Nürnberger Teller
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Der Nürnberger Teller, auch Nürnberger Scheibe, war eine Apparatur für die peinliche Befragung. Dieses Folterinstrument diente im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit zur Erzwingung von Geständnissen.
Der Nürnberger Teller bestand aus einer waagerecht auf dem Boden angebrachten rotierenden Scheibe. Der Teller wurde mit einer Kurbel von einem oder zwei Folterknechten angetrieben. Das Opfer der Folter wurde mit Arm- und Beinfesseln auf dem Teller fixiert und gedreht, wegen der Fliehkraft kam es dabei zu Gleichgewichts- und Durchblutungstörungen sowie zu Erbrechen. Da die Folter mit dem Nürnberger Teller nicht unbedingt zu sichtbaren Schäden führte, wurde sie vor allem zur Befragung von Privilegierten eingesetzt. Sie gilt damit als frühe Form der weißen Folter.
Berichte über verschärfte Varianten des Nürnberger Tellers, bei denen Klingen von oben an das Folteropfer herangeführt wurden, wurden bisher nicht eindeutig bestätigt. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Gerücht, das auf die blühende Fantasie frühneuzeitlicher Illustratoren zurück geht.
Interessant ist, dass der Nürnberger Teller wohl in seiner Herkunftsstadt selbst außerhalb der Burg keine Verwendung fand. In dem im 14. Jahrhundert eingerichteten Nürnberger Lochgefängnis war in der Kapelle, der dortigen Folterkammer, keine Nürnberger Scheibe in Gebrauch.
Das Folterinstrument Nürnberger Teller hat mit dem im Kunstgewerbe bekannten Nürnberger Teller, bei dem es sich tatsächlich um einen Teller handelt, nur den Namen und die Herkunft Nürnberg gemeinsam.