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Operation Dragoon

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Operation Dragoon - Karte
Operation Dragoon - Karte

Operation Dragoon (= Dragoner) war der Deckname der Invasion der Westalliierten an der Côte d’Azur zwischen Toulon und Cannes während des Zweiten Weltkrieges ab dem 15. August 1944. Ursprünglich sollte die Operation Anvil (= Amboss) heißen – passend zu der Operation Hammer, aus der dann aufgrund der Verzögerungen die Operation Overlord wurde. Der Name wurde vom britischen Premier Winston Churchill geändert, der lange gegen die Operation Anvil opponierte, weil er befürchtete, sie würde die Kampfkraft der Alliierten Streitkräfte auf zu viele Kriegsschauplätze gleichzeitig verteilen und dadurch langsamer als die Sowjetischen Verbündeten bis nach Berlin vordringen. Er reklamierte, so lange bedrängt worden zu sein, nicht zuletzt weil General de Gaulle gedroht hatte, die französischen Verbände aus Italien abzuziehen, bis er die Invasion akzeptierte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zweck der Operation

Die amerikanischen Befürworter versprachen sich davon die schnelle Eroberung von zwei großen Häfen - Toulon und Marseille, mit deren Einnahme die Versorgung der in Frankreich kämpfenden Truppen erheblich erleichtert würde. Tatsächlich konnte bis zur Einnahme Antwerpens im Dezember 1944 etwa ein Drittel der gesamten Versorgung der Alliierten Truppen in Nordfrankreich von Marseille über die Rhône-Route inklusive reparierter Brücken und Eisenbahntrassen transportiert werden.

[Bearbeiten] Planung

Die 6. US-Heeresgruppe, auch als Südliche Heeresgruppe bekannt, kommandiert von Generalleutnant Jacob L. Devers, wurde in Korsika aufgestellt und am 1. August 1944 aktiviert, um die französischen und amerikanischen Verbände zusammenzufassen, die für die Invasion Südfrankreichs in der Operation Dragoon vorgesehen waren. Zu Beginn war die Heeresgruppe dem Mediterranean Theater of Operations unterstellt, wurde aber einen Monat nach der Landung dem SHAEF (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force) unter US-General Dwight D. Eisenhower unterstellt.

[Bearbeiten] Vorbereitungen

Die Alliierten bestärkten durch Bombardierungen und zuletzt den Abwurf von Tausenden von Gummipuppen an Fallschirmen über der Rhônemündung die deutschen Generäle in ihrem Glauben, die Invasion bestünde unterhalb von La Croisette, in Marseille und Genua bevor. Entsprechend verlegten sie ihre schweren Geschütze und Truppen. Von Ende April bis zur Landung flogen die Alliierten mehr als 10.000 Bombereinsätze über der Côte d’Azur und griffen dabei systematisch alle Batterien und Minenfelder der Besatzer mit insgesamt 12.500 Tonnen an.

Als BBC die Code-Worte „Gabi dort dans les herbes“ (= Gaby schläft im Gras) und „Nancy a un torticollis“ (= Nancy hat einen steifen Hals) sendete, wusste die Résistance von der binnen der nächsten 24 Stunden bevorstehenden Invasion und sprengte daraufhin Brücken, kappte Telefon- und Stromleitungen, griff Fabriken und deutsche Lager an. Auch hier ließen deutsche Repressalien nicht lange auf sich warten: So wurden beispielsweise in Tulle 99 Geiseln erhängt, um den Tod eines erschossenen deutschen Offiziers zu rächen. Von Vence wurden aus ähnlichen Gründen Schulkinder in Konzentrationslager verschleppt, von denen viele nicht mehr zurückkehrten.

[Bearbeiten] Beteiligte

An der Operation waren 880 alliierte Seeschiffe, darunter 4 Flugzeugträger, 6 Schlachtschiffe, 21 Kreuzer und über 100 Zerstörer, insgesamt 34 französische Schiffe und 1370 Landungsboote sowie ca. 5.000 Flugzeuge beteiligt. Die drei amerikanischen Divisionen des 6. US-Korps bildeten die Angriffstruppen: Die 3. Infanteriedivision landete am westlichen Alpha Beach bei Cavalaire-sur-Mer, die 45. Infanteriedivision am mittleren Delta Beach bei Saint-Tropez und die 36. Infanteriedivision am östlichen Camel Beach bei Saint-Raphaël. Sie wurden von Kommandoeinheiten und Luftlandetruppen unterstützt. Französische Kommandotruppen landeten zur Flankensicherung an beiden Seiten des alliierten Brückenkopfes und die 1. Special Service Force besetzte zur Sicherung des Brückenkopfes zwei vorgelagerte Inseln. Im Hinterland, zwischen den Orten Le Luc und Le Muy im Argens Tal, wurde ein provisorischer Luftlandeverband in Divisionsstärke - die 1. Airborne Task Force (Rugby Force) - unter dem Kommando von General Robert T. Frederick abgesetzt. Aufgabe war es, das Massif des Maures zu besetzen, von dessen Höhen aus man die alliierten Landungsstrände bei Saint-Tropez und Saint-Raphaël einsehen konnte. Dieser Verband bestand hauptsächlich aus der britischen 2. unabhängigen Fallschirmjägerbrigade (British 2nd Independent Parachute Brigade), der 517. Fallschirmjägerregimentskampfgruppe (517th Parachute Regimental Combat Team), dem 509. und 551. Fallschirmjägerbataillon (Parachute Infantry Battalion) und dem 550. Luftlandebataillon (550th Glider Infantry Battalion). Über 94.000 Mann und 11.000 Fahrzeuge wurden bereits am ersten Tag auf einem 55 km breiten Küstenstreifen an Land gebracht.

