hauptstadt Mantua abzielten. Dazu zählte die Einsetzung eines Parlaments von Padanien und die Ausarbeitung einer padanischen Ideologie, die sich am antiken Keltentum inspiriert. Veranstaltet wurden auch patriotische kultische Festivitäten um den Fluss Po, mit dessen Wasser Bossi jedes Jahr an der Quelle eine Phiole füllt und danach in Venedig ins Meer schüttet, als Symbol der "Reinheit" des Nordens. Weitere Schwerpunkte des Parteiprogramms sind auch die Ablehnung von Einwanderern und der Europäischen Union.
[Bearbeiten] Rückkehr nach Mitte-Rechts und zweite Regierungsbeteiligung
Im Jahre 2000 erfolgte die Rückkehr der Lega Nord in Berlusconis neugegründetes Mitte-Rechts-Bündnis mit dem neuen Namen Casa delle Libertà. Nach dem Wahlsieg des Casa delle Libertà in den italienischen Parlamentswahlen 2001 trat Bossi als Minister für institutionelle Reformen und Devolution ins Kabinett ein. Weitere Minister der Lega Nord in der zweiten Regierung Berlusconi waren Roberto Castelli, der das Justizministerium führte und Roberto Maroni, der das Arbeits- und Sozialministerium übernahm.
Die Lega Nord war in der zweiten Regierung Berlusconi 2001-2006 ein wesentlicher Stabilitätsfaktor und einer von Berlusconis loyalsten Koalitionspartnern. Innerhalb dieser Wahlperiode hielt die Lega 30 der 630 Sitze des italienischen Abgeordnetenhauses inne und stellte 17 von 325 Senatoren im italienischen Senat.
In den folgenden Jahren und auch aufgrund ihrer Regierungsbeteiligung konzentrierte sich die Lega Nord verstärkt auf die Verlagerung von Kompetenzen des italienischen Zentralstaates auf die Regionen (Devolution) und auf größere fiskalische Autonomie statt auf die Unabhängigkeit eines norditalienischen Staates "Padanien".
Das nunmehrige Hauptziel der Lega, den gesamten italienischen Staat als Ganzen zu föderalisieren macht dabei einen großen Unterschied zu anderen europäischen Autonomiebewegungen aus, die ausschließlich für jene Regionen, in denen sie aktiv sind, Autonomierechte beanspruchen. So zum Beispiel die Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido Nacionalista Vasco, die Esquerra Republicana de Catalunya, die Plaid Cymru, die [[Scottish National Party ]] oder der Vlaams Belang.
Am 11. März 2004 erlitt Bossi einen Herzinfarkt und einen Hirnschlag. Nach langer Genesung verließ er am 19. Juli 2004 angeblich allein aus Gesundheitsgründen die bereits krisengeschüttelte Regierung von Silvio Berlusconi, um als Abgeordneter ins Europaparlament zu gehen. Sein Ministerium wurde von Roberto Calderoli übernommen.
Mit der separatistischen österreichischen Partei Bündnis 98, einer Abspaltung der FPÖ, arbeitete die Lega Nord zusammen. Derzeit (2007) ist diese Zusammenarbeit jedoch beendet.
[Bearbeiten] Parlamentswahl 2006 und Verfassungsreferendum
Im November 2005 wurde eine vom Casa delle Libertà initiierte Verfassungsreform unter heftigen Protesten der linken Opposition vom italienischen Senat angenommen, nachdem sie bereits einen Monat zuvor das italienische Abgeordnetenhaus passiert hatte. Sie sah im Kern eine Stärkung des Ministerpräsidenten, der das Recht bekommen sollte Minister aus seinem Kabinett zu entlassen, gegenüber dem Staatspräsidenten, stärkere politische und fiskalische Autonomie für die italienischen Regionen sowie den Umbau des italienischen Senats in eine Länderkammer vor.
Besonders die Stärkung der Regionen gegenüber dem italienischen Zentralstaat, der nach der Reform Befugnisse in der Bildungspolitik, im Gesundheitswesen und in der Polizeiverwaltung an die Regionen abgeben sollte, war ein wichtiges Anliegen der Lega Nord.
Da die Verfassungsreform vom Casa delle Libertà nicht in jeweils beiden Parlamentskammern mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet wurde, verblieb bei der linken Opposition die Möglichkeit die Reform via Referendum zu stoppen, wovon sie auch Gebrauch machte. Das Referendum wurde für den 26. Juni 2006 angesetzt.
Im Februar 2006 erklärte die Lega Nord, in Sondierungsgesprächen ein Abkommen mit der neugegründeten sizilianischen Autonomiebewegung Movimento per l'Autonomia des Europaparlamentariers und Präsidenten der Provinz Catania Raffaele Lombardo über einen gemeinsamen Wahlantritt für die italienische Parlamentswahl 2006 erreicht zu haben.
