Papiercomputer (Vester)
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Ein Papiercomputer ist ein vermutlich um 1991 (einige Quellen nennen die späten 1980er Jahre) von Frederic Vester entwickeltes graphisches Hilfsmittel zur Herstellung von Verbindungen zwischen verschiedenen Begriffen nach vermuteter Ursache-Wirkung-Beziehung. Ziel ist es dabei, zu erarbeiten, welche Einflüsse verändert werden müssen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Ein Anwendungsbeispiel für die Lehrerfortbildung wäre die Fragestellung, welche Faktoren verändert werden müssen, um die Lernmotivation zu erhöhen.
Inhaltsverzeichnis |
Die alleinige Urheberschaft von Frederic Vester ist umstritten, die Grundlagen seiner Arbeit gehen aber auf die Cross-Impact-Analyse zurück, die in den 1960er Jahren von der RAND Corporation veröffentlicht wurde, die Hauptautoren waren Theodore Gordon und Olaf Helmer. Im Gegensatz zur RAND Corporation wählte Vester einen deutlich simpleren Namen und nutzt für die Auswertung auch nur einfachste Zahlen.
Wirkung auf | Auswertung | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wirkung von | F1 | F2 | F3 | F4 | F5 | F6 | F7 | F8 | AS | V |
F1 | - | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
F2 | 0 | - | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
F3 | 0 | 0 | - | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
F4 | 0 | 0 | 0 | - | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
F5 | 0 | 0 | 0 | 0 | - | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
F6 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | - | 0 | 0 | 0 | 0 |
F7 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | - | 0 | 0 | 0 |
F8 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | - | 0 | 0 |
PS | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||
A | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||
Papiercomputer mit 8 Faktoren (hier noch ohne Daten) |
[Bearbeiten] Aufbau
Angelegt wird er als zweidimensionale Matrix. Dabei werden die einzelnen Positionen sowohl waagerecht als auch senkrecht eingetragen (ähnlich den Entfernungstabellen in Atlanten). Bewertet werden die einzelnen Positionen nach Beeinflussung und Beeinflussbarkeit. Als Werte werden dann Zahlen zwischen null und drei eingetragen. Null steht dabei für Positionen, die sich nicht gegenseitig beeinflussen, drei für solche mit großem Einfluss. Entscheidend für die nachfolgende Auswertung ist es, dass hier die richtigen Faktoren gefunden und benannt werden und auch die richtige Bewertung erhalten.
[Bearbeiten] Auswertung
Die Auswertung selbst ist wiederum recht einfach, da nur addiert (bei Aktiv- und Passivsumme) und multipliziert wird.
Von links nach rechts wird in jeder Zeile die Aktivsumme (AS) gebildet, sie soll angeben, wie stark ein Faktor auf andere Faktoren wirkt.
Von oben nach unten wird in jeder Spalte die Passivsumme (PS) gebildet, die aussagen soll, wie stark ein Faktor von anderen Faktoren beeinflusst wird.
[Bearbeiten] Einsatz und Anwendung
Der Papiercomputer kann von einer einzelnen Person oder auch in Gruppen angewendet werden. In Gruppen wird der Zeitaufwand deutlich größer. Angesetzt werden Zeiten ab einer Stunde für eine Person mit einer einfachen Aufgabenstellung bis zu mehrtägigen Durchläufen bei komplexen Themen in Gruppen.
In Seminaren, Symposien und Workshops, bei Fortbildungen und Coachings wird die Methode zunehmend eingesetzt, da sie einfach auf Flipcharts durchgeführt werden kann.
Nach dem gleichen Prinzip funktionierte auch das 1980 von Frederic Vester entworfene Spiel Ökolopoly.