Qudshanis
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Qudshanis (auch: Kochanes, Kocanis, neuer türkische Name: Konak) ist ein Gebirgsdorf in der heutigen türkischen Provinz Hakkari, ca 20 km nordöstlich von Gülarmak (türk. Çölemerik, heute Hakkari).
Von Ende 17. Jh. bis zum Christen-Exodus 1915 residierte an diesem schwer zugänglichen Ort ein vom Papst in Rom unabhängiger Katholikos-Patriarch der ostsyrischen „Kirche des Ostens“, nämlich der Vertreter der jüngeren Linie („Patriarchat der Berge“). Sein Amtsname lautete durchgängig „Mar Shimun“. Zuletzt aus Qudshanis stammen Shimun XXI., Shimun XXII. und Shimun XXIII..
Die Büchersammlung des Patriarchats fanden westliche Besucher enttäuschend. Sie umfasste nur etwa 60 Bände. Doch barg sie ein Werk von außerordentlicher Bedeutung: die einzige erhaltene alte Kopie (12. Jh.) des Liber Heraclidis des Nestorius. Die Handschrift (O) selbst ist inzwischen anscheinend vernichtet, verschollen auch eine 1889 durch den Priester Oshacna Sarau († um 1915) in Qudshanis gefertigte Abschrift (U). Diese diente ihrerseits um die Wende 19./20. Jh. als Grundlage von vier schließlich in Bibliotheken des Westens gelangten Kopien. Eine zweite Abschrift von O, die Paul Bedjan erwarb, ist gleichfalls verloren.
[Bearbeiten] Literatur
- Michel Chevalier: Les montagnards chrétiens du Hakkâri et du Kurdistan septentrional. Dépt. de Géographie de l'Univ. de Paris-Sorbonne, Paris 1985, 100f. 225f. 255f. ISBN 2-901165-13-3
- Helga Anschütz: Mar Shallita. Die alte Patriarchatskirche von Qodshanes im Bergland von Hakkari. In: Kyrios (1968) 13-23.
- Luise Abramowski: Untersuchungen zum Liber Heraclidis des Nestorius (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 242/Subs. 22). Louvain 1963.
- David Wilmshurst: The Ecclesiastical Organisation of the Church of the East, 1318-1913. (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 582 / Subs. 104). Peeters, Leuven 2000, 295f.