Bei der Parlamentswahl 2006 erreichte die Listenverbindung Lega Nord-MPA schließlich einen Anteil von 4,6 % der Stimmen, was einen Gewinn von 0,7 % im Gegensatz zur Parlamentswahl 2001 darstellte. Jedoch konnte die Lega Nord durch die Wahlniederlage des Casa delle Libertà in beiden Parlamentskammern jeweils vier Abgeordnete bzw. Senatoren weniger entsenden, da das kurz vor der Parlamentswahl durch die Regierung Berlusconi neu eingeführte Wahlrecht Mehrheitsboni (für den italienischen Senat nur auf regionaler Ebene) für den Wahlsieger vorsah und somit die Anzahl der Sitze der Parteien des unterlegenen Parteienbündnisses in keinem Verhältnis mehr zum erreichten prozentualen Ergebnis stand.
Nach der Wahlniederlage konzentrierte sich die Lega auf das Referendum zur Verfassungsreform am 26. Juni und propagierte ein "Ja" der Bevölkerung.
Dabei erregte die Aussage Umberto Bossis während eines Interviews Aufsehen, in dem er sagte, dass wenn die Verfassungsreform im Referendum abgelehnt würde, es Leute geben würde, die mit "undemokratischen Methoden" Autonomie für Norditalien zu erreichten suchten. Obwohl Bossi nie sagte, dass seine eigene Partei "undemokratische Methoden" verfolgen würde, verursachte seine Äußerung eine weitreichende Kontroverse in Italien und zog scharfe Kritik des linken Parteienbündnisses L'Unione und selbst von Teilen des Casa delle Libertà auf sich.
Nachdem die Verfassungsreform im Referendum mit 61,7 % zu 38,3 % abgelehnt worden war, hielt Bossi mehrere Monate nach der Niederlage der norditalienischen Autonomiebestebungen eine Rede vor der Unabhängigkeitsfraktion der Lega Nord, die von Mario Borghezio repräsentiert wird, in der er erklärte, dass die Lega ihre Ziele durch legale institutionelle Reformen erreichen werde. Zwei Tage später erklärte Roberto Castelli, ehemaliger Justizminister und jetziger Fraktionsvorsitzender der Lega Nord im italienischen Senat, die "Sezession für tot", womit er sich auf erfolgsversprechende Sezessionsbestrebungen "in der Gegenwart" bezog. Ein unabhängiger Staat Padanien bleibt nach wie vor ein langfristiges Ziel der Lega Nord.
[Bearbeiten] Flügel
Da die Lega Nord die politische Heimat aller nach Autonomie strebenen Norditaliener sein möchte, gibt es folglich eine Vielzahl an unterschiedlichen politischen Strömungen innerhalb der Partei. Obwohl offiziell keine organisierten Fraktionen innerhalb der Lega existieren, ist es möglich verschiedene Strömungen und Flügel in ihr auszumachen:
- ein populistischer, sozial-progressiver linker Flügel, bestehend aus Funktionären wie Umberto Bossi, Roberto Maroni (ex-DP und ex-Grüner), Francesco Speroni, Gian Paolo Gobbo, Gianpaolo Dozzo, Andrea Gibelli, Stefano Stefani, Matteo Salvini und Rosi Mauro, Vorsitzender des Padanischen Gewerkschaftsbundes (Sin.Pa., Sindacato Padano);
- ein liberaler Flügel, der manchmal schwer von der ersten Gruppierung zu unterscheiden ist und aus Funktionären wie dem ehemaligen italienischen Justizminister Roberto Castelli, Giancarlo Giorgetti, Fiorello Provera, Manuela Dal Lago (ex-Liberaler), Luca Zaia, Luciano Gasperini und Angelo Alessandri besteht;
- ein liberal-libertärer Flügel, bestehend aus Leuten wie Giancarlo Pagliarini, Roberto Cota, Daniele Molgora (ex-Liberaler), Marco Pottino und Gilberto Oneto;
- ein christdemokratischer Flügel, bestehend aus Giuseppe Leoni, Massimo Polledri und Flavio Rodeghiero;
- ein rechts-konservativer Flügel, bestehend aus Roberto Calderoli, Mario Borghezio (ex-Monarchist), Piergiorgio Stiffoni (ex-MSI), Federico Bricolo, Flavio Tosi und Erminio Boso, der einen sozial-konservativen Kurs verfolgt und sich eng an die Werte der katholischen Kirche anlehnt;
- eine Unabhängigkeitsfraktion, die sich stark für die Sezession Norditaliens ausspricht und aus Leuten wie Francesco Speroni, Mario Borghezio, Giancarlo Pagliarini, Erminio Boso und Gilberto Oneto besteht. Die Mitglieder dieses Flügels überschneiden sich z. T. ideologisch mit den sonstigen Flügeln.
