Roger Griffin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Roger Griffin ist Professor für Zeitgeschichte an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Oxford Brookes University in England.
Er zählt zu den weltweit beachtetsten Faschismusforschern der Gegenwart. Seine wichtigsten Publikationen sind The Nature of Fascism (Pinter 1991, Routledge 1993), der Oxford Reader Fascism (OUP 1995), die 5-bändige Aufsatzsammlung Critical Concepts in Political Science: Fascism (Routledge 2004) sowie der Diskussionsband Fascism Past and Present, West and East (ibidem 2006). In seiner grundlegenden Monographie The Nature of Fascism entwickelt er einen generischen Faschismusbegriff und stellt eine hermeneutische Interpretation der Entstehung und des Aufstiegs von Faschismus vor.
Griffin definierte Faschismus 1991 als eine ultra-nationalistische und auf eine Neugeburt (Palingenese) ausgerichtete Ideologie: "Fascism is a political ideology whose mythic core in its various permutations is a palingenetic form of populist ultra-nationalism." (Griffin: The Nature of Fascism, London 1993, S. 26)
Griffins Faschismusbegriff zielt auf die Kernelemente faschistischer Ideologie, schließt bewußt periphere Charakteristika einzelner Faschismusspielarten aus und beschreibt einen Idealtypus. Gemäß Griffin ist der "utopischen Antrieb" des Faschismus, das vermeintliche "Problem der Dekadenz" durch eine "radikale Erneuerung der Nation" bzw. eine nationale Revolution lösen zu wollen. Die Nation wird dabei als "organisches Ganzes" und als höchstes Prinzip verstanden. Die allumfassende "Neugeburt" der Nation stellt den "mythischen Kern" (verstanden als jene, allen Ideologien eigene Grundidee, die deren Anhänger antreibt) der Zukunftsvision des Faschismus dar.
Die Besonderheit der Faschismustheorie Griffins, die den Arbeiten von Juan Linz, Eugen Weber und insbesondere George L. Mosse, Emilio Gentile, Stanley Payne sowie Roger Eatwell nahe steht, liegt in dem Ansatz, "den Mythos der nationalen Neugeburt zum Zentrum des gezielt als Idealtypus konstruierten Faschismus-Begriffs" (Griffin in: Völkische Bande) zu machen.
Da Griffins Definition auf den ideologischen Kern des Faschismus ausgerichtet ist und zunächst dessen institutionelle Manifestationen, politische und soziale Praxis sowie einzelne historische Erscheinungsformen wie Führerkult, Paramilitarismus etc. vernachlässigt, behandelt er Faschismus wie andere politische Ideologien, also genau so wie Liberalismus, Sozialismus oder Konservatismus. Damit wird nach Griffin ein politisches Phänomen auch dann als "faschistisch" erkenntlich, "wenn es nur im embryonalen Zustand im Kopf eines Ideologen und ohne Ausdruck in einer politischen Partei, geschweige denn einer Massenbewegung, existiert".
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Griffins Buchpublikationen
- The Nature of Fascism. London: Pinter, 1991; paperback edition: London: Routledge, 1993
- Hg.: Fascism. New York: Oxford University Press, 1995
- Hg.: International Fascism: Theories, Causes, and the New Consensus. London: Arnold, 1998
- Hg. (mit Matthew Feldman): Fascism. 5 Bde. London: Routledge, 2004
- Hg.: Fascism, Totalitarianism and Political Religion. London: Routledge, 2005
- Hg. (mit Werner Loh und Andreas Umland): Fascism Past and Present, West and East. Stuttgart: ibidem-Verlag, 2006
- Modernism and Fascism: The Sense of a Beginning under Mussolini and Hitler. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007
[Bearbeiten] Weitere relevante Sammelbände
- Werner Loh und Wolfgang Wippermann, Hg.: "Faschismus" - kontrovers. Stuttgart: Lucius & Lucius, 2002
- Cyprian Blamires, Hg.: World Fascism. A Historical Encyclopdedia. 2 Bde. Santa Barbara: ABC-CLIO, 2006
[Bearbeiten] Beiträge
[Bearbeiten] Beiträge in deutscher Sprache
- Roger Griffin: Faschismus in Europa. In: ZAG: Zeitschrift antirassistischer Gruppen, Nr. 16, 1995, S. 43-45
- Roger Griffin: Völkischer Nationalismus als Wegbereiter und Fortsetzer des Faschismus: Ein angelsächsischer Blick auf ein nicht nur deutsches Phänomen. In: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn und Jobst Paul, Hg.: Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Münster: Unrast, 2005. ISBN 3-89771-737-9
[Bearbeiten] Weblinks in deutscher Sprache
- http://www.diss-duisburg.de/DISS-Journale/DISS-Journal%2013.pdf - Roger Griffin: Der umstrittene Begriff des Faschismus (Interview). In: DISS-Journal, Nr. 13, 2004, S. 10-13
- http://www.redok.de/index.php?option=com_content&task=view&id=223&Itemid=4 - Ralph Kummer: Besprechung von Fascism Past and Present, West and East
- http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=8246 - Arnd Bauernkämper: Besprechung von Fascism Past and Present, West and East
[Bearbeiten] Weblinks in englischer Sprache
- http://ah.brookes.ac.uk/history/staff/griffin/publications.html - Griffins Publikationsverzeichnis mit Downloads
- http://www-gewi.uni-graz.at/rpop/material/griffin.pdf - Griffin: No Racism, thanks, we're British: A survey of organized and unorganized right-wing populism in contemporary Britain (Vortragsentwurf, Graz 2001).
- http://staff.bath.ac.uk/mlsre/Seriousfascism.htm - Roger Eatwell: The nature of "generic fascism": The "fascist minimum" and the "fascist matrix". In: Uwe Backes, Hg.: Rechtsextreme Ideologien in Geschichte und Gegenwart. Köln: Böhlau, 2002, S. 93-122 (deutsche Übersetzung)
- http://home.alphalink.com.au/~radnat/theories-right/theory6.html - Roger Griffin: Fascism’s new faces (and new facelessness) in the "post-fascist" period. In: Erwägen – Wissen – Ethik, 15. Jg., Nr. 3, 2004, S. 287-300 (=Hauptartikel von Fascism Past and Present, West and East)
- http://staff.bath.ac.uk/mlsre/EWE1&2.htm - Roger Eatwell: The nature of fascism: or essentialism by another name? / Chiaruscuro or Fascismo Grigio? (Eatwells Antworten auf Griffins Beiträge in Erwägen – Wissen – Ethik bzw. Fascism Past and Present, West and East)
- http://xeno.sova-center.ru/6BA2468/6BB41EE/7AC86DA?print=on - Cyprian Blamires zum Diskussionsband Fascism Past and Present, West and East
Personendaten | |
---|---|
NAME | Griffin, Roger |
KURZBESCHREIBUNG | Faschismus-Forscher |