Als sie landeinwärts zogen, trafen sie auf geringen Widerstand der Wehrmacht, weil die Deutschen eine große Anzahl ihrer Truppen zum Kampf gegen die Alliierten Truppen nach deren Landung in der Normandie verlegt hatten. 186 Flugzeuge und etwa 250.000 Mann standen der Invasionsflotte auf deutscher Seite gegenüber, die z.T. aus abgekämpften und kranken Soldaten bestand. Der deutsche Geheimdienst schätzte etwa 500.000 Mann auf alliierter Seite. In Dramont und Agay kam es zu heftigeren Gefechten zwischen deutschen und amerikanischen Verbänden. Ein französisches Fallschirmspringerkommando, das am ersten Tag an der Pointe d’Esquillon abgesetzt wurde, um im Massif de l’Estérel durch Sprengungen deutsche Verstärkungen zu verhindern, landete in einem von deutschen Soldaten kurz zuvor verminten Gelände, wodurch viele getötet, verletzt oder gefangengenommen wurden. Nach der erfolgreichen Landung folgten den Angriffstruppen die Hauptquartiere des 6. US-Korps und der 7. US-Armee, sowie die von General Jean de Lattre de Tassigny befehligte französische Armee B (später in französische 1. Armee unbenannt) - bestehend aus dem I. und II. französischen Korps - mit insgesamt sieben französischen Divisionen. Der schnelle Erfolg der Invasion mit einem Vorstoß von neunzig Meilen innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden entfachte durch das Code-Wort „le chef est affamé“ (= Der Chef ist hungrig) in der BBC einen allgemeinen Aufstand der Résistance in Paris.

[Bearbeiten] Erfolge

Mit Beschuss durch Schiffsartillerie und Bombardements aus der Luft am 26. Mai auf Nizza begann der Angriff, der auch St. Tropez und Cannes beschädigte. Bereits nach zwei Wochen nach Beginn der Landeoperation am 15. August war die Provence befreit. Toulon war am 23. August, Marseille am 29. August, Grenoble am 23. August befreit – 83 Tage früher als geplant. Am 1. September wurde nach heftigen Straßenkämpfen zwischen der Résistance und deutschen Truppen auch Nizza befreit. Der schnelle Rückzug der neunzehnten deutschen, von der 11. Panzerdivision entblößten Armee (in der Ausländer überwogen), gab der Schlacht den Beigeschmack eines Rennens das Rhônetal nordwärts. Hitler antwortete mit dem Befehl, eine Einkesselung zu vermeiden, aber die Häfen Toulon und Marseille zu zerstören. Alliierte Truppen der Operation Dragoon, die nordwärts zogen, trafen am 12. September in Montbard bei Dijon auf südliche Einheiten von General Leclerc der Operation Overlord aus der Normandie – 77 Tage früher als geplant.

[Bearbeiten] Hintergrund

Ausgangspunkt für diese Operation waren ursprünglich zwei völlig unterschiedliche Konzepte auf Alliierter Seite: Briten und Amerikaner stimmten zwar darin überein, dass dem Kampf gegen die Deutschen Vorrang gegenüber dem Kampf gegen die Japaner eingeräumt werden sollte. Deshalb waren sie auch prinzipiell bereit, dem Drängen Stalins entgegenzukommen und eine zweite Front im Westen zu errichten. Aber darüber hinaus ergaben sich wesentliche Unterschiede: Während der amerikanische Generalstab, angeführt von General George C. Marshall einen direkten Angriff mit einem schnellen Vorstoß in Nordfrankreich forderte, um von dort ostwärts nach Deutschland vorstoßen, bevorzugten die Briten, insbesondere Winston Churchill, aufgrund ihrer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg einen stärkenen Peripherie-Ansatz, bei dem die Alliierten ihre Überlegenheit auf See stärker zu Geltung bringen konnten. Churchill hatte mit der Landung in Süditalien die Hoffnung verbunden, schnell in den weichen Unterleib des von Nazi-Deutschland besetzten Südeuropa und von dort auf den Balkan und weiter nach Süddeutschland vorstoßen zu können, um damit ein weiteres vordringen der Sowjetunion nach Westen zu verhindern. Churchill sagte später aus, dass dies „die ersten wichtigen strategischen Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und unseren amerikanischen Freunden waren“. Im britischen Konzept war der Angriff über den Ärmelkanal der letzte Schlag, dem vorher Angriffe auf die schwächsten Punkte des Gegners vorangehen sollten. Ausfluss dieser beiden unterschiedlichen Konzepte waren anfangs die britische Seeblockade und die alliierten Luftangriffe auf die deutschen Industrie- und Siedlungszentren. In den Jahren 1942 und 1943 erzwang der Mangel an Ressourcen einen Peripherie-Ansatz, da zu dieser Zeit noch nicht genügend Truppen, Ausrüstungsgegenstände und Schiffe für eine massive Landung in Frankreich zur Verfügung standen.