[Bearbeiten] Die padanischen Parlamentswahlen 1997
Im Jahre 1997 organisierte die Lega Nord die "ersten Wahlen für ein padanisches Parlament", an denen sich zwischen 4 (unabhängige Schätzungen) und 6 (Parteiangaben) Millionen Norditaliener beteiligten. Die Wähler konnten sich zwischen einer Vielzahl von padanischen Parteien entscheiden.[1]:
- Matteo Salvini war der Kandidat der Kommunistischen Partei Padaniens (5 von 210 Sitzen);
- Roberto Maroni, Marco Formentini, Giovanni Meo Zilio (ein ex-Sozialist und -Partisane), Franco Colleoni und Mariella Mazzetto gründeten die Europäischen Demokraten-Padanische Arbeiterpartei (52 Sitze);
- eine Gruppe venetischer Leghisti gründeten die venetischen Padanischen Löwen (14 Sitze);
- Giuseppe Leoni und Roberto Ronchi gründeten die christdemokratischen Padanischen Katholiken (20 Sitze);
- Giancarlo Pagliarini, Vito Gnutti, Roberto Cota und Massimo Zanello führten die liberal-konservative, nach dem Vorbild vonForza Italia gegründete Liberaldemokraten-Forza Padania (50 Sitze), die zu den Befürwortern der Zugehörigkeit zu Silvio Berlusconis Parteienbündnis Casa delle Libertà gehörte.
- Marco Pottino gründete die Partei Liberal-libertäres Padanien (12 Sitze);
- Erminio Boso führte die agrarisch-konservative Padanische Landwirtschaftsunion für Umwelt, Jagd und Fischfang (5 Sitze);
- Enzo Flego und Walter Gherardini gründeten die national-konservative Padanische Rechte (27 Sitze);
- auch der nicht-leghista und Politiker der italienischen Radikalen Benedetto Della Vedova wurde für eine libertäre-wirtschaftsliberale Liste gewählt, während hingegen der grüne Kammerabgeordnete Nando Dalla Chiesa erfolglos in Mailand kandidierte.
Da die Föderalisierung Italiens bzw. die Unabhängigkeit Padaniens das langfristige Ziel der Lega Nord bleibt, welches von allen ihrer Mitglieder unterstützt wird, erklärt dies ihre trotz ihrer ideologischen Vielfalt über die Jahre hinweg erhaltene Geschlossenheit.
[Bearbeiten] Skandale um rassistische Äußerungen
Statt offenem Rassismus bezieht sich die Lega Nord, wie andere Rechtsparteien Europas, auf den Ethnopluralismus. Charakteristisch für diese Auffassung ist die Aussage Umberto Bossis im Juni 2000 bei der jährlichen Zusammenkunft der Lega Nord in Pontida, dass nach seiner Meinung nichts "die Völker und ihre Verschiedenheiten auslöschen" könne, "noch ihre Kulturen und charakteristischen Eigenschaften, die die Frucht sind ihrer Interaktion mit ihrem Territorium und den Nahrungsmitteln, das ihr Territorium produziert und das sie konsumieren". Alain de Benoist, der Vordenker der „Nouvelle Droite“, darf auf der Titelseite des Lega-Nord-Blattes La Padania die aktuelle politische Entwicklung kommentieren.
Obwohl die führenden Köpfen der Lega Nord dies stetig zu verneinen versuchen, gab es auch offen rassistische "Ausrutscher" der Partei und ihrer Mitglieder:
- Umberto Bossi vertrat die Ansicht, dass Afrikaner, die er in Anlehnung an den Titel eines Films über einen bei Affen aufgewachsenen Menschen mit Adriano Celentano "Bingo Bongos" nannte, nicht die gleichen Rechte haben dürfen wie die Italiener. Italiener müssten seiner Ansicht nach auch die besseren Wohnungen und Häuser erhalten.
- In einem Interview sagte Bossi: "Die Marine und die Guardia di Finanza (Zoll) sollten lieber auf die Immigrantenboote schießen, die illegal nach Italien kommen wollen." Nach vielen Kritiken aus ganz Italien nahm er seine Aussage zurück und behauptete, er habe damit natürlich die leeren Boote gemeint.
- Erminio Boso forderte für den Zugverkehr die Einführung eines Apartheidssystems, nach dem Immigranten nicht gleichberechtigt über ihren Sitzplatz entscheiden dürften.
