Sendero Luminoso
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad, offiziell "Partido Comunista del Peru", Kommunistische Partei Perus) ist eine peruanische maoistische Gruppierung, die Ende der 1960er aus einer Studentenbewegung an der Universität von San Cristobal de Huamunga in der peruanischen Provinz Ayacucho entstand. Der Name Sendero Luminoso stammt aus einem Zitat des Politikers, Journalisten und Schriftstellers José Carlos Mariátegui. Die Gruppe löste für zehn Jahre bürgerkriegsähnliche Zustände in Peru aus, die mehr als 30.000 Menschen das Leben kosteten, mehrheitlich Angehörige der quechuasprachigen Landbevölkerung. Anders als in Chile oder Argentinien war hier nicht nur die Regierung, sondern mindestens im gleichen Maße die linke Guerilla für die vielen Toten verantwortlich. Die EU führt die Organisation auf ihrer Liste der Terrororganisationen.[1]
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Sendero Luminoso trat erstmals Ende der 1960er Jahre durch politische Agitation in Erscheinung und kontrollierte bald darauf die Universität von Ayacucho, an der ihr Gründer und Anführer, Abimael Guzmán als Philosophieprofessor lehrte. Nach verlorenen Wahlen im Jahre 1975 wandte sie sich allerdings der Agitation im Umland zu. Die Bewegung setzte sich für die Verbesserung der Lage in den ländlichen Regionen der ärmsten Provinz Perus ein. Die schlechte Situation und geringe Entwicklungsmöglichkeit der verarmten Bevölkerung im Andenhochland und deren karge Lebensumstände prangerte sie öffentlich an. Die Regierung in Lima unternahm nichts, um die Zustände zu verbessern. Mitte der 1970er Jahre tauchte die Führung der Bewegung in den Untergrund ab.
Während nach dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1980 die Mehrheit der Linksparteien sich im Bündnis "Izquierda Unida" (IU) zusammenschloss und an den Wahlen teilnahm, rief Sendero Luminoso zum Wahlboykott auf und erklärte stattdessen den bewaffneten Kampf. Im Frühjahr dieses Jahres verbrannten sie als eine der ersten Aktionen die Wahlurnen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Ayacucho. Es folgten Überfälle auf Polizeistationen und Dörfer. Ende 1982 wurde von der Regierung in der Provinz der Ausnahmezustand ausgerufen und Militäreinheiten in das Gebiet versetzt. Trotz der strikten Maßnahmen, wie Straßensperren, nächtliches Ausgangsverbot und Repressalien gegenüber der Bevölkerung, erhielt der Sendero Luminoso immer mehr Zulauf. Eine Reihe von Attentaten, Bombenanschlägen an staatlichen Institutionen, Banken und Hotels bis zum offenen Guerilla-Kampf führte zu entsprechenden Gegenschläge des Militärs. In den abgelegenen Regionen des Berglandes kam es zu zahlreichen Massakern an der mehrheitlich indianischen Landbevölkerung. Sowohl die Guerillas wie auch das Militär bestrafte damit die Zusammenarbeit der Dorfbewohner mit dem jeweiligen Gegner. Dabei wurden zahllose Menschen gefoltert, ermordet oder verschleppt und ganze Dörfer ausgerottet.
Im Jahr 1990 war Sendero Luminoso in der Hälfte des Landes aktiv. Die Situation der damaligen Zeit ist gut beschrieben im Buch Tod in den Anden des peruanischen Schriftstellers Mario Vargas Llosa, der 1990 bei der Präsidentenwahl dem japanischstämmigen Alberto Kenya Fujimori unterlag. Zwei Jahre nach seiner Amtseinführung putschte Fujimori mit Hilfe des Militärs gegen seine eigene Regierung. Gestützt auf Geheimdienst und Militär gelang es schließlich im September 1992, den Anführer Abimael Guzmán sowie weitere führenden Köpfe der Gruppen Sendero Luminoso und MRTA (Tupac Amaru) festzunehmen. Danach ließen die Aktivitäten der Guerillas nach. Die peruanische Regierung entwaffnete schließlich einen großen Teil der Kämpfer durch ein Amnestieangebot. Bis Ende 1994 gaben 6.400 Rebellen ihre Waffen ab.
Am 15. Mai 1997 detonierte eine Autobombe vor einem Bezirksrathaus in Lima und verletzte zahlreiche Menschen. Drei Tage vor dem Besuch des US-Präsidenten am 20. März 2002 explodierte eine Autobombe vor der amerikanischen Botschaft, wobei neun Menschen getötet wurden. Beide Anschläge werden dem Sendero Luminoso zugeordnet.
Etwa 700 Guerrilleros des Sendero Luminoso sollen heute noch aktiv sein.
[Bearbeiten] Weblinks
- Comisión de la Verdad y Reconciliación CVR (englisch, spanisch) Die peruanische Comisión de la Verdad y Reconciliación (dt. Wahrheits- und Versöhnungskommision) hat einen ausgewogenen Abschlussbericht über den peruanischen Bürgerkrieg veröffentlicht.
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Koppel, Peru's Shining Path: Anatomy of a Reactionary Sect, Pathfinder 1994
- Jean-Michel Rodrigo, Der dritte Sendero : weder Leuchtender Pfad noch Fujimori, die Alternative der peruanischen Volksbewegungen, Zürich : Rotpunktverlag, 1994
- Gustavo Gorriti, Shining Path: A History of the Millenarian War in Peru, University of North Carolina Press 1999, ISBN 0807846767
- Sendero Luminoso in Context: An Annotated Bibliography, hg. von John M. Bennett, Laurence Hallewell, Scarecrow Press 1998
- Shining and Other Paths, hg. von Steve J. Stern, Duke University Press 1998, ISBN 082232217X
- Lewis Taylor, Shining Path. Guerilla War in Peru's Northern Highlands, Liverpool University Pres 2006, ISBN 1846310164
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ europa.eu EU-Liste der Terrororganisationen vom 29. Mai 2006 30. Mai 2006