Nord-Express
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Der Nord-Express war ein legendärer Fernzug mit im Laufe der Jahrzehnte wechselnden Laufwegen, der in seiner Anfangszeit als besonders exklusiver Luxuszug verkehrte. Er fuhr in seiner Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg von Paris und Ostende über Hannover, Berlin, die Preußische Ostbahn und Dünaburg (lettisch: Daugavpils) nach Sankt Petersburg mit Kurswagen nach Riga. Zwischen den Kriegen verlief seine Route von Paris ins Baltikum und nach Skandinavien und nach dem Zweiten Weltkrieg von Paris und Ostende über Lübeck und die Vogelfluglinie nach Kopenhagen mit Anschlüssen in die anderen skandinavischen Hauptstädte. Er galt in seiner Blütezeit als der Luxuszug seiner Zeit schlechthin mit eigens angefertigten, dunkelbraunen Schlafwagen. In Daugavpils (Dünaburg) bestand bis 1918 Anschluss über Kurswagen an die Transsibirische Eisenbahn und damit bis China.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Anfangsjahre
Der Nord-Express wurde 1884 von den Gründern der CIWL, dem Belgier George Nagelmackers und dem Amerikaner Mann, als Teil einer durchgehenden Verbindung Sankt Petersburg–Paris–Lissabon geplant und 1896 verwirklicht. Eingesetzt wurden speziell konstruierte, markante dunkelbraune Wagen. In Lissabon bestand Anschluss an die Dampfer nach Südamerika. Eine umsteigefreie Zugverbindung ließ sich jedoch aus technischen Gründen nicht realisieren, weil in Russland die Spurweite der Eisenbahn breiter ist als in Westeuropa und eine Umspurung seinerzeit technisch noch nicht so ausgereift war. So wurde eine Verbindung Sankt Petersburg–Eydtkuhnen eingerichtet. Dort wurde in baugleiche Wagen am selben Bahnsteig umgestiegen. Ein weiteres Mal musste in Paris umgestiegen werden, wo Anschluss an den Süd-Express von Paris nach Lissabon bestand. So war es möglich, die Entfernung von Russland bis Portugal für damalige Verhältnisse außergewöhnlich schnell und komfortabel zu bewältigen.
[Bearbeiten] Zwischenkriegszeit
Nach dem Ersten Weltkrieg war die große Zeit des Nord-Express vorbei, anstelle von Sankt Petersburg waren nun die Hauptstädte des Baltikums und Skandinaviens über ausgedehnte Kurswagenverbindungen die neuen Ziele.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Nord-Express als Interzonenzug zunächst wieder in Betrieb genommen, nach kurzer Zeit jedoch wieder eingestellt. Nun durchbrachen der Eiserne Vorhang und neue Grenzziehungen endgültig die alte Fahrtroute des Nord-Express, der nun diesen Namen tragende gewöhnliche Schnellzug, der jedoch wegen seines etablierten Namens einen hohen Bekanntheitsgrad besaß, verband Paris über Bremen, Hamburg, Lübeck und die Vogelfluglinie mit Kopenhagen. Filmisch wurde dieser Zug in einem „Tatort“-Krimi mit dem Namen „Kressin stoppt den Nord-Express“ verewigt. Der Nord-Express verkehrte zum Schluss auf der Route Ostende–Kopenhagen und wurde 1997 eingestellt.
[Bearbeiten] Nachfolger
[Bearbeiten] Bahnverbindung Sankt Petersburg–Paris
Die schnellste Bahnverbindung zwischen Sankt Petersburg und Paris führt heute nicht mehr über die baltischen Staaten und die alte Ostbahn, sondern über Wizebsk–Orscha–Minsk–Brest–Warschau–Hannover–Köln–Brüssel nach Paris (Thalys ab Köln). In West-Ost-Richtung ist diese Verbindung mit nur zwei Umstiegen zu bewerkstelligen: Abfahrt am Nachmittag mit dem Thalys aus Paris nach Köln, weiter mit dem EN Jan Kiepura nach Brest und mit dem Nachtreisezug „Vltava“ aus Prag in einer weiteren Übernachtung nach St. Petersburg.
[Bearbeiten] Nachtzug Paris–Hamburg
Heute verkehrt täglich der NZ 236/237 von Hamburg-Altona über Bremen–Osnabrück–Liège–Bruxelles nach Paris-Nord. Der Zug besteht im aktuellen Fahrplan (2006/07) komplett aus deutschem Rollmaterial und ist aus einem Schlafwagen, drei Liegewagen, einem Speisewagen und einem Abteilwagen mit Fahrradabteil zusammengesetzt.
[Bearbeiten] Bahnverbindungen Deutschland–Nordosteuropa
Zwischen Deutschland und den baltischen Staaten besteht kein durchgehender Bahnverkehr mehr. Bahnreisende sind auf mehrmaliges Umsteigen und teilweise die Benutzung von Regionalzügen angewiesen. Die Route verläuft in diesem Fall über Warschau–Šeštokai–Kaunas.
[Bearbeiten] Bahnverbindungen Deutschland–Nordeuropa
Zwischen Hamburg und Kopenhagen fahren EuroCitys in Form von IC3-Dieseltriebzügen im Tagverkehr auf der Vogelfluglinie. Von Westdeutschland nach Kopenhagen fahren darüber hinaus Nachtzüge über die Große Belt-Querung. In Kopenhagen besteht Anschluss an den X2000 nach Oslo und Stockholm.
Ferner existiert eine zwei Mal täglich (Fahrplan 2006/07) verkehrende EuroCity-Verbindung von Hamburg bzw. Wien/Prag ins jütländische Århus.