- Giancarlo Gentilini, ab 1995 bis 2005 Bürgermeister von Treviso, und derzeit (2006) stellvertretender Bürgermeister, forderte "diese Schmarotzer von Immigranten bäng-bäng-bäng-mäßig (zu) erziehen". Die Stadt, die mit 8 % Einwanderern in der Gesamtbevölkerung über dem italienischen Durchschnitt (4,5 %, 2005) liegt, ist eine Hochburg der Lega Nord.
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Dennoch wurde Treviso Anfang März 2006 mit dem Immigranten-Preis der CARITAS/MIGRANTEN, einer Caritas-Gruppe ausgezeichnet als die "immigrantenfreundlichste Stadt" in Italien. (Quelle: IV RAPPORTO CNEL/CARITAS-MIGRANTES SU INTEGRAZIONE STRANIERI: MIGLIORE IN ITALIA ) (GOOGLE mit parameters : Caritas/Migrantes IV rapporto) (Tageszeitungen 22/23. März 2006)
- Im Juni 2005 wurde auf einer Veranstaltung der Lega Nord dazu aufgefordert, Alfonso Pecoraro Scanio, den Sekretär der italienischen Grünen und bekennenden Bisexuellen sowie eine helfende Hand für Immigranten, zu vergewaltigen.
- Mario Borghezio, EU-Abgeordneter der Lega Nord, erhielt 1993 eine Buße von 750.000 Lire (etwa 390 Euro), weil er ein fremdes marokkanisches Kind geohrfeigt hatte.
- Am 19. Oktober 2005 wurde Mario Borghezio zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er im Jahr 2000 in Turin Zelte von Immigranten angezündet hatte, die unter einer Brücke schliefen.
- Am 10. Juli 2006 beschimpfte der italienische Spitzenpolitiker der rechtspopulistischen Lega Nord, Roberto Calderoli, nach dem Fußball-WM-Finale die französische Elf als "Mannschaft ohne Identität". Italien habe gegen ein Team gewonnen, "das um der Ergebnisse willen die eigene Identität verloren hat, indem es Neger, Moslems und Kommunisten aufgestellt hat", erklärte der Politiker, der schon früher mit seinen Provokationen in die Schlagzeilen geraten war. Italien sei in Berlin hingegen mit einer Mannschaft angetreten, "die sich aus Lombarden, Kampaniern, Venetiern und Kalabresen zusammensetzt - ein Sieg für unsere Identität", sagte Calderoli.
[Bearbeiten] Sonstige Skandale
- Im Februar 2006 ließ Roberto Calderoli T-Shirts mit den umstrittenen Mohammed-Karikaturen produzieren. Nachdem er in einem Liveinterview vom 17. Februar 2006 stolz eines der T-Shirts präsentiert hatte, kam es in Libyen zu gewaltsamen Protestdemonstrationen vor dem italienischen Konsulat, wobei bei Auseinandersetzungen mit der Polizei elf Menschen starben. Seine Kabinettskollegen, allen voran Ministerpräsident Silvio Berlusconi, drängten ihn zum Rücktritt, den er am 18. Februar 2006 einreichte.
Im Anschluss an den Skandal wurden die vier Europaparlamentarier der Lega Nord aus der europakritischen Fraktion Unabhängigkeit und Demokratie ausgeschlossen.
[Bearbeiten] Laufendes Verfahren
45 Mitglieder der Partei, unter anderem Umberto Bossi, sind 1996 wegen "Gefährdung der italienischen Einheit" angezeigt worden. Am 7. Februar 2006 wird die Anklage fortgesetzt. Die Angeklagten müssen sich vor Gericht verantworten. Laut dem italienischen Gesetzbuch müssen die Angeklagten mit einer Gefängnisstrafe rechnen.
[Bearbeiten] Parteimedien
Die Partei verfügt über eine Tageszeitung, die La Padania, das Journal Indipendente und das Wochenmagazin Il Sole delle Alpi. Jetzt hat die Partei auch eine neue Wochenzeitung namens Il Federalismo.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerhard Feldbauer: Von Mussolini bis Fini: Die extreme Rechte in Italien. Elefanten-Press/Antifa-Edition, Berlin 1996, ISBN 3-885-20575-0
[Bearbeiten] Weblinks
- Lega Nord Padania (italienisch)
- Lega Lombarda (italienisch)
- Liga Veneta (italienisch)
- Lega Nord Piemont (italienisch)
- Movimento Giovani Padani (italienisch, englisch, deutsch)
- Sindacato Padano - Padanischer Gewerkschaftsbund
- Umanitaria Padana Onlus]
- Volontari Verdi - Sicherheitsbewegung Padaniens
- „Bossi focuses immigration fears“ – Bericht der BBC über die Arbeit der Lega Nord mit der Angst der Bevölkerung vor Immigranten (englisch)
- Lega Nord Lexikon