Stand in der ersten Hälfte des Krieges, bei dem die Wehrmacht den Einflussbereich des Dritten Reichs ständig ausdehnte, im Zeichen sich kontinuierlich verlängernder deutscher Versorgungswege, wachsender Transportprobleme, zunehmender Partisanenüberfälle auf die langen Versorgungswege und sich permanent erhöhenden Bedarfs an Besatzungs- und Reserveeinheiten der Achsenmächte, so erforderte das britische Konzept in der zweiten Hälfte des Krieges eine enorme Steigerung der Kriegsproduktion auf Alliierter Seite, um über ihrerseits extrem ausgedehnte Versorgungswege zu weit voneinander entfernt liegenden Kriegsschauplätzen in Europa und Asien regelmäßig mit Waffen, Nachschub und Reserven versorgen zu können. So lange die französischen Kolonien in Nord- und Westafrika und Madagaskar unter Kontrolle Vichy-Frankreichs und Indochina unter Kontrolle Japans, also insgesamt der Achsenmächte standen, waren diese ausgedehnten Transportwege von den USA nach Europa vorwiegend auf den Nordatlantik nach Großbritannien und die UdSSR begrenzt, was sie für die deutsche U-Boot-Waffe anfangs höchst angreifbar machte. Erst mit der Operation Torch, der Landung der Alliierten in Französisch-Afrika, speziell also in Marokko, Algerien und Tunesien im November 1942 gewannen die Westalliierten zusätzliche Stützpunkte an der Peripherie Europas, die ihnen Land-See-Operationen, insbesondere den Aufbau von weiteren Fronten gegenüber den Achsenmächten Italien und Nazi-Deutschland ermöglichten. Für die Sicherung und Festigung alliierter Transportwege war die Unterstellung Dakars, Französisch-Westafrika, im November 1942 (1940 vergeblicher Eroberungsversuch) und Diego Suarez, Madagaskar, am 6. Mai 1942 unter General de Gaulle nicht unerheblich.

In diesem Zusammenhang hatten verschiedene Stäbe der strategischen Planung unterschiedliche Pläne entworfen, um vor oder während der Operation Overlord deutsche Kräfte in Südfrankreich zu binden. Dazu wurden alle amphibischen Fähigkeiten der Alliierten, die nicht in der Operation Overlord benötigt wurden, für die Operation Anvil verplant. Das gebirgige Terrain Süditaliens gab der Wehrmacht Vorteile, die sich Anfang 1944 gegen die amphibischen Operationen der Alliierten bei Anzio erfolgreich wehrte. Ausgedehnte, blutige Schlachten, wie bei Monte Cassino drohten den alliierten Vormarsch in Italien zu einem Abnutzungskrieg werden zu lassen, bei dem der Vormarsch zum Erliegen kommen würde. Deshalb betrachteten viele Amerikaner den Italienvorstoß bereits als eine strategische Sackgasse.

Die Deutschen hatten ihre Verteidigungsstrategie auf der Hypothese aufgebaut, zwei Landeoperationen in Frankreich gleichzeitig vorbereiten und durchführen zu können, sei auch für die Alliierten ausgeschlossen. Sie hatten bei Marseille und Toulon Truppen zusammengezogen und durch befestigte Stützpunkte eine Landung an den übrigen für unwahrscheinlich gehaltenen Stellen zu erschweren versucht. Rommels Spargel, unter der Wasserlinie stehende Pfosten, die bei einer Berührung durch eine verborgene Sprengladung detonieren sollten, sollten mit Schützengräben und Geschützstellungen entlang der Strände und einer ca. 32 km landeinwärts verlaufenden Verteidigungslinie für eine Abschreckung vor der Landung in der Provence sorgen.

[Bearbeiten] Feier zum 60. Jahrestag

Die Zeremonien zum 60. Jahrestag der Landung in der Provence fanden am 15. August 2004 nacheinander in Muy, auf dem Militärfriedhof von Draguignan, in Saint-Raphaël, in Cavalaire und auf der Reede von Toulon an Bord des Flugzeugträgers Charles de Gaulle statt. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac ehrte in Gegenwart von sechzehn afrikanischen Staats- und Regierungschefs das immense Opfer der Kräfte der Freiheit, die vor sechzig Jahren an der Landung in der Provence teilgenommen haben. Im Beisein von ca. 200.000 Personen der ganzen Küste zeichnete der Präsident einundzwanzig Kriegsveteranen, hauptsächlich Afrikaner aus. Das Kreuz der Ehrenlegion verlieh er der Stadt Algier, die solange Hauptstadt des kämpfenden Frankreichs war, für ihre Rolle bei der Beherbergung des französischen Komitees der nationalen Befreiung.

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