Parketthandel
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Der Präsenzhandel, Parketthandel oder Criée-Handel (franz.: criée bedeutet Zuruf) ist eine Form der Kursbildung an Börsen. Gelegentlich werden auch die Bezeichnungen Ringhandel, Zurufhandel oder der englische Ausdruck open outcry trading verwendet.
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[Bearbeiten] Bezeichnungen
- Criée-Handel wird diese Form des Wertpapierhandels bezeichnet, da die Händler sich die (Verkaufs-)Preise der Aktien, Warrents zurufen (a la criée) und mit Handzeichen zu verstehen gegeben, dass sie am Kauf zu diesem Preis einverstanden sind. Der eigentliche Handel wurde von Personen im Hintergrund abgewickelt. So bedeutete der Ausruf „Geld“, dass jemand kaufen wollte. „Brief“ hingegen wurde gerufen, wenn jemand verkaufen wollte.
- Parketthandel wird diese Form des Börsenhandels bezeichnet, weil sich die Marktteilnehmer persönlich zu festgelegten Zeiten an einem vorgegebenen Ort, dem sogenannten Parkett, treffen, um dort mit Wertpapieren zu handeln. Sprachlich gesehen handelt es sich beim Parketthandel um eine Metonymie.
- Die Bezeichnung Präsenzhandel rührt daher, dass die physische Präsenz der Personen wesentliches Merkmal ist.
[Bearbeiten] Geschichte und Bedeutung (heute)
Den Parketthandel im ursprünglichen Sinne gibt es heute nur noch an kleinen Regionalbörsen, es kommen computerunterstützte Parketthandelssysteme (NYSE, Frankfurter Wertpapierbörse) zum Einsatz, wobei die Ordereingabe und Weiterleitung von Aufträgen an die Börse computerverarbeitet wird.
Zu den Börsenhandelszeiten versammeln sich dort die zugelassenen Unternehmen, deren Händler und die Skontroführer. Die Händler sind Mitarbeiter von Kreditinstituten und Finanzunternehmen. Sie kaufen und verkaufen Wertpapiere im Auftrag ihrer Kunden oder für eigene Rechnung. Dies geschieht über elektronische Orderleitsysteme (z. B. Xontro in Deutschland), die die Aufträge der Bank direkt an die Börse und somit ins Orderbuch der Skontroführer weiterleiten.
Der Parketthandel verliert immer mehr an Bedeutung. So genannte Computerbörsen oder elektronischen Handelssysteme (Computerhandelssysteme, wie Xetra) verdrängen den klassischen Parketthandel. Über 95 Prozent des deutschen Aktienhandels - gemessen an den Geschäftsanteilen am Kurswert - wird über Xetra abgewickelt. Lediglich Nebenwerte werden heutzutage noch hauptsächlich am Parketthandel abgewickelt.
[Bearbeiten] Kursbildung am Parketthandel
Die klassische Form der Order über einen Börsenmakler unterscheidet sich vom Xetra-Handel insbesondere dadurch, dass er für den Kauf einen passenden Verkauf sucht. Bei Computerhandelssystemen (z. B. XETRA) oder Computerbörsen (z. B. SWX Swiss Exchange) werden hingegen die Aufträge einfach nach Gegenpositionen abgesucht und anhand der Limiten abgearbeitet. Beim Xetra-Handel kann es unter Umständen dazu kommen, dass ein Auftrag in mehrere Aufträge gesplittet wird, wobei jeweils Bankgebühren gezahlt werden. Der Makler hingegen verlangt zwar Courtage, führt jedoch den gesamten Auftrag zusammen aus. In der Praxis erzielt der Börsenmakler der Regionalbörse daher bei relativ illiquiden Werten bessere Kurse.
[Bearbeiten] Parkettbörsen in Europa
Die wichtigsten Parkettbörsen in Europa waren:
- Deutschland - Frankfurter Wertpapierbörse[1]
- Österreich - der Parketthandel wurde 1997 eingestellt
- Schweiz - der Parketthandel wurde 1996 abgeschafft
Insbesondere Regionalbörsen halten jedoch am Präsenzhandel fest, indem sie versuchen Nischen zu besetzen. So konzentriert sich die Berliner Börse auf Auslandswerte, und die Stuttgarter Börse führt den Optionsscheinhandel an.